Kurzmeldungen

Reisebericht 2019

Ostsee trifft Nordsee

Nachdem im letzten Jahr das Motto lautete "Nordsee trifft Ostsee" und wir unseren Partner, Rainer Wäsch (sailing-rainer.eu), mit seiner Svantje von der Schlei abgeholt haben, um ihm das Revier rund Rügen zu zeigen, ging es nun um den Gegenbesuch.

Wir wollten durch NOK und Eider nach Tönning, um dort wieder unseren "Mottopartner, diesmal: Ostsee trifft Nordsee" zu treffen. Start sollte Pfingsten sein, damit mein Mitsegler, Volker, auch die Feiertage zu Pfingsten für den Törn nutzen konnte. Gegen Pfingsten sprachen, aus meiner Sicht, dann aber die Tidenzeiten im Zielgebiet. Man muss als Ostseesegler dazu lernen!

Start war nun schon Donnerstag, der 06.06. -und ich war, nach den Gartenarbeiten, Wildbienenzucht, noch eine Woche nach Kroatien gereist und mein lieber Motorenschlosser, Rübe, Rüdiger Albrecht, hat bis zum letzten Tag an den alten Einspritzdüsen gefeilt, die wieder mal leckten..

Erste Etappe Rostock - Heiligenhafen, immerhin 45 sm. Wir sind mal stramm gesegelt, dann mußte ab der Fehmarn-Belt-Brücke der Motor helfen, weil der Wind direkt von vorn kam und auch noch stark auffrischte. Und da begann dann auch schon die Sorge, der Motor tourte immer mal wieder ab, natürlich immer dann, wenn man ihn brauchte. Kurz und gut es war immer noch Luft im System und das Problem war erst gelöst, nachdem ich die Schrauben an der Dieselpumpe nachgezogen hatte.

Von Heiligenhafen haben wir diesmal nicht viel gesehen, weil Volker wieder so viele leckere Speisen mitgebracht haben und früh ging es wieder los Nach Kiel zum NOK.

Reisebericht 2017

Langsam nehmen die Pläne für 2017 Gestalt an:

Das Boot ist im Winter im Wasser geblieben und wieder hatten wir kein Eis. Mit zwei kleinen Frostwächtern (Maschine und Toilette) wurde das gesamte Boot über 4°C gehalten.

 

Lehrgang Wattsegeln

Für einen Ostseesegler ist das Segeln in Gezeitenrevieren und erst Recht im Watt ein Graus. Ich segle nun schon 55 Jahre lang, bin auch schon mal über die Nordsee gesegelt, weit weg vom Land, aber ins Watt?

Im letzten Jahr bin ich schon mit sailing-rainer von Bremerhaven nach Helgoland gesegelt und bei ablaufender Tide machte seine Svantje in der Spitze 10 kn unter Segel. Das macht richtig Spaß, zumal man es ja bei dem mitlaufenden Strom gar nicht so merkt.

Wattlehrlingsailing rainer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kurz entschlossen hat mich sailing-rainer jetzt zu einem Törn auf der Weser eingeladen. Wattseminar.

Da es draußen sehr wehte, ging es unter Segel Weser-aufwärts in die Hunte nach Elsfleth in den Stadthafen.

 

 

 

Großherzogin Elisabeth und AvontuurLektion 1: Ruhe bewahren! In Elsfleth wird ein weißes Seitenlicht gezeigt. Sonst gibt es Ärger mit dem Hafenwart! Hier wurde mir auch praktisch demonstriert, dass man gegen den Strom ablegt. Eine große Linssen-Motoryacht tat dies nicht und rammte uns und ein weiteres Segelboot. Uns schwappte im Salon der Kaffee aus den Tassen. Im Linssen-Prospekt heißt es: „Linssen Yachts ist heute der Inbegriff für Stahlverdränger …“. Jo.

Danach folgte eine theoretische Unterweisung durch den Besuch des wirklich sehenswerten Schifffahrtsmuseums.

Von dort segelten wir mit der Tide aus der Weser bis zum Fedderwarder Priel und als der Strom kenterte langsam nach „Feddsiel“. Pünktlich zur halben Tide kamen wir an und konnten direkt in den Sielhafen an den Steg der „Soltwatervereinigung“, Interessenvertretung der Wattfahrer, einlaufen.

Lektion 2: Ruhe bewahren! Im Watt muss man manchmal schnell segeln, manchmal aber auch langsam, alles muss passen! Man braucht einen Gezeitenkalender und eine Uhr.

Die pazifische Felsenauster verdrängt die Miesmuschel. Entspannung ist wichtig für den schwierigen Rückweg, diesmal über den Williweg, den Mittelpriel. Wir haben die bewährten Methoden, am Tag mit Friesentorte und abends mit Rum unter Absingen der Seeräuberballade erfolgreich umgesetzt.

 

Parkplatz vor dem Sielhafen

 

 

 

 

 

Soltwater

 

 

 

 

 

 

Niedrigwasser

 

 

 

 

 

 

 

 

Williweg1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Ende habe ich von sailing-rainer das Zertifikat für Wattsegeln bekommen.

Ich habe mit gutem Erfolg bestanden. Ich hätte gern mit sehr gutem Erfolg, bin sogar morgens immer Brötchen holen gegangen,

aber die „Soltwaters“ sind streng!

 

 

Übrigens ist das hier eine sehr schöne Landschaft und ein wahres Naturparadies und die Leute erst, die grüßen auf der Straße! Moin.Route

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Endlich geht es los,

der erste Törn mit eigenem Boot. Am Nachmittag des 18.05. trifft Rainer ein und abends kommt Volker,

als das Lagerfeuer am Schnatermann schon brennt. Nächsten früh soll es 8 Uhr losgehen, wenn möglichAbfahrt

Richtung Rügen/Hiddensee.

Der Wind ist sehr schwach angesagt und teilweise kommt er daher, wohin wir wollen.

Am nächsten Tag würde ein steifer Wind aus West uns schnell voran bringen, aber für

meine beiden Mitsegler soll es eine entspannte Reise werden und allzu viel Seegang

löst den Reflex nach dem Rufen der Seekuh aus. Also lieber bei wenig Wind, zuerst

viel Nebel (teilweise 50-100m Sicht) und dann Sonne, mit Unterstützung des Motors nach Hiddensee.

 

14 Uhr runden wir Darßer Ort, die Sonne scheint, der Bierdurst wird immer größer,

um 19 Uhr sind wir im Yachthafen Kloster fest. Ein wunderschöner Sommertag geht zu Ende,

Marina Kloster

 

leider meist die Fahrt mit Motor. Volker hat Räucheraal satt mitgebracht

 

Wanderung ins Hochland

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Tag (20.05.) folgt die obligatorische Hiddenseerunde. Vom Hafen Kloster zum Enddorn,

von dort zum Leuchtturm und der Gaststätte „Klausner“, die aus Büchern bekannt ist. Von dort

zum schönsten Kunst- und Gartenrestaurant Hiddensees, der „Hedins Oe“ von Uwe Gohlke und Katrin.

Wir werden herzlich begrüßt, essen Hornfisch, sitzen bei einer Berlinerin am Tisch, die Stimmendeuterin ist und an der Stimme erkennen kann, ob jemand Leberzirrhose oder an Krebs erkrankt ist. Ja, die Leute trifft man auf Hiddensee. Den herben Charme der Hiddenseeer bekomme ich mit, als zwei Damen an der Theke bei Uwe ihre Rechnung bezahlen und einen netten Versuch starten: „Das Essen war sehr lecker“. Uwe herrscht sie an: „was soll der Quatsch -lecker- , sagen sie mir, wie es ihnen geschmeckt hat, oder lassen sie es, was ist lecker?“. Von dort ziehen wir weiter nach Vitte in die Seebühne, ein Puppenspieltheater, es gibt Moby Dick.

Treffen mit Rolli Reekmann

Am 21.05. wollen wir ein Unikum im großen Jasmunder Bodden besuchen, auf der Halbinsel Liddow wohnt Rolli Reekmann, aus Erzählungen von Käpt’n Jimmi Rathge im Rostocker Museumshafen legendär. Ein Retter alter Schiffe. Wir ankern in der Liddower Wiek und fahren mit dem Beiboot zu der Brücke, die auf die Insel führt. Dahinter das Gehöft von Rolli Reekmann mit Blick auf den Bodden, den wir nicht persönlich kennen, der uns aber freundlich empfängt und gleich anfängt, Geschichten zu erzählen. Als wir erklären, dass wir schon am nächsten Tag weiter nach Stralsund segeln, weil Rainer wieder nach Hause muss, gibt es Breitseite von Rolli: Ich hasse es, beim Segeln keine Zeit zu haben und gegen den Wind zu segeln. Ich bekomme noch Tipps, wie ich mit 1,7 m Tiefgang direkt bis zu der Brücke fahren kann, denen ich nicht glauben kann, weil wir uns schon mit dem Beiboot festgefahren hatten und Tipps für Liegeplätze an Dalben, die ihm gehören. Er hat sie in der Wende erwoben, als andere Autos im Westen kauften. „Solche Zeiten muss man nutzen!“

Liddow

Der Bodden hat bereits 19° und wir baden ausgiebig, Rainer gezwungenermaßen.

 

 

 

 

Fischer Liddower Wiek

 

 

 

 

Am nächsten Tag liefern wir Rainer in Stralsund ab, er flitzt zum Bahnhof, damit er abends seine Hühner einsperren kann und wir erkunden die Stadt.

 

Hafen Kloss

 

 

 

 

Das Ziel der ersten Reise ist Zingst von der Boddeseite. Hier findet ein beachtetes Natur-Fotofestval statt. Wir nähern uns über die Reede von Barhöft, wo wir am 23.05. nochmals Anker werfen und einen Sonnentag mit Baden und faulenzen genießen.

Am 24.05. sind wir in Zingst. Die Fahrt zieht sich, das Wetter ist nicht so toll, der Wind kommt wieder von vorn, das Wasser wird erst bräunlich, im Fahrwasser von Zingst grünlich. Wir suchen nach dem besten Liegeplatz und bekommen einen Tipp von der Besatzung des Zeesbootes, die hier Boddenfahrten machen: geht mal zum Kloss-Hafen, da liegt ihr gut. Ein guter Tipp. Vom Cockpit aus können wir über die Insel Kirr blicken, der Service ist gut, der Hafenbesitzer ein netter Mann, der einmal im VEG Zingst gearbeitet hat, wo ich als Student im Sommer auch gearbeitet habe.

Fotofestival

 

Volker steigt ab und bezieht sein Appartement, wartet dort auf Freunde und Heidi kommt aus Rostock zu mir an Bord. Von hier aus erkunden wir Zingst und das Fotofestival.

Der Ort ist voll von Menschen mit Fotoapparaten, Profis mit Gruppen von Seminarteilnehmern, z.T. mit Modell und Laien, die animiert sind, alles zu knipsen. Nach zwei Tagen hängt mir der Rummel und die Poserei der Fotokünstler zum Halse raus.

