Reisebericht 2011

Wir hatten aber ausgemacht, dass es, auch jedes andere Ziel sein konnte – abhängig davon, wohin der Wind uns treiben sollte.

Da wir erst relativ spät starten wollten, nachdem alle Mitsegler aus der mecklenburgischen Landeshauptstadt eingetroffen waren (es wurde schließlich 11 Uhr), sollte es möglichst zügig zum ersten Ziel gehen. Mit dem Motor ging es durch die Molen in Warnemünde, dann wurden Segel gesetzt und es bewahrheitete sich, dass wir Darßer Ort gut anliegen konnten

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Unser SKS-Schüler, Volker Strietzel, stand am Ruder, die Sonne schien, der Wind wehte mit 3 Windstärken aus NW und so war es für uns eine herrliche echte Pfingsttour.

15 Uhr erreichten wir den Nothafen Darßer Ort. Den wollten wir unbedingt noch einmal besuchen, wer weiß, wie lange das noch geht. In den Nachrichten wurde schon darauf hingewiesen, dass die Einfahrt schwierig sei. Der Wind war auch eingeschlafen und so ging es ohnehin nicht weiter.

Wir empfanden, dass die Zufahrt in anderen Jahren schon schwieriger war, kamen gut in den Hafen und waren dort zunächst nur zu dritt. Da wir wieder einmal übermäßig verproviantiert waren, machten wir unsere Wanderung auf dem Rundweg am Darßer Ort vorbei am Leuchtturm. Wie immer konnten wir sehr viel Wild am Weg und in kurzer Distanz auch Rotwild beobachten.

Am nächsten Tag ging es weiter nach Klintholm, vorbei an dem neuen Windpark. Im Verkehrstrennungsgebiet schlief der Wind leider wieder ein, so dass wir den Motor zur Hilfe nehmen mussten. Unserem Mitsegler Rainer Strelow gelang es mit einer ausgefeilten und bewährten Technik die Schweinswale zu rufen, die uns dann ein Stück unseres Weges begleiteten.

Gegen 17 Uhr kamen wir rechtzeitig in Klintholm an, bevor der Kopmand schloss, um für den süchtigen Volker J. noch dänischen Kuchen zu kaufen. Im fast leeren Hafen konnten wir uns den schönsten Platz aussuchen. Am nächsten Tag begaben wir uns auf die Suche nach Seeigeln und Donnerkeilen an der Kreideküste, leider mit geringer Ausbeute.

Der Skipper fand natürlich wieder mal gar nichts. So verschafften wir uns doch noch ein Erfolgserlebnis im Hafen Klintholm, in dem wir ein „cache“ (siehe geocaching) suchten und fanden. Am Spätnachmittag beschlossen wir dann den Rückweg anzutreten. Der Wind schien günstig und so konnten wir die Distanz nach Rostock wieder teilen.

Kurz vor Mitternacht waren wir am Darßer Ort und ankerten dort in der Bucht bei fast völliger Windstille und Sternenhimmel. Das war so beeindruckend, dass wir spontan beschlossen, uns nochmals für solch eine Nacht zur Sternenbeobachtung zu treffen. Sehr früh, noch vor dem Frühstück, brachen wir dann wieder bei zunehmendem Wind nach Rostock auf. Gefrühstückt wurde dann vor Ahrenshoop und am frühen Nachmittag waren wir wieder fest am Schnatermann. Wir waren uns einig, ein herrliches Pfingstwochenende verbracht zu haben. Unser SKS-Schüler hat uns sicher von A nach B gebracht (bestanden!), Rainer erfolgreich die Schweinswale angelockt, Volkers Mutti hat uns mit eingelegten Maränen verwöhnt.

Im nächsten Jahr auf ein Neues!{/spoiler}

Sommertour Dänische Südsee

Es ist wohl auch der Name, der in der dunklen Jahreszeit Sehnsüchte weckt und die Planung für den nächsten Sommertörn beeinflusst.

