Reisebericht 2013

Die Luft war aber lange kalt und es war ungemütlich, so dass die Arbeiten liegen blieben. Erst im April fing es an Sinn und Spaß zu machen. Es waren einige aufwendige Holzarbeiten notwendig. Die Zeit wurde knapp.

Erste Reise 2013 nach Marstal

In den vorigen Jahren haben wir unsere „Männertour“ immer über Pfingsten durchgeführt.

In diesem Jahr bot sich die Woche über den 1. Mai mit dem Brückentag an. Anfang Mai war es immer schon schön, die Häfen noch leer und Pfingsten konnte für die Familie bleiben. Am Ende war es der früheste mögliche Termin und die letzten Überholungsarbeiten waren noch nicht ganz abgeschlossen.

Zwei gute Freunde waren eingeladen, die Route nach Marstal geplant und auch ein Ersatzziel für Westwindlagen mit Hiddensee gewählt.

Meine Freunde waren noch nicht auf Aerö und ich hatte endlich die Bücher von Carsten Jensen gelesen. So war dieses Reiseziel wieder einmal interessant. Auf Aerö wollten wir neben dem Besuch in Marstal mit seinem Seefahrtsmuseum auch zum Voderup Klint fossile Muscheln suchen.

Am 29. April sollte es losgehen und am 05. Mai wollten wir wieder zurück sein. Als Route hatten wir uns Rostock-Fehmarn-Marstal für die Hinreise gewünscht, alles Weitere sollte sich dann entscheiden. Wir haben es uns zur Regel gemacht, immer mehrere Optionen zu planen und die letzte Entscheidung den Wetterbedingungen zu überlassen.

Und schon gab es die erste Präzisierung der Route, bei westlichem Wind wählten wir nördlichen Kurs durch den Guldborgsund und erreichten unser Tagesziel, einen Ankerplatz vor der Insel Femö. Weiter ging es am nächsten Tag um die Nordspitze von Langeland, wo wir eine Rettungsübung einlegten, auf den Ankerplatz im Thurosund. Der Wind war zunächst eingeschlafen, kam dann wieder von Nord und drehte auf Ost. Wir hatten alles richtig gemacht. Auf den Ankerplätzen waren wir allein, immer weniger Segler scheinen zu ankern, und auch die Häfen von Svendborg und dann Marstal waren noch gähnend leer.

Von Thurosund nach Marstal war es eine kurze Reise und obwohl der Wind wieder einschlief, kamen wir am frühen Nachmittag in Marstal an, rechtzeitig, um die alljährliche dänische Kuchenorgie zu beginnen. crew in marstal klein

Als Highlight stellte sich der Neubau eines Marstalschoners auf dem historischen Eriksens Plads im Hafen heraus. Die ersten Spanten am Heck waren gerade gerichtet und auf einer großen Fläche die Eichenbohlen zur Auswahl und zum Zuschnitt ausgelegt. Ein toller Neubau mit Stiftungsmitteln durch das Seefahrtsmuseum.

Als Rostocker Bürger kann man da schon neidisch werden. Wir sind dabei unser maritimes Erbe ersatzlos zu verschrotten!

Als ich das letzte Mal in Marstal war, waren die Liegeplätze in der Marina ziemlich heruntergekommen, viele Heckpfähle fehlten oder waren nicht mehr fest. Zwischenzeitlich ist das aber abgestellt und der Hafen aus unserer Sicht wieder zu empfehlen. Zu empfehlen ist auch das Spisehus Fru Petra Berg am Fähranleger. Wir erfuhren, dass Segler, wenn sie zu ihrem Essen „mayday“ signalisieren, ein Getränk spendiert bekommen.

Wie immer bei unserer „Männertour“ waren wir üppig verproviantiert und nutzten die Grillplätze in der Marina (inkl. der glühenden Kohle). 