 

abends Party am Strand

 

 

 

 

Wir machen eine Fahrradtour zum Prahmort. Die Landschaft hat sich sehr verändert. Wo 1970 noch Urwald war, gibt es jetzt Baumleichen und Nassflächen, Betreten verboten! Hier wird der Mensch ausgesperrt, aber wie soll man dann ein Gefühl für die Natur und Umweltschutz bekommen? Alle, mit denen wir reden (ein Hotelbesitzer, der Hafenmeister, die Leute unterwegs bedauern diese totalitäre Entwicklung sehr. Wir wandern noch zur Hohen Düne, aber da ist kein Strandzugang möglich. Ein erfrischendes Bad wäre sehr schön. Wie schön ist es da auf Hiddensee, wo man auf vielen Wegen über das Hochland oder die Heide laufen kann, oder wie schön war es in Butjardingen.

Scheiß Filmfestival

 

Adlerauge so scharf, wie meine CANON 70 D!

 

Ausguck

Am 28. Mai fährt Heidi abend ab und ich lese in alten Seefahrtsgeschichten. Lord Hawke, der die französische Flotte 1577 besiegte schreibt: „Eine minderwertige Mannschaft auf einem guten Schiff ist weniger wert als ein minderwertiges Schiff mit einer guten Besatzung.“ Ich werde mir also Mühe geben, wenn ich allein unterwegs bin.

 

 

 

mit Modell

 

 

 

Spiegelsaal

 

 

 

 

 

 

Seemann blau in blau

 

29.05. Reede Barhöft, herrliche Fahrt unter Großsegel mit raumem Wind. Als ich am nächsten Tag die Reede Richtung Neuendorf verlasse, kommen die ersten Regenschauer. Es ist richtig dunkel. Kein Segler auf dem Wasser, bis auf noch einem in einer Nußschale, Uli Keil.

 

 

 

 

 

 

 

30.05. Ankerplatz SO vom Leuchtturm Gellen. Es ist noch ein schöner Tag geworden mit übersetzen an Land und Baden auf der Seeseite, dann kommt der angekündigte Sturm, 8 Bf . Alle Kette raus und Abwarten. Auch am nächsten Tag geht es nicht weiter in den Jasmunder Bodden, ich bleibe am Platz. Ein Segler stampft mit gerefftem Groß gegen die Wellen vor Ummanz, wenig später holt ihn der Seenotrettungskreuzer wieder rein. Was hätte Lord Hawke dazu gesagt. Oder mein Freund sailing-rainer mit dem Motto live slow, sail fast?

Seeadler auf dem Weg

 

 

 

Ich bemühe mich noch mit einem Hahnepot das Schwojen vor dem Anker zu verringern, 10° aus dem Wind und das Boot kränkt auch 10°, aber das gelingt mir nicht.

Ankerplatz bei Schönwetter Hiddensee

 

 

 

 

 

 

 

Windflüchter auf Hiddensee

 

Da deutet sich schon etwas an

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ankerplatz hinter Hiddensee

 

 

Seenotrettung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

01.06. langsam geht es Richtung Süden, erst einmal nach Stralsund und dann weiter zur Glewitzer Wiek auf Anker. Mein Versuch zu angeln scheitert an der richtigen Einstellung, drei erfolglose Würfe, dann erst mal ein Bier. So wird einem nur düselig, ohne Fangerfolg.

Hier werde ich aber Teil eines Spiels, die Reise nach Jerusalem unter Anglern mit Motorbooten. Ein Angler in der äußersten Ecke der Wiek flitzt plötzlich mit vollem Speed in die gegenüber liegende Ecke, darauf verläßt der nächste seine Ecke und besetzt die frei gewordene usw. Am Spiel sind 5 Motorboote beteiligt und das Schauspiel wiederholt sich alle 45 Minuten, natürlich dicht am Ankerplatz vorbei mit max. Wellenschlag. Als ich aus der Wiek fahre bin auch ich Teil des Spiels, sofort wird mein Platz besetzt.

Vielleicht ist es aber auch der kollektive Versuch, die Fische in der Wiek zu desorientieren oder der Fischer gibt nur Angelscheine aus, wenn die Angler nebenbei die Fische in seine Reuse treiben?

Am 04.06. geht es weiter nach Wolgast in die Hornsche Werft. Abends gibt es im Alten Speicher Fischplatte mit Stippe! Ich bin begeistert, wie bei Muttern zuhause!

05.06. Besuch bei Dr. Peter Stadermann in Netzelkow. Ich wollte ihn nochmal nach Quellen zu seiner Behauptung befragen, dass durch die Intervention der Polen der Küstenkanalbau, beginnend am Schnatermann, eingestellt wurde. Aber Quellen wird es seiner Meinung nach nicht geben, das lief über die russ. Kommandantur. Peter Stadermann hat von 1968-72 in Rostocküber Schifffahrt promoviert.

Abends fahre ich weiter nach Neppermin, der dichteste Ort bei Bansin, wo Heidi über Pfingsten war. Sie besucht mich und bringt mir den reparierten Rechner (Aktualisierung des Reiseberichts) zurück. Ich bleibe noch, ein super Ankerplatz von allen Seiten geschützt. Am Scheitel der Bucht ein tolles Fischrestaurant mit Terrassen.

Neppermin am Abend

Zimmerleute auf der Walz reparieren gerade den Anleger für die "Weiße Lilie", ein holländischer Schoner, der hier seinen Liegeplatz hat und täglich mit Touristen das Achterwasser befährt. Leider slipt der Anker mal wieder in der schwarzen Mudde, ein neuer Anlauf , 20m Kette auf 3m und eine ruhige Nacht.

Heidi hat mich mit ihrer Tochter Julia, die in Berlin lebt in Neppermin besucht. Als Julia mich fragt, wie ich mich denn so die ganze Zeit auf dem Boot beschäftige und was mich antreibt, antworte ich mit ein paar Floskeln.

Was treibt einen erwachsenen Menschen allein mit dem Boot unterwegs zu sein?

Zuhause die heiße Dusche genießen und hier morgens am Ankerplatz ins Wasser zu springen? Das Segeln selbst, unter Ausnutzung der Kraft des Windes voran zu kommen? (Es hatte mich schon genervt, auf dem ersten Teil der Reise viel den Motor genutzt zu haben.) Und jetzt, allein, mit Zeit, treibt mich der Wind!

Die Abwechslung zwischen Geschäftigkeit beim Segeln und der Ruhe am Abend im Hafen oder am Ankerplatz? Bestimmt, ich vermisse nichts, habe kein Radio an und keinen Fernseher. Hier im Rügenschen Revier sind auch die Ankerplätze völlig leer und die Häfen meist auch. Heute ist hier in Lassan sogar die ganze Stadt leer, kein Mensch.

Die Herausforderung? Na klar, habe gerade einen Gewittersturm auf dem Wasser abgewettert. Steuerpilot hat es nicht geschafft, den Kurs zu halten, also im Hagel stehen. Da gibt es auch schon Bedenken, was passiert, wenn der Motor aussetzt in den engen Gewässern? Ich überlege schon die erforderlichen Handgriffe, scanne die in Frage kommenden Punkte am Boot und dann sieht man hinter der Front, dass es wieder heller wird. Also langsam (schnell geht es sowieso nicht, der Motor muss fast volle Drehzahl laufen, um den Kurs zu halten. Wir schaffen 1 kn voraus) und abwarten. Der Lohn dann, bei normalen Bedingungen in den schützenden Hafen einlaufen und es als Alleinsegler meistern, sicher anzulegen. Dann das verdiente Anlegebier. Gut gemacht!.

Und an einem anderen Tag geht es ganz easy, raumer leichter Wind, nur ein Segel oben und trotzdem 5 kn Fahrt! Im Naturhafen einen Biber beobachten, auf dem Steg steht ein Reiher, übereinem kreist der Seeadler. Mit dem Beiboot die Biberburg suchen und finden, Hopfensprossen sammeln für das Abendessen.

Und dann hat man ja auch wieder die Gelegenheit, unter Leute zu kommen, im Hafen, ich war beim Fotofestival in Zingst, fahre zum Blues nach Binz, treffe alte Freunde, Hafenmeister, Mitsegler und dann verkrieche ich mich wieder und bin eins mit mir und der Natur. Mich hat ein Thema des Fotofestivals besonders angesprochen: „Mensch und Meer“, Mensch ist Meer!

Konzept Mensch ist Meer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

07.06. Der Wind dreht auf SW und ich habe mir einen neuen abgelegenen Ankerplatz in der Krienker See ausgesucht. Der stellt sich aber überhaupt nicht geschützt dar, so dass ich bei zunehmendem Wind lieber gleich nach Lassan in den kleinen Hafen der kleinsten Stadt Mecklenburg-Vorpommerns segle. Nur mit der Fock segle ich bei halbem Wind 6 kn.

Gewitter

Dann kommt die Gewitterfront schwarz, Fock weg, Motor an. Der Steuerknecht schafft es nicht, den Kurs mit 10° zum Wind zu halten, so dass ich im Regen und Hagel stehe. Ein Glück, dass mich der Schauer in offenem Wasser erwischt hat, auch wenn die kurze Boddensee hoch geht. Wolgast Traffik meldet auf Kanal 9 Gewitterböen Bf 9. Langsam voran, es kann nur besser werden und siehe am Horizont zeigt sich der erste blaue Streifen. Als ich in den Hafen von Lassan einlaufe, habe ich blauen Himmel und der Wind kommt nicht mehr im Hafen an.

Lassan wurde mir als Kleinod von meinem früheren Kollegen Erich und seiner Frau Margit empfohlen, die in Neeberg die "Galerie im Hühnerhof" betreiben. Für mich macht dieser Ort jedoch einen sehr morbiden Eindruck. Er soll von Künstlern und Gesundheitsaposteln geprägt werden, allerdings sehe ich keine Urlauber, ich bin das einzige Boot im Hafen, die wenigen Gaststätten öffnen erst ab 18 Uhr und bleiben dann auch leer. Ich verköstige mich im einzig offenen Bistro am Hafen mit vorgefertigter Ware in der Frittöse.

MOANAEin Kleinod entdecke ich doch! Der Bug der legendären MOANA,

die erste (?) Ferrozementyacht von Gerd Radspieler, dem Autor

vieler Revierführer Mittelmeer. Die Yacht wurde nach Plänen von

Horst Stichnoth, Bremen, in Eigenbau hergestellt und 1973 zu Wasser gelassen, 12 m lang, 2 m Tiefgang. Klaus und Uschi Schuster haben das Wrack entdeckt und bauen es mit viel Liebe und Sachverstand  wieder auf. Zwei Schwaben mit der Liebe zum Merr und Boot. Sie versöhnen mich etwas mit Lassan, "wir finden die Ruhe und das hier nichts passiert so schön, Hektik haben wir im Berufsleben im quirligen Schwaben".

Da haben sie auch wieder Recht.

 

 

 

 

Fischerboote Lassan

 

 

 

 

 

 

 

 

09.06. Leinen los in Lassan, langsam Richtung Wolgast segeln. Weit komme ich nicht, am Weißen Berg, nördlich Lütow ankern, baden, Mittag essen (Bauernfrühstück). Danach 17.45 Uhr die Brücke Wolgast und in den Segel-Club Wolgast am Tannenkamp. Auch ein kleines Idyll mit Blick auf Wolgast. Durch den weichen Schlamm geht es ganz gut an den Steg, wo die Leinen entgegen genommen werden und das Boot mit vereinten Kräften an den Steg gezogen wird. 

 

Ich gebe mein letztes Bargeld hin, rasiere meinen Bart ab, der seit Zingst gewachsen ist und nächsten früh geht es weiter nach Freest. Ich hatte mit Ingo Beier telefoniert (einem Mitglied im Rostocker Museumshafen) und wollte ihn und sein Bootsbauanwesen in Spandower Hagen besuchen.