Wir haben auch, wieder einmal, diese Inselwelt für unseren 4-wöchigen Segelsommer zum Ziel auserkoren. Wir wollten ohne Eile segeln, viel ankern, tauchen und die kleinen gemütlichen Inseln erkunden. Dafür haben wir uns den Juli ausgewählt, um möglichst lange helle Tage zu haben. Das Gefühl, dass man an jedem Ort mehrere Optionen für die nächste Ankerbucht, den nächsten Hafen hat, sich nach dem Wind richten kann, verspricht Erholung vom Alltagsstress.Dyvig, Als

Einerseits konnten wir diesen Wunsch, gerade in dem verregneten Sommer, voll ausleben (wir haben die „Entschleunigung“ genossen), andererseits haben wir nun erst einmal genug von den begehrten vielbesuchten Häfen im Zentrum des Südfüneschen Inselmeeres.

Der angepasste Südsee-Segler (wir sind es nicht) muss früh auf-stehen und die Leinen los werfen, als wolle er eine große Distanz überwinden, um daskleine Stück zum nächsten Hafen bis spätestens mittags zu schaffen, dann werden die Boxenplätze knapp. Da ist wenig Zeit zum Kreuzen oder sich bei wenig Wind treiben zu lassen, am besten man lässt den Motor schieben. Weniger wichtig ist das gesamte Segelkleid aufzuziehen, Genua und Motor reichen für diese Art zu segeln.

Wir haben kleine, fast leere Häfen gefunden und die bekannten Ankerbuchten besucht, die freundlichen Dänen noch besser kennen gelernt.

{spoiler title=weiterlesen}Tagebuch

 

Urlaub ab 04.Juli, da könnte es doch bei guter Vorbereitung schon am Sonnabend losgehen, doch schon jetzt macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung.– keine Hektik!

Am Dienstag, 05. Juli klart es auf (blaue Fecken am Himmel, 1013 hPa) und gleich drei Boote verlassen gegen 11 Uhr unseren „Schnatermann“, die Segelkutter „Donar“ und „Pinta“ und dann auch wir. Uns zieht es nach Norden, Gedser, so haben wir es uns gewünscht, durch den Guldborgsund in Richtung Dänische Südsee. Der Wind weht schwach aus W-NW so dass wir Gedser gerade anliegen können. Ankerplatz hinter Flatö

Es geht langsam voran und wir genießen es. Wir haben viel Zeit, denn abends wollen wir vor Nyköbing, hinter der Insel Flatö, ankern. Früher hat man hier meist noch ein weiteres Boot getroffen, doch schon seit längerer Zeit sind wir immer allein hier. Vielleicht liegt es ja daran, dass es auf den Ankerplätzen keine Steckdosen gibt? Wir sind nicht traurig darüber, allein zu sein und genießen den windstillen Abend auf diesem geschützten Ankerplatz, Sonnenuntergang, Rotwein. So kann es weiter gehen!

Am 06. Juli geht es weiter, wegen Bauarbeiten öffnet die Brücke erst um 10.50 Uhr, das passt. Der Wind hat über NO auf Ost gedreht, weht schwach, so dass wir gut segeln können. Wie immer ist es kurzweilig im Guldborgsund, links und rechts die Landschaft, einige wenige Boote. Unser Ziel ist Askö. Diese Insel haben wir bisher immer links liegen lassen. Nun wollen wir dort den ersten Stopp machen. Bei dem wenigen Wind beschäftigen wir uns damit über das Flach zu segeln. Der Skipper liest unten die Karte und die Bootsfrau entwickelt sich zur coolen Oberbootsfrau.

