reisebericht-2010

Der hohe Freibord bietet viel Angriffsfläche für den Wind. Wenn man den Kurs aber anliegen will (oder fast anliegen will) muss man entweder das Ziel neu bestimmen oder eben eine Winddrehung abwarten. Bei nur drei Wochen Urlaub ist das bedauerlich.
Also gab es von Rostock aus zwei Varianten, generell nach Westen oder Osten. Dänische Südsee (über Fehmarn oder Smarlands) oder rund Rügen. Die dann nicht ausgeführte Route steht dann im nächsten Jahr wieder auf dem Plan.Bootsfrau1
Wir steckten mögliche Kurse ab, blätterten in Törnberichten und alten Broschüren, malten uns den Sommer aus. Dabei verguckte Heidi sich in die Sonneninsel Bornholm. Wollen wir nicht nach Bornholm segeln?
Wenn es passt gerne! Meine schönen Erinnerungen an Bornholm ließen uns Richtung Ost als erste Wahl bestimmen. Bornholm, die Erbseninseln und Kaaseberga waren die Eckpunkte für Richtung Ost in drei Wochen, alles Weitere sollte sich ergeben.

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In der Vorbereitung musste ich den Motor noch flott machen. Im Vorjahr war eine Einspritzdüse an meinem betagten Volvo Penta 2003 T undicht geworden. Ich hatte mir mit Asbestfaden geholfen, was aber nicht lange hielt. Jetzt könnte der Motor oder Kopf gewechselt werden, eine Horrorvorstellung, den Motor „auszugraben“. Also ein weiterer eigener Versuch: Passendes Fräswerkzeug für die Bohrmaschine kaufen (20 €), ein Vereinskamerad lötete mir einen längeren Schaft und einen Knauf an und ich glättete damit von Hand den Düsensitz vorsichtig. Das Abgas hatte einen richtigen Kanal in den Boden der Kupferhülse gefressen. Weiche Kupferscheibe unterlegen und ? ….der Motor war wieder dicht!
Logbuch
Los ging es am Sonntag, dem 01.08. früh, nachdem wir in der Woche das Boot schon segelklar gemacht hatten und ab Sonnabend an Bord waren. Endlich! (Montag war unser erster Urlaubstag für drei Wochen) Guter Wind um 4 aus W – NW ermöglichte unsere Vorzugsvariante: Kurs Ost. (Darßer Ort, Dornbusch auf Hiddensee, Arkona). Am frühen Abend rundeten wir Kap Arkona und bei dem westlichen Wind bot sich der Ankerplatz vor Vitt unterhalb des Leuchtturms Arkona an. 70 Seemeilen in einem Ritt!
Lohme auf Rügen wäre die Alternative für die Nacht gewesen. Ein wunderschöner kleiner Hafen mit Flair an der Hochküste. Eine lange Treppe führt in den Ort, unten ein Kiosk, auf halbem Weg ein Cafe mit Sicht über den Hafen bis zum Kap Arkona und oben im Ort das Fischrestaurant an der Hauptstraße. Von der wir früher schon oft gestartet waren. um weiter nach Ost oder Nordost zu segeln.
Vitt war die erste Möglichkeit, Segel streichen, Anker fallen lassen, Tisch aufbauen dauerten 15 Minuten. Bei der untergehenden Sonne aßen wir unser Abendbrot und tranken Rotwein. So konnte der Urlaub weiter gehen.