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Die Landschaft am Voderup Klingt mit ihren Terrassen und der 33m hohen Steilküste ist schon beeindruckend und war die Wanderung wert. Wir hatten auf der ganzen Reise herrliches sonniges Wetter und jetzt begann es auch wärmer zu werden. Die fossilen Muscheln haben wir mit Hilfe unseres Fachmanns gefunden, sie waren aber so weich, dass sie nicht heil geborgen werden konnten. Dafür haben wir ein fast vollständiges Schweinswahlskelett gefunden. Die Versuchung war groß es mitzunehmen, Pläne es zuhause über dem Schreibtisch aufzuhängen waren verlockend, wäre es nur nicht so sperrig. Und der wachsartige graue Klumpen? 50.000 € hat der letzte Fund eingebracht? Auf der Reise haben wir unsere vielen Wahlsichtungen notiert und aus Marstal nach Stralsund gemeldet, waren unsere Funde das Honorar? Wir ließen alles zurück, nahmen unser Glück mit und genossen den schönen Frühlingstag.

 

wahlskelett aer

wahl auf aer

 

 

Mit dem kostenfreien Bus ging es zurück nach Aerösköbing in die Rögeri am Hafen. Aerö´s Räucherfisch und Aerö-oel passen gut zueinander.

Der Inselaufenthalt hat uns so gut gefallen, dass wir vergessen haben, die Spuren aus den Romanen von Carsten Jensen zu suchen.

Am 03. Mai setzten wir Segel für den Rückweg, der Wind kam von SW und drehte auf Süd, schlief über Mittag auch wieder ein, so dass wir Fehmarn nicht, wie geplant, anlaufen konnten. Stattdessen war Angeln angesagt, was trotz provisorischer Mittel an der Südspitze von Langeland mit Blick auf den Leuchtturm Keldsnor auch erfolgreich war.

zeit zum angelnGegen Abend kamen wir in Roedbyhavn an und grillten unseren gefangenen Fisch. Eigentlich ist der Hafen eine Zumutung. Wir lagen ganz gut im hinteren Hafenbecken an einem Schwimmsteg. Der Wind hatte gegen Abend wieder zugenommen und hier war es geschützter und auch ruhiger, als in der kleinen Marina hinter der Westmole. Eine Zumutung sind die veralteten, engen, zu wenigen sanitären Anlagen. Für uns war es ein kurzer Stopp auf dem Weg nach Rostock der bei dem über Tag wenigen Südwind dann noch lang wurde. Erst Mitternacht kamen wir in unserem Heimathafen am Schnatermann an. Aber welche Überraschung: Der abends kalte Wind über See war hier kaum spürbar und die Singvögel, vor allem Sprosser, empfingen uns mit einem herrlichen Konzert. Noch ein gemütlicher Schlummertrunk, Aufklaren am nächsten Tag.

 

Alles in Allem eine schöne Reise, 230 sm, das schönste Wetterfensterin diesem Frühjahr und ein guter Test für die neue Segelsaison. Jetzt sind die kleinen Defekte beseitigt (Kabinenbeleuchtung, Trinkwasserpumpe, Steuerpilot), der Sommer kann kommen.

 

Juni

Vielleicht kommt jetzt doch der Sommer?

Resümierend ist festzustellen, dass wir die bisher schönsten Tage Anfang Mai für unsere Reise nach Marstal genutzt haben.

Aber nun kommt der Sommer! Am 21.Juni werden wir Mitsommer am Schnatermann feiern und haben uns dazu die Freunde des Museumshafen Rostock eingeladen. Das wird sicher sehr lustig und auch ein schönes Bild mit den vielen Masten. Weitere Info's unter Aktuelles.

 

Juli   -      Ferien!  

Endlich Urlaub! Der Plan ist wieder einmal Schweden, die Schären von Blekinge. Aber nicht um jeden Preis, wir sind alt und erfahren genug, um mehrere Optionen (Kartensätze) parat zu haben. Vorbereitend haben wir die alten zerfledderten Karten kopiert, berichtigt und einlaminieren lassen, damit sie unverwüstlich sind. Eintragungen werden mit Permanentmarker vorgenommen und am Ende mit Lösungsmittel entfernt.                                                                                                                                                                                                3 Wochen segeln liegen vor uns und einige Toleranztage. So warten wir noch das richtige Wetter ab, bunkern reichlich und schlafen schon an Bord.bootsfrau erster schlag1