AsköIn Askö sind wir die einzigen Fremdlieger. Zwei dänische Segelboote, die offensichtlich Verwandtschaft auf der Insel haben liegen neben kleinen Angelbooten noch im Hafen. Auf der Insel ist nichts los, alle Augenblicke kommt die Fähre aus dem nahen Bandholm, aber nur morgens und abends werden einige Fahrzeuge befördert. Im Hafen gibt es ein sehr schönes einladendes Hafenhaus mit Terrasse. Abends meldet sich der typisch freundliche Hafenmeister bei uns. Erst erzählt er uns die Geschichte vom eigentlichen Hafenmeister, der im Krankenhaus liegt, dann klärt er uns auf, dass der Kopmand erst um 11 Uhr öffnet und wo er zu finden ist. Wir bezahlen unser Liegegeld mit den letzten Kronen vom Vorjahr und stellen dabei fest, dass wir vergessen haben Geld zu tauschen (man denkt gar nicht mehr daran, seit dem Euro).Da es ein ganzes Stück bis zum Kaufmann zu laufen ist, beschließen wir, zu bleiben, uns Zeit zu lassen und dabei gleich die Insel zu erkunden. Auf dem Weg zum Kaufmann treffen wir den Hafenmeister mehrmals, er bekleidet hier offensichtlich alle öffentlichen Ämter, inklusive der Betreuung einer Feriensiedlung. Als wir zum Kaufmann kommen, trifft er auch zufällig (?) dort ein. Unsere Geldkarten funktionieren auf der Insel nicht, die einzig akzeptierte Kreditkarte ist hier die "Dankart". Haben Sie denn keine Dankart? (mit dem Unterton, wie kann man ohne leben?) Von vornherein ist klar, dass eine Lösung gefunden werden muss. Der Hafenmeister meint, dann müssen wir einfach mit Euro bezahlen, er hat ja das gleiche Problem mit dem Hafengeld. Der Kopmand fragt, ob wir den Umrechnungsfaktor wüssten? -7! -Taschenrechner: =15 €, abgerundet, alles klar, schönen Tag. Dänemark eben!

Wir erkunden die Insel, wenig Getreide, große Obstplantagen, ein Kiefernwäldchen mit der Feriensiedlung.

Am Nachmittag beschließt ein total betrunkener Däne im Hafen sein Motorboot zu verholen und fährt uns prompt in die Seite. Er steht am Ruder ist aber nicht ansprechbar oder in der Lage in irgendeiner Weise zu reagieren. Ich wende das Unheil im wahrsten Sinne des Wortes ab. Abends kommt der Hafenmeister, natürlich hat er von dem Vorfall gehört und hat schon mit der Polizei auf dem Festland gesprochen, auf der Insel ist er auch Polizeichef und hat alle Vollmachten. Wir wollen aber keine Anzeige, es ist nur der getroffene Wantenspanner verbogen. Der Bürger-, Polizei-, Hafenmeister erzählt uns, dass es viele soziale Probleme auf den Inseln und in ganz Süddänemark gibt (wenig Beschäftigung, viel Alkohol). Wir hatten beobachtet, dass die Insassen der Autos, die in den Hafen kamen, meist um mit den beiden dänischen Seglern ausgiebig zu feiern, im Auto immer schon eine Bierdose in der Hand hatten.

Gerne hätten wir Askö jetzt verlassen, wir hatten alles gesehen, aber der Wind (Luftdruck unter 1000 hPa) hielt uns noch einen Tag fest. Es war der dritte (Liegegeld-freie) Tag. Ein Versuch der Gemeinde die rückläufige Nachfrage im Hafen anzukurbeln, allerdings die Insel ist an einem Tag zu erkunden.

Am 9.Juli ging es dann weiter nach Lohals auf Langeland. Der SO wehte mit 3 Windstärken (leider genau von achtern), aber die Sonne schien, prächtig nach drei Hafentagen. In Lohals treffen sich immer viele Angler, also versuchte ich auch mein Angelglück an der Nordspitze von Langeland. Aber wie immer: Segeln und Angeln passen nicht zusammen.

