Reisebericht 2015

 

 

 

 

 

Seefahrt1Reisevorbereitungen 2015

 

Am ersten Mai soll es losgehen!

Rostock-Polen-Königsberg-Klaipeda-Riga-Tallin-Helsinki-Alands-Bottenwiek-schwedische Schären-Sockholm-Gotland-Öland-Bornholm-Hiddensee-Rostock. Die große Runde! Endlich finde ich die Zeit und ein Freund viel Zeit, um die Reise zum Großteil zu machen. Endlich die Grenzen zu erweitern, in denen uns der jährliche Urlaub festhält. Im Osten lag der bei Danzig und Karlskrona. Endlich das Meer vor unserer Haustür, das Meer in unserer Mitte, in seiner ganzen Größe und seinen Fassetten zu erleben. Wir wollen die Bilder in uns festhalten, wir, der Maler Mathias Buss und ich mit dem Fotoapparat.

Die Bilder von Mathias Buss kann man erwerben, eMail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

 

Vorjahr, im Guldborgsund

Noch steht das Boot im Winterlager, die Planungen sind auf der elektronischen Seekarte am Computer gemacht, Einladungen für  Königsberg auf dem Weg, aber mit jedem Tag, den die Sonne höher steigt, steigt auch unsere Vorfreude auf die vielen Eindrücke und  Begegnungen.

19.04.2015

weiterlesen

Hallo, das Boot schwimmt. Winterarbeiten sind abgeschlossen, jetzt wird aufgeräumt und die Karten und Bücher an Bord geschafft.

Die Visa für Russland sind abgeholt.

Übrigens: Die vielen Hinweise, sich einer Serviceagentur zu bedienen, … „es entstehen kaum Mehrkosten…“ sind falsch. Ein Visum erhält man in den Konsulaten kostenlos, schnell, unkompliziert und freundlich („wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise“). Die Einladung haben wir uns selbst besorgt. Wir wollten in Königsberg Kontakt, natürlich auch persönlich, da gibt es viele völlig unkomplizierte Möglichkeiten. Wir fragten den „Königsberg Express“ und erfuhren, dass z.B. das Meeresmuseum sehr offen für Besucher ist. Kurze Anfrage per eMail - sehr gerne! So haben wir gleich Kontakt, interessante Informationen zu bekommen.

30.04.2015 Heute ist Abschied nehmen, die letzten Sachen an Bord schaffen. 17 Uhr beginnen wir mit Freunden bei Bier und Grillen uns zu verabschieden.

Lange soll‘s nicht dauern, denn morgen ist früh aufstehen angesagt.

 AbschiedAbschied1

03. Mai So kann die Reise weiter gehen!

Mit westlichen Winden und Sonnenschein nach Lohme auf Rügen und am nächsten Tag bei gleichen Wetterbedingungen weiter nach Kolberg. Lohme hat uns wie schon so oft mit seinem eigenen fauligen Geruch empfangen. Nach dem Einlaufen bei leuchtend rotem Sonnenuntergang sind wir gleich ins „Daheim“ zum Fisch essen. Das gehört zu Lohme, wie der typische Geruch im Hafen.

 Zeichnung Königsstuhl1Rückblick nach Rügen

 Ein Blick rurück auf die Kreidefelsen von Rügen

Lohme - Kolberg

endlich raus aus Deutschland darauf ein BierAuf diesen AbsRiga Drei Brüder alte Kaufmannshäuserchnitt waren wir sehr gespannt. So oft waren wir hier noch nicht unterwegs und es ist eine der längsten Etappen auf unserer Reise. Lange haben wir keine Landsicht und wir werden mit Boot und See bei besten Segelbedingungen eins. Es stellt sich Routine ein. Mittags können wir uns erstmalig von der winterlichen Kleidung befreien, ein Vorgeschmack auf unseren Segelsommer. Auf der gesamten Reise haben wir nur einen Bagger „Hegemann“ gesichtet. Wir sind allein. Am Abend schlief der Wind dann ein, so dass wir den Motor für die letzten 10 Meilen zur Hilfe nehmen mussten. Der starb dann kurz vor der Hafeneinfahrt. Filter entlüften und weiter ging es in die kleine moderne Marina in Kolberg. 

06. Mai

Von Darlowo nach Leba mussten wir das Sperrgebiet umfahren, gute 70 sm statt 48, Wind platt von achtern und später hart am Wind zurück, statt halbem Wind. Statt serviertem Abendessen 17 Uhr, Würstchen warm machen um Mitternacht. Ab Darlowo wurde das Wetter bedeckt und regnerisch, also alle warmen Sachen wieder an. Aber ein interessantes graues Farbspektrum. Leider konnten wir so die Küste mit unserem "Umweg" nicht beobachten.   

Dünen bei LebaZeichnung der Dünen von Leba vom Boot aus

Die Dünen von Leba                                                                                                                                                   

 historischer MalgrundDer Maler bei der Arbeit

Zeichnungen auf den Buchseiten "Die Fischer von Jarsholm" bzw. "Kasper Ohm"

Baltisches KrokodilLeba Zeichnung in den Dünen

 

 

 

In den Dünen entdecken wir das, lange geglaubt ausgestorbene, Baltische Krokodil.

Es sonnt sich bei dem kalten Wetter in den Dünen.

 

 

 

 

09. Mai aus Danzig

Hel war ein Highlight! Der geschäftige Fischereihafen, der Ort. Die alte Kirche ist Museum, Boote statt Grabsteine. Die urigste Kneipe ever! Wir mussten den Wirt hinter all dem alten Kram erst suchen. Gebratener Heilbutt, mehrere Bier, Lifemusik unter 20 € ! Andererseits das, wie eine Knospe gestaltete Servicegebäude bis unters Dach vollgemöhlt, die sanitären Anlagen bereiten uns wohl auf Russland vor. Internet soll gehen, den Gesichtsausdruck kennen wir bereits aus Kolberg: geht nicht.

 Hel Zeichnung im HafenHafen Hel

Hel Foto im Hafen                                                                                                                                                                                                                                          Hel im Hafen, Kreide

Hel sollte man anlaufen! Danach das stolze schöne Danzig.

 Abendstimmung im HafenAnkunft in Danzig

Danzig Zeichnung

 Danzig Blick aus dem Boot

 

 

Der Blick aus dem Boot

18. Mai Liebaja

In der Zwischenzeit bin ich nicht zum Schreiben gekommen. Die Zeit ist knapp, viel zu sehen und zu erleben, zudem ist in den Marinas selten ein guter Internetanschluss vorhanden.

Trotzdem gibt es viel zu berichten. Danzig kennen viele, es wird immer schöner!

Wir versuchten uns bei "Danzig Border Controll" abzumelden, Sonntag 6.30 Uhr:  Ok, Fahrt! In Königsberg hatten sie dann ein Problem, aber alles in allem die lockerste freundlichste Kontrolle. Frage: "Mehr als 10.000 € bar, Waffen, Drogen?" No, then go! Auf unsere Frage bei der Abreise, können wir direkt an der Küste segeln, oder müssen wir die militärische Sperrzone umfahren? "Go where ever you want!"

König Liegeplatz gegenüber Kohlenkai

 Marina König WC

Für Königsberg muss man sich Zeit nehmen! Die Marina glich einem Schrotthaufen. Die Schlengel schwammen auf alten Ölfässern, gegenüber die Kohlenpier, ein alter Kran, Schuppen. Entgegen dem Prospekt von Baltic South Cost Marina, kein Internet, keine Duschen, WC ist ein Dixieklo.

Modell World Ocean Museum König mit Forschungsschiff Vitjas

Wilhelmsburg König

Wir hatten die Einladung für Königsberg vom "World Ocean Museum", dort wurden wir herzlich begrüßt, wir bekamen eine Führung durch Museum, Meeresaquarium, das Ozean-Forschungsschiff "Vitjas" (um das sich das "World"-Museum gebildet hat) und die Wilhelmsburg. Sehenswert, gedade für einen Rostocker, wo sich die Stadt mit dem maritimen Erbe so schwer tut!

Dann der zweite Blick: Wir waren gezwungen, bei der Abfahrt hatte sich das SeeViktor Königventil verklemmt, öffnete nicht, die Folge Impeller Schrott. Ein Mechaniker, der längere Zeit in Deutschland einen Kutter betreut hat, kam und half. Kranen wurde gleich für den Abend organisiert und von dem Marinamacher "Pilot" einem sibirischen "Bären" mit lautstarken Kommandos geleitet. Seeventil am Kran hängend gewechselt und danach 10 Stunden Arbeit für den Mechaniker "Viktor", Impeller wechseln und das Gummi aus den Leitungen fummeln, Auspuffkrümmer reinigen, wo das verbrannte Gummi die Kanäle verstopft hatte. Am Ende nahm er kein Geld an, "Freundschaftsdienst"! Wir beschenkten ihn und bleiben in seiner Schuld. Inzwischen bemerkten wir, dass in den Schuppen dicke Geschäfte gemacht wurden (Bootshandel), dickste Autos fuhren vor, die Leute verstanden plötzlich deutsch, mit einem Lachen wurden dritte von "Pilot" aufgefordert mit den Faschisti nicht deutsch zu sprechen. Er war aber auch nur Erfüllungsgehilfe, im Hintergrund ein ominöser Manager. Als die russische Kriegsmarine mit viel Qualm in den Hafen von Königsberg kam, auf meine Frage, ob es draußen stürme: "pst, nix sprechen". Verabschiedung per Handschlag.

Old Castle Port Klaipeda PforteWeiter ging es nach Klaipeda, in den Old Castle Hafen. Der Hafen und Klaipeda sind toll, freundliche, lachende Menschen, viele Gebäude erhalten, wieder aufgebaut, renoviert. Hier hat sich die EU-Förderung echt gelohnt.                                                          Uns fiel der himmelweite Unterschid zwischen Danzig und Klaipeda zu Königsbereg besonders                                                   auf. Im Hafen nur die deutsche Gastflagge für Zig Zag und für uns.Hafenhaus Old Castle Port Klaipeda nur eine Flagge

Natürlich besuchten wir per Bus auch die Nehrung und Nida, ein echtes Paradies.

 Nida Museum mit KurenkahnNida Kuhrisches Haff Zeichnung

 Fischerfahnen NidaFischerflaggen der Kurischen Nehrung

Nach Liebaja bei Bft 7 mit kleiner Fock (8 qm) und Besan 5 kn, 65 sm, 12h. Liebaja Marina Stress verursachten die 2 m hohen Wellen mit einigen Kavenzmännern zwischendurch. Wieder waren wir ganz allein auf dem Wasser. In Liepaja treffen wir "Zig Zag" und "De Hoop" wieder. Während Klaus von der De Hoop es sich gemütlich macht und auf seinem Akkordeon spielt, ist man auf der Zig Zag nervös, der nächste Crewwechsel steht in Riga an.

Am 19.05. ist der Wind günstig, wir legen früh als erstes der deutschen Boote ab. Nach Ventspils sind es 65 sm, wir sind nach 10 Stunden dort. Das Ventspils keine Schönheit ist, wussten wir, dass die "Marina" aber so desolat ist! Man ist dabei, den Steg neu zu beplanken, mit billigem Bauholz, das wird nicht lange halten. Der Steg ist so konzipiert, dass man längsseits nicht anlegen kann. Die Heckbojen sind irrsinnig weit nach achtern gelegt, so dass wir mit gut 11 m schon Probleme haben. Zudem sind die Landverbindungen noch nicht vorhanden. Wir gehen längsseits an den alten, noch nicht erneuerten Teil des Steges, der aber voller alter Bauteile liegt. Überall liegen Nagelspitzen offen. Später kommen erst "Zig Zag" und dann "De Hoop".

 Marina Ventspils1Marina Ventspils

Unterwegs habe ich Probleme mit der Lenkung bemerkt, es fehlt Hydrauliköl. Notgedrungen mache ich mich auf den Weg durch die Stadt zu einer Tankstelle. Dabei durchquere ich ein Gebiet mit Einfamilienhäusern und Gärten. Die Stadt ist dort sehr grün und gepflegt. Dann komme ich in ein Gebiet mit Wohnblocks, da ist seit Sovietzeiten noch nicht viel passiert. Die Tankstelle hat kein Hydrauliköl, in der Auslage finde ich es nicht und die Verkäuferin versteht mich nicht. Na dann muss es erst einmal so weiter gehen. Auf ins Zentrum, wenigstens ein Bier auf dem langen Rückweg! Aber wo ist es? Auf dem Stadtplan bin ich mitten drin und kann es trotzdem nicht finden. Auf dem Weg ins Zentrum gehe ich prächtige Alleen, vorbei am Olympiazentrum. Insgesamt ist die Stadt sehr grün. Aber, keine Kneipe gefunden. Am Hafen dann ein Riesenschuppen, wie eine Bahnhofshalle mit einer Bar, aber kein Mensch drin. Da möchte ich auch kein Bier trinken und gehe zurück zum Boot. Bloß schnell weg von Ventspils.Den Hafen waren wir angelaufen, um es am nächsten Tag bis zur den estnischen Insel Saaremaa ("Die Insel, die dem Meer entstieg" - der Werbeslogan der Insel) zu schaffen, bevor der Wind wieder einschläft. Von den Fischern haben wir dann das Hydrauliköl bekommen, wieviele Liter? Es reicht ein Fingerhut! Alle Menschen, die wir bisher getroffen haben waren sehr hilfsbereit und offen, mit den meisten kann man sich auch englisch verständigen.

Maler bei der ArbeitMaler erschwerte Bedingungen

20.05. Als erste legen wir wieder ab. Zig Zag wollte als erstes los, müssen aber erst einmal aufgeweckt werden. In der Irbenstraße steht die Querung des Verkehrstrennungsgebietes und der Seegrenze zu Estland an. Dazu einige Kriegsschiffe eines Natomanövers, die wir weiträumig passieren sollen. Wir geben den Zielhafen Nasva an, entscheiden uns dann doch für Kuressaare, wegen des besseren Service und wir wollen den besten Hafenmeister der Ostsee kennenlernen, Oskar!

Einfahrt KuressaareDie Einfahrt ist beeindruckend Dämme an der gebaggerten Zufahrt sind von Wasservögeln besiedelt, die ein riesen Spektakel machen, als wir ankommen.Hier brüten auf dem Boden in Kolonien erst Kormorane, dann Möven, Seeschwalben, dann Schwäne. Alles dicht beeinander. 5 Schwanenpaare im Abstand von jeweils 10 m.Mole Kurasaare3

Die Küstenwache kündigt die Boote im Hafen scheinbar immer an. Oskar empfangt uns am Steg und wusste, dass wir eigentlich nach Nasva wollten, meint aber dass wir die richtige Entscheidung getroffen hätten. Wir bekommen alle Informationen über die Insel auf deutsch in die Hand und er weist uns im Hafen ein. Alles super. Abends kommt ein Polizeiboot -man hat uns offensichtlich in Nasva vermisst-, als sie uns entdecken drehen sie ab.

Bischofssitz ÖselFür den nächsten Tag leihen wir Fahrräder und erkunden die Bischofsburg und die Insel. Beides ist beeindruckend. In der Bischofsburg ist praktisch jeder Raum zugänglich. Gesammelt wird alles, von der deutschen Geschichte bis zur Sovietzeit und jedes Thema des Lebens auf der Insel, leider vieles nicht übersetzt. Beieindruckend war eine Ausstellung:                                                                    Meteoritenkrater Ösel                            Man hatte aufgerufen persönlich bewegende Geschichten, die mit Estland verbunden sind, aufzuschreiben.      Es gingen sehr viele Geschichten aus Estland, Russland, den Baltischen Staaten, Westeuropa und Amerika ein. Es wurde dann eine Auswahl getroffen und in individuellen künstlerisch gestalteten Mappen präsentiert. Eine schöne Idee.

Die Landschaft erinnert an Skandinavien, lichte Wälder von Birke, Kiefer, Eberesche, darunter Hasel oder Wachholder wechseln sich mit Niedermooren und Sümpfen ab. Alle Frühblüher: Echte Schlüsselblumen, Knabenkraut, Sumpfdotterblumen, Leberblümchen, Lilien. In den Orten beginnen die Apfelbäume zu blühen. Wir besichtigen den Meteoritenkrater von Kaali. Der Krater hat einen Durchmesser von mehr als 100 m und ist 22 m tief.

erster Rückblick

Es ist schon bemerkenswert, wie unterschiedlich sich die Entwicklung in den Hafenstädten in den letzten Jahren vollzogen hat.

Danzig ist eine Perle, war es doch schon seit Langem. Ich war schon Ende der 70-ger dort und beeindruckt. Es wird immer schöner und internationaler. Für unsere Reise rund um „das Meer in unserer Mitte“ eine Leuchte, wie in alten Zeiten.

Kaliningrad erinnert an alte Sovietzeiten, grau und verfallen, daneben supermoderne und teure Konsumtempel. Auf den Straßen alte LKW, russische PKW findet man sehr selten, dafür teure Schlitten, je größer je besser.

Klaipeda unser Shooting Star, das kleine Stadtzentrum mit dem Ännchen von Tharau herausgeputzt. Viele freundliche und junge Leute auf den Strassen. Beeindruckend sind die alten Speicher, die zu Restaurants oder Hotels ausgebaut wurden.

Liepaja naja, es wirkt lieblos, die ersten Menschen, die wir treffen sind Bettler. Kaum Gaststätten in der Stadt und ein wenig leblos.

Ventspils fast so schlampig wie äußerlich in Kaliningrad die Marina. Die Marina selbst eine Katastrophe, Baustelle. Wir werden vom Wachmann begrüßt: Problema, Problema: nix Toilet, nix Shower, nix Internet, nix Bistro offen.

Eigentlich muss man vor Ventspils warnen, eine schmutzige Baustelle, entfernte Bauteile liegen rum, die Heckbojen irrsinnig weit zurückgelegt. Die Stadt tolle Potenziale im grünen Gürtel, dort auch gepflegte Alleen, Häuser und Gärten, das Zentrum einfach verkommen. Während man sich in Liepaja noch englisch verständigen konnte, ist das hier kaum möglich.

Und dafür werden hier bei 0 Service, wie in allen baltischen Staaten, z.B. Danzig, Klaipeda pauschal 20 € kassiert!

Segeln früh im Jahr, kalt ist es noch, selbst wenn die Sonne scheint. Bis heute haben wir Thermowäsche getragen, Hemd und Pullover unter Segelanzug. Heute, 22. Mai der erste Tag ohne. Beim Wandern über die Insel war es richtig warm, Jacke aus. Aber am Abend ist es wieder A-kalt. Ein Glück, dass wir einen kleinen E-Heizer dabei haben.

Auf dem Wasser sind wir immer allein. Die beiden deutschen Segler, die wir mehrmals im Hafen getroffen haben, sind gleich Richtung Riga, wir zu den estnischen Inseln. Heute entschuldigte sich der Hafenmeister von Abruka, dass das Cafe noch nicht geöffnet hat, es sei ja noch Winter. Wir können oft noch längsseits festmachen und müssen die Heckbojen nicht nutzen. Die Hafenmeister freuen sich, dass überhaupt ein Boot da ist.