10.06. Auf dem Weg begleitet mich die Wasserschutzpolizei und gibt mir Hinweise, wo es neben dem Fahrwasser sehr flach wird, danke. Sie kontrollieren heute die Angeberechtigungen und stoppen bei jedem Kahn.

bei Ingo

In Freest liegt der große Rettungskreuzer, aber die Aufregung im Hafen hat sich schon gelegt. Sie sehen, dass ich auf den Liegeplatz auf der Ecke zum Fischereibecken scharf bin und signalisieren mir, dass sie in 10 min ablegen. Ich rufe Horst, den netten Hafenmeister an und bekomme die Erlaubnis dort fest zu machen.

Der Seenotretter hatte drei Katamaransegler geborgen, die am Vorabend in eine Gewitterböe geraten und gekentert sind. Sie waren Anfänger und hatten die Zeichen am Himmel nicht erkannt. Fischer haben sie am Morgen auf dem Boot sitzend gesehen und den Rettungskreuzer alarmiert. So ging es ja schon dem Schnatermann!

Der DGzRS- Mann in Warnemünde hat mir mal erzählt, dass es seit der Freigabe bis 15 PS nicht mehr Seenotfälle gegeben habe. Ich kann das kaum glauben, ich habe auf meiner Reise jetzt schon zwei Seenotfälle beobachtet, die auf reine Unkenntnis zurückzuführen waren.

Es war sehr schön mit dem Hafenmeister Horst zu plaudern, der etwas von Seefahrt versteht (in Lassan macht den Job eine Schulsekretärin) und andernorts gibt es einen Automaten.

Bei Ingo Beier in Spandower Hagen hat sich viel auf dem Grundstück getan. Mehrere Boote waren dort zur Kur und eine Segelmacherwerkstatt gibt es auch. Im Ort feierte man gerade ein Sommerfest. Eine tolle Dorfgemeinschaft, die auch wieder wächst, nachdem der Ort durch das Atomkraftwerk aussterben sollte.

 

 

 

 

 

Seedorf Pfähle11.06. Nun will ich über den Greifswalder Bodden nach Rügen. Der Wetterbericht sagt bestes Wetter an, das sich aber die nächsten Tage nicht so halten wird. Noch im Hafen setze ich das Großsegel mit der Absicht, nach der beknackten Rinne mehr Segel zu setzen. Aber warum eigentlich? Ich würde viel zu früh ankommen. So schipper ich mit 4 kn über den Greifswalder Bodden, gehe baden, angle und kommen früh genug an den Reeckmannschen Pfählen in Seedorf an. Rolli (Rolf Carlos Reeckmann, bekannt aus der Traditionsschiffszene) hatte mich dazu ja eingeladen und seinen Neffen, Martin Liedke lerne ich an Land kennen. Er betreibt die Fischräucherei im Ort. Abends geht es noch in die Weinbar am Hafen, wo ich freundlich begrüßt und zum nächsten Event eingeladen werde (große Käseverkostungs-Show). Im letzten Jahr habe ich mich hier ziemlich fest gesetzt.

12.06. Heute ist das Wetter durchwachsen, viele Wolken. Ein Glück, dass ich gestern gleich hierher gesegelt bin. Hafentag. Am Tag kommt aber auch die Sonne heraus und der Wind dreht langsam auf West, so dass der Seedorfer Fjord noch besser abgedeckt ist. Ich werde die Zeit zum Wandern nutzen und auch noch ein paar Dinge einkaufen. Dabei erfahre ich auch, dass das Baggern im letzten Jahr eine Rinne durch den Selliner See mit 2,5 m erreicht hat und dass jetzt ein Hafen in Sellin mit 80 Liegeplätzen gebaut wird. Ich treffe alte Bekannte im Hafen Seedorf und Otto am Bollwerk Baabe.

16.06. Rainer und Birgit holen mich zum Blue Wave Festival in Binz aus Seedorf ab. Ein Wochenende mit Blues. Sehr schön wieder unser Quartier, wo wir auf dem Balkon sitzen und plaudern und über den Schmachter See weit ins Land schauen können. Im Ort rüsten die Blues-Bands. Am besten hat mir eine Nebennummer in der Hauptstraße gefallen, Big Tom (ein Arzt aus Itzehoe), mit traditionellem Blues.

 

 

Umzug

Big Tom

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

18.06. Heidi bringt mich zum Boot nach Seedorf zurück. Es wird warm, ich gehe Baden und langsam kommt der Bordalltag eines Einhandseglers zurück.

 

Seedorf1Landschaft in rot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kornblume

Glockenblume

 

Am 19.06. bin ich früh los, um Brot zu kaufen und treffe Martin Liedke. Das ist die Gelegenheit mich zu verabschieden. Ich hatte noch überlegt, ob ich noch einen Tag bleiben sollte, aber nun ist es entschieden, Circe zum Trotz.

12.30 Uhr geht es los, mit wenig Wind, 3 Segel und 3 kn, dann 1,5 kn, 17 Uhr bin ich an der Ecke Palmort (13 sm). Dafür habe ich aber schön in der Sonne gelegen und bin 4-5 mal baden gegangen. Dann stelle ich den Motor an und bin 17.30 Uhr in der Glewitzer Wiek. Anker hält und los geht es mit dem Beiboot nach Puddemin. Das Restaurant hat geöffnet und ist ein Geheimtipp: freundliche Bedienung und hervorragendes Essen! Leider komme ich mit meinem Boot nicht so weit, max. Tiefgang 1,4 m ist möglich.

 

Ankerplatz Glewitzer WHimmel am Ankerplatz Glewitzer Wiek

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

20.06. In der Nacht habe ich noch weitere Kette gegeben, der Wind hat zugelegt, Böen 6 Bf. Seit Schweden, wo mein Boot von einem Ende der Bucht an das andere geslipt ist, bin ich um so vorsichtiger. Am Morgen rutscht dann auch ein Motorboot an mir vorbei. Auf dem Anker hängt ein riesiger Berg Seegras.

Da kommt mir die Idee, dass es auch aus Naturschutzgründen sinnvoll wäre, überall Ankerbojen auszulegen, wie in DK oder Schweden. Das wäre für die Wassersportler bequem und sicher und es werden auch keine Wasserpflanzen beschädigt. Und das an der gesamten Küste könnte eine schöne umweltgerechte Ausgleichsmaßnahme sein und man müsste keine Bauern enteignen, wie es gerade auf Rügen geplant ist.

Übrigens liegen heute 4 Segler und ein Motorboot auf dem Ankerplatz! Das gefällt mir, nicht nur Stubenhocker.

Am 21.06. hole ich um 12 Uhr den Anker ein, was nicht so ganz einfach war. Er hat sich richtig eingegraben und ich will es nicht mit Gewalt tun, außerdem habe ich ja auch viel Zeit. Brückenöffnung ist 15.20 Uhr und ich brauche ca. 2 Stunden. In Stralsund warte ich dann noch auf den Tankwart, der 16.30 Uhr kommt (40 l sind verbraucht).

Von Stralsund geht es Kurs Nord bei westlichem Wind (wie meine Wetterwelt von Meno Schrader vorausgesagt hat), Fock und Groß reichen, um 6 kn Fahrt zu machen. Mit mir segelt eine große moderne Charteryacht aus Breege und ein Folkeboot. Die Charteryacht fährt nur mit der Roll-Genua (wie das für Charteryachten üblich ist) und bleibt achteraus, das Folkeboot hält mit, holt immer wieder auf, wenn der Wind nachlässt und verliert in den Böen. Am Abend schläft der Wind langsam ein und das Folkeboot holt mich genau am Abzweig Richtung Jasmunder Bodden ein. Der Einhandsegler segelt Richtung Kloster auf Hiddensee weiter.

Ich hatte mir überlegt, nach Vieregge durchzusegeln oder mir notfalls einen anderen sicheren Platz zu suchen, wenn es am Freitag nass und windig wird, Böen bis zu Bf 8 sind vorausgesagt.

Hafen Vieregge

Der Platz in Vieregge passt, wieder Rolli Reeckmanns Pfähle und Brücke. In der Marina hatte man schon mit mir gerechnet, der Hafenmeister wartet. Man segelt bis vor die Marina und biegt dann ca. 20 m davor nach NO ab. Der Steg schließt unmittelbar an den Marinasteg an, ist aber durch ein „Grenzschild“ gekennzeichnet. Meine Eile auf den letzten 2 Meilen (Motor) und beim Festmachen 21.30 Uhr wird nicht mit einem frisch gezapften Bier belohnt. Das Hafenbistro ist schon lange geschlossen. Außerdem haben sie auch noch zwei Ruhetage in der Woche! (Wegen Reichtum geschlossen, wie so oft auf Rügen? Nein, die Besitzerin ist "Gute-Laune-Coach" und lehrt Work-Life-Balance, da gehört das einfach zum Geschäft. Aber, alles tote Hose hier! Ich sitze, wenn es mal geöffnet ist, allein hier, esw lohnt also für den Betreiber auch nicht. Vieregge ist ein Anglerhafen und die Angelsaison, zuerst Lachs, dann Hering und Hornfisch, sind vorbei. Auch im sehr schönen Feriendorf bleiben die Fenster abends dunkel. Noch ist nicht Ferienzeit. Es sollen dort aber wohl noch mehr Häuser gebaut werden.

Ich habe am 22.06. noch einen sehr schönen und sonnigen Tag und wandere nach Neuenkirchen (Kneipe und Kaufmann sind noch nicht geöffnet, es ist ohnehin kaum jemand im Dorf) und von dort über Laase nach Liddow. Ich sehe mir den Wasserweg noch einmal genau an und spreche mit Anglern. Man kann bis zur Brücke nach Liddow kommen, aber man muss die unbetonnte und nicht in der Karte bezeichnete Rinne genau treffen und den Schlamm beiseite räumen. Dann geht es zurück, zuerst zum Kaufmann Bunge (Geschäft seit 1913), ein kleiner Dorfladen in 3. Generation (wie in meiner Kinderzeit, fast: das Angebot natürlich nicht). Gleich an der Tür steht ein uralter Apothekenschrank mit Drogerieartikeln. Dort erfahre ich, wo Helmut Klaas wohnt, ein früherer netter Genossenschaftsvorsitzender, den gehe ich besuchen. Wir sitzen mit seiner Frau im Garten, trinken ein Bier zusammen und schwelgen in Erinnerungen. Er hat den Landwirtschaftsbetrieb durch die Umbruchszeiten gesteuert.

Dann schaffe ich es gerade noch einmal zum Kaufmann, von dort geht es in die Gaststätte. Das ist wieder ein Geheimtipp! Wie schon in Puddemin, tolle Küche und obwohl die Wirtsfamilie die Gaststätte schon seit 2004 betreibt, scheint es den Wirtsleuten richtig Spaß zu machen, ihre Gäste zu bedienen. Gut gestärkt trete ich den Rückweg an und komme vor dem Regen am Boot an.

In der Nacht nehmen dann Regen und Wind zu und ich werde sanft im Bett geschaukelt. Im Radio höre ich von Unwettern, vollgelaufenen Tunnels und umgestürzten Bäumen.

alles Künstler ehem. Fischer in LasseGasthaus Neuenkirchen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kaufmann Neuenkirchen

 

 

 

 

Am 24.06. wird im Wassersport- und  Heimatverein Grubnow die Sommersonnenwende gefeiertund gleichzeitig in der "Nacht der Nächte" ein neuer Teilbereich des Hafens für die Jugend eingeweiht.