In Lohals fanden wir einen Geldautomaten, um endlich in den Besitz von Kronen zu kommen. So konnten wir beim Hafenfest mit Misswahl frisch gezapftes Bier genießen. Die Stimmung war sehr schön familiär und ausgelassen. Zum Glück gab es später wieder Regen, so dass die Misswahl sehr kurz ausfiel. Offensichtlich gab es nicht viele Bewerberinnen, so dass es eine z.T. peinliche lokale Pflichtveranstaltung war. Wir zogen uns auf das Boot zurück und nutzten den Landstrom, um mit einem elektrischen Heizlüfter unsere Sachen und den Salon zu trocknen. Ein Luxus, der in diesem Sommer sehr angenehm war.

Ankerplatz Turösund

 

10. Juli, mit großer Erwartung ging es in Richtung Svendborg zum Ankerplatz Tyrosund. Allerdings mussten wir nun gegen den mit 4 Windstärken aus SW wehenden Wind ankreuzen. Wir tauschten die Genua gegen die Fock, banden ein Reff ins Großsegel und setzten das Besan. So ging es gut voran.

Der Ankerplatz im Tyrosund war auch relativ wenig besucht (abends lagen dort 10 Boote), wir konnten uns einen schönen geschützten Platz aussuchen und fühlten uns in dem Kreis der Boote und Segler sehr wohl. Der Wind schlief vollkommen ein und in der Nacht leuchteten neben den Sternen auch die Ankerlichter der Boote sehr romantisch.

 

11. Juli, Einkaufen in Svendborg ist angesagt. Wir starten nach ausgiebigem Frühstück gegen 11 Uhr und sind wenig später im Hafen, kommen genau richtig. Viele Boote laufen aus und wir können uns den schönsten Platz in der neuen bzw. erweiterten und modernisierten Marina mit dem schwimmenden Hafenhaus aussuchen.

Die Marina Svendborg im Hafenumfeld finden wir sehr sympathisch. Sie macht durchMarina im Hafen Svendborg die Steganordnung nicht den riesigen unpersönlichen Eindruck der „modernen“ Marinas und lebt durch das geschäftige Umfeld. Wir holen uns aus dem riesigen Fischangebot ein leckeres zweites Frühstück und schauen den Anlegemanövern der einlaufenden Crews zu. Das Anlegen scheint immer schwieriger zu werden, je größer die Boote werden, mit Bugstrahlruder ausgerüstet und je mehr Besatzung darauf ist. Bei jedem weiteren Anlegeversuch finden parallel Teambildungsprozesse statt.

Wir machen einen Stadtrundgang, in der Kirche findet eine Hochzeit statt, wollen noch den Proviant für die Inseln ergänzen (es werden wieder zwei große Einkaufstüten).

12. Juli, wir lassen uns Zeit mit dem Auslaufen, die Wege sind ja kurz im südfünischen Inselmeer. Wir wollen im SO von Avernako ankern, entscheiden uns dann aber für Dyrenborg. Der Wind soll von SW auf NO-O drehen, da scheint es uns am Anker vor Dyrenborg ruhiger und der Weg in die Marina nach Faaborg kurz. Mit uns ankern dort ein Folkeboot und ein 24m-Kutter aus Hamburg. Wir packen hierankern vor dyrenborgdas Schlauchboot aus und besuchen den kleinen idyllischen Hafen.Im Hafen kann man früh fangfrischen Fisch kaufen, es gibt ein Eiskaffee am Hafen und einen Kopmand in der Nähe. Was will man mehr?

Auf dem Kutter nebenan (ca. 300 m) schaukeln und toben die Enkelkinder, Platz istgenug. Als der Wind am nächsten Tag zunimmt, wechseln wir in den Hafen und wehen dort für zwei Tage ein. Am letzten Tag hat auch der Kutter auf der Reede aufgegeben und verholt.

netzgerberei dyrenborg

Wir wollen mit dem Bus nach Faaborg fahren, aber es scheint der einzige Ort in Dänemark, wo es außerhalb der Schulzeit keine Busverbindung gibt. Zum Laufen sind wir zu faul und das Wetter zu unbeständig. Wir erkunden stattdessen die Umgebung, riesige Weihnachtsbaumplantagen und auf jedem Hügel ein Großsteingrab.