Am Ende war der Tag schon lang, die Fahrt entlang der Halbinsel Wittow zog sich. Abends setzen wir die 200 m mit dem Schlauchboot über nach Vitt, bummeln zur kleinen achteckigen Kapelle, in der ein Konzert stattfand. Dazu kamen wir leider zu spät, wollen nicht stören und wandern stattdessen ein Stück auf der Steilküste Richtung Kap Arkona. Von dem slawischen Burgwall schweiften die Gedanken nach Kaaseberga, der großen Schiffslegung am anderen Ufer der Ostsee. Ein alter Kulturraum, den wir in diesem Jahr befahren wollen.
Am Montag 02.08. wollen wir vorbei an den Kreidefelsen Saßnitz besuchen. Ich hatte Saßnitz von einem Tagesbesuch in guter Erinnerung, zwar war der Hafen noch nicht modernisiert, aber es hatte sich mit den Restaurants und Geschäften, dem Fischerei- und Hafenmuseum schon einiges getan. Diesen Eindruck hätte ich mir bewahren sollen. Jetzt ist alles nur schlimmer geworden. Der Verfall ist fortgeschritten, der Service schlechter geworden. Der Hafenmeister ist sich dieser Situation sehr bewusst, resigniert und es leid, sich laufend zu entschuldigen. Die Masse der Tagesurlauber hat zugenommen, die den Hafen kurzzeitig bevölkern an den schäbigen Buden oder dreckigen Kuttern Fischbrötchen kaufen. Masse statt Klasse.
Wir bummeln die Promenade entlang in Richtung Kreidefelsen und genießen die Naturschönheit. Abends genießen wir die letzten Sonnenstrahlen in einem Cafe direkt auf der Promenade, die Fähre läuft in die Bucht ein und von hier ist der Hafen auch schön anzusehen. Hoffentlich passiert hier bald etwas, es gibt wenige Plätze mit mehr Potenzial.
Uns hält eigentlich nichts in Saßnitz, aber der Weg nach Bornholm ist weit und wir wollen nicht spät ankommen. Besser abends lossegeln und früh ankommen.
Am Abend des 03.08. brechen wir von Saßnitz aus auf, etwas früh -wie sich herausstellt-, aber wir wollen nicht länger in Saßnitz bleiben. Uns erwartet eine aufgeräumte freundliche Insel, Bornholm. Der Wind weht immer noch gut aus SW und so kommen wir schnell voran, allerdings treibt uns auch die Strömung mehr als gedacht nach Osten. Gegen Mitternacht passieren wir Rönne gesteuert Kurs Nord und sind etwas desorientiert, weil neben den vielen Lichtern an Land auch die der Fischer um uns herum wuseln.
Dazu kommt, dass die Hydraulik unserer Ruderanlage ausfällt. Wir können immer weniger Druck übertragen und bei halbem Wind und Wellen von der Seite müssen wir uns mit dem Notruder behelfen. Das heißt, ich lehne (stemme mich ab) achtern an der Reeling und drücke mit den Füßen mit aller Kraft gegen die Notpinne. Heidi, der Bootsfrau, ist das alles suspekt, bei Nacht segeln, nicht wie gewohnt mit dem Rad steuern können. Ich möchte sie in die Koje schicken, aber sie will mir Gesellschaft leisten, verwöhnt mich mit heißem Kakao.