22.05. Heute nur ein kurzer Tripp auf die kleinere Nachbarinsel Abruka. Dort wurden wir schon erwartet. Offensichtlich sind wir gut beobachtet. Ganz zufällig lag auch ein Polizeiboot auf dem Weg. Wir fühlen uns sicher! Auf der Insel hat das Cafe noch nicht geöffnet, "ist noch Winter". Dafür Duschen, Waschmaschine, Trockner, und eine herrliche Landschaft, was will man mehr?

Abruka Anglerdatscha mit BanjaAbruka Boot nicht mehr zu gebrauchen

Hafen Abruka

Abruka ist sehr schön, aber bei uns wird das Essen knapp und hier gibt es keinen Laden und keine Kneipe, es ist ja noch Winter.

Abruka BildAbruka Ostküste

Also segeln wir am

23.05. weiter nach Ruhnu, fast der halbe Weg nach Riga. Die ist größer, hat zwei Einkaufsläden (Konsum) und ein Cafe‘.

Wir werden, wie immer, vom Hafenmeister empfangen, der beim Anlegen die Leinen annimmt, empfangen, danach wird die Gastflagge gehisst. Im Liegegeld (20 €) inbegriffen ist Sauna. Die Insel hat 55 Bewohner, im Sommer viel mehr Datschenbesitzer, 60% der Grundstücke sollen Schweden gehören, die im Sommer kommen.

Also auch hier Winter! Cafe‘ noch nicht geöffnet, der Konsum hat nicht geöffnet aber die nette Besitzerin schließt auf und wir bekommen Brot, Bier und Grillfleisch.

In der Kirche (es sind zwei, eine alte hölzerne und eine neuere größere) ist, morgen, Pfingstsonntag Gottesdienst. Das wollen wir (mit Lebensmitteln versorgt) erleben, also bleiben wir noch einen Tag. Außerdem ist die Insel sehr sehr schön, die Landschaft und das Dorf.

In der Kirche sind wir die einzigen Gäste, ein uralter Pastor und, vermutlich, seine Tochter feiern die Pfingstmesse, mit Mathias sind es drei Gläubige, so dass Gott unter ihnen weilt. Sicher bereiten wir ihnen mit unserer Anwesenheit eine große Freude, sie zeigen uns die alte Holzkirche, beeindruckend!

Ich mache noch einen Abstecher zum Leuchtturm und gehe über feinen Sandstrand am Ostufer zurück zur Marina. Für den Abend haben wir die Sauna reserviert (im Liegeld inbegriffen).

 

Ringsu NaturhafenRuhnu Dorfbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ruhnu Hafen                                                                                                                                                                                  Ruhnu Dorfbild

 

 

Ruhnu

   Zeichnung Ruhnu Kirche        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ruhnu Hafen

 

Pfingstmontag, 25.05. Ruhnu - Riga

Morgens springt der Motor schwer an, nächstes Problem? In Riga ordern wir eine neue Batterie und gleich einen Impeller als Reserve. Dann haben wir Zeit, die Stadt zu besichtigen, die selbst ernannte Hauptstadt des Jugendstils, was der Architekturexperte Mathias bezweifelt. Das Stadtzentrum ist aber echt schön mit beeindruckenden Bauten. Wir staunen, wie reich Riga einst gewesen sein muss.

 

 Riga Yachthafen ARiga Yachthafen Andrejosta

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jachthafen Andrejosta

 

Riga Drei Brüder alte Kaufmannshäuser

Riga JugendstilhausRiga Schwarzhaupthäuser Kaufmanns- und Handwerksgilden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Batterie war es nicht, der Volvo-Mann muss her. Er nimmt den Starter mit in die Werkstatt. Nochmal Gelegenheit für eine Stadtbesichtigung. Sehr eindrucksvolle Gebäude, in denen die Botschaften residieren. Alte Gebäude oder Keller sind stylisch als Kneipen hergesrichtet. Außerhalb des Zentrums sieht man auch unsanierte Gebäude und so wird das Gefälle deutlich, vom Zentrum Rigas zu Ventspils.

 

Während ich auf den Monteur warte, schleppt Mathias Proviant für die estnischen Inseln. Das nächste Ziel ist Kuivisi, ein Tipp, in unseren Papierkarten und Handbüchern nicht beschrieben, aber in dem lettischen Satz. Schöner als Salacgriva. Von dort solls auf die Insel Kihnu gehen.

Der Volvo-Monteur kommt mit dem geputzten Starter mit der "frohen Botschaft, dass es nicht daran gelegen hat. Er weiß nun auch schon, dass es an den Kabelverbindungen liegt. Nachdem er eine Kabelverbindung reinigt, die nicht am Motor hängt, sondern nur die Kielbolzen mit der Motormasse verbindet, weise ich ihn darauf hin. Jetzt weiß er, dass es am Massekabel zur Batterie liegt. Mit dem Kabel verschwindet er zu seinem Werkstattwagen, es dauert lange. Vermutlich hat er mit seinem Chef den "Rückzug" besprochen. Bei all den Versuchen war der Motor endlich angesprungen und wenn er das einmal getan hat, springt er immer wieder schnell an. Jetzt sei es doch besser, verabschiedet er sich. Ich bin froh, dass ich ihn wieder los bin. Leider bin ich das Problem nicht los. Volvo sollte seine Monteure besser schulen!

 

Jetzt will ich aber von der Stelle, wir verholen zum Yachtklub Riga am Lotsenkanal fast an der Mündung der Daugava.  Ich hatte gehofft, noch jemanden von der Bootswerft anzutreffen, zu spät. Also schlendern wir in den Stadtteil hinter dem Yachtklub, graue Vergangenheit. Lettland scheint alle Kraft in Riga, vor allem in dessen touristisch attraktives Zentrum verbraucht zu haben. Hier finden wir eine heruntergekommene langweilige russische Enklave. Auf den Inseln (auf denen kaum Russen leben) wurde uns schon berichtet, dass es, insbesondere im Osten, schwierig ist, die Russen in das lettische Leben zu integrieren.

 

 

 Riga AusfahrtRiga Yachtklub Deep Blue1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.Mai Kuivisi

Der erste Sommertag! Nach und nach ziehen wir die dicken Klamotten aus. Der Wind schläft ein, Motor an, Autopilot, faulenzen. Kuivisi ist ein guter Tipp. Ganz kleiner ruhiger Fischerhafen, um die Ecke der Anleger vor einem Zeltplatz (ein Wohnwagen, zwei Deutsche im Zelt) mit super Gebäuden (Kapitanat und Hotel), kühles Bier, schmackhaftes Abendessen.

 

Skipper geht baden 30.05Kuivisi Deep Blue vor Kapitanat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30.Mai, weiter nach Kihnu. Auf diese Insel war ich sehr gespannt, soll sie doch sehr traditionell und folkloristisch sein (Unesco Kulturerbe). Es wird noch wärmer, Wassertemperatur 13 Grad. Skipper geht baden. Als wir auf Kihnu ankommen, wird uns mitgeteilt, dass heute Saisoneröffnung ist und die erste Frühlingsparty steigt. Es war ein Fest mit viel Vodka. Der wurde nur in Flaschen verkauft und von den Clan-Tischen mehrfach nachgeordert. Mit dem ersten Ton der Life-Band waren alle auf der Tanzfläche. Da es so eng war, wurde eine Art Bärentanz vollführt, man sprang von einem Bein aufs andere und wenn der Platz vorhanden war, drehten sich die Paare auch. Die Stimmung war grandios! Übrigens bestand die traditionelle Kleidung in einem gestreiften Rock, den aber auch nicht alle trugen. Unter den Männern fielen wir mit unseren ollen Segelklamotten nicht auf.

Am nächsten Tag erfuhren wir im Inselmuseum, dass auf den Inseln der orthodoxe Glaube herrscht. Das Unesco Kulturerbe bezieht sich allerdings ausschließlich auf die zelebrierten alten Heiratsbräuche, die aber zuletzt 1995 angewendet wurden (als der Titel Weltkulturerbe verliehen wurde).

 

Kihnu Fischerkähne

Kihnu Haus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ganze Zeit hatte ich über die Startprobleme des Motors nachgedacht. Batterie voll, Starter ok, es dämmert: Nach dem Abstellen läuft der gesamte Kühlkreislauf voll Wasser (ich lasse das Seeventil immer offen) und komprimiert die Abgasluft nach dem Motor, beim Starten muss nicht nur der Motor in Gang gebracht werden, sondern der Starter muss auch noch all das Wasser pumpen! Schnüffelventil arbeitet nicht! Kurz vor dem Abstellen schließe ich das Seeventil am nächsten Morgen kommt der Motor auf Schlag. Ha!

 

Jetzt bin ich beruhigt für die Inselwelt und wir segeln nach Kuivastu auf Muhu. Es wehen Bf 5 Windstärken bei kleiner Welle und die Sonne scheint. Zunächst setzen wir nur die Fock, weil die Fahrwasser sehr eng und verwinkelt sind und erreichen über 6 Knoten. Das kann so bleiben, am Ende legt der Wind noch etwas zu und wir schaffen nur mit der Fock zeitweilig über 7 kn. Als wir in den Hafen einlaufen sehen wir den Hafenwart rennen, er holt die deutsche Fahne und hat sie gehisst, bevor wir fest sind. Dann kommt er uns zu begrüßen und wundert sich, "dass die aus dem Süden schon da sind und die im Norden noch schlafen". Wir sind wieder das einzige Boot unterwegs und im Hafen. Leider hat die Gaststätte im Hafen noch nicht geöffnet, es ist doch immer noch Winter! Und wir wollen, heute am 1. Juni, den erfolgreichen Abschluss unseres ersten Reisemonats feiern. Wir sind seit dem 1. Mai unterwegs und haben 870 sm zurückgelegt. Der Hafenmeister ist sehr nett, wir überlegen, ob wir ihn, vor Oskar in Kuressaare, zum besten Hafenmeister wählen. Er vermietet uns Fahrräder, damit wir in den 10 km entfernten Ort kommen. Leider hat dort auch noch keine Gaststätte geöffnet, weil ja noch Winter ist, auf der ganzen Insel nicht. Dem verträumten Hafenmeister ist es später auch eingefallen, zu spät. Er entschuldigt sich bei uns am nächsten Tag, bester Hafenwart kann er aber nun nicht mehr werden.

 

 

Kuivastu Marina1Kuivastu Leuchtturminsel Viirelaid

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leuchtturminsel Viirelaid, südlich Kuivastu                                                                                                                               Die Marina am Hafen und Fähranleger

 

Früh gehts gleich los nach Haapsalu, einem kleinen Seekurbad mit guter Versorgung. Da der Ort nicht nur von Seglern lebt, hoffen wir auf Essen und Trinken in gepflegten

Restaurants und werden nicht enttäuscht. Wir machen am letzten Steg, dem Yachtklub fest. Vor der Grand Holm Marina sind wir durch den Revierführer von Jörn Heinrich gewarnt, auch wenn es schon eine Weile her ist. Auch unterwegs bekommen wir den Hinweis, fahrt bis zum Yachtklub durch, der Steg vor dem hölzernen Aussichtsturm. Wir werden in dem dahinter liegenden Hostel freundlich empfangen, im Yachtklub herrscht reges Treiben der Opti-Kinder. Hier sind wir richtig und werden noch einen Tag bleiben.

 

 Haapsalu schmucke Häuser1Haapsalu Bahnhof1Haapsalu schmucke Häuser

 Schmucke Holzhäuser                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Der längste hölzern überdachte Bahnsteig, für den Zarenbesuch

Haapsalu urige Kneipen1Haapsalu urige Kneipen

 

urige Kneipen

 

Haapsalu BäderarchitekturHaapsalu urige Kneipen2

 

Haapsalu Promenade

Bäderarchitektur, wie auf Rügen                                                                                                                                                                                                                                           Kurpromenade

 

 

Dazu die Burgruine der Bischofsburg, erbaut im 13. Jahrhundert als zeitweiliger (abwechselnd mit Kuressaare) Sitz des Oberhauptes des Kirchenstaates Ösel-Wiek                                                                                                   Haapsalu Burgkirche                                   (die bereisten estnischen Inseln und Westestland). Die Burg ist langsam verfallen, nachdem später Dänen und dann Schweden Herrscher dieses Landstrichs waren. Die Kirche wird aber immer noch für Gottesdienste genutzt und es gibt ein Burggespenst, die "Weiße Dame", die in Vollmondnächten im August im Fenster der Kapelle erscheint. Sie war die Geliebte eines Domherren und wurde als Chorknabe verkleidet in das Kloster geschmuggelt. Als das Geheimnis heraus kam wurde der Domherr ins Burgverlies gesperrt, wo er verhungerte, die Geliebte wurde lebendig in die Wand der Kapelle eingemeauert.  An dem relativ langen Bericht und den vielen Bildern mag man erkennen, dass der Ort wirklich sehenswert ist. Beeindruckt hat uns auch das leichte baltische Design. Viele Gebäude sind behutsam renoviert und überall beruft man sich auf alte Traditionen. Wir fühlten uns im Cafe Dietrich sehr wohl, die alte über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Dietrichsche Bäckerei.

 

Am Ende traf ich einen, fast Namensvetter -Micha, aus München, der hier ein 150 Jahre altes Blockhaus wunderbar zu modernen, sehr geschmackvollen  Gästewohnungen ausgebaut hat. Mir fiel zuerst der große bunte Spielplatz für die Kinder mit Baumhaus auf. Hier kann man Urlaub machen (mariashouse.ee)! Wir unterhalten uns über den Sinn des Lebens. Micha hat sich hier, mit seiner estnischen Frau über die letzten Jahre eine Alternative zum deutschen Geschäftsleben, dem er immer noch für ein Markenunternehmen nachgeht, aufgebaut. Ich bin sicher, dass sich seine Gäste hier sehr wohl fühlen werden.

Haapsalu Bischofsstuhl neuer InhaberÜbrigens war ich dann auch in der Marina, die Liegeplätze werden fleißig erweitert. Das Servicegebäude ist aber unpersönlich, ich wurde gar nicht beachtet. Also, wenn in dem Yachtklub kein Platz mehr frei ist, kann man es immer noch dort versuchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Bischofssitz in Haapsalu

 

Lohusalu auf dem Weg dorthin04. Juni wir wollen weiter nach Lohusalu. Das sind gute 50 sm, aber auch da kommen wir früher an, als gedacht. Erst quälen wir uns durch die engen Fahrwasser, daneben ist es noch sehr flach, kneifen, der Motor läuft mit. Ab der Ansteuerung in die Inseln haben wir tiefes Wasser und halben Wind. Mit Fock und Großsegel laufen wir 7 kn, auf der Welle werden 10 kn angezeigt, dazu Sonnenschein, so macht segeln Spaß! Hinter Dirhami leider achterlicher Wind, aber um 16 Uhr sind wir schon angekommen. Der Hafenmeister nimmt, wie überall östlich Deutschlands die Leinen an und hisst die deutsche Flagge. Wir gehen ein Anleger-Bier im hervorragenden Restaurant an der Marina trinken. Danach kommt Einweisung und Hafengeld, die Sauna ist schon angeheizt. Die Liegeplätze kosten im gesamten Baltikum um die 20 €, hier 23 € inklusive Strom, Wasser, Sauna. Die gesamte Anlage ist sehr gepflegt, die Bucht insgesamt sehr schön und von dem strammen Ostwind bekommt man nichts mehr mit. Mathias würde noch einen zweiten Tag bleiben wollen, aber Tallin ruft für das Wochenende.

 

 

Lohusalu MarinaLohusalu Villen

 

Tallinn Hafen vom Dom05. Juni auf nach Tallinn! 11 Uhr Ablegen. Wir segeln in den Old City Harbour, diesmal mit Genua und Großsegel, fast achterlicher Wind. Teuer (45 €) aber fast mitten in der Stadt. Das ist der Wunsch von Mathias, er will das Nachtleben genießen. Das Anlaufen ist etwas umständlich, Verkehrstrennungsgebiet ist zu beachten, Anmeldung bei der Revierzentrale "Tallinn Traffic" Kanal 13, dann Hafenamt "Tallinn Radio 5" Kanal 14, You are welcome!                                                                                                                 

Beim Hafenmeister müssen wir einen Eigentumsnachweis für Deep Blue vorweisen (Flaggencertifikat, hatte ich für Russland besorgt, hier wird es gebraucht). Wir gehen erst unser Anlegerbier im Hafenbistro trinken, der Rest hat Zeit. Der erste Eindruck im Hafen ist nicht so toll, der Wind pfeift hier mehr als auf dem Wasser und die vielen Finnen, die hier mit Fähren und Booten kommen, um Alkohol zu kaufen und gleich aus Büchsen zu trinken bringt Unruhe. Neben uns legt ein 10 m Boot kurz an, die besatzung kommt mit vier Einkaufswagen voll Alkohol zurück, lädt und verschwindet wieder. Die Esten machen ein gutes Geschäft, sind es die Esten? -oder stecken finnische Ketten und die Fährreedereien dahinter? -wollen die Esten immer der Schnapsladen für Finnland sein? 

Wir verziehen uns in die Altstadt, 500 m entfernt. Das ist einstimmig die schönste Stadt, die wir bisher erlebt haben. Das alte Reval hatte im Mittelalter seine Blüte und ist in der Altstadt später wenig verändert worden, so dass die alten engen Straßenzüge mit den hanseatischen Giebeln erhalten blieben. Es sind aber auch die Esten, die immer freundlich, mit einem Lächeln unterwegs sind. Überall hört man Musik, es war die singende Revolution in Estland, die zur Befreiung und Unabhängigkeit geführt hat.

 

 

Tallinn  Blick vom Domkirchturm auf die Nevski-KathedraleTallinn Straßenbild1Tallinn Straßenbild2

 Tallinn Figur auf Jugendstilhaus NeugierdeTallinn Fassade Theater

 Tallinn Animiermädchen vor Gaststätten überall

 

 

 

 

Nach zwei Tagen verholen wir uns nach Tallinn-Pirita in den Yachtklub. Hier ist das richtige Segler-zuhause, nicht der Anlegesteg für den Alkoholeinkauf. Statt 45 € Liegegebühr 20 €, Sauna ist angeheizt! Hier liegen wir viel ruhiger und im Grünen. Auch Mathias empfindet die Atmosphäre angemessener. In der Sauna treffe ich zwei Finnen und später zwei einheimische Segler, einer ist Kind, Opti-Segler, wärmt sich hier richtig auf, bevor er nach Hause fährt. Am Rande des Geländes ein nobles Klubhaus mit Restaurant, Klubgarderobe: graue Hose, blauer Blazer mit doppelreihigen Goldknöpfen, blau/gelber dezenter Binder. Wir sind ja nur Gäste.

 

 Tallinn Pirita YachtklubTallin Pirita Hafen

Von hier werden wir nach Finnland segeln. Das Baltikum behalten wir in guter Erinnerung, aber insbesondere Estland. Als wir auf den Inseln ankamen, waren wir sehr angenehm überrascht. Die estnischen Marinas haben eine wesentlich bessere Qualität als die in Lettland (oder auch in Deutschland) . Auf die Frage nach der Ursache bei den Hafenmeistern erhielten wir die zurückhaltende Antwort, dass Estland eben auf maritimen Tourismus setzt. Alle Anlagen sind auf dem letzten technischen Stand und sehr niveauvoll gestaltet. Sie sind in der Regel von privaten Investoren gebaut und bewirtschaftet. Aber auch im Umfeld sieht man neue sehr teure Villen, mit Zäunen, Überwachungskameras und Wachhunden. Hier hat sich sehr viel getan.