 

sonnenuntergang vor dyrenborg

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 15. Juli nutzen wir eine kurze Wetterberuhigung, um nach Lyo zu segeln. Wir finden einen Platz im Hafen. Der Wind soll von SW auf SO drehen, so dass es am Anker nicht richtig sicher ist. Das Heizen und Trocknen der Kleidung hat uns verwöhnt und wir möchten nicht darauf verzichten. Ansonsten ist der Hafen eine Zumutung. Die Liegeplätze sind zwar

erweitert aber an der Infrastruktur ist nichts gemacht. Mit dem Schlauchboot fahren wir in die Ankerbucht nördlich des Hafens zum Baden und beneiden die beiden Ankerlieger an den Ankerbojen. Das Tauchen fällt relativ kurz aus, an jeder Wasserpflanze hängen Massen von die jungen Quallen. Es sieht richtig schön wie weiße Blüten aus, aber auch ein bisschen unheimlich, welche Quallenart ist es? glockensteen lyo

Wir unternehmen eine Inselwanderung und bewundern wieder einmal das schöne Dorf. Dabei fällt uns auf, dass viele Häuser zum Verkauf stehen. 

Der „Glockensteenen“ liegt auf der Westseite der Insel und wir finden wirklich den versprochenen Glockenklang bestätigt. Auf dem Rückweg ist abends großes Treiben vor dem Kopmand, alle Inselbewohner treffen sich dort zum Bier. Offensichtlich haben sie viel zu bereden und dabei wird viel getrunken.

 zentrum kopmand berfahrt nach als im kleinen belt

16. Juli, der Wind hat mit 4 Windstärken auf SO gedreht. Auf nach Als! Unser Ziel ist die Dyvig, dafür können wir auch früh aufstehen und gegen 8.30 Uhr verlassen wir den Hafen. An der Nordspitze von Als sind wieder viele Angler zu sehen, also versuche ich es nochmals, aber wieder ohne Erfolg. Die neue Marina in der Dyvig hatten wir noch nicht gesehen. Dadurch erhöht sich das Platzangebot an diesem schönen Platz und alle Boote kommen noch bis zum Abend unter. Wir haben uns einen schönen Ankerplatz am nördlichen Ufer der Bucht gesucht. Vor uns lag dort nur ein holländisches Segelboot, am Abend sind es vier. Vier weitere Boote haben sich das ablandige südliche Ufer zum Ankern gewählt. Wir fahren kurz mit dem Schlauchboot in die Marina Badelaug, dem Hafen des Jahres 2010, uns empfängt für Dänemark untypische Hektik. Die Segler warten vor den Sanitäranlagen, weil die Reinigung nicht fertig wird, vor dem Hafenbüro, um das Liegegeld zu zahlen, vor der Tankstelle.dyvig als

Wieder zurück genießen wir die Ruhe an Bord, baden und am Spätnachmittag setzen wir mit dem Schlauchboot zu einem kleinen Anleger an unserem Ufer zum Grillen über. Von einem rustikalen Rastplatz am Rande eines Weihbergs haben wir die Bucht und unser Boot im Auge und genießen die herrliche Landschaft und die Ruhe. Von Weitem hören wir den Spaß von einer aufblasbaren Insel mit Kletterwand und Rutsche vor der neuen Marina an der Brücke. Es scheint riesig Spaß zu machen und ich wundere mich, das noch nicht an der deutschen Ostseeküste gesehen zu haben.