Dorthin wandere ich und höre viele neue Geschichten aus der Region. Was mir auch hier auffällt und mich am Ende nervt, ist dass sich viele Leute hier nicht grün sind, nicht freundlich miteinander, sondern unfreundlich übereinander reden. Mir scheint es so, dass einige Begüterte oder Clevere und einige Fremde hier eine Goldgrube gefunden haben. Aber auch die Fleißigen und Umtriebigen ein gutes Auskommen haben. Auf der anderen Seite haben aber auch viele den Zahn der Zeit überhaupt nicht erkannt und sind nur unzufrieden, obwohl sie auf so einem schönen Flecken leben.

Ich gehe wandern, die Landschaft ist einfach toll. Und dann besuche ich Rolli Reeckmann noch einmal auf seinem Rittergut Liddow, das er gegen viele Widerstände erworben hat und liebevoll restauriert. Er erzählt mir von den Anfängen dort und seinen Aktivitäten zur Erhaltung alter Schiffe. Das Spantengerippe eines Kriegs-Fisch-Kutters liegt auf seinem Hof und wartet auf den Aufbau. 

Die Geschichten ergänzten sich mit den Erzählungen des früheren LPG-Vorsitzenden, Helmut Klaas, so habe ich eine runde Inselgeschichte gefunden.

Ich nehme erst einmal Abschied von der Insel, wandere noch einmal ins Wirtshaus Neuenkirchen, mache das Boot reisefertig.

Am 27.06. um 20 Uhr lege ich ab, trudle ganz langsam aus dem Rassower Strom in Richtung Hiddensee. Um 22 Uhr bin ich am Dornbusch und pünktlich setzt der Ostwind ein, der mich nach Hause bringen soll. Alle drei Segel sind oben, die Fock, das Groß und Besan und bald laufe ich mit 6 kn Richtung West. Um 4 Uhr bin ich um den Darsser Ort. Vor Wustrow möchte ich noch einen Dorsch angeln, streiche die Segel, aber erfolglos, nur Untermaßige, also weiter nach Rostock und mittags bin ich am Schnatermann fest.

Ein schöner erster Teil meiner Sommerreise (560 sm)!

Bevor es wieder los gehen kann zum zweiten Teil der Reise mit Heidi rund Seeland, muss eine Ölleitung am Motor (vom Turbolader zurück in die Ölwanne)

abgedichtet werden. Jeder weiß, was zwei Tropfen Öl in der Bilge für eine Sauerei machen. Das erledigt mein Motorenschlosser "Rübe" im Vorbeifahren, d.h. ich stoppe an der Pier in Gehlsdorf auf und setzt eine neue Dichtung ein, wie beim Boxenstopp in der Formel I. Ich putze alle elektrischen Kontakte  zum Anlasser, der manchmal zwei Startversuche brauchte, Kontaktspray an die Verbindungen zum Relais und jetzt scheint der Motor schon darauf zu warten, dass ich den Zündschlüssel endlich umdrehe, um freudig zu laufen.

22.07. Rostock, Sommerfest. Familie und Freunde treffen sich zum Feiern mit Catering und DJ.

Eigentlich wollten wir nur aufräumen und los, aber das Wetter spielt nicht mit. Regen, kein Wind und dann noch aus der falschen Richtung. Zum Glück haben wir ja die Wetterwelt von Meno Schrader, die uns das Wetter genau voraus sagt. Bisher hat immer alles gestimmt. Auch mein Freund Rainer Wäsch (sailing-rainer.eu), der gerade rund England segelt, berichtet von voller Übereinstimmung.

Wir wollen nun am Donnerstag starten, mit SW-Wind.

Streckenwetter Klintholm

 

 

27.07. klingelt der Wecker um 6 Uhr, 7 Uhr legen wir ab und sind um 8 Uhr aus den Molen. Vor den Molen gibt es dann einen Stau, die Celebrity Eclipse läuft ein und geht ins Werftbecken = Vollsperrung des Seekanals, die „Berlin“ wartet dahinter, die „Skane“ hat ohnehin Verspätung und die Korvette im Marinehafen kommt auch nicht raus, lebhafter Funkverkehr. Funke aus, wir sind gleich mit Kurs N aus dem Seekanal, um fast rechtwinklig durch das Verkehrstrennungsgebiet zu kommen. Zunächst haben wir noch gar keinen Wind und es wird richtig warm. Sonnencreme wird aufgetragen aber um 9 Uhr ist die Sonne hinter Schleierwolken verschwunden, die Luft ist noch zu feucht. Motor an und los, einige Seepocken wachsen schon am Rumpf und es ist ja ein weiter Weg. Wenn möglich wollen wir nach Klintholm. Mal wird das Wetter sonnig, dann lässt der Wind nach, die Segel flappen, dann zieht der Himmel zu und der Wind nimmt zu. Was ist besser? Für uns heisst es mal Sommergetränk, mal Lumumba. So kommen wir gut gelaunt um 18 Uhr in Klintholm an. Hier müssen wir allerdings eine halbe Stunde im Hafen nach dem richtigen Platz suchen. Plötzlich beschließen zwei Schweden, weil es ja eng wird ihre Boote ins Päckchen zu legen und wir bekommen den 1a-Platz im Hafen. 18.30 Uhr fest, 19 Uhr Fisch im Hafenrestaurant.

 

SteuermannAbend in Klintholm

 

Kurz vor dem Hafen konnten wir wieder dänisches Segeln beobachten, vor der Hafeneinfahrt noch einmal rennen, Motor was er hergibt, Rollfock zwischen den Molen einholen. Darauf werden wir uns wohl einstellen müssen.

Nebenbei hatte ich immer mal auf die Papierseekarten geschaut, sie stammen aus dem Jahr 2001 und mittlerweile ist eine Missweisung von 15° aufgelaufen. Also rechnen.

28.07. 7.15 Uhr erster Kaffee, 8 Uhr richtiges Frühstück, Duschen (ist ja im Preis inbegriffen, 170 DK /24 €).

9 Uhr Auslaufen, wir haben nur ca. 20 sm bis Rödvig. Wieder überholt uns eine große „Hanse“ mit vielen Männern an Bord kurz vor den Molen, um dann hilflose Manöver im Hafen zu veranstalten (Charterboot!). Wir fahren dann vorbei und ignorieren die Panik beim Steuermann. In der letzten Ecke finden wir einen der besten Plätze und sind 14.30 fest. Langsam füllt sich der Hafen und ist 16 Uhr dann ziemlich voll. Aber im westlichen Teil des Hafens gibt es noch ausreichend Platz zwischen Fischerbooten und dort befindet sich auch die bessere Toiletten-/Duschanlage und ein Fischrestaurant mit Abendbuffet. Wir bestellen Plätze und überfressen uns dann. Aber es ist alles da, bis hin zu den Kniepern, auch Fleisch und umfangreich Käse. Ich bin so voll, dass ich mich auf dem Boot gleich hinlege, Heidi sitzt noch draussen und hört die Liveband im Hafenrestaurant. Nachts müssen wir beide aufstehen, um unseren Durst zu löschen.

Für den 29. Haben wir Landgang geplant. Wir wollen zu Boesdal Kalkbruch und weiter zurHöjerup Kirche. Es gibt einen kostenlosen Bus, der hier die Sehenswürdigkeiten abklappert und man kann ein-/aussteigen, wo es einem gefällt.

 

 

Karavane an Möns Klint

 

 

 

Steuermann in Rödvig

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Morgen regnet es erst einmal, aber der Regen soll nachlassen und später ganz aufhören. Mit den letzten Tropfen wandern wir los zum Boesdal Kalkbruch. Die erste Überraschung, hier findet gerade das Boesdal Festival statt, junge Leute in bunten Kleidern aus ganz Westeuropa haben das gesamte Areal mit Zelten u. a. gezimmerten Behausungen in Beschlag genommen. Die große Kalklagerhalle ist ein Konzertraum. Die Industrielandschaft ist bewusst in eine Kulturzone verwandelt worden.

Touribus

Blick von der Kirche Höjerup Stevens Klint

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir wandern weiter nach Höjerup zum Stevens Klingt mit der Kirche am Kliff, sehr beeindruckend. Dort warten wir auf den kostenlosen Touristenbus-Bus, der pünktlich kommt und uns nun fast 2 Stunden durch die Gegend kutschiert. Der Busfahrer erklärt uns die Sehenswürdigkeiten an der Strecke (Stevens Leuchtturm, das Gjorslev Schloss –das größte mittelalterliche Schloss Dänemarks-).

Am Abend ist wieder eine Zwei-Mann-Band im Hafenkiosk und spielt uralte Titel. Wir treffen einen Kollegen vom Verkäufer unseres Bootes aus Emden. Er war oft mit der Deep Blue mitgesegelt und hatte sie sofort erkannt. Von ihm erfahren wir auch, dass man im westlichen Hafenteil viel ruhiger liegt, während der Schwell durch die Marina kreiselt und erhalten einen Tipp für Kopenhagen.

30.07. Morgens heult der Wind in deTakelage der vielen Boote. Wir lassen uns Zeit, aber die Windrichtung stimmt und verspricht schnelle Fahrt. !0.30 Uhr lässt er etwas nach und wir legen ab. Um Stevens Klint geht es dann ganz langsam am Wind. Nachdem wir Stevens Klint gerundet haben weht es wieder stärker und nun mit halbem Wind laufen wir gut 7 kn. Das macht so richtig Spaß. Gewitter ziehen auf und alle Boote nehmen das Großsegel weg und segeln mit der Rollgenua und die meisten mitMotorunterstützung. Da es bei uns mehr Arbeit macht, die Genua einzuholen, lasse ich erst einmal alle Segel stehen und beobachte die Wetterentwicklung genau. Der Kern des Gewitters zieht um uns herum. Als die Sicht wieder besser wird, läuft noch ein Däne neben uns, alle anderen Segler sind kaum noch hinter uns auszumachen. 14.00 Uhr sind wir fest in Dragoer, allerdings im ersten Hafen hinter dem Fort. Derlebendigere Hafen liegt nördlich, aber es sind nur 500 m und alle gehören zusammen. Der Ort Dragoer ist super, nur zu empfehlen. Kleine enge Gassen, gepflegte kleine Häuser mit Malven davor, Kneipen und im Hafen das blühende Leben!

Dragoe HafenDragoe mit Lotsenturm im Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

31.07. Von Dragoer nach Kopenhagen ist es ein Katzensprung, 2 Std. Das war so geplant, damit wir sicher einen guten Liegeplatz finden. Immerhin wollen wir dort ein paar Tage verbringen. 7 Uhr Frühstuck, 8 Uhr Duschen und Karte zurückgeben. 100 DKR geladen, 100 DKR zurück, Duschen ist im Preis inbegriffen 145 DKR.

8.30 Uhr Ablegen. Das Fahrwasser ist ganz schön befahren. Alle Schiffe bis 7 m Tiefgang scheinen die dänische Seite zu nutzen, auch riesige leere Tanker. Vor dem Flughafen von Kopenhagen ein Schreck, der Motor stottert und klappert. Runter und mit Handdieselpumpe nachgeholfen, der Motor erholt sich und läuft bald wieder normal. Offensichtlich hatte er Luft geschnappt.