 

 

Uns ist noch aufgefallen, dass sich die Esten auf ihrer Vergangenheit aufbauen. Beginnend mit der deutschen oder dänischen Vergangenheit, über Jahre der schwedischen oder russischen Herrschaft, die Sovietrepublik und die Mitgliedschaft als freies Land in der EU. Überall sieht man alte Fotos -auch in ganz privaten Bereichen-, die offensichtlich als Maßstab für heutige Entwicklungen gelten. Das macht die Esten vielleicht so offen für die Nachbarschaft am "Meer in unserer Mitte". Ein Beispiel ist das "Cafe Dietrich" in Haapsalu: Die heutigen Besitzer haben einen Nachkommen der Dietrichs, der noch in der Gegend lebt, gefragt, ob sie den alten Namen verwenden dürften. Sie erhielten die Zustimmung, wenn sie sich der alten Tradition und hohen Qualität des Angebotes aus den früheren Tagen verpflichtet fühlen. In der Gaststätte hängen die alten Bilder und die Qualität der Speisen ist ausgezeichnet.

Tallinn aus der Bucht hart am WindIch hatte in Tallinn bemerkt, dass meine Geldkarte weg ist, vermutlich habe ich sie in einem Bankautomaten gelassen. Um 9 Uhr kann ich die Sparda-Bank anrufen, die Karte sperren lassen (das klappt) und mich erkundigen, wie ich an eine neue Karte komme (da bekomme ich eine blöde Antwort, hätte). 9.30 können wir starten. Hart am Wind aus der Bucht von Tallinn. Nach einer ganzen Weile fragt Mathias, wie das eigentlich ist, ob Kielboote wirklich nicht kentern können, auch nicht, wenn Wasser auf die Genua läuft. Nachdem wir aus der Bucht sind können wir abfallen und es wird gemütlicher. Wir kommen mit fast 8 kn voran und sind um 17.30 fest in der Marina am Stadtzentrum, gute 5,6 kn durchschnittlich von Marina zu Marina. So kann es bleiben. Beim Einlaufen geht es vorbei an alten Wehranlagen, manchmal wird es eng, besonders an der Zollstation für nicht Tschengen-Länder und es beginnt zu regnen. Die Sicht wird schlecht.. Rechtzeitig schläft der Wind ein, so dass es nicht schmerzt, die Segel zu bergen.

Helsinki vorbei an alten Wehranlagen

 

Helsinki Marina

 

 

 

 

 

 

 

 

10.06. Wir waren zwischenzeitlich in Helsinki, 2 Tage in der Stadtmarina. Mir hat Helsinki wieder nicht so sehr gefallen. Diese riesigen protzigen Bauten, sehr unpersönlich.

 

Wir haben aber nette Segler kennengelernt, die uns einen Tip für den übernächsten Tag gegeben haben. 500 m vor dem bekannten Barösund links rein. Da ist lauter Gras und Schilf ein kleiner Graben, da durch! In der Karte ist die Tiefe mit 1m angegeben, fahrt, das ist für die nicht eingeweihten. Wir fahren ganz langsam und kommen durch, dann um die Ecke und es findet sich ein nicht ganz kleiner Hafen an einem noch leeren Zeltplatz mit urigen Holzhäuschen für das Plumsklo und die Holzofensauna zwischen den Bäumen. Wir bestellen die Sauna ab 21 Uhr und gehen uns im Sund abkühlen, dazu singen die Vögel.

 

Helsinki Marina im ZentrumSchäre Skorvan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Marina Helsinki                                                               Schäre Skorvan

 

10.06. Aber vorher stoppen wir unterwegs bei der Schäre "Skorvan", einer kleinen unbewohnten Insel, auf der an der gegenüber liegSkorvanenden Seite sich ein Kanuklub eine Hütte mit Plumsklo und Sauna gebaut hat. Alles offen, im Haus Bücher, Spiele, Holz für den Ofen, Streichhölzer, Petroleumlampen, sogar ein reisefertiges Kanu am Strand. Mathias traut sich zunächst nicht ins Haus, weil er denkt, es seien Leute dort.

Schäre Skorvan (60 02' 3; 24 33'5)

 

An die Schärennavigation müssen wir uns erst gewöhnen, vom äußeren zum inneren Schärenweg sind die Seezeichen dünn gesäht und wir schrammen über einen Buckel. An Skorvan glauben wir zunächst keinen Heckanker zu brauchen, drei Leinen werden auf der Insel an Bäumen und dicken Steinen festgemacht. Als abends der Wind einschläft, alles wieder los, Heckanker, dann gehts.

Das Inselleben ist doch ganz anders, intensiver als in den großen Städten!

 

Anlagestelle hinter dem Barösund

Am nächsten Tag geht es weiter zu unserem Tip, in den Seitenarm des Barösunds, hier ist es vollkommen Windstill. Wir treffen wieder einen alten Segler (Salzbuckel kann man hier nicht sagen, das Wasser ist schon süß), der versorgt uns noch mit einigen Tips für die nächsten Tage und die Mittsommerparty. Als wir am nächsten Tag weiter ziehen, kommen wir an der Marina im Barösund vorbei (Motorboote, Fährverkehr, windig), ach hatten wir das gut! Wir ankern vor der nächsten leeren kleinen Schäre und genießen die Ruhe. Heute am 13.06. früh war es nach einer nebligen Nacht warm, so dass wir die Morgenwäsche im See absolvieren konnten. Mathias versucht zu angeln, das Ergebnis Hechtblinker weg, kein Fisch.

Zuerst der Fischer, dann Motorboote schlüpfen durch eine kleine enge Zufahrt. Als dann auch ein einheimischer Segler hindurchfährt, merke ich mir die Bewegungen der Mastspitze hinter dem Wald und fahre später nach. Langsam bekommen wir das Schärendiplom.

 

Schäre nördl.Skadö

 

 

Schäre nördlich Skedö

Skedö Karte

Jede Schäre ist anders, flach oder hoch aufragend, bewaldet, kahl oder mit wenigen Büschen besetzt. Insbesondere in der Nähe größerer Orte allerdings mit Ferienhäuschen besetzt, PRIVAT, Anlegen verboten. Die Ferienhäuschen reichen von kleinen, sich in die Landschaft einpassenden Hütten, bis zu Palästen, die gewöhnliche deutsche Villen in den Schatten stellen. In der Sauna erfahren wir (wo sonst?), dass es den Finnen lange Zeit sehr gut ging. Zuletzt hat die Wirtschaft aber stark nachgelassen, mehrfach wird betont, wie segensreich die Übernahme von Teilen der Kvärnerwerfrt durch Meyer ist.

 

13.06. Ekenäs. haben uns in die kleine hübsche Stadt verholt, um nochmals Lebensmittel einzukaufen. Die Lage ist toll, die kleine Stadt und die Holzhäuschen "nett", wir treffen jetzt auch viele Segler. Mich zieht es aber in die Schärenwelt, das Abenteuer einen Platz zu finden und fest zu kommen. Also morgen geht es weiter, wir wissen nicht genau, wo wir ankommen werden. Der Wetterbericht sagt Süd Bf 5 voraus, die nächsten Tage West Bf 6, da wäre es schon schön, wenn wir an den Rand der Turkuer Schären kämen. Früh morgens legen wir los, ohne uns noch von den Hamburgern "Bottle ..." verabschieden zu können. Tanken und los.

 Ekenäs HolzhäuserEkenäs Hafenpavillon

14.06. Auf dem Weg stoppen wir kurz in Källviken an der "Dagmarquelle", ein Tip von Jörn Heinrich (übrigens habe ich die 1. Auflage, 2006 und die Kartenangaben sind präziser als das aktuelle Hafenhandbuch vom DSV, aktualisierte AuflaDagmarquellege 2014!). An dieser Stelle nochmals ein großes Lob für die aufwendige Recherche und das große Bedauern, dass das Küstenhandbuch nicht mehr aktualisiert wird.

Die Dagmarquelle war ein beliebtes Ausflugsziel des Zaren Alexander III. und seiner Frau Dagmar. Mit dem Bug erreichen wir gerade den Steg und können an der Quelle Trinkwasser aufnehmen. Es nieselt diesen Morgen und es herrscht eine eigenartige Stimmung an der Quelle, ganz anders in der Sonne der quirligen Stadt Ekenäs.

Weiter geht es vorbei an Hanko an den Rand der Turkuer Schären. In einem kleinen Fjord zwischen Synderstön und Runsö finden wir einen geschützten Ankerplatz auf halbem Weg nach Helsingholmen. Auf der Schäre kommt uns vor, wie im Jurassic Park, verkrüppelte Kiefern, Flechten, Moose, in Wasserlöchern Sumpfporst und Sphagnum. Wir versinken in den Moospolstern fast bis zum Knie und grillen auf den Klippen neben dem Boot in Höhe der Saling, haben einen herrlichen Ausblick auf den Fjord.

 

Skadö am Felsen

Skadö Vegetation

 

Skadö Vegetation1

15.06. es hat wirklich kräftiger Westwind eingesetzt und wir beschließen in Högsara zu bleiben und am nächsten Tag hinaus nach Helsingholmen zu segeln. Wir haben Zeit, wollen zur Sommersonnenwende auf den Inseln südl. Turku bleiben. Auf den Inseln sollen die Midsommarfeiern schöner sein als in der Stadt, je weiter draußen, um so besser. Högsara ist ein sehenswerter mit Liebe und Geduld ausgebauter kleiner Hafen. Am Nachmittag treffen wir den Vater, er erklärt uns, dass man auf den Inseln mehrere kleine Beschäftigungen braucht, um dort leben zu können. Er arbeitet in der Forst und erledigt alle Holzarbeiten im Hafen, der Stück für Stück ausgebaut wird, so wie das Geld reicht. Der Sohn betreibt den Hafen und vermietet einige Ferienhäuschen, sie haben auch Kühe auf der Insel, die Schwiegertochter hilft ihrem Mann und betreibt ab 19.06 (Midsommar die Hafenbar. Wieder ein Hinweis, dass erst dann die Saison beginnt. Abends kommen sie um die Sauna für uns anzuheizen, allerdings nicht unentgeltlich, wie in manchen Häfen. Überhaupt kann man die Preise "seit Jörn Heinrich" gut verdoppeln.

Högsara Hafen

 

Högsara Türöffner3

 

 

 

 

 

Högsara Cafe

 Högsara Hafenplatz

 

 

 

 

 

 

 

 

#

 

 

 

 

 

 

 

 

 

16.06. Helsingholmen, eine sehr schöne kleine Insel mit familienbetriebenem Anleger in einer geschützten Bucht. Im Hafen-Aufenthaltshaus gibt es eine sehr kleine aber sehr schöne Fotoausstellung. Die Fotos sind als Postkarten gedruckt, die wir kaufen und verschicken. Es gibt Räucherfisch, morgens kleine gebackene Brötchen und einen blinden Schimmel, der langsam über die Insel grast. Das wäre eine Insel für Midsommar, aber es sind ja noch ein paar Tage, wir haben kein Brot mehr und lange keine Internetverbindung. Das bekommen wir in Stormälö am Rand des Fahrwassers nach Turku und hier werden wir über die Sommersonnenwende bleiben.

 

17.06. Stormälö bis dahin hart segeln mit Aufkreuzen in den Schären, damit man es nicht verlernt. Es wird ohnehin viel in den inneren Schären mit Motor gefahren. Airisto Marina ist ein moderner kleiner Hafen, 100 Liegeplätze am Rand einer Ferienanlage, Restaurant, kleiner Kiosk beim Hafenmeister und natürlich Sauna (im Preis inbegriffen). Von einem Finnen erfahren wir, was finnische Sauna ist: max. 70 Grad, man sitzt, redet, trinkt sein Bier, Geselligkeit. Das hat nichts mit "Finnischer Sauna" in Deutschland zu tun, die er aus eigenem Erleben kennt. 100 Grad viel zu heiß zum plaudern und verweilen und dann kommt ein "Saunameister" und wedelt mit dem Handtuch und stört! Wir fragen nach der "Steinsauna", die werdet ihr an der Küste und jetzt kaum finden. Eine gute Steinsauna braucht sehr viel Zeit! Im Saunaraum aus Stein wird ein Holzfeuer abgebrannt. Das dauert fast den ganzen Tag, damit die Steine richtig heiß werden. Dann wird die Asche mit viel Wasser entfernt, alles ist sauber, die Sauna hat die richtige Temperatur. Jetzt werden die Sitzbänke aufgestellt und das Saunieren kann beginnen. Ein schwarzes, von Asche und Holzkohle gefärbtes, Gesäß gibt es nicht, vielleicht für Touristen?

lange nicht mehr ins Internet gekommen!

 

Felsmalerei

Stormälö geflaggt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Störmälö haben sich viele Boote an der Felswand im Hafen verewigt. Na, wo wir einen Maler an Bord haben, ein Leichtes. Außerdem wird zur Sommersonnenwende über die Toppen geflaggt. Dies ist auch der einzige Nacht, an der die Nationalflagge nicht gestrichen wird. Wir zeigen wenigstens unsere Gastlandflaggen und es bricht Beifall und Jubel bei den umliegenden Booten aus. Anerkennung, wir sind dabei.

In Störmälö haben wir nun drei Tage gelegen, Sommersonnenwende erlebt, leider nicht erhebend. Vermutlich war dies der schlechteste Ort, den wir uns hätten aussuchen können?

 

Aufbruch nach Turku. Es ist nicht mehr weit 9 Uhr gehts los 13 Uhr sind wir dort. Turku gefällt mir sehr gut (obwohl es regnet), wesentlich besser als Helsinki. Es gibt eine Bischofsburg am Eingang zum Fluss und der Marina, ein großes maritimes Museumsgelände mit vielen Exponaten im Wasser und an Land. Auf der anderen Flussseite werden Wohnbauten errichtet oder alte Industriegebäude in Wohnbauten umgewandelt. Die Stadt hat einen ordentlichen Marktplatz, ansehenswerte Holzhäuser neben modernen Kauftempeln, Straßencafe's und eine Promenade mit vielen verschiedenen Gaststätten am Flussufer, schließlich die Fähre Föhri, die kostenlos Passagiere von einem Flußufer zum anderen befördert.

Turku hat ca. 180 Tausend Einwohner, ist etwas kleiner als Rostock, hat aber so viel am Wasser zu bieten! Da sollte sich Rostock Inspirationen für die Warnowuferbebauung holen!

Abends gehen wir essen und geraten in ein Tango-Lokal, d.h. es spielt ein Trio und schon ist die Tanzfläche voll. Finnland, die Tangohochburg im Norden.

 

Turku Marinum Suomen Joutsen

 Turku Hafen Forum Marinum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Turku EspositoTurku Tangolokal

 

 

 

TurkuTurku Holzhäuser im Zentrum

 

Turku Industriehafen

 

21.06. Ablegen Richtung Alands.  Wir kommen bis Enklinge und machen dort am Felsen fest.  Sonnenuntergang

Uns kommen die Rückkehrer von der Midsommarparty entgegen.

Am späten Nachmittag sind wir wieder allein auf dem Wasser.

 

 

 

22.06. Bomarsund, der alten russischen Befestigung, die nicht lange hielt. Eigentlich hatten solche Befestigungen schon zu Zeiten des Baues 1830 ausgedient, es waren wohl eher Repräsentationsbauten. Im Krimkrieg wurde die Festung mit kleinen wendigen motorgetriebenen Kanonenbooten angegriffen und fiel.

Geblieben ist die Seestraßenmarkierung, die die Russen in Finnland eingeführt haben. Neben Tonnen sind überall Richtmarken, die entspanntes Segeln trotz enger Fahrwasser ermöglichen.

 

 

 

 

 

                                                                                                                                                                                      Sonnenuntergang bei Enklinge

 

 

Bomarsund Ankerplatz

 

 

Der Steuerautomat geht nicht mehr, Fehlersuche, Kabelsuche, Reparatur des Kabelbruchs. Immerhin haben wir jetzt so viel Seeweg hinter uns, wie sonst in zwei Jahren (1.400 sm).

Weiter geht es mit einem Besuch in Kastelholmen. Sehr beeindruckend und ein sehr interessantes Freilichtmuseum. Beim Schmied ersteht Mathias zwei Wikingermesser für uns. Alles deutet daraufhin, dass hier die ultimative Midsommarparty stattgefunden hat. Das bestätigt die Hafenmeisterin. Merken!

 

23.06. Abends kommen wir dann in Mariehamn an. Wir hatten einen langen Weg von Osten um die Ecke zum Westhafen. Falsche Planung? Ich hatte mir hierher den aktuellen schwedischen Hafenführer schicken lassen und der Hafen ist zünftiger, nicht nur wegen der Pommern.

Mariehamn, wir wollen beide zum Frisör. Mittlerweile sind fast zwei Monate um und die Haare werden immer länger. Ich breche früh auf in die Stadt, habe schnell den richtigen Frisör gefunden, zwei Kunden im Laden warten, einer sitzt auf dem Stuhl. Besser als ein leerer Salon. Ich gehe erst einmal eine Runde durch die Stadt, aber es wird nicht leerer, also setze ich mich und warte. Die Haare werden sehr sorgfältig geschnitten, wenige Haare, denn die Leute scheinen hier oft zum Frisör zu gehen. Es wird auch für finnische Verhältnisse sehr viel geredet, das kommunale Informationszentrum. Ich bekomme den besten Haarschnitt ever! Erst werden die Haare (feucht) grob gekürzt und wieder getrocknet, damit sie sich aufrichten können. Dann kommt der eigentliche Schnitt, super. Am Ende werden alle losen Haare mit einer befeuchteten Kammbürste entfernt, nicht ein Haar im Kragen! Ich zahle gern 30 €.

Dann setze ich mich zum Mittagessen auf den Boulevard und beobachte die Kreutzfahrtgäste eines englischen Schiffes, viele Deutsche, die gut kenntlich, auf der 800 m langen Einkaufsmeile promenieren. Mir fällt auf, dass sie alle unzufrieden aussehen. Wir haben zwar nicht das beste Sonnenwetter aber es regnet auch nicht. Offensichtlich sind sie unglücklich, wenn man sie von ihrer all-inklusiv Betreuung abschneidet.

 

Mariehamn Hafenhaus

 

Mariehamn reger Schiffsverkehr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25.06. Mariehamn – Seglinge

Mariehamn war sehr schön, aber nach zwei Tagen Stadt -und hier mit Kreuzfahrern, manchmal sind es drei- zieht es uns wieder auf einsame Inseln. Auf Seglinge wollen wir allerdings einen Bekannten von Mathias besuchen, Ernesto Baltiswiler, ein Schweizer, ein Maler, den es auf Umwegen auf diese Insel verschlagen hat. Ein toller nachdenklicher Mann, der dort sehr einsam lebt, um die Ruhe und Konzentration für seine künstlerische Arbeit zu finden. Er erzählt uns viel über das Leben in Finnland, speziell auf Alands Inseln, z.B. dass jede Familie für sich lebt. Man grüßt sich auf der Straße auch nicht. Erst ab 1,8 Promille werden die Insulaner freundlich und fangen an zu reden. Am nächsten Tag eisiges Schweigen. Ernesto zeigt uns, nachdem wir seine selbst gefangenen Fische gegrillt (Holzfeuer anmachen, warten bis es durchgebrannt ist) mit leckerem Salat und Pommes, seine beeindruckenden großformatigen Bilder.