Es ist noch dunkel als wir die Westküste von Bornholm Richtung Norden entlang segeln.Blick über den Hafen HammerhusHammerhus ist immer wiederbeeindruckend. 

Mittags machen wir uns auf den Weg durch die Heidelandschaft zum Leuchtturm Hammer Odde und weiter nach Allinge. Am nächsten Tag leihen wir Fahrräder und fahren nach Vang, den kleinen Hafen und das noch kleinere Vereinshaus ansehen. Es ist sogar Platz im Hafen, aber unser Weg soll uns nun ins Getümmel nach Allinge und von dort zu den Erbseninseln führen.

Hammerhus Hafen_mit_Skipper

 05.08. verholen wir nach Allinge, vorbei am Leuchtturm. Der Hafen wird kurz vor uns bis auf weiteres wegen Vorführungen der Küstenwache und eines Feuerlöschbootes gesperrt.
So segeln wir weiter bis Tejn und sind am Ende ganz froh. Der Hafen von Tejn ist in einen geschäftigen Fischereihafen und einen ruhigen Sportboothafen geteilt. Bis Allinge können wir wieder mit dem Fahrrad fahren.

Rokkestenen Schatzsuche

Wir unternehmen auch eine Fahrradtour auf den Inselrücken zur Rundkirche nach Olsker.
Außerdem wollen wir einen Schatz suchen! Wir haben von dem Spiel „geocaching“ gehört und wollen es ausprobieren. In der „Rutzker Hochheide“ soll ein Schatz bei den Rokkesteenen (Wackelstein) versteckt sein. Die Koordinaten sind angegeben und wir haben den Hand-GPS eingepackt. Der Rokkesteen (Wackelstein) ist leicht gefunden, aber das GPS-Signal schlecht.

Schatzsuche Rokkestenen

Gefunden!
Eine Dose mit Signaturheft, Bleistift und kleinen Steinen. Wir hatten Spaß in einer wunder-schönen Heidelandschaft.

07.08. Zu den Erbseninseln Christiansö und Frederiksö ist es ein kleiner Sprung, 13 sm. Christians Hafen

Der Wind bleibt uns treu, immer noch SW 4. Mittags sind wir im Hafen, dort steht Schwell und Strom, so dass es nicht gelingt auf der Seite Frederiksö einzuparken. Es gibt nur wenige Liegeplätze mit Heckbojen in dem Kanal. Hinter der Mole werden wir glücklicherweise vor einem großen Stein in der Box gewarnt. Kurz vor der Brücke lockt noch eine freie Heckboje aber der Platz ist zu eng für diese Wetterbedingungen. Wir finden einen Platz auf der Seite von Christiansö unterhalb der Kasernen und beginnen mit der Erkundung der Inseln. Wir verlieben uns sofort in diese Inseln aus Stein, eine freundliche Festung, der östlichste Vorposten Dänemarks. Wie kleine Festungen sind auch die vielen kleinen Gärten in Senken mit dicken Steinmauern umgeben. Hier fängt sich die Sonnenwärme und Blumen wie Gemüse wachsen prächtig.

Hornfisch

Auf dem Weg nach Christiansö ist uns ein Hornfisch an den Haken gegangen, wir verspeisen ihn mit Freude.
Danach umrunden wir Christiansö mit dem Schlauchboot und schnorcheln zwischen den Felsen. Die Felsen sind mit Tangen bewachsen, die im Wellengang hin und her wogen. Alles scheint um uns in Bewegung. Nachdem die letzte Fähre nach Allinge abgelegt hat wird es still auf der Insel. Wir kehren im Kro ein und sind fast die einzigen Gäste.

Christians KroAbends kommt noch ein Einhand-Segler, Heimathafen Rostock, aus Utklippan und legt längsseits an. Wir unterhalten uns kurz, aber er will schlafen, früh soll es weitergehen, möglichst bis Rostock!


Eigentlich wären wir gerne noch einen Tag geblieben, aber ein polnisches Segelboot kommt längsseits. Es ist offensichtlich ein Vereinsboot aus Stahl mit 10 Personen (zeitweise sind es noch mehr) an Bord, die ständig hin und her poltern. Offensichtlich sind sie auch angetrunken, so dass es uns einfach zu laut ist. Wir legen ab und weil es schon spät ist, segeln wir einfach wieder zurück nach Tejn.


09.08.Vormittags wollen wir uns nach Allinge verholen. Wir sind kaum aus dem Hafen, stirbt der Motor. Lieber umdrehen und das Problem lösen, in Allinge ist es eng. Wir kommen gerade an unseren Steg zurück, immer wieder hat sich die Drehzahl des Motors reduziert. Filter? Einen Ersatzfilter habe ich dabei und wechsle ihn aus, es wird nicht besser. Also auch für den zweiten Ersatz schaffen. In einer Autowerkstatt bestelle ich den Filter, er soll am nächsten früh da sein. Es dauert aber doch einen Tag länger und wir sind wieder mit dem Fahrrad unterwegs. Fisch satt!

In Allinge probieren wir die rustikale Fischräucherei. Mit dem Bon am Revers ist Essen satt angesagt.