10.30 Uhr sind wir im Freihafen, der Tipp von Peter aus Emden, und um 11 Uhr sind wir fest. Die meisten Boxen sind selbst für mein Boot zu schmal, also am Kopf oder in die Box an der Kai. Wir nehmen den Kopf, um Ruhe zu haben. Die Lagerhäuser rund um den Freihafen sind entweder in Wohnungen umgewandelt oder beherbergen Büros großer Firmen. Alles ist sehr aufgeräumt und ruhig. Auf einem Ponton ist eine alte Brücke eines Frachters gestellt und dient als Sanitärhaus. Sehr sauber, hier sind nur auf 5-6 Booten Leute anwesend, die übrigen Boote sind Dauerlieger, vermutlich von den angrenzenden Wohnungen. 500 m entfernt liegen die Kreuzfahrer, z.Z. die AIDA bella und das Meermädchen oder die Zitadelle sind auch nicht weiter weg.

Freihafen

Boote hinter uns im Freihafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir machen noch einen Rundgang durch die Stadt und sind abends müde zurück. Bei dem Rundgang haben wir uns alle Häfen im Stadtzentrum angesehen, wir haben den besten! Mitten im Zentrum und trotzdem nicht von den vielen Touristen begafft, wie in Nyhavn oder Christianshavn. Übrigens, überall gab es noch freie Plätze.

Kopenhagen am Nachmittag

Leben am Wasser1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Christiania1

Christiania

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Den nächsten Tag fahren wir mit dem Zug nach Malmö. Auch Malmö hat uns sehr gefallen.

3. Tag in Kopenhagen wir lassen uns Zeit und trödeln nochmals durch die Stadt, es gibt so viel zu sehen, vor allem das Leben am Wasser, überall Straßencafe’s, Musik, Kneipen, relaxte Menschen. Wir ändern unseren Plan und bleiben noch länger, wollen morgen eine Kanalfahrt durch Kopenhagen mitmachen.

 

Am 06.08. verlassen wir Kopenhagen. 8 Uhr legen wir ab und wollen nach Dragoer, um Diesel zu tanken. Auf dem Weg nach Kopenhagen hatte der Motor in heftigen Wellen schon Luft gezogen, also lieber gleich den Tank weiter füllen. Mit Groß und Genua geht es mit halbem Wind auf den Weg. Wir laufen über 7 kn und sind schnell in Dragoer. Am Ende war es ein Am-Wind-Kurs und es war ein bisschen zu viel Segel. Heidi hätte Lust, noch einen Tag in Dragoer zu bleiben. Wir machen es vom Liegeplatz im geschäftigen (nördlichen) Hafen abhängig. Kein Platz, ist wohl noch zu früh, also weiter nach Fakse Landeplatz. und Richtung Heimat.

Kurz nach uns kommt  "Artemis" wohl auf dem Weg zur HanseSail und entgegen die Königliche Yacht "Dannebrog" Kurs Kopenhagen.

Artemis auch Richtung Rostock bei Dragoerkönigl. Yacht vor Dragoer

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Wind hat noch einmal zugelegt (West 5, Böen 6) und wir sind Der dänische Wetterbericht DMI wußte es schon,

meine Wetterwelt etwas später auch. Nur mit Großsegel und mitlaufendem Motor laufen wir 5 kn hart am Wind.

An Stevens Klint kommen wir etwas in Landabdeckunf und die Schiffsbewegungen lassen nach, aber da steht

auch eine dicke Wolke an der Ecke. Und so passiert es, eine Naht im Segel reißt und das Segel geht auf, wie

mit einem Reißverschluss.

 

Planänderung: Rödvig ist nicht weit. Im Hafen Segel nähen, eine Nahthälfte am Nachmittag. Abend essen gehen. Im Restaurant liegt der dicke dänische Hafenlods. Die Kellnerin sieht mein Interesse und schenkt mir das Buch. Es ist nicht mehr aktuell, aber trotzdem sehr hilfreich. Morgens wird die zweite Nahthälfte genäht und mittags bin ich fertig. 12.30 Uhr auslaufen, den kleinen Schlag nach Fakse Landeplatz. Übrigens sind die Häfen jetz nicht mehr voll, die Schule hat in Dänemark wieder begonnen.

Eigentlich wollte ich gerne zum Kalkbruch mit geologischem Museum, man kann dort Fossilien mitnehmen. Ich war schon einmal dort und das Kalkwerk hatte große fündige Brocken vor dem Werktor abgekippt, um die Fossiliensammler vom Werksgelände fern zu halten. Der Kalkbruch ist aber 5 km entfernt, das Wetter warm und etwas schwühl, so dass wir uns nach der Ortsbesichtigung (es gibt nichts zu sehen) wieder auf das Boot zurückgezogen und gefaulenzt haben. Der Sommer ist vorbei, die Schwalben sammeln sich.

Fakse LandeplatzFakse Landeplatz Spätsommer

 

 

 

 

 

 

Fakse Landeplatz war also ein Reinfall und es kommt schlimmer! Ich habe den Motor gestreichelt und noch etwas Motorenöl nachgefüllt, alles klar. Als wir gegen den Wind aus dem Hafen motoren, wird der Motor im engen Fahrwasser heiß, Seeventil nicht geöffnet! Jetzt war es zu spät, der Impeller hatte sich schon aufgelöst. Praesto konnten wir anliegen und auch bis in den Hafen segeln. Es soll ein netter Ort sein, sagte der Hafenmeister in Fakse Landeplatz. Also dahin und während der Fahrt, nur unter Großsegel, habe ich den Impeller gewechselt und die ersten Krümel des alten aus der Leitung gefischt. Vor der Einfahrt in den Praesto Fjord war ich damit auch fertig, aber es kam kein Tropfen Wasser aus dem Auspuff. Anlegen mit Segel klappt perfekt und dann an die Arbeit.

Das gesammte Kühlsystem Stück für Stück demontiert und gereinigt, ohne Erfolg. Duschen und Abendessen im Hafenrestaurant, Burger und eine Flasche Wein für 100 €! Auch noch unser teuerstes Essen!

Was tun? Der Wind hatte in der Nacht von Ost auf West gedreht. Auslaufen unter Segel war möglich. Der Wind sollte auch so bleiben und am Freitag auf Nord drehen. Eine Option, ohne Maschine rund Moen nach Hause segeln. Heidi hier lassen und mit Bus, Bahn und Fähre nach Hause schicken (hat Heidi abgelehnt, wenn, will sie mit). 2. Option, Mechaniker kommen lassen, im Ort gibt es keinen. Bei den Preisen hier?

Schlaflose Nacht! Früh mit Logik nochmals eine Stelle nachgearbeitet, da saß der Kloß, hurra. 12 Uhr auslaufen! Der Motor läuft und wir segeln nördlich Moen durch Boegoestroem und Kalvestroem zum Ankerplatz östlich von Taeroe. Ein Problem war, dass ich zwei Verschraubungen des Ölkühlers mit den alten Dichtungsringen nicht ganz dicht bekommen habe und im Motorraum bei höheren Drehzahlen eine riesige Sauerei entstand.

Der Abend am Ankerplatz war dann sehr schön und entspannend. Endlich allein in weiter Ferne, baden und Sonnenuntergang genießen.

Ankerplatz TaeroeBad am Ankerplatz

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen hatte sich eine ganze Menge Öl in der Bilge gesammelt und dieses Öl fehlte nun im Motor. Nächste Aufgabe Motoröl kaufen. Der Spruch meines Motormechaniker "Rübe". vorwärts immer rückwärts nimmer hat uns dann nach Vordinborg geführt. Heidi hat unterwegs Gefallen an den Stadtplänen und Hinweisen aus dem Smartphon gefunden und gab mir die Orientierung zur Tankstelle, 20 min Fußweg. Dort angekommen, waren es nur Karten-Zapfsäulen neben einem Supermarkt, heiß war es auch. Nette Dänen haben mich dann zu einer großen Tankstelle am Stadtrand gefahren, wo ich mein Öl kaufen konnte. 13 Uhr waren wir angekommen.

Ich wollte unbedingt noch in den Guldborgsund kommen, der Wind sollte ja auf Nord drehen und das würde uns sehr helfen, bis nach Rostock zu kommen. Also gleich wieder los 14.30 Uhr waren wir aus dem Hafen.    Mit Halbgas gegen den Wind, dann konnten wir wieder Segel setzen. 18.30 hatten wir die Brücke in Guldborg und 20 Uhr waren wir an den freien Ankerbojen vor Nyköbing. Ankern, Baden, Ruhe genießen.

11.08. Ich war schon früh wach und hatte die Brückenöffnungszeiten gegoogelt, 8.10 und 8.56 Uhr. Das ist fast eine Stunde, also los, nur Kaffee und die Brücke 8.10 Uhr. Wir hatten wirklich Südwind und glattes Wasser im Sund, Frühstück unterwegs.

Auf der Ostsee etwas westlicher als Nord, Kurs etwas östlicher als Süd. Großsegel, Genua und Besan brachten uns so schnell voran. Ankunft in Rostock, fest am Schnatermann 16.00 Uhr.

 

 

 

 

 

 

 

 

Reisebericht 2015

 

 

 

 

 

Seefahrt1Reisevorbereitungen 2015

 

Am ersten Mai soll es losgehen!

Rostock-Polen-Königsberg-Klaipeda-Riga-Tallin-Helsinki-Alands-Bottenwiek-schwedische Schären-Sockholm-Gotland-Öland-Bornholm-Hiddensee-Rostock. Die große Runde! Endlich finde ich die Zeit und ein Freund viel Zeit, um die Reise zum Großteil zu machen. Endlich die Grenzen zu erweitern, in denen uns der jährliche Urlaub festhält. Im Osten lag der bei Danzig und Karlskrona. Endlich das Meer vor unserer Haustür, das Meer in unserer Mitte, in seiner ganzen Größe und seinen Fassetten zu erleben. Wir wollen die Bilder in uns festhalten, wir, der Maler Mathias Buss und ich mit dem Fotoapparat.

Die Bilder von Mathias Buss kann man erwerben, eMail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

 

 

Vorjahr, im Guldborgsund

Noch steht das Boot im Winterlager, die Planungen sind auf der elektronischen Seekarte am Computer gemacht, Einladungen für  Königsberg auf dem Weg, aber mit jedem Tag, den die Sonne höher steigt, steigt auch unsere Vorfreude auf die vielen Eindrücke und  Begegnungen.

19.04.2015

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Hallo, das Boot schwimmt. Winterarbeiten sind abgeschlossen, jetzt wird aufgeräumt und die Karten und Bücher an Bord geschafft.

Die Visa für Russland sind abgeholt.

Übrigens: Die vielen Hinweise, sich einer Serviceagentur zu bedienen, … „es entstehen kaum Mehrkosten…“ sind falsch. Ein Visum erhält man in den Konsulaten kostenlos, schnell, unkompliziert und freundlich („wir wünschen Ihnen eine angenehme Reise“). Die Einladung haben wir uns selbst besorgt. Wir wollten in Königsberg Kontakt, natürlich auch persönlich, da gibt es viele völlig unkomplizierte Möglichkeiten. Wir fragten den „Königsberg Express“ und erfuhren, dass z.B. das Meeresmuseum sehr offen für Besucher ist. Kurze Anfrage per eMail - sehr gerne! So haben wir gleich Kontakt, interessante Informationen zu bekommen.