Übrigens, wir persönlich haben diese Erfahrungen nicht gemacht, aber wir sind auch „Bootstouristen“, die nur einen oder ein paar Tage da sind. Wir können ihnen gar nicht zu nahe kommen.

Es ist früher Morgen, als wir schlafen gehen, eine kurze Nacht. Um 7.45 Uhr legen wir wieder ab zur Leuchtturminsel Isokari.

 

Seglinge Anfahrt

 Isokari Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seglinge                                                                                                                                                                                                                                 Leuchtturm Isokari

 

26.06. um 17 Uhr kommen wir in Isokari an. Die Hafenmeisterin, eine junge Frau, hat noch auf uns gewartet, lädt uns in ihre Butike (2 x 3 m) und schenkt uns Kaffee ein und erklärt uns die Insel. Viel gibt es nicht zu erklären, Plumsklo, Richtung zum Leuchtturm. Morgen Leuchtturmbesichtigung, da sind wir aber schon wieder weg. Wir wollen nach Rauma einkaufen. Mit dem Einkaufen klappt es noch nicht so richtig, zu wenige lagerfähige Lebensmittel.

Die Insel ist aber eine Wucht! Riesige glattgeschliffene Felsen unterhalb des Leuchtturms, eine interessante Pflanzenwelt und die possierlichen Gryllteisten, die in der Hafenmole genistet haben und jetzt ihre Jungen füttern, an der Ostseite Sandstrand. Leuchtturminseln sind für mich besonders beeindruckend und ich besuche -wenn möglich- immer den Leuchtturm, aus Dankbarkeit, sind sie es doch, die uns den Weg weisen. Bei uns an Bord setzte einige Male der Plotter aus (Feuchtigkeit im Gehäuse), wie dankbar ist man dann, wenn man zusätzlich einen Leuchtturm zur Orientierung hat.

 

Isokari Steinlandschaft unterm Leuchtturm

 Isokari Steinlandschaft unterm Leuchtturm2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

27.06. Eigentlich sind wir etwas widerwillig nach Rauma gesegelt, wieder einmal wegen der ausstehenden Einkäufe. Wir wollen mehr Inseln und endlich nach Norden, aber Raumas Zentrum mit den mittelalterlichen Holzhäusern beeindruckt wirklich. Die Marina „Syväraumanlahtis“ allerdings hält nicht das, was sie verspricht. Es gibt keine Sauna (wie im Hafenhandbuch ausgewiesen), kein Internet und erstmalig versteht das anwesende Personal kein englisch.

Das historische Rauma lässt alles vergessen, 600 Holzhäuser in einem Kerngebiet von 28 ha. Das Gebiet war im 17. Jh. durch einen Zollzaun begrenzt. 1682 gab es einen Großbrand, nachdem die Häuser wieder aufgebaut wurden. Die Hauptstraßen wurden etwas begradigt, sonst musste aber im alten Raster wieder gebaut werden, daher gab es später keine Neubauten mehr. Stattdessen wurden prächtige Fassaden errichtet und renoviert. Heute ist das Gebiet –zurecht- Unesco-Kulturerbe und eine Reise wert.

 

Rauma FassadenRauma Fassaden1

Rauma Skipper beim Knutscher erwischt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

28.06. Jetzt geht es aber nach Norden, 7.15 Uhr Ablegen, 8.30 Uhr freies Wasser, Segel setzen für 132 sm bei zunächst flotten Westwinden, später Südwind mit nachlaufender Welle, dolle Schaukelei. Am nächsten Tag sind wir auf Bergö (Anleger hinter der Fähre) fest, 15 sm vor Vaasa. Die Insel ist wieder sehr lehrreich, was die finnische Mentalität betrifft und ergänzt die Erzählung von Ernesto auf Seglinge. Im Auto (Castle) sind alle so freundlich und grüßen, wenn sie aussteigen, sich schutzlos fühlen, werden sie verschlossen. Ich setze mich früh ins Cafe, das von der Kaufhalle betrieben wird. An jedem Tisch sitzt ein einzelner Mann. Neuankömmlinge grüßen nicht, versuchen die anderen zu ignorieren, nehmen sich ihren Kaffee (den gibt es gratis, wenn man irgendetwas in der Halle gekauft hat – das Morgenbrötchen, ein Stück Kuchen z.B.). Alle Anwesenden ignorieren den Neuankömmling auch. Das Gespräch (wenige Worte) wird sporadisch geführt und da bringt sich plötzlich auch der Neuankömmling mit ein. Ich werde an die Flens-Werbung im NDR erinnert. Übrigens gibt es hier (nur) zwei Typen Mann (Familienabstammungen?). Der erste ist massig, rote Gesichtsfarbe, Haare behalten Farbe, werden dünner, der Hals so dick wie der Kopf, dick! Bauern und Fischer. Der Zweite feingliedriger, im Alter graue volle Haare, Fährleute, Händler?

 

Bergö Liegeplatz vom Glillen

Bergö liegt am südlichen Eingang zu den Kvarken. Das ist ein sehr flaches Gebiet mit großen Findlingen und Felsen. Man fährt in den Fahrwassern scheinbar über offene See, sieht die Inseln kaum. Wir halten bei steifer Brise und Strom 20 Grad vor, um den Kurs zu motoren. Beeindruckend ist schon, dass auf diesem Gebiet eine 3 km dicke Eisdecke lag und das Land „untergedückert“ hat. Nach dem Schmelzen hob es sich um 40 cm jährlich (heute ca. 8 mm). Die Leute glaubten zunächst, dass das Wasser sinke, in Erdlöchern verschwinde. Ich finde, zum segeln aber nicht optimal.

 

Wir sind jetzt übrigens 1.622 sm gesegelt, mit Nordkurs schaffen wir auch die Breitengrade, am 26.06. den 60., am 28.06. den 62. Und am 04.07. den letzten, den 65. Der Wetterbericht verspricht Wind aus Nord zunehmend, kein Vorankommen.

Bergö Bootsschuppen mit Boot

Bergö Saunalandschaft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlegeplatz Bergö                                                                     typisches Bootshaus im Fischerhafen                                        Sauna

 

 

So weit wollen wir gar nicht, zum Nordpol sind es 5.971 km, wir segeln 15 sm, ca. 27 km.

Bergö Bootshafen Entfernungen

 

 

 

Wir verholen 15 sm nach Vaasa, wettern dort in der Marina ab. Auch hier klappt es in der Marina mit dem Internet nicht, wieder Achselzucken, Finnland. Nachhilfe aus Estland wäre angebracht.

Die Stadt aber ist schön und wir haben den ersten richtigen Sommertag, t-shirt-Wetter. Die Einheimischen liegen in den Anlagen in der Sonne oder sitzen in den Straßencafe’s. Im Zentrum auf der Straße findet gerade ein Rockkonzert statt. Tolle Stimmung. Ich besichtige auch die Uni und das Technologiezentrum in den Gebäuden eines alten Fabrikgeländes, super Standort! Mittagessen gibt’s für 5 Euro im Cotton Club, der Mensa.

 

Wir sitzen abends mit Rainer Wäsch auf seiner „Swantje“ mit Tobias Schmidt mit der Charteryacht „Julius“ bei Rum-Cola von Rainer und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Vaasa Fahrtensegler

Tankar in der Nacht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

02.07. Rainer und auch wir wollen nach Tankar, einer Leuchtturminsel draußen so etwa vor Jakobstad, während Tobias mit der "Julius" nach Jakobstad segelt, um dort ein Ersatzteil abzuholen. Eine kleine Ansammlung von Häusern unterhalb des Leuchtturms, ein kleines Freilichtmuseum. Wir wollen außerhalb des Schärenweges ca. 110 sm segeln und nehmen den längeren Weg in Kauf. Aber der Wind ist flau und schläft am Ende ganz ein. Wir kommen erst 24 Uhr an, sind um 4.30 Uhr gestartet! Rainer hatte den inneren Schärenweg gewählt und ist viel motort. Er schläft schon, als wir ankommen.

 

Abendstimmung

alter Schuppen auf Tankar

 Tankar Leuchtturm

Tankar Hütten

 

 

Tankar Maler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neue Hiobsbotschaft, statt „kein-Wind“ soll er in den nächsten Tagen auf Wind aus Nord drehen. Wir sollten also versuchen, so weit wie möglich nach Nord zu kommen. Maaskalla wollen wir, wenn möglich, nicht anlaufen und stattdessen gleich nach Hailuoto segeln.

 

Der Wind schläft immer mal ein, dann motoren wir 1-2 Stunden, dann haucht er wieder, wir lassen uns treiben, mitten in der Nacht ankommen lohnt auch nicht. Als Mathias mit dem Abendessen kochen fertig ist und auffüllen will, erwischt uns eine Front, in „windeseile“ hat uns eine Böenwalze überrollt. So schnell bekomme ich den Autopiloten gar nicht aus, dass die erste Bö uns auf die Seite legt. Die Teller fliegen. Nach kurzer Zeit ist es wieder vorbei. Langsam geht es an der Ansteuerun Raahe vorbei, wo riesiger Kohlefrachter seine Ladung auf enen zweiten Frachter leichtert. Langsam zieht Nebel auf und es sieht zunächst wie eine große Bohrinsel aus. Wir haben viele Kohlekraftwerke an der Küste sehen können. Überhaupt erkennt man Ansiedlungen in Finnlands Küste immer an großen Fabriken.

 

04.07. Wir haben jetzt aber guten Wind und können den Gasthafen „Marjaniemetie“ auf Hailuoto anliegen. Tolle Versorgung, Bierzelt auf dem Steg (kassiert auch das Hafengeld), zwei Restaurants im Hafen (wir gehen frühstücken, Bufett), noch ein Cafe‘, Fischerei mit frischem Fisch (riesige Lachse). Der Service ist hier allerdings "freundlich-zurückhaltend" (Man bestellt im Restaurant ein Bier und die Speisekarte, beides kommt promt, man muss dann aber zum Tresen gehen, um mitzuteilen, dass es mit dem Essen ernst gemeint ist und, da man ja zunächst abwartet und das Bier schon getrunken ist, ein neues bestellen. Die Sauna ist ganztägig geschlossen, weil der Hafenmeister sie selbst mit seinen Freunden für ein Trinkgelage belegt.

 

 

Hailuoto Leuchtturm

Hailuoto Wanderweg1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir warten auf passenden Wind für Haparanda, Montag soll‘s auf NO drehen. Inzwischen mache ich eine Inselwanderung. Der zentrale Ort liegt 8 km entfernt. Straße gehen ist langweilig, aber ein Wanderweg zum Nordstrand mit Leuchtturm und von dort vorbei an einem See und Saunahütte in den Ort ist ausgeschildert. Ich schätze 24 km. Der erste Abschnitt zum Strand (feiner Sand) zum Leuchtturm ist sehr entspannend. Ich finde Elchspuren und Losung. Vom Leuchtturm zum See durch die Wildnis, in deren Mitte sich die Sauna befindet. Alles ist vorbereitet, Holz gehackt, Streichhölzer, Kaffee; Tassen. Wasser ... Weiter wird es allerdings nass. Schuhe und Strümpfe aus, Hose hoch gekrempelt geht es weiter durch Wasser und Torfmoos, Hose weiter aufkrempeln. So geht es langsam voran und man ist den Mücken ausgeliefert. Auf den trockenen Abschnitten liegen Kiefernzapfen, da geht es auch nicht schneller voran. Dann kommt die Härte, auf dem ausgewiesenen Wanderweg reicht es nicht mehr mit dem Aufkrempeln der Hose, sie muss ausgezogen werden. Das tue ich auf einem kleinen Hügel, den ich aber mit Ameisen teile. Von oben die Mücken, von unten die Ameisen! Mitten im Wasser merke ich, dass es nicht reicht. Wieder zurück, Unterhose auch aus, alles hochgerafft und durch. Der zentrale Ort, den ich dann erreiche ist finnisch, ein Straßendorf, die einzelnen Häuser versteckt, mindestens 500 m auseinander und 100 m von der Straße entfernt. An der Straße gibt es, wie im wilden Westen Amerikas, nur den Supermarkt weit entfernt die Schule und noch weiter entfernt die Kirche. Am Ende bin ich 32 km "gewandert". Na, da schmeckt das Bier doch am Abend.

 

06.07. Früh gehts nach Norden, nach Haparanda, dem magischen Ort. Optisch zeigt es sich nach Hailuoto am schwarzen Wasser. Offensichtlich steht hier das Wasser aus den Flüssen, die die Hochmoore entwässern. Wir fahren an Torneo vorbei nach Haparanda Hafen. Die Städte sind ja mittlerweile durch die Landhebung von der Küste entfernt. Wir absolvieren die Zeremonie im Vereinshaus, hängen die Flaggen unserer Vereine "Schnatermann" und "Museumshafen" auf. Es ist schon ein besonderer Ort. Wir treffen auch Rainer Wäsch wieder und "Partner" aus Hamburg. Mit Rainer sind wir gemeinsam in der Kultstätte und am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Haparanda, aber da ist nichts los, wir gehen auf die finnische Seite, da ist etwas mehr los (Einkaufscenter), aber es ist ja auch das Ende der Ostsee.

 

 Haparanda HafenHaparanda Hafenhaus3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Haparanda Hafenhaus

Haparanda unsere Flaggen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt wollen wir auch noch in den nördlichsten Hafen der Ostsee, nach Toerehamn. Da machen die anderen deutschen Segler, Rainer und die "Partner" aus HH, Michael und Gisela, nicht mit. Wir sagen uns aber, wir sind fast 2000 sm in den Norden gesegelt, dann leisten wir uns auch diesen Tag (oder zwei, wir müssen ja wieder zurück). Der Zeltplatz am Hafen ist eine Katastrophe, wie viele Zeltplätze hier. Sie sind für Wohnmobile ausgelegt, Schotterplätze -der erste Eindruck Schrottplätze. Essen bekommen wir in 1,5 km Entfernung, nicht im Ort Toere, aber an der Straßenkreuzung hinter der Tankstelle, Motel. Hier trifft man sich im hohen Norden.

 

 

Toere Tonne bemanntToere Tonne

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Toere segeln wir nach Lulea. Das erste Mal geht es nach langer Zeit Richtung Süden. Bisher hat überall, wo wir ankamen, der Flieder geblüht. Vom Naturverlauf ist die Zeit nicht voran gegangen. Jetzt wird es doppelt so schnell gehen.

Der Hafen ist proppen voll, es findet ein Stadtfest statt. Der Hafen ist sehr eng, die Gästeplätze alle belegt. Wir zwängen uns in eine enge Box, wohl für kleine Motorboote, geben nochmal Gas und es passt. Von hier sind es bis zur einzigen Toilette, für mehr als 200 Boote, 5 min Weg/Umweg. Vorbei geht es am großen Bootsausrüster, wo wir gleich einkaufen, eine kleine Bilgepumpe, die unter die Welle passt. Die Stadt ist toll, viele freundliche Leute unterwegs, obwohl es Strippen regnet. Mehrere Bühnen, Musik und Imbissstände. Wir gehen zum Blueskonzert.

 

Von Lulea aus segeln wir nach Vargön. Heiko hatte in seiner Seekarte eingetragen, dass es hier einen Seglerhafen gibt. Ich hatte mir schon am Südende der Insel eine Ankerbucht vorgemerkt. Wir landen am Steg des "Seglerhafens" als drittes Boot. An Land Toilette und Sauna. Das erste Mal, dass wir allein die Sauna anheizen. Es dauert eine Stunde, inzwischen Grillen wir und sorgen für folgende Gäste für den Holzvorrat. Auf der Insel gibt es mit Bohlen ausgelegte Wege zu mehreren Stellen der Insel, u.a. ein Infozentrum mit hochwertigen gebundenen Heften bzw. einem Buch von der Gemeinde.

 

Vargön Boote am AbendVargön spät

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von hier wollen wir zu Bjuroklubben. Ich habe 22 sm aufgeschrieben, ein Fehler/Übertragungsfehler? Es sind 52 sm! Am Anfang trödeln wir noch an der Insel Vargön rum, inspizieren die Ankerbucht, es sind ja nur 22 sm. Für Bjuroklubben wird es zu spät, als wir es nach einem halben Tag merken, so suchen wir uns eine kleine Insel auf halbem Weg (Hamnskäret am Eingang zum Furuösund) mit einem kleinen Steg. Zwei kleine Motorboote liegen schon dort, wir gehen mit Heckanker auch an den Steg. Auf der Insel sind ca. 10 Jugendliche, die die Herberge gemietet haben und feiern. Sie entschuldigen sich schon mal, dass es laut werden könnte. Wird es aber nicht, Grillen, Bier trinken (das normal gekaufte Bier hat hier im besten Fall 3,5 %), Sauna, Baden.

Über Nacht legt der Wind zu und dreht, so dass wir die Welle als Breitseite bekommen. Wir bringen noch ein paar Leinen aus und drehen das Boot etwas in den Wind, da wird es aber auch schon flach. Am Morgen, als wir segeln wollen ist schon alles vorbei. Wir müssen kurz nach dem Start den Motor bemühen. Dafür kommen wir schon am frühen Nachmittag in Bjuroklubben an (es sind ja nur noch 27 sm) und die Sonne scheint dazu. Es ist richtig warm. Bjuroklubben ist ein exponierter Standort, in der Bucht haben früher die Segler abgewettert. Viele Wracks künden davon, 35 sind auf einer Karte aufgeführt. Am Fuß des Berges mit Leuchtturm befindet sich ein kleiner Hafen. Mit 5 Segelbooten und 3 Motorbooten ist er schon voll (3-Pack).

Hier teffen wir Rainer wieder, der gerade ausläuft. Mit unserer Verständigung ist es schwierig. Wir hatten keinen Saft mehr auf dem Handy und WiFi gabs sowieso nicht.

 

 

 

Hamnskäret FelsenHamnskäret

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Felseninseln sind alle sehr karg hier, Steine, wenig bewachsen und doch lebend.

 

 

Hamnskäret Felsen leben

Hamnskäret

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben von oben

 Bjuroklubben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben HafenBjuroklubben Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben I

Bjuroklubben II

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben Boote im Hafen

 

 

Bjuroklubb Leuchtturm

TrysundaZ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben Leuchtturm                                                                                                                                                                 Trysunda, Höga Küsten

 

 

13.07. Von Bjuroklubben aus segeln wir zu einem weiteren Highlight: Ratan. Ratan wird durch die vorgelagerte Insel Ratanskäret geschützt. Ein enger Sund trennt Festland und Insel. Ab 1767 war Ratan/Norrhamn der wichtigste Hafen in Norrland zwischen Stockholm und Tornio. Noch heute künden Seezeichen, Leuchtturm und Lotsenstation von der Tradition. Der Ort ist sehr liebevoll gepflegt, überall Blumen, ein ausgezeichnetes Restaurant, an dessen Bufett wir uns richtig voll(fr)essen.