Der 17. Juli ist Sonntag und erst einmal wird, wie zuhause, „Zwischen Hamburg und Haiti“ gehört. Das Barometer ist weiter gefallen 980 hPa, schlechte Sicht, bis Sonderborg wird’s schon gehen. 10.30 Uhr Anker auf, 14 Uhr Brückenpassage in Sonderborg, wir bekommen noch einen schönen Platz in der Marina. Schon häufiger haben wir gesehen, dass in den Marinas maritime Kinderanimation geboten wird. Sicher eine gute Idee in großen Marinas, wie der in Sonderborg. Uns zieht es in dieStadt, wir möchten nach den kleinen Inseln und Ankerplätzen wieder einmal gut essen gehen. Am Stadthafen haben wir die Auswahl und die Aussicht auf die dort liegenden Boote und die Brückenpassagen, großes Kino.

Am 18. Juli wollen wir nach Flensburg weiter segeln, obwohl es noch mit 5-6 Windstärken aus SW weht und das Barometer noch weiter fällt. Die große unpersönliche Marina ist nicht unsere Sache. Flensburg dagegen lockt. In der Bucht vor Sonderburg steht eine kurze 1,5 m hohe Welle. Wir motoren bis wir in der Förde bei Kurs West die Segel setzen können, dann geht es in rasanter Fahrt bis in die Innenförde, von dort können wir in die Stadt kreuzen. Wir möchten in der Stadt bummeln, in die schönen Kaufmannshöfe hinein schauen, in Hansens Brauhaus essen und es uns gut gehen lassen. Die Marina im Jaich ist voll, so machen wir gegenüber fest und sind direkt in der Stadt. Flensburg ist eine Perle!

 210 sm bisher in 14 Tagen entspricht nicht gerade unserer Planung, gerne wären wir im kleinen Belt noch nach Norden gesegelt, aber die Tage haben wir bei Wind und Regen an Land zugebracht. Trotzdem sind wir sehr zufrieden, wir hatten sehr schöne und unterschiedliche Tagestörns, mal alle Segel gesetzt (Genua, Groß und Besan), mal mit Fock und 2x gerefftem Groß, auch alles an einem Tag. Wir hatten auch Sonne und sind richtig braun, wir haben viel an Land gesehen und viel, wie lange nicht, gelesen.

Nun treten wir am 19. Juli quasi die Rückreise an. Erste Etappe nach Gelting. Bei SW-S eine gute Reise und dort werden wir geschützt liegen. An der roten Tonne 6 werden wir kurz aufgehalten. Wir hatten uns am Vortag schon eine Wettfahrt mit einem holländischen Segler (Colin Archer Typ) geliefert und hatten die Nase vorn. Das gleiche wiederholte sich heute, aber der Vorsprung war knapp. Also ist der Skipper auch knapp an die Tonne heran gesegelt und uns Grundberührung beschert. Ein junges Paar in einem Jollenkreuzer half, kränkte das Boot über das Großfall, so dass wir wieder frei kamen. Der Holländer war weg, der Skipper belehrt.

Gelting war eine positive Überraschung! Der Hafen bot viel Platz, an Land eine schöne Anlage, zwei Gasthäuser mit guter Küche in der Nähe und, die Mentalität war sympathisch dänisch. Da kam dann am Abend sogar die Sonne heraus und der Wind schlief ein. Wir blieben noch einen Tag, liehen Fahrräder für 5 € und fuhren durch die Geltinger Birk zum Leuchtturm Falshöft. Hierher wollen wir nochmals kommen, wenn wir die Schlei besuchen.

21. Juli, Wind aus N mit 4-5, beste Bedingungen zur Überfahrt nach Marstal auf Aero. Bei halbem Wind laufen wir die gesamte Distanz mit guten 7 kn, tolles Gefühl. Der Hafen gammelt immer mehr, viele Heckpfähle fehlen schon, unsere sind wenig vertrauenerweckend. Am nächsten Tag ist wieder Schietwetter und das bleibt die nächsten Tage so, S-SW 6-7 mit Böen 8 sind angesagt. Wir sehen uns die Baustelle der Marstal-Jagt „Benavista“ an und besuchen erstmals das Schifffahrtsmuseum. Die Ausstellung ist sehr interessant und bei dem Wetter gut besucht. Die Gebäude sind leider nicht klimatisiert, die Luft schlecht. Wir helfen einem älteren Herrn mit Atemnot und halten es selbst auch nicht länger aus. Mit dem Bus fahren wir kostenlos über die Insel, zuerst nach Aerosköbing und dann nach Söby. Durch den kostenlosen Bus gibt es wenige Autos auf den Straßen. Nach längerem Suchen finden wir in Aerosköbing echt hippes Bistro, ich sitze auf einem alten Frisörstuhl.