Am 11.08. wechseln wir mit dem Boot nach Allinge, zunächst läuft der Motor rund, dann stottert er aber wieder. Wo ist das Problem? Wir genießen erst einmal Allinge! Der Hafen ist erstaunlich leer. Bummeln durch die Geschäfte ist angesagt und leichte Kost im Hafenrestaurant. Uns liegt der viele Räucherfisch noch schwer im Magen.
Wir sind jetzt fast 200 sm gesegelt und die Distanz müssen wir mindestens auch zurück. Sicher sind wir noch nicht, ob wir das Problem mit dem Motor gelöst haben. Also besser langsam zurück, Kurs West nach Kaaseberga.
Am 12.08. segeln wir nach dem Frühstück los. Der Wind weht kräftig aus SW, ganz können wir Kaaseberga nicht anliegen aber ein kurzer Schlag nach Süd vor dem Leuchtturm und dem vorgelagerten Flach sollte reichen.

Wir kommen schnell voran und sind am Nachmittag schon im Hafen.

Kaaseberga Hafen 2010Obwohl noch relativ viel Platz im Hafen ist werden wir vom Hafenmeister begrüßt und freundlich auf die Seite eines holländischen Motorseglers dirigiert. Der Skipper begrüßt uns ebenfalls freundlich, nimmt uns die Leinen ab und der Hafenmeister belegt Vor- und Achterleine auf der Pier. Er erklärt uns, dass der Hafen noch voll wird und er lieber jetzt schon die Boote im Hafen verteilt, die schweren an die Pier, die leichten davor. Eigentlich gar nicht schlecht. Wir haben auf diese Art nette Bootsnachbarn „zugeteilt“ bekommen.

Erst einmal zieht es uns die Steilküste hinauf zur größten Schiffslegung Skandinaviens „Ales Stena“. Der Ort ist schon beeindruckend, wir fühlen uns, wie auf dem zentralen Aussichtspunkt über die Ostsee.
Den Hang teilen sich die Gleitschirm-flieger die im Aufwind am Hang vor uns praktisch auf der Stelle sitzen und die schweren Kühe, die graziös den Hang entlang schlendern.

Kaaseberga Schiffssetzung_2010

Wir haben Hunger bekommen und nutzen das reichhaltige Fischangebot am Hafen. Am Abend gibt es noch einen Gedankenaustausch über die Reling hinweg, wie wir am besten weiter nach Westen kommen.
Wir wollen am 13.08. nur eine kurze Etappe bis Ystad segeln. Der Holländer will weiter und so legen wir gegen 9 Uhr ab.
Der Motor zickt immer noch. Ich hatte auf der Fahrt nach Kaaseberga den Motor beim Probelauf beobachtet und suchte die Stelle, wo er Luft zog und kam auf die Handpumpe (Gummiball) zwischen Tank und Filtern. Mit Pumpen konnte ich das Sterben des Motors verhindern. Beim Einlaufen in den Hafen schwächelt der Motor wieder, ich flitze runter ein paar Pumpstöße, der Motor läuft wieder normal und wir können anlegen. Es ist aber Stress, in den Hafen einfahren und dabei das Großsegel noch fixieren, eine leere Box suchen, Fender platzieren, Leinen bereit legen –und dabei den Motor beleben!

Auf den guten Ausgang ein Anlegebier und dann die Stadt besichtigen. In Ystad hatten wir bisher noch nie halt gemacht. Dabei sollen in der Stadt viele schöne mittelalterliche Häuser erhalten sein.
Ystad 2010Uns haben am besten die schönen Hinterhöfe gefallen, viele beherbergen kleine Cafe´s oder es werden Souveniers angeboten. Da es zu nieseln beginnt, verkriechen wir uns in dem alten Brauhaus (Bryggerit), einem Fachwerkhaus mit dicken Balken aus dem 18. Jh..
Lange halten wir uns aber nicht auf, früh wollen wir gen Westen aufbrechen und in die Nähe von Trelleborg kommen. Der Motor macht uns doch Sorgen. Noch haben wir NO, den es zu nutzen gilt.