 

Ratan Rataskäre

Ratan Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ratan Mareograf

 

14.07. Nach Ratan müsste man nochmal fahren. Überhaupt gibt es mehrere Orte, die man nochmals aufsuchen könnte. Wir müssen weiter. Unsere Frauen kommen nach Sundsvall und dann wollen wir natürlich schon dort sein. Und dazwischen liegt Höga Küsten, die wir uns ansehen wollen. Außerdem müssen wir wieder einkaufen.

 

 

Umeahamn Patholmsviken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

historischer Mareograf

 

 

Umea hamn ist unser Ziel, der Gasthafen Patholmsviken. Das Umfeld ist nicht sonderlich schön (Hafengelände und Öltanks in der Siluette), aber man kann einkaufen und mit dem Bus nach Umea fahren. Die Stadt war 2014 EU-Kulturhauptstadt -und das zurecht. Besonders hat uns die Uferbebauung beeindruckt. Wie schön könnte Rostock sein! Die Sonne scheint, die Stadt ist voller Leute. Bald ist es wieder dunkel, da muss man die Gelegenheiten nutzen.

Umea Ufergestaltung

Umea Rathaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rathaus in Umea                                                                         Trysunda Kirche                                                                                                 Ufer als Flaniermeile

 

 

15.07. Als nächsten Stopp haben wir uns Trysunda vorgenommen (ca. 60 sm), so dass wir, nach dem Tanken (5 Uhr!), früh starten und den direkten Weg über See nehmen. Ein Glückstreffer, der Wind ist so gut, dass wir den Tag segeln können und auf der Leuchtturminsel Hördagshällan, die wir sehr dicht ansteuern, treffen wir eine Seehundkolonie von 30-40 Tieren an. Hier sind eine Reihe von Felseninseln, nicht oder wenig bewachsen aus rotem und grauen Granit zu bewundern. Um 18 Uhr kommen wir auf Trysunda an und treffen Rainer wieder. Er hat sich in die letzte Ecke an einen Privatsteg verkrochen. Wir finden den Platz in der ersten Reihe an diesem wunderschönen und viel besuchten Ort. Hinter mächtigen Felsen (im Zentrum von Höga Küsten) liegt der idyllische Ort am Ende eines kurzen Fjords. Neben der Kirchentür ist der Schlüssel aufgehängt, so dass jeder die Kirche betreten kann. Früh verabreden wir uns mit Rainer zum Frühstück im Hafenbistro, weil zumindest Mathias ihn nicht mehr treffen wird. In Sundsvall kommen unsere Frauen an, Mathias wird dann absteigen. Ich werde die nächsten 6 Wochen mit Heidi weiter segeln. Aber zuerst wollen wir ihren Sohn Ole und die Familie in Schweden besuchen.

 

Trysunda 

 

16.07. Wir kreuzen durch die Inselwelt Höga Küsten, durchfahren den Ulvönsund, fahren in die kleine Bucht von Mjältön, setzen dann Segel gen Süden, vorbei am höchsten Leuchtturm auf Högbonden. Danach wird das Bild schon bald wieder flacher. Als Ziel haben wir Lustholmen bei Härnösund gewählt, ein kleiner Hafen im Inneren der Schären, sehr geschützt. Abends heize ich mir wieder die Sauna an, später gesellen sich Finnen dazu, als "Gastgeschenk" gehacktes Holz und es wird ein heißer Abend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Härnösand enge Wasser

Härnösand Mac float

 

 

 

 

 

 

17.07. Es soll nach Sundsvall gehen. Zunächst wollen wir durch die Stadt Härnösund motoren, aber wann öffnen die Brücken? Wir schnappen auf, dass es 9.30 Uhr sein könnte, also Hebel runter. Wir sind pünktlich, nur der Brückenwärter nicht. Man soll ihn anrufen, aber unsere Handys sind tod. Ich finde einen schwedischen Segler, der für uns anrufen will, da öffnet sich die erste Brücke. Wir gestikulieren, dass wir auch durch die zweite Brücke wollen. Das wird zum Glück verstanden, sonst wären wir in der Stadt gefangen. Ob die Brücke an dem Tag ein zweites Mal geöffnet wird weiß niemand. Es ging viel Zeit verloren, aber die enge Durchfahrt hat sich gelohnt. Der Wind ist uns wieder holt und unter Segeln geht es gen Sundsvall.

 

Allerdings landen wir in Timra, eher ein Versehen, ein winziger Hafen, neben uns wohnt eine Seeschwalbenfamilie mit winzigem Küken, das mit Fisch gemästet wird. Wenn wir auftauchen, gibt es großes Gezeter und Angriffe, dann tritt aber wieder der Seeschwalbenalltag ein.

Timra ist so etwas wie Lütten Klein zu Rostock, Hochhäuser, Schlafstadt.

 

Timra IITimra

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Timra Industrie                                                                                                                                                                                   Timra auslaufendes Schiff

 

 

18.07. Sundsvall dagegen ist sehr schön, eine pulsierende Stadt. Abends erleben wir eine ausgelassene Feier (Betriebsfest?), viel Bier und Sekt und laut, am Ende stehend auf den Stühlen und die Lieder mitsingend, Stimmung! Wir klaren das Boot noch ein bischen auf, Mathias schafft seine Sachen ins Hostel, sein und Antjes Weg führen weiter über Land.

Das war eine schöne Zeit, gerade am Anfang, im Mai und Juni, als es noch so kalt war, ist es angenehm, wenn mann nicht allein ist und sich mal zurückziehen kann.

 

Zum Abschluss haben wir noch eine Hitliste aufgestellt:

angenehmstes Land: Estland, moderne Marinas mit finnischem Standard, Gastfreundschaft im wahrsten Sinne des Wortes. (Wir haben uns nie über Funk angemeldet. Die Hafenmeister waren überrascht, wenn wir auftauchten, rannten in ihr Office die deutsche Flagge zu holen, zu hissen, um uns dann am Steg die Leinen abzunehmen und uns zu begrüßen.

schönster Hafen/schönste Insel: Ruhnu, Estland, des geschlossenen historischen Dorfes und des Insellebens wegen. Der "Konsum" wurde unseretwegen geöffnet!

beste Kneipe: Hel, Polen, Käpt'n Morgan, urig, gutes Essen, Lifemusik nur für uns.

Auffälliges: unkomplizierte und freundliche Abfertigung in Königsberg

häßlichster Hafen: Königsberg Marina, dicht gefolgt von Ventspils, Lettland

emotional beeindruckend: die Hilfsbereitschaft in Königsberg, insbesondere Viktor, der uns unentgeltlich half.

Wir haben natürlich längere Rangfolgen aufgestellt und waren uns nicht immer sicher, ob in der weiteren Rangfolge nicht auch äußere Umstände die Wahl beeinflussten (z.B. Wetter).

Für einige Fragen, z.B. bestes Essen, konnten wir keine Entscheidung treffen, weil es keine Unterschiede gab (z.B. Essen war überall gut).

 

Wir werden zum Grillen in die Familie von Heidis Sohn  (Senioren) eingeladen, die "Kinder" sind dabei. Typische schwedische Gastfreundschaft, der Tisch biegt sich und typisches schwedisches Leben in den Familien. Nach dem gegrillten Fleisch wird Kypp gespielt (Bewegung, die deutsche Mannschaft gewinnt), dann Fika (Süßigkeiten, Kuchen, Süßspeisen). Am nächsten Tag, Mathias hat mit seiner Antje hektisch die Stadt verlassen (was so weit bis Trelleborg!), Abendessen bei den Juniors, natürlich mit den Eltern. Essen-Kypp-Fika. Uns geht es gut.

 

Sundsvall hinter Ole Bro

Sundsvall Architektur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22.07. Jetzt geht es weiter nach Süden in kleinen Schritten auf die Insel Brämön mit meinem Bootsmann Heidi. Erst einmal ein kleines Etmal zum Eingewöhnen und Erholen. Urlaubsbeginn für Heidi und die Nächte in Sundsvall waren kurz. 

Der Anleger ist total vergammelt, die Brücke halb eingebrochen, aber wir kommen gut fest. Auf der Insel sammeln wir Blaubeeren, Walderdbeeren, finden Birkenpilze und wandern in den Ort auf der Ostseite, einkleiner idyllischer Ort.

 

Brämön Deep Blue

 Blaubeerzeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brämön Kirche im Ost Dorf

Brämön ElchwegeHier haben Elche Vorfahrt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23.07. In kleinen Schritten geht es weiter, wieder 20 sm nach Stocka. Der Wirt ist Belgier, die Kunsthändlerin Deutsche, WiFi, wie im Hafenführer versprochen, gibt es nicht, schon bestellt! -aber noch nicht da -Schweden! Es gibt Bechamel-Kartoffeln und beim Fischer frisc geräucherten Fisch (Kasse des Vertrauens).

 

Stocka Rönnskär

Stocka Rönnskär Fischer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

vorgelagerte Insel Rönnskär                                                                                                                                  Fischer auf Rönnskär, Selbstbedienung, Kasse des Vertrauens

 

24.07. Von Stocka in den Fjord auf der Insel Agön, Naturhafen, nur Klo und Abfallsammelstelle sind angegeben. Es gibt aber auch eine Sauna, eine Inselbibliothek und viele Informationen. Auf der anderen Seite der Insel gibt es Fischerhütten, die während der Saison genutzt wurden, heute Ferienhäuser und eine kleine Kapelle, schwedische Idylle.

 

Agön StegAgön Bibliothek

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Agön Fischerhütten auf der anderen SeiteAgön in der Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf Agön treffen wir die "Stella Maris" aus Kiel. Sie erkundigen sich bei einheimischen Seglern nach einem sicheren Hafen für die kommende Starkwindlage. Die Empfehlung: das ist ein Fischerhafen! Natürlich sind Fischerhäfen sicher.

 

25.07. Wir verziehen uns nach Sandarne, einem kleinen Ort am Festland. Es gibt Diesel, Duschen, Internet und einen Bus in die nächste Stadt. Jetzt soll der Wind kommen!

Der Ort ist typisch für die schwedische Provinz. Das Zentrum des Ortes ist die Tankstelle an der Durchgangsstraße, daneben auf dem Schotterplatz ein kleiner Supermarkt und eine Pizzeria. Der Anleger ist von Gänsen vollgeschissen. Gekonnt steigt der Hafenmeister darüber, um das Geld zu kassieren. Die satten, lieben Schweden. Es weht dann in der Nacht wirklich und es regnet in Strippen, man schickt keinen Hund von Bord.

In Sandarne stinkt es, eine Chemiefabrik (Arizona). Der Rohstoff sind Kiefern, daraus werden Zuschlagsstoffe für Farben, Gummi etc. hergestellt. Wir haben zwei Tage aufgehalten. Nach der Wetterbesserung flüchten wir. Auch aus dem Nachbarort mit Chemiefabrik zieht ein unangenehmer "Duft" aus See, aber bald haben wir auch den hinter uns gelassen.

 

27.07. Axmar Brygga. Vor Axma Brygga gibt es ein kleines aber schönes Schärengebiet. Der Hafen wurde für eine Eisengießerei gebaut. Nachdem dort zunächst aus örtlichen Erzvorkommen und Holzkohle Eisen hergestellt wurde, ist 1861 eine neue Eisenhütte mit Gießerei gebaut worden, die das Erz und die Kohle per Schiff bezog, viele Wracks im Umfeld zeugen davon. Heute ist das aus Schlacke gebaute Gebäude Museum und Veranstaltungsgebäude, am Hafen, dierekt hinter dem Anlegesteg ein feines Restaurant.

 

Axmar BryggaAxmar Brygga EisenGießerei

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Axmar Brygga1Axmar Brygga Abendstimmung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übrigens einen Tag später legt hier Tobias mit der "Julius" an, den wir schon in Turku und Vaasa getroffen haben.

 

Von dort segeln wir in den Naturhafen Lövgrund. Der Schwedische Seglerverband hat hier zwei Ankerbojen ausgelegt. Wir nehmen die erste, später wird die zweite auch von einer deutschen Jacht aus Kiel besetzt. Auf Lövgrund gibt es wieder eine Ansammlung von ehemals Fischerhütten, die in der Saison genutzt wurden. Dazu gibt es eine kleine Kirche, hier mit Barometer ausgestattet. Heute sind es wieder Ferienhäuser. Die Schweden haben sich hinter Hecken verschanzt, es gibt keine richtigen Wege, es scheint, Fremde sind auch nicht erwünscht. Immerhin ist ein Segler aus Pitea unter den Sommerbewohnern, der unser Boot gesehen hat und interessiert ist, mit uns zu sprechen.

 

Lövgrund HausLövgrund Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lövgrund an der AnkerbojeLövgrund in der Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.07. Heidi möchte warm duschen, wir segeln 6 sm nach Huseliiharen, kurz vor Gävle. Der Hafen gehört dem ältesten Segelverein Schwedens 1880 gegründet, so steht es an der Tafel.

Wir werden von zwei älteren Herren am Steg empfangen, die uns den Rat geben gegenüber auf die Insel zu fahren, dort gibt es auch Duschen und eine Sauna. Der Gasthafen bleibt auch leer bei 200 SEK, 5 Kronen für 3 min Dusche, ein teures Restaurant im Vereinshaus, keine weitere Infrastruktur, kein Wunder. An das schwedische Preis-Leistungsverhältnis muss man sich gewöhnen.

 

 

Huseliiharen Vereinshaus1Huseliiharen Vereinshaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Huseliiharen BlaubeerenHuseliiharen Kinderwagen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Huseliiharen treffen wir einen Italiener aus Sizilien, der das Grundstück pflegt, er ist mit einer Schwedin verheiratet und wohnt bereits 50 Jahre dort. Er erzählt uns, dass der Ort um 1830 von Russen angelegt wurde. Ein Haus steht noch aus der russischen Zeit. Auf dem Rückweg sammeln wir Blaubeeren und Pilze am Weg, die gibt es hier in Massen.

 

30.07. In Ängskär Bryggan, kurz vor Öregrund, werden wir wieder mal von einem Hafenmeister empfangen, der die Leinen annimmt und uns kurz einweist. 50 m neben der Anlegebrücke ist ein Restaurant mit Terasse, wo wir ein frisches Anlegebier trinken. Dann geht es auf einem sehr schönen Rundwanderweg um die Inselspitze. Blaubeeren wieder satt. Eine sehr schöne Landschaft, die man mit dem Dingi erkunden müsste. Wenige Caravan-Camper, die nicht so sehr stören. Trotzdem passt es irgendwie nicht Segelbootanleger mit Caravan-Stellplätzen zu kombinieren, aus der Sicht der Segler bzw. aus meiner Sicht. Für die sich langweilenden Camper mag es ja interessant sein, umgekehrt, sich von in Jogginghosen gekleideten, auf Klappstühlen sitzenden, Bierdosen haltenden Campern sich begaffen zu lassen, ist nicht so toll.

 

31.07. Öregrund wurde uns schon wärmstens empfohlen. Ein kleiner Urlauberort mit Holzhäusern, rund um den Hafen viele Kneipen. Es sollen 1.600 Einwohner hier neben der größeren Stadt Östhammar sein. Im Sommer aber mindestens doppelt so viele. Der Ort ist ursprünglich, hier gibt es keine Industrie, die den Ort wachsen ließ. Als wir ankommen, kommt wirklich Urlaubsfeeling auf. Im Hafen ist ein riesiges Konzertzelt aufgebaut, der Soundcheck läuft. Zum Glück erst für den nächsten Tag, Sonnabend. Die vielen Besucher flanieren durch den Ort, die vielen Cafe's rund um den Hafen haben geöffnet und sind gut besucht. Neben der Kaufhalle gibt es auch wieder einen Systembolaget und wir können unsere Weinvorräte für die folgenden Inseln auffüllen. Später treffen wir auch Rainer mit seiner Svantje wieder und nun mit Freund Gerd. Wir setzen uns in das Hafenbistro, es gibt live-Musik und schwedischen Akvavit. Wir verabreden uns für den nächsten Tag auf Arholma.

 

Öregrund

 Öregrund am Abend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

01.08. Arholma. Das liegt auf unserem Weg, Richtung Stockholm und ist eine der lieblingsinseln von Rainer, unbedingt! Wir kommen 18 Uhr an, ca. 10 Boote ankern in der Bucht, 15 Boote quetschen sich am Steg. Wir genießen den Sommerabens, windstill, Abendrot. Ich tauche unter das Boot (18 Grad) und besichtige meine Opferanoden, wie neu in dem Süßwasser, keine Seepocken. Die Bucht und die Insel sind wirklich sehr schön und bei dem Wetter stimmungsvoll. Abend kommen noch mehr Boote dazu.

Am nächsten Tag gehen wir auf einen kleinen Rundgang und einkaufen, da der Kaufmann (12 Uhr) erst nach dem Cafe (11 Uhr) öffnet, warten wir dort bei einem Bier. Danach geht es weiter über die Insel. Dann kommt der Anruf von Rainer, Deep Blue hat eigenständig den Standort in der Bucht gewechselt (Anker auf Slip), aber es liegt jetzt, dank eines Motorbootfahrers, der den Heckanker ausgebracht hat, fest am anderen Ende der Bucht. Auf dem Rückweg zum Hafen verpassen wir eine Weggabelung und machen riesige Umwege.  Schnell das Boot zurück auf den alten Platz, der Motorbootfahrer ist schon weg, so dass wir uns nicht einmal bedanken können. Wir brauchen drei Versuche, bis der Anker richtig fasst. Danach geht es gleich in die Sauna, Rainer und Gerd schwitzen schon. Von dort beobachten wir unsere Boote in der Bucht. Ich bin unsicher, Gerd: die Peilung steht, prost. Als Heidi vom Boot aus winkt flitze ich mit dem Schlauchboot rüber. Rainer ist die Ruhe in Person, allerdings ist die Svantje jetzt dabei die Deep Blue bei der Drift zu überholen. Wir kommen aber alle rechtzeitig. Anker auf, und siehe da, die Ankerspitze steckt in einer anderen, zurückgelassenen Ankerkette, NIRO, nicht schlecht, ein Anker ist sicher auch noch dran. Als ich zufassen will, rutscht sie allerdings ab. Zur Sicherheit lege ich den Heckanker neben dem Boot auf Grund. An der Leine will ich erkennen, ob der Anker hält und zur Not kann dann der Anker noch halten. Als ich ihn am nächsten Morgen aufhole steckt er in einem alten Brett. Da können die Anker ja auch nicht halten.

Am Abend sitzen wir erst bei Rainer auf der Svantje bei Rotwein, danach auf der Deep Blue bei Rum, es ist der letzte gemeinsame Tag. Er wwill jetzt Meilen nach Hause machen, wir und wir wollen in kleinen Schritten weiter nach Stockholm.

