Reisebericht 2014

 

 

2014 - fing zwar gut an, es gab früh warme Tage, aber dann war es lange kalt oder windig. Wir hatten das Boot im Wasser gelassen und uns vorgenommen im Frühjahr einen Decksbelag aufzukleben, für mehr Standsicherheit. Bei der Gelegenheit sollte die alte, oft geflickte, Scheuerleiste aus Eisenholz und Teak entfernt und erneuert werden. Alte Scheuerleiste ab, ging schnell.

Alte Farbe (mit Quarzsand gemischt) runter, war leicht gedacht aber sehr mühsam. Ich dachte, ich könnte die Decksfarbe mit einer Heißluftpistole weich machen und abschieben. Leider löste sich dabei auch der Kleber der unterlegten Glasmatte. Quarzsand schleifen geht auch nicht gut. Es dauerte also. Aber, wenn schon, denn schon: Schwachstellen im Deck ausbessern, dann eine Lage Gewebe mit Harz aufkleben, danach der Belag. Anker für die Scheuerleiste (Messingdübel), Scheuerleiste ankleben und verschrauben. Hat alles bis Mittsommer gedauert! Boot erst fertig, wenn die Tage kürzer werden!

ganze Arbeit

Sommersonnenwende war auch noch kalt!

 Sommersonnenwende kalt1

Dann aber los, alles ausprobieren, segeln nach Kühlungsborn, es ist Juli.

Danach mit Heidi in unser „Hausrevier“ nach Gedser, in den Guldborgsund, Nysted und zurück nach Rostock (zur HanseSail). Wir haben Gedser bisher immer links (rechts) liegen lassen, zu steril die Anlage. Jetzt versuchen wir es einmal. Der Wind weht kräftig aus West und wir sparen uns die Weiterfahrt. Die Marina in Gedser hat, wie der gesamte Ort, keinen Charme aber der Service ist ok, abgesehen von dem unpersönlichen Bezahlautomaten. Am nächsten Morgen brechen wir zu unserem Lieblings-Ankerplatz hinter Flatö auf und genießen die Ruhe. Seit Langem sind wir hier allein, Ankern scheint aus der Mode gekommen zu sein? Für den nächsten Tag wollen wir uns in eine gute Ausgangslage für den Rücktörn bringen, SW ist angesagt. Von Nysted können wir Rostock anliegen. Die kleine Stadt ist niedlich, aber auch hier stehen immer mehr Häuser leer. Dänemarks Randlage, die Ostsee trennt immer noch mehr, als sie verbindet. In der gesamten Region (Gemeinde Guldborgsund) wird mit Plakaten für die Haikutterregatta nach Rostock, anlässlich der HanseSail, geworben. Während der HanseSail selbst haben wir die Haikutterregatta nie so wahrgenommen. Bei der Abreise ist ein großes Festzelt im Hafen aufgebaut.

Im August (nach der HanseSail) besuche ich die Orte wieder mit Segelfreund Mathias und Freundin Antje aus dem Museumshafen. Sie kennen diese Region „vor der Haustür“ noch nicht. Wind aus SW 5-6 Bf, in Böen 8. Flottes Segeln, Wellen werden größer, nicht Jeder verträgt das. Wir segeln mit einem Reff im Groß und der Fock. Nach der Überfahrt muss wieder das Groß genäht werden, diesmal eine Lattentasche. Der erste Hafen wird angelaufen, Gedser. Am nächsten Tag verpassen wir die Brückenöffnung in Nyköbing und fahren zurück zum Ankern hinter Flatö. Ein Fischer kommt vorbei, wir reichen ihm ein Rostocker Bier rüber und erklären, dass wir aus Rostock kommen. Er zeigt, wo wir noch besser ankern könnten. „Hast Du einen Kieker? Dann siehst Du einen roten Ball. So weit kann man gehen.“ Man lernt immer dazu, wenn man mit den einheimischen Fischern schnackt. Am Nachmittag setzen wir mit dem Beiboot und Grillzeug zum verfallenen Anleger über, der Wind schläft etwas ein, ein magischer Ort. Ein alter Tingplatz? Gute Entscheidung hier wieder zu ankern! Weiter nach Nyköbing, dann ankern (festmachen) an der ausgelegten Ankertonne im Sund, hier kommt der Wind aus West nicht an. Auch die Ankertonne der dänischen Seglervereinigung ist immer frei, bequemer geht es eigentlich nicht. Von hier kommen wir am nächsten Tag auf einem Bug nach Femö. Abends finden wir den Kro nicht, zurück zur „Bordbar“. Zurück durch den Guldborgsund, Stop an der Ankertonne. Wir erkunden das Land, suchen ein interessantes Motiv für den Maler, finden Topinambur, Anischampignons und Äpfel. Topinambur soll das Beste für die Darmbakterien sein, stimmt. Nysted steht noch auf der Wunschliste von Mathias und Antje. Der Wind weht immer noch mit 6-7 Windstärken aus SW, Sturmfock, ein Reff im Groß. Wir brauchen für die 12 Meilen 5 Stunden. Anlegen unter einer Gewitterbö macht es nicht einfach. Nicht der beste Hafen bei SW, achtern platschen die Wellen gegen den Rumpf. Segel nähen ist wieder angesagt (eine gern getane, meditative Beschäftigung). Antje und Mathias gefällt die beschauliche kleine Stadt sehr und suchen nach einem passenden Haus (auch hier schon viel Leerstand). Antje ist auf Einkaufstour. Abends werden wir vom Touristbüro im Hafen zu Rotwein und Plausch eingeladen. Dort gibt es eine Laien-Kunstausstellung. Mathias zeigt seine auf der Reise entstandenen Bilder und es entsteht der Plan einer Ausstellung im nächsten Jahr anlässlich der Haikutterregatta. Uns wird erklärt, dass sich die Gemeinde um engere Verbindungen zur Region Rostock bemüht und Antrag auf Städtepartnerschaft gestellt hat. Für den nächsten Tag sind wieder 6-7 Bf angesagt, nach Mittag soll der Wind etwas nachlassen. Das warten wir ab, Antje wird auf die Fähre geschickt und wir segeln 14 Uhr nach Hause. Als wir aus dem Fahrwasser beim Windfeld sind, tauschen wir die Sturmfock gegen die große Fock und es geht flott voran. Eine schöne Reise!