03.07. Start um 5 Uhr ab Schnatermann bei erwartetem Sonnenschein und Südwind, allerdings nur 4-6 kn, um 6 Uhr haben wir die Molen in Warnemünde passiert. Um 10 Uhr am Darßer Ort und 16.30 Uhr am Ankerplatz in der Nähe von Dranske (der Wind soll in der Nacht auf Ost drehen), querab zum ersten Tonnenpaar des Hiddenseefahrwassers. Niemand, außer uns, ankert dort. Diese Erfahrung haben wir schon mehrere Jahre gemacht, Kühlschrank und Fernseher brauchen dringend Landstom. Uns ist es recht, wir genießen den ruhigen Abend nach dem für uns langen Törn (54 sm) bei einem erfrischenden Bad (17oC) und einem feurigen Rotwein.Ankerplatz Dranske 

Wir haben uns vorgenommen, einem langen Tag immer mindestens einen kurzen folgen zu lassen. Das ist das Zugeständnis an die Bootsfrau, wir segeln ja zur Erholung!

Ziel am 04.07. ist Lohme, um 9 Uhr geht es los und es zieht sich bis 15 Uhr hin bis wir dort fest sind. Im freundlichen Hafen mit dem südländischen Flair ist noch viel Platz, aber wie immer muffelt es, die Rotalgen sollen es sein. Immer, wenn wir dort sind gehen wir in den Gasthof Daheim und wie immer essen wir dort zu viel von den reichlichen Portionen.

 

 

kap arkona

segelpaar                                                       lohme klein                         

05.07. Schon früh, um 5,30 Uhr legen wir in Lohme, Richtung Bornholm, ab und sind augenscheinlich die ersten auf dem Wasser.        Allerdings schläft der Wind erst einmal ein.kreidefelsen im morgenlicht Das frühe Aufstehen hätten wir uns sparen können. Um 10 Uhr dreht der Wind von Südwest auf West und legt auf 7kn zu. Die Sonne scheint und wir haben Zeit, zwischendurch ist Baden angesagt. Nachmittags frischt es dann immer weiter auf und die Fahrt wird immer flotter. An Bornholms Küste, weht er dann schon steif, dass wir überlegen unser Ziel, den kleinen Hafen Vang überhaupt anzulaufen. Dicht vor der Westküste bauen sich schon richtige Wellen auf und Heidi stößt sich das Knie gemein beim Segel bergen. Um 16 Uhr sind wir dann aber fest im gut geschützten Vorhafen. Vang hatten wir uns schon bei den letzten Besuchen von Land aus angesehen und wollten dort unbedingt einmal in den wirklich winzigen Hafen mit dem noch winzigeren Vereinshaus. Wenn Lohme auf Rügen schon südländisches Flair ausstrahlt, so tut dies Vang gegenüber auf Bornholm erst recht. Dazu die freundliche Gelassenheit der dänischen Südländer, der Hafenmeister mit seinem Hafenkiosk Bixen, der, wie in alten Zeiten, die Brötchen aufs Boot liefert. Anscheinend zieht dieses einfache und herzliche Klima auch die entsprechenden Segler an. Wir bleiben noch einen Tag, genießen die Atmosphäre, den Ausblick vom Hafen auf Hammerhus und klönen mit den anderen Seglern. Wir beobachten, wie sich die Segler die Heckleine vom Kai am Bug mit spitzen Fingern angeln und sind froh es nicht versucht zu haben. Leider kann Heidi nicht dabei sein, die Umgebung zu erkunden, die Steinbrüche, den Wasserfall, und den alten Verladehafen für Bornholmer Granit, der jetzt zum geschützten Badeplatz umfunktioniert ist. Ihr Knie schmerzt braucht Ruhe.

Am 07.07. verholen wir nach Sandvig auf die Ostseite, um von dort aus nach Hanö, Schweden zu starten. Um 12.30 liegen wir in der Bucht vor Anker. Nach uns kommen noch zwei weitere Ankerlieger, leider ist es nicht sehr komfortabel, der Wind hat wieder auf 11 kn aufgefrischt und es erreicht unangenehmer Schwell um Hammer Odde den Ankerplatz.

Wie schön war es doch in Vang! da segeln wir ganz sicher wieder hin.