 

Arholma Ankerbucht

Arholma Deep Blue umgeparkt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arholma Ankerbucht Svantje in der Abendsonne

Arholma Ankerbucht Deep Blue in der Abendsonne1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arholma Leuchtturm

Arholma Warten auf den Kaufmann1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arholma Batterie

Arholma Klo und Abfallinsel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

03.08. Wir legen relativ früh ab, fahren noch einmal zur schwimmenden Klo und Abfallinsel und dann Högmarsö im Furusund in die Nordbucht. Da passiert die große Aufregung! Wir wollen mit dem Bug an der eingelagerten Insel vor Heckanker festmachen. Die Leine vom Heckanker ist zu kurz (für die Zukunft Gurtrolle), ein zweiter Anlauf, zurück, Heidi holt die Leine vom Heckanker dicht, damit sie nicht in die Schraube gerät. Dabei rutscht das Auge von der Klampe und bei der Vorausfahrt verlieren wir den Anker. Wieder zurück, Buganker als Heckanker, nun klappt es, wir haben einen herrlichen Platz für uns, allein in der Bucht.  Schwimmend und tauchend versuche ich den Anker zu finden. Die Sicht reicht nicht. Stimmungstief, mein schöner Anker! Heidi: Wir kaufen im nächsten Hafen einen neuen. Tauchanzug an, Flaschesuchen. Nach kurzer Zeit habe ich keine Luft mehr. Zwei Flaschen im Frühjahr gefüllt, aber die dritte leere mitgenommen. Abreagieren ist jetzt notwendig. Wir wandern über die Insel zur Südseite. Dort befindet sich ein Kaufmann mit Bootstankstelle, ein Restaurant, eine Werft (eher Abwracke). Der Kaufmannsladen ist gut sortiert, die Abwracke ein Chaos, zwischendrin ein stylisches Restaurant, ein echter Hingucker. (59 38,814N; 18 50,641E)

Am Boot zurück versuche ich es mit dem Blinker, beschwere die Schnur mit einem schweren Hammer, ziehe meine Bahmen und ... finde den Anker! Alles wieder gut. Der Anker bekommt auch gleich eine neue längere Leine.

 

Högmarsö Ankerbucht

geliebter Heckanker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Högmarsö Süd

Högmarsö Süd im Restaurant1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Morgen ist die Bucht spiegelglatt, die Sonne scheint, ein Haubentaucher fischt neben dem Boot. Wir lassen uns Zeit, frühstücken draußen in der Sonne, lesen, baden und fahren dann los zum Kaufmann und zur Tanke auf der Südseite. Weiter geht es Richtung Stockholm bis Nykvarn. Wir wollen Strom, Handy und Labtop aufladen. Auch dies ist eine alte Reparaturwerft, ein Sammelsurium von alten Booten, Autos und Krimskrams, ein freundlicher cooler rundlicher Chef. Vermutlich haben einige Stockholmer hier für rel. wenig Geld ihre Boote hier liegen, längere Zeit auch ein Holländer. Wir nehmen es als Etappenhafen nach spätem Start. Morgen Vaxholmen, übermorgen Stockholm, man soll ja relativ früh an den Häfen sein, um Platz zu bekommen.

 

Nykvarn StegNykvarn Halle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

05.08. Was Vaxholm angeht, ist die Sorge um einen Liegeplatz übertrieben. Selbst am Abend sind noLiegeplätze frei. Vielleicht liegt es am Preis 375 SEK + 100 für die Waschmaschine. Die Stadt ist aber wirklich sehr schön. Sie kommt mit auf die Hitliste, noch vor Öregrund. Ein kleiner Ort mit Busverbindung zu Stockholm, städtischer als Öregrund, Kneipe an Kneipe, dazwischen maritime Läden. Wir finden Pullover zu erschwinglichen Preisen und geraten fast in einen Kaufrausch. Mittagessen: Tagesmenü für 85 SEK. Im Hafen weist flottes personal ein und nimmt die Leinen an. Uns gefällt der Ort sehr und die Festung neben dem Hafen beeindruckend. Die Festungen stammen aus dem 16. Jahrhundert und schützten Stockholm. Bis zu dem U-Boot-Zwischenfall in den 1980-igern wurde die Festung militärisch genutzt, dann nutzte sie nichts mehr.

 

 

Vaxholm BurgVaxholm1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vaxholm HafenterrasseVaxholm Kunstausstellung auf der Brücke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

06.08. Stockholm

Stockholm ist wirklich beeindruckend. Wir liegen im Wasa-Hafen direkt im Stadtzentrum. Die Bedenken, einen Liegeplatz zu bekommen waren bisher immer unbegründet, aber wie in Vaxholm sind hier eine Reihe von Plätzen frei und es bleiben auch einzelne Plätze über Nacht nicht belegt. Zuerst fallen uns die vielen über die Toppen geflaggten Boote im inneren Teil des Hafens auf, auch deutsche Boote sind darunter. Ich erkundige mich bei einem deutschen Seglerpaar und erfahre, dass hier das Seglertreffen der ICCY (International Council of Cruising Yachts) stattgefunden hat. Das finde ich erst einmal sehr interessant. Dann kaut mir die Frau auf dem Teilnehmerboot aber ein Ohr ab (der Mann möchte auch gern, kommt aber nicht zu Wort), erzählt von dem Programm: Empfang in der Villa Godtherm, Drinks, Bufett, Drinks, Bufett, Empfang in der Residenz des schwedischen Commodore „Steminge Castle“, Drinks, Bufett, dann gockelt auch noch ein Herr in weißen Hosen und blauem Blazer bei hochsommerlichen Temperaturen über den Steg (der Chef der deutschen Abteilung), ich will weg, jetzt wird mir die Speisefolge erklärt und wie schön es doch sei, sich zu treffen und auszutauschen (zwischendurch auch in den nationalen Gruppen, auf Schloss Bla bla bla oder in der Stadt so und so). Die hatten das ganze Wochenende zum Austausch, warum muss ich mir die Geschichten alle anhören. Höflich verabschiede ich mich, ich muss jetzt aber, meine Frau wartet schon, tut sie wirklich. Mein Interesse am ICCY ist erloschen. Und noch eins: man sagt ja, hüte dich vor Einhandseglern! Sie lieben die Einsamkeit, sind aber am Steg überaus mitteilungsbedürftig. Noch einnehmender sind Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben und regelrecht auf ein vermeindliches „Zuhöropfer“ lauern.

Stockholm ist spannend, wir erkunden die Stadt, treffen Freunde von Heidi, die in Stockholm leben. Unser Bild von den Schweden rundet sich weiter ab. Am nächsten Tag nochmal, Wachablösung im Schlosshof, eine echte Show (schade, dass wir kein Königshaus haben, das ZDF könnte hier was lernen), Souveniers kaufen, bummeln. Tobias von der „Julius“ meldet sich. Er ist im Wasa-Hafen eingelaufen und hat unser Boot entdeckt. Wir verabreden uns für einen kleinen Plausch.

 

Stockholm Stadtbild

Stockholm Zentrum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am ersten Tag haben wir uns im Museum für historische Boote in der Marina kurz umgeschaut, sehr ansehenswert (wir fanden auch ein Buch über die Eigenheiten der Schweden in Deutsch, das wir erwerben wollten: „Das Jahr in Schweden“ vom Bökförlaget Max Ström, 2010), und planten, uns am nächsten Tag dafür mehr Zeit zu nehmen. Leider war es morgens noch nicht uns abends nicht mehr geöffnet. Auf dem Steg traf ich eine Dame, die ein Abzeichen der Veteranbotsföreningen trug. Es stellte sich heraus, dass der Verein das Museum betreibt, von der Stadt kostenlos übertragen. Die Dame schloss mir das Museum nochmals auf, verkaufte mir das gewünschte Buch und wir hatten noch ein interessantes Gespräch über alte Boote. Am nächsten Tag fand dann auch ein Treffen alter Motorboote aus Holz, Petterson-Bauten im Hafen statt, echte edle Schönheiten. Am Außensteg der Marina lagen als Kontrast inzwischen eine Reihe von „Affenfelsen“ ab 18 m. Immerhin haben sie den Schwell etwas gedämpft, der mir meine Scheuerleiste am Bug, über die die Vorleine geführt war, abgebrochen hat.

 

Stockholm Wachablösung

Stockholm Treffen hist. Petterson Boote

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Buch: „Die Schweden zeichnen sich durch Geduld aus. Man leidet schweigend, bis das Tageslicht nach einem ewigen Winterschlaf wieder zurückkehrt. Man wartet in einer langen Schlange an der Kasse ohne zu klagen.“ Eine echte Geduldsprüfung in der Kaufhalle oder beim Kaufmann eine schwedische Familie vor sich zu haben! Ein Teil des Warenkorbs liegt auf dem Band, die Familie im Gespräch, was vielleicht noch gebraucht wird, die Verkäuferin wartet freundlich, sie führen ein nettes Gespräch, dann wird weiter ausgepackt und der Einkauf abgeschlossen. In deutschen Großstädten hätte der nachfolgende Kunde sicher schon den Einkaufswagen auf das Band gekippt.

Aus dem Buch: „Einladungen. Bei Einladungen sind die Schweden sehr förmlich. Hier sind die Regeln: Seien Sie sehr pünktlich. Bringen Sie Blumen oder eine Flasche Wein mit. Ziehen Sie die Schuhe aus (Haben Sie die Hausschuhe vergessen? Oje, oje.) Trinken Sie niemals mehr als Ihre Gastgeber. Verabschieden Sie sich vor Mitternacht.“

Kein Wunder, dass sie nur in den Familien zusammen glucken!

Sockholm ist echt sehenswert, auch die vielen alten Schiffe, die Wohnschiffe, die selbstverständlich im Stadtzentrum neben edlen Bars und Restaurants liegen (Hallo Rostock!). Trotzdem reichte es dann, es war heiß und die Schären lockten wieder.

 

Gotland der logische Weg

 

Stockholm Wind Surf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

08.08. Ablegen und der logische Weg: den Sund nach Süden, vorbei an „Napoleon Bay“, es sind viele Masten zu sehen (noch zu früh, der Wind ist gut), Ornö (auch noch zu früh) also Utö, Südhafen. Abends waren hier noch eine Reihe von Plätzen am Steg frei (Nordhafen natürlich voll). Annehmlichkeiten des Hafens, mehrere Gaststätten, Sauna, Bäcker mit richtigem Brot! Ungesüßt!!

Am nächsten Tag noch im Nordhafen tanken (Tankanzeige funktioniert nicht mehr). Nur 26 l bis Schaum im Entlüftungsschlauch, 14 Motorstunden seit Nykvarn, merken und weiter rechnen!

Dann verholen in die Kyrkviken, ankern. Wir sind das einzige Boot. Grillen auf dem Felsen zum Südhafen. Eine einheimische große Jacht fährt vom Südhafen durch in die Wiek (auf der Utö-Seite der Markierungstonnen), zur ehemaligen Werft (Anleger).

 

Utö Kyrkvik Varf

Utö Kyrkvik Grillen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10.08. weiter auf dem logischen Weg nach Landsort, Öja. 14 Uhr sind wir dort und finden gut Platz am hinteren Steg vor Heckanker. So weit wie möglich durchfahren sagt Sailing-Rainer, vorn gibt es Schwell. Am Abend ist der Hafen proppen voll. Zwei Jachten liegen vor dem Hafen, warten bist das Versorgungsboot ablegt, dann ist der Platz bis 10 Uhr frei. Landsort kommt mit auf die Hitliste der Reise, die Insel, der Ort. Dicht gedrängt stehen die Häuser in den Fischer-/Lotsenhäfen im Süden, Kaufmannsladen mit Bar am Pier, super Essen. Überhaupt ist es erstaunlich und anerkennenswert, wie gut und kreativ das Essen in diesen kleinen Sommerorten ist. Es liegt wohl an den jungen Leuten, die hier im Sommer beschäftigt sind. Wir sind die ersten, die den Hafen verlassen!

 

Landsort Öja am Nachmittag

Landsort Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Landsort Hafen SW

Landsort Kunst im Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11.08. Harstena soll unser Absprung nach Gotland werden. Wir gehen in die Lagune ankern. Inspiriert hat uns die Beschreibung von Parczyks. Den haben viele gelesen (bei Sailing-Rainer ist es auch ein Tipp), die Bucht ist voll, wir nehmen den besten Platz ganz hinten vor den Felsen.

Auch Harstena kommt in die Hitliste, die Bucht, aber auch der Hafen in der Nachbarbucht, der Ort, Bäcker, das Restaurant im Hafen. Heidi kränkelt, Erkältung. Wir bleiben einen weiteren Tag, Morgen soll es auch etwas mehr Wind geben. Ich gehe zum Kaufmann, der auch den Räucherfisch verkauft, auf dem Rückweg sammle ich eine gute Mahlzeit Pilze (Steinpilze, Maronen, Rotfußröhrlinge, Birkenpilze, einen Schirmpilz; andere Pilze lasse ich stehen, weil kein Pilzbuch zum Versichern). Zwischendurch Blau- und Preiselbeeren.

 

Harstena beliebte Lagune

Harstena auf dem Weg mit roter Mütze

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Harstena Pilze auf dem Weg

Harstena Pilze im Topf Achtung Kochlöffel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13.08. Heidi geht es besser, der Wind ist günstig, 60 sm nach Gotland, Likershamn. Am Anfang sind es 15 kn Halbwind in Böen 22 kn, es geht gut voran mit allen Segeln (Genua, Groß und Besan), später lässt der Wind etwas nach, von Hafen zu Hafen im Schnitt 6,5 kn, besser geht es nicht mit Deep Blue.

Am Morgen fahren wir mit dem Bus 25 km über die Insel nach Visby. Die Insel ist relativ langweilig, Visby nicht, eine echte Perle, das Zentrum des alten Ostseehandels, verbündet mit Lübeck. Wenn man sich ein Bild von den mittelalterlichen Zeiten machen will, sollte man nach Visby fahren!

In Likershamn bleiben wir noch, wegen der interessanten Küste, der Raukas und vielleicht finden wir auch noch einige Fossilien.

Einige Fossilien? Wir wandern von Likershamn nach Ireviken, ein Tipp von dem europaweit anerkannten Fossilienexperten Folka (das Silur auf Gotland) und dem Klomann in Likershamn. Man muss nicht suchen, man latscht praktisch auf dem urzeitlichen Gewürm. Wenn ein Stein keine Fossilien zeigt, muss man ihn umdrehen, dann sind sie da.

Bisher waren wir mit 4 Booten im Hafen und haben längsseits an der Pier gelegen. Heute, am Sonnabend 15.08. füllt sich der Hafen, so dass wir die Heckboje nutzen.

 

auf dem Weg nach GotlandLikeshamn Deep Blue

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach Gotland

Likeshamn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Am Anfang 7 kn (Von Hafen zu Hafen 6,5)                                                                                                                                      Lickershamn, Gotland

 

 

Likeshamn Abendlicht

Likeshamn Anker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lickershamn Abendstimmung                                                                                                                                                                                                                  So geht Anker auch! 

 

 

 

gar nicht schwedischGotland Visby

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 gar nicht schwedisch! -war aber auch nicht ernst gemeint                                                                                                                                   Visby

 

Gotland Visby1

Gotland Ruine Visby St.Karin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gotland Visby Hafen mit Fregatte

 

 

Fregatte im Hafen von Visby

 

16.08. Wir segeln von Gotland nach Öland, das sind rd. 60 sm also geht es früh los und wir planen an die Nordspitze, nach Grankalleviken zu segeln, weil wir dort zur Not auch ankern können. Es hat sich ein Starkwindfeld aus O-NO angekündigt. Wir gehen davon aus, dass der Hafen Byxelkrok abends voll sein wird, weil die Segler nach Gotland dort festhängen. Das war ein Irrtum, die schwedischen Segler sind verschwunden, am 18.08. ist Schulanfang, die Häfen sind leer.

 

Im aktuellen schwedischen Gasthafenverzeichnis steht: Hafen Nabbelund, Duschen, E-Versorgung, Gasumtausch, Toiletten, Wasser, Trailerrampe. Der Hafen ist aber wegen Bauarbeiten geschlossen, ein Bagger (Hopper liegt an dem alten Fähranleger und wartet auch auf besseres Wetter. Es gibt keinerlei Versorgung, aber wir sind willkommen, bleibt und wartet bis das Wetter besser wird. Ein schwedischer Segler, der nach uns kommt wird abgewiesen. Wir schlendern in den Ort, dort soll es ein Retaurant geben, geschlossen, steht zum Verkauf. Überhaupt scheint es das Ende der Welt zu sein. Heidi sagt "EndzeitstimmunAlso wandern wir in die andere Richtung zum Leuchtturm "Langer Erik", 1845 gebaut, 32 hoch. Die Dame, die die Besichtigungskarten verkauft, schenkt auch Kaffee und Kuchen aus, immerhin der Weg lohnt sich. Draußen tobt die Brandung und unsere Lagune -es gibt hur eine enge Zufahrt-bietet uns Schutz. Strom produziert unser Windrad, dass ich lange gefesselt hatte, weil es Lärm macht und wir keinen Strom brauchten.

 

Nabbelund Langer Erik1

Nabbelund Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 18.08. lässt der Wind nach und wir nutzen früh die Gelegenheit nach Byxelkrok zu verholen, es ist ja nur um die Ecke. Nur mit dem Großsegel laufen wir 6 kn, es ist immer noch reichlich Wind, aber aus der richtigen Richtung und bald sind wir in der Abdeckung von Öland. Und wie gesagt, der Hafen ist leer. Drei deutsche Boote, die nach unserem Einlaufen Mut fassen und gen Süden losziehen, und ein schwedisches. Abends kommen dann doch noch6 Boote zusammen.

 

Der Hafen ist sehr schön, Versorgung, Waschmaschinen, Trockner, W-LAN bis zum Boot, sehr schönes Service-Gebäude, und das nur für uns allein. Mit der Anmeldung bekommen wir einen Gutschein "Zwei essen, einer bezahlt" (Herbstangebot?) Im Hafen gibt es mind. 6 Restaurants, 3 sind geschlossen bzw. machen nur noch am Wochenende auf. Bei mir kommt plötzlich Herbststimmung auf. Die Saison ist vorbei, In einer Woche ist auch Heidi weg. Na, daran werde ich mich gewöhnen. Heute ist erst einmal Wäsche und Einkauf angesagt.

 

 

 Byxelkrok HafenByxelkrok der Kneiper lehnt sich schon zurück Saisonende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dummerweise haben wir gleich für zwei Tage bezahlt. Mit zwei Waschmaschinen und drei Trocknern ist die Wäsche schnell erledigt. Wir hätten weiter segeln können. Also leihen wir Fahrräder aus und radeln zur Ostküste, feiner Sandstrand, wie auf Usedom. Wir fahren die Küste entlang nach Böda Sand, einem riesigen Campingplatz, aber auch hier ist die Saison zuende, viele Läden und Bistros und der Frisör (den hätte ich wieder nötig) geschlossen. Heidi möchte ein Eis. Es sind nur noch Restbestände der Ladenhütersorten verfügbar, nachbestellt wird nicht mehr. Der Hafenmeister in Byxelkrok sagt uns, dass der Hafen im September noch offen gehalten wird, um die Schweden langsam an eine Saisonverlängerung zu gewöhnen, aber es sind nur noch wenige Boote.

 

Öland Ostseite

Byxelkrok vom Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nordöland-Ostseite, Superstrand                                                                                                                                                                  Byxelkrok vom südl. Leuchtturm aus

 

 

Öland Windmühlenjpg

Byxelkrok das letzte Boot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Windmühlen auf Öland                                                                                                                                                                        Das letzte Boot

 

 

Byxelkrok Herbstschwalben

unsere Ostsee

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwalben sammeln sich schon                                                                                                                           Das Meer in unserer Mitte, abgestorbene Algen, wie lange geht das gut?