30.04.2015 Heute ist Abschied nehmen, die letzten Sachen an Bord schaffen. 17 Uhr beginnen wir mit Freunden bei Bier und Grillen uns zu verabschieden.

Lange soll‘s nicht dauern, denn morgen ist früh aufstehen angesagt.

 AbschiedAbschied1

03. Mai So kann die Reise weiter gehen!

Mit westlichen Winden und Sonnenschein nach Lohme auf Rügen und am nächsten Tag bei gleichen Wetterbedingungen weiter nach Kolberg. Lohme hat uns wie schon so oft mit seinem eigenen fauligen Geruch empfangen. Nach dem Einlaufen bei leuchtend rotem Sonnenuntergang sind wir gleich ins „Daheim“ zum Fisch essen. Das gehört zu Lohme, wie der typische Geruch im Hafen.

 Zeichnung Königsstuhl1Rückblick nach Rügen

 Ein Blick rurück auf die Kreidefelsen von Rügen

Lohme - Kolberg

endlich raus aus Deutschland darauf ein BierAuf diesen AbsRiga Drei Brüder alte Kaufmannshäuserchnitt waren wir sehr gespannt. So oft waren wir hier noch nicht unterwegs und es ist eine der längsten Etappen auf unserer Reise. Lange haben wir keine Landsicht und wir werden mit Boot und See bei besten Segelbedingungen eins. Es stellt sich Routine ein. Mittags können wir uns erstmalig von der winterlichen Kleidung befreien, ein Vorgeschmack auf unseren Segelsommer. Auf der gesamten Reise haben wir nur einen Bagger „Hegemann“ gesichtet. Wir sind allein. Am Abend schlief der Wind dann ein, so dass wir den Motor für die letzten 10 Meilen zur Hilfe nehmen mussten. Der starb dann kurz vor der Hafeneinfahrt. Filter entlüften und weiter ging es in die kleine moderne Marina in Kolberg. 

06. Mai

Von Darlowo nach Leba mussten wir das Sperrgebiet umfahren, gute 70 sm statt 48, Wind platt von achtern und später hart am Wind zurück, statt halbem Wind. Statt serviertem Abendessen 17 Uhr, Würstchen warm machen um Mitternacht. Ab Darlowo wurde das Wetter bedeckt und regnerisch, also alle warmen Sachen wieder an. Aber ein interessantes graues Farbspektrum. Leider konnten wir so die Küste mit unserem "Umweg" nicht beobachten.   

Dünen bei LebaZeichnung der Dünen von Leba vom Boot aus

Die Dünen von Leba                                                                                                                                                   

 historischer MalgrundDer Maler bei der Arbeit

Zeichnungen auf den Buchseiten "Die Fischer von Jarsholm" bzw. "Kasper Ohm"

Baltisches KrokodilLeba Zeichnung in den Dünen

 

 

 

In den Dünen entdecken wir das, lange geglaubt ausgestorbene, Baltische Krokodil.

Es sonnt sich bei dem kalten Wetter in den Dünen.

 

 

 

 

09. Mai aus Danzig

Hel war ein Highlight! Der geschäftige Fischereihafen, der Ort. Die alte Kirche ist Museum, Boote statt Grabsteine. Die urigste Kneipe ever! Wir mussten den Wirt hinter all dem alten Kram erst suchen. Gebratener Heilbutt, mehrere Bier, Lifemusik unter 20 € ! Andererseits das, wie eine Knospe gestaltete Servicegebäude bis unters Dach vollgemöhlt, die sanitären Anlagen bereiten uns wohl auf Russland vor. Internet soll gehen, den Gesichtsausdruck kennen wir bereits aus Kolberg: geht nicht.

 Hel Zeichnung im HafenHafen Hel

Hel Foto im Hafen                                                                                                                                                                                                                                          Hel im Hafen, Kreide

Hel sollte man anlaufen! Danach das stolze schöne Danzig.

 Abendstimmung im HafenAnkunft in Danzig

Danzig Zeichnung

 Danzig Blick aus dem Boot

 

 

Der Blick aus dem Boot

18. Mai Liebaja

In der Zwischenzeit bin ich nicht zum Schreiben gekommen. Die Zeit ist knapp, viel zu sehen und zu erleben, zudem ist in den Marinas selten ein guter Internetanschluss vorhanden.

Trotzdem gibt es viel zu berichten. Danzig kennen viele, es wird immer schöner!

Wir versuchten uns bei "Danzig Border Controll" abzumelden, Sonntag 6.30 Uhr:  Ok, Fahrt! In Königsberg hatten sie dann ein Problem, aber alles in allem die lockerste freundlichste Kontrolle. Frage: "Mehr als 10.000 € bar, Waffen, Drogen?" No, then go! Auf unsere Frage bei der Abreise, können wir direkt an der Küste segeln, oder müssen wir die militärische Sperrzone umfahren? "Go where ever you want!"

König Liegeplatz gegenüber Kohlenkai

 Marina König WC

Für Königsberg muss man sich Zeit nehmen! Die Marina glich einem Schrotthaufen. Die Schlengel schwammen auf alten Ölfässern, gegenüber die Kohlenpier, ein alter Kran, Schuppen. Entgegen dem Prospekt von Baltic South Cost Marina, kein Internet, keine Duschen, WC ist ein Dixieklo.

Modell World Ocean Museum König mit Forschungsschiff Vitjas

Wilhelmsburg König

Wir hatten die Einladung für Königsberg vom "World Ocean Museum", dort wurden wir herzlich begrüßt, wir bekamen eine Führung durch Museum, Meeresaquarium, das Ozean-Forschungsschiff "Vitjas" (um das sich das "World"-Museum gebildet hat) und die Wilhelmsburg. Sehenswert, gedade für einen Rostocker, wo sich die Stadt mit dem maritimen Erbe so schwer tut!

Dann der zweite Blick: Wir waren gezwungen, bei der Abfahrt hatte sich das SeeViktor Königventil verklemmt, öffnete nicht, die Folge Impeller Schrott. Ein Mechaniker, der längere Zeit in Deutschland einen Kutter betreut hat, kam und half. Kranen wurde gleich für den Abend organisiert und von dem Marinamacher "Pilot" einem sibirischen "Bären" mit lautstarken Kommandos geleitet. Seeventil am Kran hängend gewechselt und danach 10 Stunden Arbeit für den Mechaniker "Viktor", Impeller wechseln und das Gummi aus den Leitungen fummeln, Auspuffkrümmer reinigen, wo das verbrannte Gummi die Kanäle verstopft hatte. Am Ende nahm er kein Geld an, "Freundschaftsdienst"! Wir beschenkten ihn und bleiben in seiner Schuld. Inzwischen bemerkten wir, dass in den Schuppen dicke Geschäfte gemacht wurden (Bootshandel), dickste Autos fuhren vor, die Leute verstanden plötzlich deutsch, mit einem Lachen wurden dritte von "Pilot" aufgefordert mit den Faschisti nicht deutsch zu sprechen. Er war aber auch nur Erfüllungsgehilfe, im Hintergrund ein ominöser Manager. Als die russische Kriegsmarine mit viel Qualm in den Hafen von Königsberg kam, auf meine Frage, ob es draußen stürme: "pst, nix sprechen". Verabschiedung per Handschlag.

Old Castle Port Klaipeda PforteWeiter ging es nach Klaipeda, in den Old Castle Hafen. Der Hafen und Klaipeda sind toll, freundliche, lachende Menschen, viele Gebäude erhalten, wieder aufgebaut, renoviert. Hier hat sich die EU-Förderung echt gelohnt.                                                          Uns fiel der himmelweite Unterschid zwischen Danzig und Klaipeda zu Königsbereg besonders                                                   auf. Im Hafen nur die deutsche Gastflagge für Zig Zag und für uns.Hafenhaus Old Castle Port Klaipeda nur eine Flagge

Natürlich besuchten wir per Bus auch die Nehrung und Nida, ein echtes Paradies.

 Nida Museum mit KurenkahnNida Kuhrisches Haff Zeichnung

 Fischerfahnen NidaFischerflaggen der Kurischen Nehrung

Nach Liebaja bei Bft 7 mit kleiner Fock (8 qm) und Besan 5 kn, 65 sm, 12h. Liebaja Marina Stress verursachten die 2 m hohen Wellen mit einigen Kavenzmännern zwischendurch. Wieder waren wir ganz allein auf dem Wasser. In Liepaja treffen wir "Zig Zag" und "De Hoop" wieder. Während Klaus von der De Hoop es sich gemütlich macht und auf seinem Akkordeon spielt, ist man auf der Zig Zag nervös, der nächste Crewwechsel steht in Riga an.

Am 19.05. ist der Wind günstig, wir legen früh als erstes der deutschen Boote ab. Nach Ventspils sind es 65 sm, wir sind nach 10 Stunden dort. Das Ventspils keine Schönheit ist, wussten wir, dass die "Marina" aber so desolat ist! Man ist dabei, den Steg neu zu beplanken, mit billigem Bauholz, das wird nicht lange halten. Der Steg ist so konzipiert, dass man längsseits nicht anlegen kann. Die Heckbojen sind irrsinnig weit nach achtern gelegt, so dass wir mit gut 11 m schon Probleme haben. Zudem sind die Landverbindungen noch nicht vorhanden. Wir gehen längsseits an den alten, noch nicht erneuerten Teil des Steges, der aber voller alter Bauteile liegt. Überall liegen Nagelspitzen offen. Später kommen erst "Zig Zag" und dann "De Hoop".

 Marina Ventspils1Marina Ventspils

Unterwegs habe ich Probleme mit der Lenkung bemerkt, es fehlt Hydrauliköl. Notgedrungen mache ich mich auf den Weg durch die Stadt zu einer Tankstelle. Dabei durchquere ich ein Gebiet mit Einfamilienhäusern und Gärten. Die Stadt ist dort sehr grün und gepflegt. Dann komme ich in ein Gebiet mit Wohnblocks, da ist seit Sovietzeiten noch nicht viel passiert. Die Tankstelle hat kein Hydrauliköl, in der Auslage finde ich es nicht und die Verkäuferin versteht mich nicht. Na dann muss es erst einmal so weiter gehen. Auf ins Zentrum, wenigstens ein Bier auf dem langen Rückweg! Aber wo ist es? Auf dem Stadtplan bin ich mitten drin und kann es trotzdem nicht finden. Auf dem Weg ins Zentrum gehe ich prächtige Alleen, vorbei am Olympiazentrum. Insgesamt ist die Stadt sehr grün. Aber, keine Kneipe gefunden. Am Hafen dann ein Riesenschuppen, wie eine Bahnhofshalle mit einer Bar, aber kein Mensch drin. Da möchte ich auch kein Bier trinken und gehe zurück zum Boot. Bloß schnell weg von Ventspils.Den Hafen waren wir angelaufen, um es am nächsten Tag bis zur den estnischen Insel Saaremaa ("Die Insel, die dem Meer entstieg" - der Werbeslogan der Insel) zu schaffen, bevor der Wind wieder einschläft. Von den Fischern haben wir dann das Hydrauliköl bekommen, wieviele Liter? Es reicht ein Fingerhut! Alle Menschen, die wir bisher getroffen haben waren sehr hilfsbereit und offen, mit den meisten kann man sich auch englisch verständigen.