08.07. Um 5 Uhr geht der Anker auf, wir sind wieder die ersten und bei 10 kn von West ist Hanö gut zu erreichen. Wir setzen, wie schon auf der gesamten Reise alle Segel, die große Genua, Groß- und Besansegel. Nachmittags schläft der Wind langsam ein, Sonnen, Baden, Deck waschen und Schiffe gucken. Kurz nach 15 Uhr laufen wir in den Hafen Hanö ein und finden noch einen Platz vor Heckanker am Ende der Mole. Ich hatte den Hafen Hanö in besserer Erinnerung, uriger, ein Platz für Segler auf der Etappe. Leider ist es ziemlich kommerzialisiert und auch ganz schön teuer. Eigentlich wollten wir uns hier das Revierheft für West-Blekinge mitnehmen, aber 20 € für das dünne Heft? Wir machen einen kurzen Rundgang (Heidi‘s Knie) zum Leuchtturm und dem britischen Soldatenfriedhof. In der Heidelandschaft sind eine Reihe von Kunstobjekten aufgestellt. Anregung für die halb abgestorbene Weide am Schnatermann.

09.07. Die großen Etappen haben wir erst einmal hinter uns, jetzt geht es in kleinen Sprüngen in die Schärenwelt. Um 11.30 Uhr legen wir bei SW ab, Richtung Tärnö und 15 Uhr sind wir schon an einem kleinen Steg mit Grillplatz, Wasserhahn und Toilettenhäuschen fest. Es kostet nichts. Vor dem Steg gibt es noch eine Ankerboje, aber leider besetzt, und in der Bucht ankert noch ein deutscher Katamaran. Eine wunderschöne Insel und am anderen Ende der Bucht gibt es einen kleinen Hafen(150 Kr.) mit Kro und für uns ein frisch gezapftes Bier. Nachts dreht der Wind auf N und frischt an unserem Steg so sehr auf, dass eine Vorleine bricht. Ich tausche sie gegen eine dickere aus und bringe eine Leine zu einer zweiten Heckboje aus. Die erste Heckboje war nur mit einem dünnen Bindfaden verankert. Am Morgen hängt der Beschlag am Steg an der letzten Schraube, also Beschlag wechseln. Offensichtlich ist der Steg nur für kleine Motorboote konzipiert. Wir bleiben trotzdem noch einen Tag, die Insel ist so schön. Wir sonnen uns, baden und grillen beim „Affärs“ gekauftes Fleisch.

11.07. Der Wind kommt immer noch aus N mit 17 kn. Gegen 11 Uhr starten wir Richtung Ost durch die Schären Richtung Rönneby und erreichen Ekenäs 14.30 Uhr. Mit dem Bus fahren wir nach Rönneby. In der Stadt findet gerade ein Sommerfest statt, zu dem sich viele dicke Menschen versammeln. Wir sind im „Schärenmodus“ und fliehen zurück in die Marina. Dort gibt es eine lieb geschriebene Nachricht, dass der Liegeplatz bald vom Eigner benötigt wird und wir gebeten werden uns einen anderen schönen Liegeplatz zu suchen. Wir wollen lieber weiter, schon der trubel in der Marina ist uns zu viel und es ist zu eng. Nach dem Wetterbericht, der Wind weht immer noch aus N (Windfinder) segeln wir wieder hinter die Felsen (innerer Schärenweg). Ab hier gilt auch schon unser östliches Blekinge Schärenheftchen.

12.07. Um 11.30 Uhr legen wir ab, bis zur Schäre Tarkö sind es 14 sm. In der Schäre finden wir nicht gleich den richtigen Weg und dann zunächst nicht den optimalen Liegeplatz. Aber was länger währt (14.30 Uhr), wird bestens und so finden wir den richtigen Stein und Baum zum festmachen. Bisher hatten wir nur Sonne! Auch hier sonnen wir uns, baden, ich tauche und kratze Seepocken von der Schraube und tausche eine aufgefressene Opferanode. Das Wasser ist noch lausig kalt (14oC). Bei Sonnenuntergang versuche ich mein Glück mit Angeln. In kürzester Zeit habe ich 12 Heringe und einen Barsch im Eimer. Am nächsten Tag ist wieder faulenzen und Fisch braten angesagt. Ich reinige noch den Wasserpass, bevor es nach Karlskrona geht. Einige Tagesausflügler liegen mit großem Abstand in der Schäre und sonnen sich oder veranstalten ein Picknick, zu hören sind sie nicht. Die Angler allerdings haben es immer eilig, mit vollem Speed fahren sie morgens auf die See und kommen abends zurück, eine Herausforderung für Schären-/Felslieger.

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