 

 

20.08. wir segeln nach Figeholm, nicht in den Vereinshafen des Figeholm Bootsklub sondern auf deren vorgelagerter Insel Ragholmen. Es sind nur 15 sm und wir sind mittags dort, es ist warm, die Sonne brennt, Baden ist angesagt. Wir sind das einzige Boot am Vereinssteg der Insel. Der Tipp stammt von Palczyk, 1990. Endlich wieder in den Schären (auch wenn es nur kleine Inselchen sind).

 

 

Ragholmen Vereinsinsel

Ragholmen Vereinsinsel1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ragholmen Vereinsinsel und abends kommen die Gänse

Fiegeholm Ragholmen Morgenhimmel1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese verfluchten Gänse, sch.... alles voll

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

21.08. Verholen nach Figeholm Dusche, Restaurant, Kaufmann über den kleinen Fluß mit dem Dingi zu erreichen. Alles sehr "nett" und windgeschützt.

 

 Fiegeholm HafenFiegeholm Hafen1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Hafen

 

Fiegeholm BäckerFiegeholm Raststätte auf dem Weg zum Kaufmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein richtiger Bäcker mit ungesüßtem Brot!                                                                                                                                                                     Rastplatz auf dem Weg zum Kaufmann

 

Fiegeholm SchifffahrtsmuseumFiegeholm Bootstypen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Natürlich hat Figeholm ein Schifffahrtsmuseum, 750 EW

 

Seit dem 15. Jh. werden "Storboots" (30, max. 36 ft), "Storöka" (22-27 ft), "Millaöka" (17-22 ft) bis zu "Roddsump" (13-16 ft) gebaut. Die Storboots

konnten 5,5 t Fisch plus Besatzung und Proviant transportieren. 

 

 

 

 

22.08. Wir genießen die Schären! Sonne, Wassertemperatur 21 Grad, abends windstill und auch sonst still. Also segeln wir so lange es geht in den Schären Richtung Süden. Irgendwann müssen wir raus in den Sund, an Oskarshamn vorbei, ein Pullover über das Tshirt ist angesagt. Dann geht es wieder in die Schären, an die Insel Fläskö. Auf dem Weg dorthin ist schon irgendwie auf jeder Insel eine Familie mit Motorboot, Campingstuhl, Sonnenschirm und Grill. Auch an der Insel Fläskö sind am besten Platz schon junge Leute mit einem kleinen Motorboot, wir nehmen den zweit besten. Davon gibt es aber viele mit Ringen im Fels. Kurze Zeit später (Spätnachmittag) fahren die Schweden mit dem Motorboot zurück in die Stadt, wie es die meisten Motorbootfahrer machen. Wir sind wieder allein. Wir machen es wie die Schweden, grillen. Nachts ist es schon richtig dunkel, so dass wir einen super Sternenhimmel über uns haben.

 

Fjäskö unser Felsen2Fjäskö die Insel im Innern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fläskö, Westspitze mit Ringen, um die Ecke im Norden sind auch welche                                                                                                                                                    Die Insel im Innern

 

Seeadler beobachtet uns

Paskallavik im Vorbeifahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                          Paskallavik im VorbeifahrenPaskallavik im Vorbeifahren

 

 

 

 

Seeadler am Schärenweg, ihr Stammsitz, mehrere Horste                                                                                                                                 

 

23.08. Borgholm auf Öland oder noch eine Schäre? Wir entscheiden uns für Borgholm (Systembolaget, Wein ist alle) und danach wieder eine Schäre (Mäsö). Von Fläskö geht es südwerts durch ein super enges und verwundenes Fahrwasser, auch hier überall Segelboote an den Felsen. Der Wind ist wie immer gut (wir haben wirklich Dusel) am frühen Nachmittag sind wir m fast leeren Hafen Borgholm (2 schwedische, 4 deutsche und ein dänisches Boot). Wir treffen ein Seglerpaar aus Rostock, die Frau ist wieder sehr mitteilungsbedürftig (analog Eintrag Stockholm), ein Glück, dass sie mit den anderen deutschen Booten am ersten Steg liegen, 200 m weit weg, so trfft man sich nur bei den Serviceräumen. "Wir müssen heute noch zur Burgruine, morgen ändert sich der Wind, da müssen wir früh los!" Es ist Ostwindund 15 kn und

wir liegen auf der Westseite von Öland.

 

Borgholm Liegeplatz

 Borgholm Stadtbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klasse Liegeplatz                                                                                                                                                                                         Fußgängerzone durch die Stadt zum Hafen

 

 

Borgholm Stadtrandvillen

 

Borgholm Burgruine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Holz-Villen am Stadtrand                                                                                                                                                                                Innenhof der Burgruine

 

Wir gehen also am Morgen zur Anlage der Burgruine, die noch nicht geöffnet, aber auch nicht abgeschlossen ist. Also eine einsame Burgbesichtigung der imposanten Anlage. Nur im Museum treffen wir eine Putzfrau und schleichen uns vorbei.

Dann geht es zum Systembolaget, der um 10 Uhr öffnet. Wir trödeln auf dem Weg, damit wir nicht so versoffen aussehen und schon gewartet hätten. Der Laden ist aber schon proppen voll. Einfach Einkäufer, wie wir und auch sehr "bedürftige" Kunden.

 

Borgholm Herrscher1

 Kalmar von Nord

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

einmal Herrscher sein!                                                                                                                                                                              Unter der Brücke geht starker Strom

 

24.08. Mittags legen wir dann auch ab, sicher ist sicher und nicht zur Insel Mäsö (ein Tipp von Rainer). Wir gehen auf Nr. sicher, Kalmar. Von dort fährt Heidi am Freitag zurück.

Es wird eine rauschende Fahrt bei zuerst halbem Wind unter Genua und Großsegel, die Ölandküste entlang 7-7,5 kn. Später nach Kalmar rüber mehr achterlich noch 6,5 kn, da macht Segeln doch Spaß! Wir tanken gleich noc und rechnen (Anzeige geht nicht): 29 Motorstunden, wir tanken 37 l bis Schaum im Überlauf sichtbar wird. Das sind 1,3 l/h. Es war ausschließlich Motorfahrt in den Schären, wo der Motor mitlief, um in den sehr engen Schären manövrieren zu können.

Nach 3 Stunden waren wir im Hafen fest. Von Hafen zu Hafen, inkl. tanken 5,6 kn im Durchschnitt, ha!

 

Kalmar HafenKalmar Stadtbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Hafen legen wir uns hinter die Bootshallen, wenn der Wind wirklich so stark aus Süd kommt?                                                                         

 

 

 

                                                                                                                                                                                                                       Kalmar

 

 

Kalmar ist eine sehr interessante, lebhafte Stadt. Die Universität Uppsala hat hier, wie in Visby, eine Außenstelle. Es scheint Studienbeginn zu sein, überall Studentengruppen. Für mich wird es Zeit, endlich mal wieder zum Frisör zu gehen. Ich nehme den ersten besten Laden, eine süße Frisörin schneidet mir die Haare gekonnt, 40 € ist doch ein angemessener Preis? Und ich dachte die 30 € in Mariehamn wären schon viel.

Auf Kalmar war ich auch wegen des "Meeres in unserer Mitte" gespannt. Kalmar war schon immer ein bedeutender maritimer Ort, ein Tor, der Ostsee. Und immerhin wurde hier die Kalmarer Union und der Kalmarer Frieden besiegelt, von Margareta der dänisch-norwegischen Königin, die als ihr Sohn, der zukünftige König, starb, den Sohn ihrer pommerschen Nichte Erik adoptierte und krönen ließ. Eine scheinbar moderne emanzipierte Frau. Leider hielt der Frieden nicht sehr lange.

 

Die Schlossanlage ist sehr beeindruckend.

 

Kalmar SchlossKalmar Schloss1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute besuchen wir das Seefahrtsmuseum, ein Museum in einer Wohnung, aber sehr interessant.

Das Haus am Hafen hat ein Kachelofenhersteller 1889 erbaut und in jeden Raum einen imposanten

Kachelofen gestellt. Die allein sind sehenswert. Aber das Museum ist vollgestellt mit vielen maritimen

Produkten aus aller Welt. Mich erinnert es an die Ausstellung im Teepott Warnemünde von Käpt'n

Karstensen. Dazu gibt es eine sachkundige Auskunft. Wir entdecken die LLoyds-Schiffsregister des 20. Jh

und Flaggentafeln, sowie Kapitänsbilder. Konny hätte seine Freude, zumal die Aufsicht alle Schränke aufschließt und uns in den Büchern blättern läßt. Klein aber fein!

 

27.08. letzter Tag in Kalmar. Morgen fährt Heidi von hier (praktisch aus dem Hafen, dort ist der Bahnhof gegenüber nach Trelleborg und dann mit meinem Ole auf der Mecklenburg-Vorpommern nachhause. Na, da weiß ich sie in guten Händen. Ole hat alles organisiert, inkl. Kabine, das Wetter wird auch gut sein.

Ich ziehe dann auch gleich nach der Abfahrt los. Zwei Tage soll der Wind aus SW oder SSW wehen und so kann ich nach Süden vorankommen. Am ersten Tag ca. 30 sm bis Kristianopel und am zweiten Tag ca. 25 sm bis in die Schären östl. Karlskrona. Ole hat sich schon hämisch gemeldet: "ab jetzt wird geknüppelt!" Denkste, ich habe Zeit und bei Südwind wird es dann langsam weiter durch die Schären Richtung Oskarshamn gehen.

 

Als Mathias abgefahren ist, haben wir ein kleines Resümee gezogen, schönste Häfen, beeindruckendste Erlebnisse usw. Jetzt, wo Heidi fährt sind viele Erlebnisse dazu gekommen. Am bedeutendsten, seit sie da war hatten wir Sommer! Fast immer schien die Sonne, es war warm, Wassertemperaturen jetzt 21 Grad, bei südlichen Winden immer warm. So haben wir die Schären genossen.

Zu der schönsten Stadt Tallinn sind Visby und Kalmar hinzu gekommen, Turku war im Rennen und auch Sundsvall hat uns gefallen, Stockholm ist natürlich eine Klasse für sich.

 

Hier in Kalmar merkt man schon den Süden, Kristianopel liegt dann schon in Blekinge. Die Stadt Kalmar ist bis in die Nacht belebt, die Gaststätten voll, die jungen Leute flanieren in den Fußgängerzonen. Die Stadt hat etwa 50.000 EW und etwa 15.000 Studenten. Das zeigt sich deutlich im Stadtbild.

 

 Kristianopel auf dem Weg2Kristianopel auf dem Weg1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

28.08. Kalmar, heute reist Heidi mit dem Zug ab. Früh aufstehen kommt mir entgegen, ich möchte dann auch gleich los. Kurz vor 9 Uhr fährt ihr Zug, wir kaufen noch gemeinsam die Fahrkarte, dann trennen sich die Wege. Während sie noch auf den Zug wartet, lege ich ab mit dem Ziel Kristianopel. Es wird eine rasante Fahrt, zunächst hart am Wind mit Fock und Großsegel, ich bin auf meiner ersten Etappe allein vorsichtig. Der Motor läuft zunächst noch mit, damit ich mich im Fahrwasser halten kann. Dann kann ich etwas abfallen, der Wind legt zu, die Segel stehen gut, Motor aus. Der Wind weht jetzt mit 18-19 kn, in Böen sind es 22 kn, meine Beseglung passt. Um 14.30 Uhr bin ich fest in Kristianopel, im Schnitt sind das 5,8 kn! Der Hafenmeister nimmt die Vorleine an, alles klappt super. Ich bin begeistert von meinem ersten Solo-Segeltag. Mit dem Hafenmeister spreche ich länger, er kennt die ganze Ecke. Als er hört, dass ich am nächsten Tag gleich weiter Richtung Süden segle, fragt er, aber doch nicht nach Karlskrona? Das ist langweilig. (Kristianopel gehört zur Gemeindeverwaltung Karlskrona) Es wehen die schwedische und die dänische Flagge, um auf die Historie aufmerksam zu machen. Blekinge, so heißt die Gegend von Kristianopel bis Karlshamn, war lange in dänischem Besitz und gerade um Kristianopel, der östlichsten Festung Dänemarks gab es viel Streit. Ich bekomme auch noch ein kühles Anlegebier im Hafencafe, dann schließt das Cafe aber. Langsam trudeln die anderen deutschen Segler aus Kalmar ein und jammern, die See war so ruppig. Schön, dass ich ein altersgerechtes Boot mit Mittelplicht habe, in der ich geschützt unter der Sprayhout und relativ schaukelfrei segeln kann.

Der Hafenmeister kommt mit auf die Hitliste!

 

Kristianopel Hafenmeisterbude

Kristianopel Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kristianopel Hafencafe

Kristianopel Blüse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.08. Jetzt habe ich das alte Heft der Revierbeschreibung von Blekinge zu Rate gezogen und mich für einen Felsenliegeplatz in Öppenskär, direkt westlich von Torhamn entschieden. Der Wind weht wie am Vortag, also wieder hart an den Wind und vor Hammenabben Wende ins Innenfahrwasser. Es ist sehr eng und ich streiche vorsichtshalber die Fock. Beim Anlegen am Felsen hält der Heckanker nicht und das Boot driftet mit dem Bug an der Felsnase vorbei, bevor ich vorne bin und mit der bereitgelegten Leine an Land springen kann. 2. Versuch: Nun komme ich am Felsen fest (Ringe), aber achtern hält der Anker wieder nicht in dem dichten Kraut. Ein anderes schwedisches Boot wollte in der Bucht ankern, hat es nach drei Versuchen aufgegeben und ist weiter gefahren. Also mit dem Dingi raus, bei vollen 36 m Ankerleine den Anker fallen lassen und vorsichtig wieder eingeholt. Nach gut 10 m fasst der Anker endlich. Das ist gegen 13 Uhr und ich kann aufbrechen, die Insel zu erkunden. Hier leben Schafe und Rinder und offensichtlich hat der Naturschutz im Frühjahr Bäume (Birken) und Büsche (Wachholder) abgesägt.

Gegen 19 Uhr schläft der Wind endlich ein und es wird ein herrlicher Abend an einer unbewohnten schwedischen Schäre. Hier und da sieht man ein anderes Boot an den umliegenden Schären.

 

Öppenskär am Felsen

Öppenskär Inselwanderung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Öppenskär Abendhimmel1

Öppenskär Abendrot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30.08. Die nächste Etappe soll mein Lieblingssund östlich von Karlskrona sein. Zwischen den Inseln Knösö und Säljö gibt es einen engen Sund mit masthohen Felsen und Ringen. Hier lagen früher U- und Schnellboote am Felsen mit Tarnnetzen versteckt. Hierher fahren wenige Boote, weil es nur eine Stunde von Karlskrona entfernt ist und der moderne Segler, die Marinas vorzieht. Diesmal bin ich ganz allein und suche mir den besten Liegeplatz an Knösö aus, es herrscht absolute Ruhe. Auf den Felsen haben viele Bäume Herbstfärbung und die ersten Blätter fallen, Indian Summer. Es liegt wohl an der Trockenheit, es hat schon lange nicht mehr richtig geregnet.

 

Knösö Lieblingsankerplatz

Knösö hinterm Felsen versteckt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus langer Weile rudere ich mit dem Dingi weiter in den Sund zu einem Anleger für mehrere Ferienhäuser, ein Mann (Alter Schwede) werkelt dort und ich frage ihn, ob es in der Gegend wohl einen Kaufmann gäbe. Nein, aber an der Anlegestelle am Anfang des Sundes steht sein Auto, das könnte ich benutzen, um zu einem Supermarkt zu fahren, ich hole nur schnell die Schlüssel. Ich bin baff, will aber nicht mit einem fremden Auto in der Gegend herum irren. Es sollen 3 km sein, easy, die gehe ich zu Fuß. Um keinen Preis, viel zu weit, warte eine Stunde, dann fahren wir zusammen dorthin, ich muss auch noch einkaufen. Nach einer Stunde kommt er wirklich und wir fahren mit seinem alten VW-Pick up einkaufen. Er erklärt mir, dass man hier nur alte, nicht so wertvolle Sachen stehen lassen könne, seit es die Fähre in der Nachbarschaft (Verkö) nach Polen gibt. Es ist ihm peinlich, dass zu sagen, aber ihm wurden schon 3 Außenbordmotoren, 2 Boote gestohlen und 3-mal in seine sehr teuren Autos eingebrochen, um Radios und Ersatzteile zu entwenden. Jetzt hat er ein altes Boot mit einem alten Anbaumotor und eben diesen hässlichen Pick up und ist glücklich.

Übrigens kennt er die gesamte Küste bis Haparanda, sein Vater war Minen-Spezialist der Armee und sie haben an verschiedenen Standorten gelebt. Der Vater hat dann auch das Grundstück auf Säljö gekauft und mehrere Ferienhäuser gebaut, die er jetzt erhält.

Da ich nun schon mal einkaufen bin, kaufe ich nicht nur Butter, die ich in den nächsten Tagen gebraucht hätte, sondern dies und das und Fleisch zum Grillen. Auf dem Felsen wird gegrillt, in absoluter Stille, auch der Wind kommt hier nicht her.

 

Knösö Indian Summer gegenüber

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abends überlege ich noch, welches mein nächstes Ziel sein könnte. Der aktuelle Wetterbericht sagt Wind aus O –SO, ich könnte es gut bis Tärnö oder Karlshamn schaffen, aber es ist ja noch August und ich habe eigentlich viel Zeit. Also entscheide ich mich für die Ankerboje bei den kleinen Inselchen Bollö.

 

31.08. Der Tag beginnt anders. Zuerst will ich mit dem Fotoapparat und Stativ auf den Felsen am Boot, um ein Foto von dem Sund zu schießen. Bei langen Belichtungszeiten reicht das geringste Schaukeln des Bootes, um die Bilder unscharf werden zu lassen. Zum Glück überlege ich es mir anders. Dann will ich aber an Land auf Toilette. Wie ich so übersteigen will, denke ich noch, was für ein bequemer Anleger, Vor- und Achterleine hängen schlaff, als hätte man sie gar nicht benötigt. Dann kommt der kleine Satz und ich rutsche auf den feuchten Flechten am Stein aus und fliege mit voller Montur ins Wasser. Na da kann man doch gleich auch richtig baden gehen. In den Frühstückskaffee gibt es einen Schuss Rum, gegen ansteckende Krankheiten und sonstige Unbill.

Dann geht’s los nach Bollö, die Ankerboje der schwedischen Kreuzerabteilung ist aber nicht da, ich bin falsch. Das letzte Stück verträumt dem Lotsenboot hinterher gefahren und auf der falschen Seite von Bollö gelandet. Hier gibt es den Hafen Garpahamnen auf Hasslö, na gut. Hier ist absolute tote Hose, keine weiteren Boote, aber Strom, um das Handy wieder aufzuladen und die Wäsche zu trocknen.

 

Garpahamnen bis dann

Garpahamnen auf Hasslö1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es war eine Eingebung, auf Bollö wird am nächsten Tag Krieg gespielt. Zwei Kommandoboote liegen in der Bucht, in die ich eigentlich wollte und schießen aus Maschinengewehren. Von Land Maschinengewehrfeuer, draußen patrolliert ein „Warship“. Ist es Teil des großen NATO-Manövers von dem ich gehört habe? Zumindest gerate ich in dem vergammelten Hafen nicht in die Feuerlinie und bin versorgt.