Maler bei der ArbeitMaler erschwerte Bedingungen

20.05. Als erste legen wir wieder ab. Zig Zag wollte als erstes los, müssen aber erst einmal aufgeweckt werden. In der Irbenstraße steht die Querung des Verkehrstrennungsgebietes und der Seegrenze zu Estland an. Dazu einige Kriegsschiffe eines Natomanövers, die wir weiträumig passieren sollen. Wir geben den Zielhafen Nasva an, entscheiden uns dann doch für Kuressaare, wegen des besseren Service und wir wollen den besten Hafenmeister der Ostsee kennenlernen, Oskar!

Einfahrt KuressaareDie Einfahrt ist beeindruckend Dämme an der gebaggerten Zufahrt sind von Wasservögeln besiedelt, die ein riesen Spektakel machen, als wir ankommen.Hier brüten auf dem Boden in Kolonien erst Kormorane, dann Möven, Seeschwalben, dann Schwäne. Alles dicht beeinander. 5 Schwanenpaare im Abstand von jeweils 10 m.Mole Kurasaare3

Die Küstenwache kündigt die Boote im Hafen scheinbar immer an. Oskar empfangt uns am Steg und wusste, dass wir eigentlich nach Nasva wollten, meint aber dass wir die richtige Entscheidung getroffen hätten. Wir bekommen alle Informationen über die Insel auf deutsch in die Hand und er weist uns im Hafen ein. Alles super. Abends kommt ein Polizeiboot -man hat uns offensichtlich in Nasva vermisst-, als sie uns entdecken drehen sie ab.

Bischofssitz ÖselFür den nächsten Tag leihen wir Fahrräder und erkunden die Bischofsburg und die Insel. Beides ist beeindruckend. In der Bischofsburg ist praktisch jeder Raum zugänglich. Gesammelt wird alles, von der deutschen Geschichte bis zur Sovietzeit und jedes Thema des Lebens auf der Insel, leider vieles nicht übersetzt. Beieindruckend war eine Ausstellung:                                                                    Meteoritenkrater Ösel                            Man hatte aufgerufen persönlich bewegende Geschichten, die mit Estland verbunden sind, aufzuschreiben.      Es gingen sehr viele Geschichten aus Estland, Russland, den Baltischen Staaten, Westeuropa und Amerika ein. Es wurde dann eine Auswahl getroffen und in individuellen künstlerisch gestalteten Mappen präsentiert. Eine schöne Idee.

Die Landschaft erinnert an Skandinavien, lichte Wälder von Birke, Kiefer, Eberesche, darunter Hasel oder Wachholder wechseln sich mit Niedermooren und Sümpfen ab. Alle Frühblüher: Echte Schlüsselblumen, Knabenkraut, Sumpfdotterblumen, Leberblümchen, Lilien. In den Orten beginnen die Apfelbäume zu blühen. Wir besichtigen den Meteoritenkrater von Kaali. Der Krater hat einen Durchmesser von mehr als 100 m und ist 22 m tief.

erster Rückblick

Es ist schon bemerkenswert, wie unterschiedlich sich die Entwicklung in den Hafenstädten in den letzten Jahren vollzogen hat.

Danzig ist eine Perle, war es doch schon seit Langem. Ich war schon Ende der 70-ger dort und beeindruckt. Es wird immer schöner und internationaler. Für unsere Reise rund um „das Meer in unserer Mitte“ eine Leuchte, wie in alten Zeiten.

Kaliningrad erinnert an alte Sovietzeiten, grau und verfallen, daneben supermoderne und teure Konsumtempel. Auf den Straßen alte LKW, russische PKW findet man sehr selten, dafür teure Schlitten, je größer je besser.

Klaipeda unser Shooting Star, das kleine Stadtzentrum mit dem Ännchen von Tharau herausgeputzt. Viele freundliche und junge Leute auf den Strassen. Beeindruckend sind die alten Speicher, die zu Restaurants oder Hotels ausgebaut wurden.

Liepaja naja, es wirkt lieblos, die ersten Menschen, die wir treffen sind Bettler. Kaum Gaststätten in der Stadt und ein wenig leblos.

Ventspils fast so schlampig wie äußerlich in Kaliningrad die Marina. Die Marina selbst eine Katastrophe, Baustelle. Wir werden vom Wachmann begrüßt: Problema, Problema: nix Toilet, nix Shower, nix Internet, nix Bistro offen.

Eigentlich muss man vor Ventspils warnen, eine schmutzige Baustelle, entfernte Bauteile liegen rum, die Heckbojen irrsinnig weit zurückgelegt. Die Stadt tolle Potenziale im grünen Gürtel, dort auch gepflegte Alleen, Häuser und Gärten, das Zentrum einfach verkommen. Während man sich in Liepaja noch englisch verständigen konnte, ist das hier kaum möglich.

Und dafür werden hier bei 0 Service, wie in allen baltischen Staaten, z.B. Danzig, Klaipeda pauschal 20 € kassiert!

Segeln früh im Jahr, kalt ist es noch, selbst wenn die Sonne scheint. Bis heute haben wir Thermowäsche getragen, Hemd und Pullover unter Segelanzug. Heute, 22. Mai der erste Tag ohne. Beim Wandern über die Insel war es richtig warm, Jacke aus. Aber am Abend ist es wieder A-kalt. Ein Glück, dass wir einen kleinen E-Heizer dabei haben.

Auf dem Wasser sind wir immer allein. Die beiden deutschen Segler, die wir mehrmals im Hafen getroffen haben, sind gleich Richtung Riga, wir zu den estnischen Inseln. Heute entschuldigte sich der Hafenmeister von Abruka, dass das Cafe noch nicht geöffnet hat, es sei ja noch Winter. Wir können oft noch längsseits festmachen und müssen die Heckbojen nicht nutzen. Die Hafenmeister freuen sich, dass überhaupt ein Boot da ist.

22.05. Heute nur ein kurzer Tripp auf die kleinere Nachbarinsel Abruka. Dort wurden wir schon erwartet. Offensichtlich sind wir gut beobachtet. Ganz zufällig lag auch ein Polizeiboot auf dem Weg. Wir fühlen uns sicher! Auf der Insel hat das Cafe noch nicht geöffnet, "ist noch Winter". Dafür Duschen, Waschmaschine, Trockner, und eine herrliche Landschaft, was will man mehr?

Abruka Anglerdatscha mit BanjaAbruka Boot nicht mehr zu gebrauchen

Hafen Abruka

Abruka ist sehr schön, aber bei uns wird das Essen knapp und hier gibt es keinen Laden und keine Kneipe, es ist ja noch Winter.

Abruka BildAbruka Ostküste

Also segeln wir am

23.05. weiter nach Ruhnu, fast der halbe Weg nach Riga. Die ist größer, hat zwei Einkaufsläden (Konsum) und ein Cafe‘.

Wir werden, wie immer, vom Hafenmeister empfangen, der beim Anlegen die Leinen annimmt, empfangen, danach wird die Gastflagge gehisst. Im Liegegeld (20 €) inbegriffen ist Sauna. Die Insel hat 55 Bewohner, im Sommer viel mehr Datschenbesitzer, 60% der Grundstücke sollen Schweden gehören, die im Sommer kommen.

Also auch hier Winter! Cafe‘ noch nicht geöffnet, der Konsum hat nicht geöffnet aber die nette Besitzerin schließt auf und wir bekommen Brot, Bier und Grillfleisch.

In der Kirche (es sind zwei, eine alte hölzerne und eine neuere größere) ist, morgen, Pfingstsonntag Gottesdienst. Das wollen wir (mit Lebensmitteln versorgt) erleben, also bleiben wir noch einen Tag. Außerdem ist die Insel sehr sehr schön, die Landschaft und das Dorf.

In der Kirche sind wir die einzigen Gäste, ein uralter Pastor und, vermutlich, seine Tochter feiern die Pfingstmesse, mit Mathias sind es drei Gläubige, so dass Gott unter ihnen weilt. Sicher bereiten wir ihnen mit unserer Anwesenheit eine große Freude, sie zeigen uns die alte Holzkirche, beeindruckend!

Ich mache noch einen Abstecher zum Leuchtturm und gehe über feinen Sandstrand am Ostufer zurück zur Marina. Für den Abend haben wir die Sauna reserviert (im Liegeld inbegriffen).

 

Ringsu NaturhafenRuhnu Dorfbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ruhnu Hafen                                                                                                                                                                                  Ruhnu Dorfbild

 

 

Ruhnu

   Zeichnung Ruhnu Kirche        

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ruhnu Hafen

 

Pfingstmontag, 25.05. Ruhnu - Riga

Morgens springt der Motor schwer an, nächstes Problem? In Riga ordern wir eine neue Batterie und gleich einen Impeller als Reserve. Dann haben wir Zeit, die Stadt zu besichtigen, die selbst ernannte Hauptstadt des Jugendstils, was der Architekturexperte Mathias bezweifelt. Das Stadtzentrum ist aber echt schön mit beeindruckenden Bauten. Wir staunen, wie reich Riga einst gewesen sein muss.

 

 Riga Yachthafen ARiga Yachthafen Andrejosta

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jachthafen Andrejosta

 

Riga Drei Brüder alte Kaufmannshäuser

Riga JugendstilhausRiga Schwarzhaupthäuser Kaufmanns- und Handwerksgilden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Batterie war es nicht, der Volvo-Mann muss her. Er nimmt den Starter mit in die Werkstatt. Nochmal Gelegenheit für eine Stadtbesichtigung. Sehr eindrucksvolle Gebäude, in denen die Botschaften residieren. Alte Gebäude oder Keller sind stylisch als Kneipen hergesrichtet. Außerhalb des Zentrums sieht man auch unsanierte Gebäude und so wird das Gefälle deutlich, vom Zentrum Rigas zu Ventspils.

 

Während ich auf den Monteur warte, schleppt Mathias Proviant für die estnischen Inseln. Das nächste Ziel ist Kuivisi, ein Tipp, in unseren Papierkarten und Handbüchern nicht beschrieben, aber in dem lettischen Satz. Schöner als Salacgriva. Von dort solls auf die Insel Kihnu gehen.

Der Volvo-Monteur kommt mit dem geputzten Starter mit der "frohen Botschaft, dass es nicht daran gelegen hat. Er weiß nun auch schon, dass es an den Kabelverbindungen liegt. Nachdem er eine Kabelverbindung reinigt, die nicht am Motor hängt, sondern nur die Kielbolzen mit der Motormasse verbindet, weise ich ihn darauf hin. Jetzt weiß er, dass es am Massekabel zur Batterie liegt. Mit dem Kabel verschwindet er zu seinem Werkstattwagen, es dauert lange. Vermutlich hat er mit seinem Chef den "Rückzug" besprochen. Bei all den Versuchen war der Motor endlich angesprungen und wenn er das einmal getan hat, springt er immer wieder schnell an. Jetzt sei es doch besser, verabschiedet er sich. Ich bin froh, dass ich ihn wieder los bin. Leider bin ich das Problem nicht los. Volvo sollte seine Monteure besser schulen!

 

Jetzt will ich aber von der Stelle, wir verholen zum Yachtklub Riga am Lotsenkanal fast an der Mündung der Daugava.  Ich hatte gehofft, noch jemanden von der Bootswerft anzutreffen, zu spät. Also schlendern wir in den Stadtteil hinter dem Yachtklub, graue Vergangenheit. Lettland scheint alle Kraft in Riga, vor allem in dessen touristisch attraktives Zentrum verbraucht zu haben. Hier finden wir eine heruntergekommene langweilige russische Enklave. Auf den Inseln (auf denen kaum Russen leben) wurde uns schon berichtet, dass es, insbesondere im Osten, schwierig ist, die Russen in das lettische Leben zu integrieren.