Diesmal fällt es uns nicht sehr schwer, am 25. Juli bei der ersten Gelegenheit wieder weiter zu segeln, südlich von Strynö, unter der Brücke bei Langeland durch, geht es wieder nach Lohals. Als wir dort ankommen, kommt nach 3 Tagen Regen auch die Sonne mal wieder raus. Jetzt zieht es uns aber zurück nach Hause.

26. Juli, wir sind früh wach, aber der Wind schläft noch, 9 Uhr das erste Lüftchen und wir legen ab. Der Wind bleibt schwach, aber die Sonne verwöhnt uns endlich wieder und wir baden mehrfach, sonnen uns und treiben auf den Guldborgsund zu. Schweinswale begleiten uns immer mal wieder ein Stück. Wir segeln bis kurz vor Nyköbing und machen an einer Ankerboje fest.ankerplatz guldborgsund vor nykbing

Am nächsten Tag kaufen wir fehlende Nahrungsmittel und bummeln durch die Stadt. Im Hafen werden das Vereinshaus und der Steg des Angelvereins erneuert. Der neue Teil der Marina „Wohnen am Wasser“ ist leer. Ein Sportfreund erzählt uns, dass das Konzept bisher nicht aufgegangen ist. Viele Wohnungen konnten nicht verkauft werden und die Läden im Erdgeschoss wurden wieder aufgegeben. Jetzt sind dort Versicherungsbüros eingezogen. Überhaupt gibt es in Süd-Dänemark seit einiger Zeit eine Stagnation. Er war in Rostock und Warnemünde und bestaunt die Entwicklung gerade an der Wasserkante. Wir erzählen ihm von unseren Erlebnissen auf Askö und er erklärt uns, dass Umsiedlungen von sozial schwachen Familien nach Süd-Dänemark gefördert werden, um den Wegzug zu kompensieren. Leider gibt es hier nicht genügend Arbeit und so ist in den kleinen Orten die Bierdose oft der beste Zeitvertreib.

Am Nachmittag geht es wieder unter der Sundbrücke durch auf den Ankerplatz bei der Insel Flatö. Von hier wollen wir morgen zurück nach Rostock. Der Wind soll aus NW mit 3 Windstärken, später zunehmend wehen. Wir sind zunächst wieder allein am Ankerplatz, genießen die Sonne, baden und holen endlich das Schlauchboot wieder an Deck. Gegen Abend gesellt sich dann noch das hässlichste Motorboot zu uns auf dem Ankerplatz. Ein rabenschwarzes Monster, mit einem eckigen nicht zum Boot passenden Aufbau. Wir glauben es gehört einem Bestattungsunternehmer und den Aufbau hat der Sargtischler entworfen.

28. Juli gegen 8 Uhr holen wir den Anker auf. Aus der Südsee kommend geht es Kurs Süd nach Hause. Als wir an der Ansteuerung Rostock die Angel hervorholen, legt der Wind wie angesagt und wie immer zu. Nun geht es schnell, am frühen Nachmittag sind wir wieder am Schnatermann fest.

Unser Sommertörn ist zu Ende, 370 sm gesegelt. Wir haben noch drei Tage, dann beginnt die Arbeit wieder. Alle Zeit das Boot aufzuräumen, die Segel müssen zum Segelmacher. Die Genua ist eingerissen, im Groß sind kleine Nähte aufgegangen und eine Lattentasche ist zerrissen.

Wir hatten eine schöne Zeit und freuen uns jetzt auf das zivilisierte Leben. 

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