Trotzdem flüchte ich in einer Feuerpause (der/unser Feind ist besiegt, die NATO liegt mit dem Schweden Rasmussen in guten Händen!) Richtung West. Es soll noch ein paar Tage wehen und so ist Tärnö die richtige Insel zum Abwettern. Ich kenne die geschützte Bucht von früheren Besuchen.

 

01.09. Auf dem Weg aus dem Kriegsgebiet besichtigt mich erst einmal ein Armeehubschrauber. Ich werde als unverdächtig eingeschätzt und kann meinen Weg unbehelligt fortsetzen. Ich bin so froh die Entscheidung getroffen zu haben, mich aus diesem tristen Hafen zu verholen und feiere das mit einem „Sommergetränk“. Nachmittags bin ich am Anleger auf der Ostseite „Kroken“. Ich hatte auf die Ankerboje der schwedischen Kreuzerabteilung spekuliert, die liegt aber so dicht am Steg (das letzte Mal lag sie weiter draußen in der Bucht), dass ich gleich dort als einziges Boot längsseits gehe. So kann ich bequem an Land, z.B. zu den Toiletten, die jetzt echte, schicke WC’s sind, und das alles kostenlos! Im Ort gibt es auch noch ein „Badehaus“ mit kostenlosen Duschen! Das Barometer ist unter 1000 mbar gefallen, der Himmel hat sich verändert, aber es ist immer noch sonnig und warm. Badewetter.

 

 

Tärnö Liegeplatz Kroken

 

Tärnö Liegeplatz1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tärnö liebevoll gestaltete Häuser

Tärnö liebevoll gestaltete Häuser1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tärnö liebevoll gestaltete Häuser2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tärnö Blekingebock

Tärnö Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der sehr scheue Blekinge Bock, eine Wildkreuzung aus Reh und Rentie

 

Am nächsten Tag wandere ich zur kleinen Marina in der westlichen Ecke der Bucht, alles leer, ich lade mein Handy und das eBook auf und denke noch, hier hätte ich auch liegen können. Dann kommt ein Boot in Greifswald gechartert mit 4 netten jungen Lübecker Seglern (2 sind Ärzte, 2 Ingenieure, alle von der HS Lübeck). Wir unterhalten uns, ich gebe ihnen meine Tipps für die Gegend und sie revanchieren sich mit einer „echten“ (hier würde man sagen: Starköl) Bierauswahl. Dann wird plötzlich der Hafen voll und eine unfreundliche „Bewirtschaftung“ kommt kassieren. Sie verbietet auf dem Steg Alkohol zu trinken, so dass wir 3 m weiter aufs Boot, eine Hanse 37,5 wechseln. Ich verziehe mich wieder an meinen Steg und bin so froh hier zu liegen. Das Liegegeld spare ich mir auch noch!

Auf dem Weg treffe ich zwei schwedische Herren, beim Vorbeigehen bemerken sie, dass die Arbeitskräfte, die an den Häusern arbeiten, polnische Schwarzarbeiter sind. Daher kommt das Problem des Diebstahls. Die Polen klauen! Sie fragen mich noch aus, ob das in Deutschland auch so ein Problem ist. Naja, in manchen Gegenden schon, aber wenn sie ordentlich bezahlt werden, brauchen sie auch nicht zu klauen. Abends, nachdem die schwedischen Herren mit dem Motorboot abgefahren sind, will ich meinen Grill vom Grillplatz einsammeln, er ist weg! Es waren nur die beiden schwedischen Herren da, keine Polen!

 

Den Tag darauf kommen plötzlich 2 schwedische Boote an den Steg, Platz ist immer noch genug. Ein drittes macht an der Ankertonne fest. Ich will nett sein und ziehe mich auch mit dem Heck an die Heckboje. Als ich Platz gemacht habe, verschwinden alle wieder. Über Nacht dreht der Wind und ich habe die Wellen am Heck. Das hat man davon.

 

 

Übrigens ich sinniere über das Ein-Hand-Segeln. Ich bin jetzt eine Woche unterwegs und es gefällt mir sehr gut, es klappt auch alles hervorragend, selbst an den Schären. Ich ströpere jetzt viel mehr in den Häfen und Orten herum. Meine Bekanntschaft von Knösö, frag mal ob es hier einen Kaufmann gibt, obwohl ich nichts dringend brauchte, ist ein Beispiel, man lernt interessante Leute kennen. Trotzdem empfinde ich es als schön, ab und an in Häfen Segler zu treffen, mit denen man sich mal austauschen kann. Z.B. treffe ich einen Holländer Uvo, der auch Solo unterwegs ist. Er hat Forstwesen in Holland studiert. Da wo ich in Holland war, gab es nur Pappeln. Er hat stattdessen auch in der Behindertenbetreuung gearbeitet und eine große Einrichtung geleitet. Bis zu diesem Jahr, er hat gekündigt, zu viel Einmischung durch die Politik. Es ist Zeit mal etwas ganz anderes zu machen. Seit Kalmar treffe ich auch einen anderen Holländer mit einem winzigen Boot unterwegs. Er holt sich immer Tipps ab und wir tauschen Wetterinformationen. So haben wir auf der Hintour auch immer wieder eine Reihe von Ein-Hand-Seglern getroffen, interessante Leute und Geschichten.

 

 

 

Hanö1

Hanö Himmel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorbei geht es an Hanö, am Himmel tut sich was!

 

05.09. Das Windfeld ist vorbei, heute morgen soll es Westwind geben, bevor der Wind um 11 Uhr wieder auf SW-S dreht, also los. Noch vor 7 Uhr laufe ich aus der Bucht. Ich entscheide, nicht erst nach Hällevik, sondern gleich nach Simrishamn zu gehen. Dort habe ich mehr Möglichkeiten wieder auf besseres Wetter zu warten. Der Wetterbericht stimmt, 11 Uhr dreht der Wind auf SSW, um 12 Uhr schläft er völlig ein, um dann 14 Uhr mit Gewitter aus West mit quer fliegendem Regen und schlechter Sicht, Donner und Blitz zurück zu kommen. Als ich 15 Uhr vor der Einfahrt von Simrishamn ankomme, ist zunächst alles vorbei. Im Hafen liegen schon zwei deutsche Boote, ich und zwei weitere und zwei Holländer kommen noch dazu und warten auf den Nordwind.

Schade 4 sm fehlen noch an 3.000 sm. Die nächste Etappe soll Käseberga sein, der richtige magische Ort, um 3.000 sm zu feiern.

 

 

 Simrishamn Stadtbild GlycinieSimrishamn Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Simrishamn Stadtbild

Simrishamn Stadtbild Gaststätte mit Blick zum Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

07.09. Bei Wind und Regen habe ich bis heute gewartet, jetzt um 8 Uhr scheint sich das Wetter zu bessern. Der Wetterbericht sagt, langsam nachlassende Winde aus nördlicher Richtung und ich will nach SW, das passt! Mit Genua und Besan schaffe ich 7 kn und die Sonne scheint wieder dazu. Beim heißen der Genua bei achterlichem Wind passierte ein Missgeschick, die Luvschot war zu lose und rutschte unter den Bug, bei der Geschwindigkeit sie wieder unter dem Boot rauszubekommen, ohne sie auszufädeln, brachte mich ins Schwitzen. Es gab aber direkt danach Grund ein Bier aufzumachen, 3.000 sm sind vor Skillinge insgesamt auf dem Törn gesegelt. Prost!

Vom Ablegen in Simrishamn bis zum Anlegerbier nach dem Festmachen in Käseberga (24 sm) waren 3,5 Stunden vergangen, das sind gute 6,8 kn Durchschnittsgeschwindigkeit, inkl. Hafenmanöver!

 

Nach Käseberga wollte ich unbedingt, weil es ein magischer Ort ist. Über dem Hafen auf einem Plateau befindet sich die große Schiffssetzung Ales Stenar, ein heidnischer ritueller Ort, vielleicht das Pendant zu Arkona. Von dort kann man weit auf die Ostsee hinaus blicken. Nach Bornholm wäre ich besser und vermutlich genauso schnell gekommen, Käseberga war mir für diese Reise aber wichtiger.

Und bei Sonnenuntergang gehe nochmals mit einem holländischen Segler, Uvo, zu den Steinen, die jetzt in der Abendsonne mit langen Schatten wirken. Der Holländer hat eine Auszeit genommen, ist fast so lange unterwegs, wie ich. Er hat Forstwirtschaft studiert, aber es gibt fast nur Pappeln in Holland. Dann hat er eine große Gesellschaft zur Betreuung Behinderter aufgebaut und geleitet. Er hat aber die Lust verloren, weil sich die Politik immer mehr eingemischt hat und nicht immer zum Besten. So hat er gekündigt und sucht Abstand auf dem Segelboot.

Außerdem ist Käseberga ein kleiner Fischerhafen mit den besten Fischläden an der Ostsee, mit einem riesigen Angebot. Es gab Brathering mit Stampfkartoffeln und ein echtes Fischerbier. Der Hafenmeister war nicht aufzutreiben und der Geldautomat nicht zu finden, also auch noch sehr preiswert.

In Käseberga treffe ich auch Freunde eines weiteren Ein-Hand-Seglers, die ihn einige Tage begleitet haben. Das Boot hatte ich schon in Simrishamn gesehen. Später treffe ich ihn, den Beamten bei der Bundesbank, der eine Auszeit genommen hat und einem burn out zuvor gekommen ist. Er hat 3 Monate seiner vorzeitigen Pensionierung geopfert, um den Kopf wieder klar und den Körper gesund zu bekommen.

 

 

Käseberga Hafen1

Käseberga am magischen Ort1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Käseberga Steinsetzung am Abend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Käseberga Steinsetzung bei Sonnenuntergang

 

 

 

 

 

 

 

08.09. Weiter westwärts nach Smygehamn, dem südlichsten Punkt Schwedens. Diesmal mit Genua und Großsegel bei 19-20 kn Wind aus N, mit Spitzen von 25 kn, die etwas westlicher einfallen. Wieder Rauschefahrt, um 13 Uhr drehe ich eine Ehrenrunde im Hafen, nur Platz an der Steinpier. Der Hafen ist dreckig, voller Algen und stinkt, überall steigen Blasen von Faulgasen auf. Zum Glück treibt der Wind sie fort. Den Hafen hatte ich wegen seiner südlichsten Lage gewählt -immerhin waren wir schon im nördlichsten Hafen Schwedens- und weil das innere Hafenbecken ein ehemaliger Kalksteinbruch gewesen ist. In der Gegend wurde viel Kalk gebrannt. Direkt neben dem Hafen steht noch ein solcher Brennofen. Direkt über dem Hafen wieder eine Fischräucherei mit Imbissangebot.

Trotzdem werde ich den Hafen nicht noch einmal besuchen.

 

 

 

Smygehamn am südl. Punkt in Schweden

 

 

Smygehamn südl. Punkt in Schweden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Smygehamn Kalkbrennofen

Smygehamn Kaufmannsmagazin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kalkbrennofen                                                                                                                                                                                                  Kaufmannslager

 

09.09. Am Morgen habe ich im wahrsten Sinn die Nase voll. Schnell weg, nach Skare. Motor muckst sich nicht, die Spannung bricht sofort zusammen. Ich klemme das Ladegerät auf den Anschluss der Batterie, nichts passiert, kein Ladestrom. Als ich an den Klemmen wackle funkt es schön, es gibt einen kurzen Ausschlag, dann fällt das Amperemeter wieder auf 0???? Einfach noch mal starten und der Motor springt sofort an.

Skare ist auch so ein kleiner Fischerhafen auf der anderen, westlichen Seite von Trelleborg. Vielleicht stinkt es dort genauso, also gleich nach Klintholm, Dänemark, das letzte Land auf der Rundreise. Ein schöner sonniger Tag, aber wenig Wind. Am Nachmittag muß ich den Motor laufen lassen, um überhaupt anzukommen. Vorbei an den Kreidefelsen in den ordentlichen Hafen. Liegegeld 12 € mit Strom, Wasser, Dusche, Internet. Merken!

Hier treffe ich viele Segler wieder, den Franzosen mit seiner winzigen Benneteau, den Bundesbanker ... Sie zieht es nach Westen und der Wind ist günstig. Ich bleibe und werde eine Fahrradtour zu m Klint unternehmen, nochmal ein Stück Dänemark gedanklich und bildlich aufnehmen.

 

 

Klintholm Ankommen am Möner Klint

Klintholm Möns Klint

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klintholm Hafen

Klintholm Möns Klint abgerutscht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klintholm Möns Klint der RestKlintholm Bauernhaus1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von hier werde ich nach oder Richtung Hiddenssee segeln und langsam schließt sich der Kreis. Bei mir verstärkte sich der Eindruck nochmals in Blekinge, dass man wirklich die Aussage von Christoph Neidhardt "Das Meer in unserer Mitte" beobachten und nachvollziehen kann: Die Menschen passen zu diesem Meer und sie ähneln sich. Ich hatte den Eindruck, in Blekinge waren die Leute schon sehr dänisch. Ich fragte nach ungesüßtem Brot, die Verkäuferin sah mich mitleidig an, wir haben nur ungesüßtes Brot! Die Lebensmittel: Süßes Brot, rot gefärbte Wurst, lange haben wir nach einem Lidl gesucht, um feste Salami zu kaufen. Hier, in Blekinge, gab es das, aber auffallend weniger blonde Menschen. In Skane war es dann gänzlich wie in Dänemark oder auch in Deutschland. Jetzt im Süden Dänemarks fühle ich mich wie zuhause angekommen. Es ist ja auch nicht mehr weit und die Vergangenheit ist eine gemeinsame, wenn man sich z.B. in der Kirchengeschichte umsieht. Und so war es beim Start, Polen und auch die Stadt Klaipeda unterscheidet sich kaum noch von Deutschland. In Lettland fühlt man sich schon ein wenig in Russland. In die Vergangenheit taucht man auf den estnischen Inseln, deutlich wird der Unterschied zwischen den von Schweden beeinflussten protestantischen Inseln und den mehrheitlich christlich orthodox Inseln. Insgesamt ist mein Eindruck, dass sich das Land sehr an Finnland angelehnt hat. In den Marinas findet man modernste finnische Technik und man spührt dann auch kaum einen Unterschied, wenn man nach Finnland segelt. Beeindruckend war allerdings die besondere Gastfreundschaft der Esten. In Finnland und Schweden haben wir viele gute freundliche Gespräche und von den Seglern wertvolle Insidertipps bekommen. Je weiter es nach Norden ging, um so fröhlicher und ausgelassener kamen mir die Menschen vor. Es waren die langen hellen und warmen Tage, die auf den Straßen genossen wurden. Die Verständigung war nie ein Problem. Überall konnte man sich auf englisch, nach einem "Warmwerden" auch oft auf deutsch verstehen. Im Gegensatz zu dem gewöhnungsbedürftigen Lebensmittelangebot in Schweden, war die Küche immer excellent. Selbst auf den kleinen Inseln gibt es saisonale Cafe's/Bistro's, die sehr geschmackvolle und modern zubereitete Gerichte anbieten. Dort sind es vor allem sehr junge Leute, die dort in der Saison arbeiten und ihre Kreativität sieht und schmeckt man. Super!

 

Heimatkurs Abschied von Mön1

 

11.09. Aufbruch nach Hiddensee und Reise nach Rostock.

In Klintholm liegt man zwischen den Ferienhäusern sehr geschützt, alles Notwendige ist vorhanden und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, aber noch länger dort liegen wollte ich doch nicht. Irgendwie erwacht auch der Wandertrieb, wie bei den Zugvögeln, die sich sammeln und unruhig werden. So geht es jetzt den Seglern, die bei Ostwind nach Westen segeln wollen.

Der Wetterbericht ist für mich nicht so toll. Der Wind soll ab heute und in den nächsten Tagen von Ost auf SO drehen. Am Dienstag Süd und Mittwoch SW. Nach Hiddensee geht es nur noch heute und dann wieder am Mittwoch. Also los, den Rest Ostwind nutzen. 7.00 Uhr ablegen und das Boot umdrehen, damit ich schon im Hafen das Großsegel setzen kann. 7.30 Uhr bin ich unter Segeln aus den Molen, mal sehen, was der Wind erlaubt. 140 Grad wären notwendig, um östlich Hiddensee einlaufen zu können. Ich versuche das hinzubekommen, aber es läuft nicht gut. Es steht eine riesige Welle in der Enge zwischen Mön und Rügen, die das Boot immer wieder stoppt. Der Steuerpilot wird mit diesen Verhältnissen auch nicht richtig fertig, also 10 Grad abfallen und Richtung Barhöft. Als ich den Motor abstellen will, der nur noch mitgelaufen ist, ist die Spannung der Starterbatterie auf unter 12 V gefallen. Bei dem Seegang kann ich den Fehler - vermutlich eine lose Kabelverbindung- nicht suchen. Wenn ich den Motor jetzt abstelle, bekomme ich ihn vielleicht nicht wieder an. Also Motor weiter mitlaufen lassen.

Um 9.30 Uhr bin ich am Verkehrstrennungsgebiet, der Wind dreht langsam südlicher und nimmt noch zu. Es sind jetzt 23-25 kn und segle unter Fock und ungerefftem Großsegel. Ich fange an über den Hafen Darsser Ort nachzudenken. Bei SO könnte ich dann am nächsten Tag, wenn ich mein Energieproblem gelöst habe, zurück nach Hiddensee segeln. Nach einer weiteren Stunde, jetzt wird die Welle kleiner und kommt günstiger, 7 kn sind auf dem Log, siegt der Zugtrieb in mir. Nochmal 10 Grad westlicher und vorbei am Darsser Ort gehts in der Wind- und Seeabdeckung nachhause. Jetzt kann ich auch das Besansegel noch bei Halbwindkurs setzen. Plötzlich tauchen hinter mir noch drei Boote auf meinem Kurs auf -der Vogelzug!

 

 

 

 

17 Uhr bin ich fest im Museumshafen in Rostock und genehmige mir ein Bier. Am Ende ging alles schneller als gedacht. Ein bisschen bin ich traurig, aber nach der Reise ist vor der Reise!

Insgesamt sind es 3.150 sm, die ich abgesegelt bin. Fast 2.300 sm waren es gemeinsam mit Mathias, zum allergrößten Teil unter Segel, nur in den Schären und am Abend haben wir den Motor mitlaufen lassen, um noch ans Ziel zu kommen. Mit Heidi waren gemeinsam ca. 600 sm, hier ging es in den Schären in kleinen Etappaen (15-20 sm) langsamer voran. Jetzt schlief regelmäßig abends der Wind ein und in den engen Schärenfahwassern war es schlicht sicherer den Motor mit einsetzen zu können. 300 sm bin ich dann allein gesegelt und der Motor kam nur für die Hafenmanöver zum Einsatz. Zum Glück hatten wir meist ideale Winde mit Halbwindkursen oder raumer und auch meist sonniges Wetter, wenn es auch bis Mitte Juli immer sehr kalt war.

 

 

 

 

 

 
















Copyright © 2011-2015 | schnatermann-segeln.de.