Wie geplant geht es am 14.08. früh los Richtung Leuchtfeuer Kullagrund, den lassen wir Backbord liegen und runden die Untiefentonne-Süd um Kurs auf Trelleborg zu nehmen. Wir sind gut in der Zeit, so dass wir den kleinen Fischerhafen Skare, westlich von Trelleborg, als Ziel bestimmen. Ausgerechnet vor der Einfahrt von Trelleborg zieht langsam Seenebel auf. Wir queren das Fahrwasser der Fähren noch mit einiger Sicht und mit Motorenunterstützung, um der Gefahr möglichst aus dem Weg zu gehen. Der Wind hat schlagartig nachgelassen. Etwas irritiert sind wir als eine Fähre uns außerhalb des Fahrwassers umkreist. Der Käpt´n hat einen großen Kreis gewählt, weil er offensichtlich zunächst eine Fähre im Ausgang passieren lassen musste. Als wir dann das Fahrwasser endgültig hinter uns gelassen haben wird der Nebel so dicht, dass wir keine 20 m Sicht mehr haben. Fleißig tuten ist angesagt und wir bekommen Antwort, mal von Backbord, mal von achteraus und dann wieder von Backbord, mal ganz nahe, so dass man auch die Stimmen hören kann, dann wieder entfernter. Wir können uns nur nach GPS und Kompass richten und finden die Einfahrt trotzdem nicht, sondern fahren quer vor der Einfahrt mit Sicht auf den Meeresboden. Kurz vor uns tauchen immer wieder Schwäne auf, die genauso überrascht sind wie wir. Plötzlich taucht neben uns die Hafenansteuerungstonne auf und dann lichtet sich auch der Seenebel, als hätte man ihn weggezogen.

5 Minuten später laufen wir bei Sonnenschein und absoluter Windstille in den;Wir machen noch einen Spaziergang richtung Trelleborg am Ufer entlang und kommen zu dem gepflegten Golfplatz direkt am Ufer. Von einem kleinen Hügel mit einem Gedenkstein aus beobachten wir in der Abendsonne eine Gruppe Golfer ihre Bahnen ziehen, vor dem Ufer fahren die Fähren von und nach Trelleborg.

Skare 2010

Der Ort Skare selbst besteht nur aus dem kleinen Fischerhafen und einigen Häusern an der Küstenstraße. Wir legen am 15.08. früh ab, um weiter nach Mön zu segeln. Der Wind weht kräftig aus Nord, so dass wir schnell Falsterbo Rev an Steuerbord liegen lassen. Im Sund ist es sehr kapplig und Regen macht die Segelei nicht sehr freundlich. Im Sund geht ein starker Strom, der gegen den immer weiter auf NW drehenden Wind die Wellen aufbaut. Wir wollen durch den Ulvsund nach Stege segeln und ich, der Skipper, hielten stur an dem Plan fest, obwohl uns auch von dort der Strom entgegen stand. Letztlich mussten wir den Motor zur Hilfe nehmen, um uns in den kurzen Wellen nicht fest zu stampfen. Im Nachhinein wäre der Kurs Klintholm sicher besser gewesen. Das Fahrwasser in den Ulfsund ist sehr eng und auch unübersichtlich. Verwirrend ist, dass die Einheimischen oft Abkürzungen segeln und man sich ständig fragt, ob man noch den richtigen Kurs segelt. Die Sicht war durch den Regen sehr schlecht. Heidi hat konzentriert gesteuert und ich habe die Tonnen abgehakt und mit der Karte verglichen, zusätzlich musste ich immer wieder den Motor mit vorpumpen beleben. Mittlerweile war klar, dass es an der Dieselpumpe liegen muss, aber in Skare gab es keinen Service und nun hofften wir, dass die Pumpe durchhält. Es war ein anstrengender Segeltag und wir waren echt froh, als wir endlich in Stege ankamen. Von weitem machte uns schon ein Seglerpaar auf eine freie Box aufmerksam und nahm Stege 2010dann die Vorleine entgegen, eine Hilfe, die man nach einem solchen Segeltag gerne in Anspruch nimmt. Das Wetter war durch Regen und Wind unangenehm, ein kurzer Gang in die kleine Stadt Stege, ein paar Einkäufe und wir verkrochen uns unter Deck. Der kleine Heizlüfter wärmte uns und trocknete die durchnässten Segelanzüge. Mit der Wärme stellte sich auch die Zufriedenheit ein. Immerhin haben wir damit die größeren offenen Wasserflächen in Richtung Westen hinter uns gelassen. Jetzt steht nur noch die Fahrt in den Sunden mit viel Abwechslung durch die unmittelbare Ufernähe vor uns. Rostock werden wir durch den Guldborgsund erreichen, quasi unser Hausrevier, das wir sehr mögen. Irgendwie verbindet sich damit der Beginn oder das Ende eines Segelurlaubs. Der Sprung über die Ostsee nach Süden klappt ohnehin immer, da kann der Wind wehen, wohin er will.
Mit dem Gefühl schlafen wir ein und planen, den nächsten Tag Stege zu erkunden. Der Regen begleitet uns durch die größte Stadt auf Mön, die schnell durchwandert ist. Wir sehen uns die Kirche „Hans“ in Stege an und beschließen auch noch nach Keldby zu wandern. Leider gibt es keinen Wanderweg, sondern nur die sehr befahrene Straße und es ist echt gefährlich. Die gemütlichen Dänen haben hier ein atemberaubendes Tempo drauf und wir kehren lieber wieder um, schlendern durch die Geschäfte und landen, wie schon in Ystad, im Brauhaus. So gestärkt hole ich noch einen Kanister Diesel von der Straßentankstelle, sicher ist sicher.