September steht Hiddensee auf dem Plan. Am 03.09. ist Ausstellungseröffnung von Mathias Buss. Wir (Jimmy Rathge und ich) wollen dabei sein. Abreise am 01.09. Der Wind passt gar nicht, SO 3-4 sind angesagt, stimmt aber nicht, ab 10 Uhr NO 5-6 Bf. Egal, wir kreuzen voll besegelt gegen Wind und Strom. Vor Darßer Ort an der Westküste reißt ein Gatchen am Hals der nagelneuen Genua aus, war sowieso zu viel. Fock setzen. Es wird dunkel und wir können den Nothafen nicht mehr anlaufen. Es sollen Pricken in dem schon wieder eingeengten Fahrwasser gesteckt sein, die wir nicht sehen können. Das soll ein Nothafen sein? Vor Hiddensee ist der Strom aus dem Gellenfahrwasser so stark, dass wir das Windfeld Baltic 1 auf der Kreuz gleich zweimal an der gleichen Stelle erreichen. Damit ist ankern vor Hiddensee auch nicht mehr sinnvoll, weiter direkt nach Kloster. Als wir in der Fahrwasserenge den Motor starten, stottert er und verabschiedet sich mehrmals. Erst geht es auch mit den Segeln allein. Im Hafen hilft er uns, wenn auch störrisch beim Anlegen. Um 10 Uhr nach 25 Stunden machen wir dort fest und sind noch vor dem Künstler dort. Wir helfen beim Aufbau der Ausstellung, tragen Plakate in einige Kneipen aus, sehr anstrengend, abends Vernissage, das dauert auf Hiddensee bis 3.30 Uhr! Am nächsten Tag Inselrunde, abends Treffen beim Inselwirt Uwe Gohlke in Hedins Oe. Die Gerichte und der Art der Zubereitung konnten wir nicht widerstehen. Auch hier wird es bei Inselgeschichten Mitternacht. Der Wind soll noch einen Tag länger aus Ost wehen. Das gibt uns die Gelegenheit noch die Vorstellung in der Seebühne zu sehen, Der Sturm nach William Shakespeare. Am Tag reinige ich noch die Dieselfilter und siehe da, der Motor läuft wieder zuverlässig. Am Sonnabend legen wir 7.30 Uhr ab, nachdem wir unser Liegegeld beim Hafenmeister in den Kasten gesteckt haben und uns über angefressene Brötchen unter der Spray hood gewundert haben, trauen sich Möven das? Angesagt sind 3-4 Windstärken aus Ost, zuerst sind es knapp 2 Bf bei Sonnenschein, baden und sonnen sind angesagt. So dümpeln wir bis 14.30 Uhr zum Darßer Ort, danach frischt der Wind endlich auf und bei nun halbem Wind laufen wir 7 kn und sind 21 Uhr fest am Schnatermann. Einige Vereinsmitglieder erwarten uns schon mit Lagerfeuer, aber wir sind zu müde und fahren lieber nach Hause.

 

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