Am 17.08. geht es dann wieder weiter. Der Wind hat jetzt auf West gedreht und weht frisch. Das erste Stück können wir segeln, dann müssen wir wieder den Motor zur Hilfe nehmen, um die Brücken zu passieren. Im Smalandsfahrwasser können die Segel wieder gesetzt werden und wir kreuzen mit langen Schlägen, kommen bei dem Strom aber nicht recht voran. Alle Wasser des Belts scheinen bei dem strammen Westwind durch das Smalandsfahrwasser nach Osten zu wollen. Es dauert also länger als gedacht und ist wieder etwas kappelig. Endlich ist mit dem hoffentlich letzten Schlag der Guldborgsund zu erreichen. Unter den Gewitterwolken dreht der Wind nach NO und es geht mit guten 7 kn auf den Guldborgsund zu. Ich kann es nicht lassen, diese Gunst zu nutzen und bekomme dann im letzten Moment die Genua gerade noch schadlos herunter bevor der Wind in einem Gewitterschauer nochmals aufdreht. Es gießt, wie aus Eimern. Zu sehen ist erst einmal nichts mehr. Nachdem der Schauer durchgezogen ist, kommt die Sonne heraus und mit frischem SW geht’s in den Guldborgsund und damit in die Abdeckung. Vor Nyköbing legen wir uns an die Ankerboje, der Wind schläft ein und es ist so friedlich, als hätte sich der Wind den ganzen Tag versteckt.

Ankerplatz vor_Nykbing1_2010

Am 18.08. schlafen wir richtig aus, frühstücken in der Sonne, es ist nich ganz still im Sund, aber dann hält uns nichts mehr. Nun wollen wir nach Hause. Mit frischem Westwind geht es Warnemünde entgegen. Zuerst sehen wir, wie immer, die weiße Dampfwolke des Heizkraftwerkes im Rostocker Stadthafen, dann das Hotel Neptun und den Kran der Schiffswerft. Der Leuchtturm taucht zuletzt auf, so ist es heute nun mal. Um 15 Uhr sind wir an unserem Liegeplatz am Schnatermann fest. Niemand hat es bemerkt, so in der Woche. Wir klaren langsam auf, genießen aber den Tag noch in unserem schönen Heimathafen. Es ist ja auch ähnlich dem Ort an dem wir heute morgen gestartet sind. Hier der Breitling, dort Bredningen, hier die Warnow nach Rostock, dort der Sund, freundliche Menschen auf beiden Seiten.

Wir haben einen sehr schönen Törn hinter uns. Bornholm war wieder Klasse und nicht einmal überlaufen. Probleme machte wieder der Motor. Ich habe mich aber auch blöd angestellt, auf das nahe liegendste war ich nicht gekommen, die Membran der Dieselpumpe, eigentlich 10 min. Reparatur. 

 

 

 

 

 

 

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