 

 

 Riga AusfahrtRiga Yachtklub Deep Blue1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.Mai Kuivisi

Der erste Sommertag! Nach und nach ziehen wir die dicken Klamotten aus. Der Wind schläft ein, Motor an, Autopilot, faulenzen. Kuivisi ist ein guter Tipp. Ganz kleiner ruhiger Fischerhafen, um die Ecke der Anleger vor einem Zeltplatz (ein Wohnwagen, zwei Deutsche im Zelt) mit super Gebäuden (Kapitanat und Hotel), kühles Bier, schmackhaftes Abendessen.

 

Skipper geht baden 30.05Kuivisi Deep Blue vor Kapitanat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30.Mai, weiter nach Kihnu. Auf diese Insel war ich sehr gespannt, soll sie doch sehr traditionell und folkloristisch sein (Unesco Kulturerbe). Es wird noch wärmer, Wassertemperatur 13 Grad. Skipper geht baden. Als wir auf Kihnu ankommen, wird uns mitgeteilt, dass heute Saisoneröffnung ist und die erste Frühlingsparty steigt. Es war ein Fest mit viel Vodka. Der wurde nur in Flaschen verkauft und von den Clan-Tischen mehrfach nachgeordert. Mit dem ersten Ton der Life-Band waren alle auf der Tanzfläche. Da es so eng war, wurde eine Art Bärentanz vollführt, man sprang von einem Bein aufs andere und wenn der Platz vorhanden war, drehten sich die Paare auch. Die Stimmung war grandios! Übrigens bestand die traditionelle Kleidung in einem gestreiften Rock, den aber auch nicht alle trugen. Unter den Männern fielen wir mit unseren ollen Segelklamotten nicht auf.

Am nächsten Tag erfuhren wir im Inselmuseum, dass auf den Inseln der orthodoxe Glaube herrscht. Das Unesco Kulturerbe bezieht sich allerdings ausschließlich auf die zelebrierten alten Heiratsbräuche, die aber zuletzt 1995 angewendet wurden (als der Titel Weltkulturerbe verliehen wurde).

 

Kihnu Fischerkähne

Kihnu Haus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ganze Zeit hatte ich über die Startprobleme des Motors nachgedacht. Batterie voll, Starter ok, es dämmert: Nach dem Abstellen läuft der gesamte Kühlkreislauf voll Wasser (ich lasse das Seeventil immer offen) und komprimiert die Abgasluft nach dem Motor, beim Starten muss nicht nur der Motor in Gang gebracht werden, sondern der Starter muss auch noch all das Wasser pumpen! Schnüffelventil arbeitet nicht! Kurz vor dem Abstellen schließe ich das Seeventil am nächsten Morgen kommt der Motor auf Schlag. Ha!

 

Jetzt bin ich beruhigt für die Inselwelt und wir segeln nach Kuivastu auf Muhu. Es wehen Bf 5 Windstärken bei kleiner Welle und die Sonne scheint. Zunächst setzen wir nur die Fock, weil die Fahrwasser sehr eng und verwinkelt sind und erreichen über 6 Knoten. Das kann so bleiben, am Ende legt der Wind noch etwas zu und wir schaffen nur mit der Fock zeitweilig über 7 kn. Als wir in den Hafen einlaufen sehen wir den Hafenwart rennen, er holt die deutsche Fahne und hat sie gehisst, bevor wir fest sind. Dann kommt er uns zu begrüßen und wundert sich, "dass die aus dem Süden schon da sind und die im Norden noch schlafen". Wir sind wieder das einzige Boot unterwegs und im Hafen. Leider hat die Gaststätte im Hafen noch nicht geöffnet, es ist doch immer noch Winter! Und wir wollen, heute am 1. Juni, den erfolgreichen Abschluss unseres ersten Reisemonats feiern. Wir sind seit dem 1. Mai unterwegs und haben 870 sm zurückgelegt. Der Hafenmeister ist sehr nett, wir überlegen, ob wir ihn, vor Oskar in Kuressaare, zum besten Hafenmeister wählen. Er vermietet uns Fahrräder, damit wir in den 10 km entfernten Ort kommen. Leider hat dort auch noch keine Gaststätte geöffnet, weil ja noch Winter ist, auf der ganzen Insel nicht. Dem verträumten Hafenmeister ist es später auch eingefallen, zu spät. Er entschuldigt sich bei uns am nächsten Tag, bester Hafenwart kann er aber nun nicht mehr werden.

 

 

Kuivastu Marina1Kuivastu Leuchtturminsel Viirelaid

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leuchtturminsel Viirelaid, südlich Kuivastu                                                                                                                               Die Marina am Hafen und Fähranleger

 

Früh gehts gleich los nach Haapsalu, einem kleinen Seekurbad mit guter Versorgung. Da der Ort nicht nur von Seglern lebt, hoffen wir auf Essen und Trinken in gepflegten

Restaurants und werden nicht enttäuscht. Wir machen am letzten Steg, dem Yachtklub fest. Vor der Grand Holm Marina sind wir durch den Revierführer von Jörn Heinrich gewarnt, auch wenn es schon eine Weile her ist. Auch unterwegs bekommen wir den Hinweis, fahrt bis zum Yachtklub durch, der Steg vor dem hölzernen Aussichtsturm. Wir werden in dem dahinter liegenden Hostel freundlich empfangen, im Yachtklub herrscht reges Treiben der Opti-Kinder. Hier sind wir richtig und werden noch einen Tag bleiben.

 

 Haapsalu schmucke Häuser1Haapsalu Bahnhof1Haapsalu schmucke Häuser

 Schmucke Holzhäuser                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Der längste hölzern überdachte Bahnsteig, für den Zarenbesuch

Haapsalu urige Kneipen1Haapsalu urige Kneipen

 

urige Kneipen

 

Haapsalu BäderarchitekturHaapsalu urige Kneipen2

 

Haapsalu Promenade

Bäderarchitektur, wie auf Rügen                                                                                                                                                                                                                                           Kurpromenade

 

 

Dazu die Burgruine der Bischofsburg, erbaut im 13. Jahrhundert als zeitweiliger (abwechselnd mit Kuressaare) Sitz des Oberhauptes des Kirchenstaates Ösel-Wiek                                                                                                   Haapsalu Burgkirche                                   (die bereisten estnischen Inseln und Westestland). Die Burg ist langsam verfallen, nachdem später Dänen und dann Schweden Herrscher dieses Landstrichs waren. Die Kirche wird aber immer noch für Gottesdienste genutzt und es gibt ein Burggespenst, die "Weiße Dame", die in Vollmondnächten im August im Fenster der Kapelle erscheint. Sie war die Geliebte eines Domherren und wurde als Chorknabe verkleidet in das Kloster geschmuggelt. Als das Geheimnis heraus kam wurde der Domherr ins Burgverlies gesperrt, wo er verhungerte, die Geliebte wurde lebendig in die Wand der Kapelle eingemeauert.  An dem relativ langen Bericht und den vielen Bildern mag man erkennen, dass der Ort wirklich sehenswert ist. Beeindruckt hat uns auch das leichte baltische Design. Viele Gebäude sind behutsam renoviert und überall beruft man sich auf alte Traditionen. Wir fühlten uns im Cafe Dietrich sehr wohl, die alte über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Dietrichsche Bäckerei.

 

Am Ende traf ich einen, fast Namensvetter -Micha, aus München, der hier ein 150 Jahre altes Blockhaus wunderbar zu modernen, sehr geschmackvollen  Gästewohnungen ausgebaut hat. Mir fiel zuerst der große bunte Spielplatz für die Kinder mit Baumhaus auf. Hier kann man Urlaub machen (mariashouse.ee)! Wir unterhalten uns über den Sinn des Lebens. Micha hat sich hier, mit seiner estnischen Frau über die letzten Jahre eine Alternative zum deutschen Geschäftsleben, dem er immer noch für ein Markenunternehmen nachgeht, aufgebaut. Ich bin sicher, dass sich seine Gäste hier sehr wohl fühlen werden.

Haapsalu Bischofsstuhl neuer InhaberÜbrigens war ich dann auch in der Marina, die Liegeplätze werden fleißig erweitert. Das Servicegebäude ist aber unpersönlich, ich wurde gar nicht beachtet. Also, wenn in dem Yachtklub kein Platz mehr frei ist, kann man es immer noch dort versuchen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Bischofssitz in Haapsalu

 

Lohusalu auf dem Weg dorthin04. Juni wir wollen weiter nach Lohusalu. Das sind gute 50 sm, aber auch da kommen wir früher an, als gedacht. Erst quälen wir uns durch die engen Fahrwasser, daneben ist es noch sehr flach, kneifen, der Motor läuft mit. Ab der Ansteuerung in die Inseln haben wir tiefes Wasser und halben Wind. Mit Fock und Großsegel laufen wir 7 kn, auf der Welle werden 10 kn angezeigt, dazu Sonnenschein, so macht segeln Spaß! Hinter Dirhami leider achterlicher Wind, aber um 16 Uhr sind wir schon angekommen. Der Hafenmeister nimmt, wie überall östlich Deutschlands die Leinen an und hisst die deutsche Flagge. Wir gehen ein Anleger-Bier im hervorragenden Restaurant an der Marina trinken. Danach kommt Einweisung und Hafengeld, die Sauna ist schon angeheizt. Die Liegeplätze kosten im gesamten Baltikum um die 20 €, hier 23 € inklusive Strom, Wasser, Sauna. Die gesamte Anlage ist sehr gepflegt, die Bucht insgesamt sehr schön und von dem strammen Ostwind bekommt man nichts mehr mit. Mathias würde noch einen zweiten Tag bleiben wollen, aber Tallin ruft für das Wochenende.

 

 

Lohusalu MarinaLohusalu Villen

 

Tallinn Hafen vom Dom05. Juni auf nach Tallinn! 11 Uhr Ablegen. Wir segeln in den Old City Harbour, diesmal mit Genua und Großsegel, fast achterlicher Wind. Teuer (45 €) aber fast mitten in der Stadt. Das ist der Wunsch von Mathias, er will das Nachtleben genießen. Das Anlaufen ist etwas umständlich, Verkehrstrennungsgebiet ist zu beachten, Anmeldung bei der Revierzentrale "Tallinn Traffic" Kanal 13, dann Hafenamt "Tallinn Radio 5" Kanal 14, You are welcome!                                                                                                                 

Beim Hafenmeister müssen wir einen Eigentumsnachweis für Deep Blue vorweisen (Flaggencertifikat, hatte ich für Russland besorgt, hier wird es gebraucht). Wir gehen erst unser Anlegerbier im Hafenbistro trinken, der Rest hat Zeit. Der erste Eindruck im Hafen ist nicht so toll, der Wind pfeift hier mehr als auf dem Wasser und die vielen Finnen, die hier mit Fähren und Booten kommen, um Alkohol zu kaufen und gleich aus Büchsen zu trinken bringt Unruhe. Neben uns legt ein 10 m Boot kurz an, die besatzung kommt mit vier Einkaufswagen voll Alkohol zurück, lädt und verschwindet wieder. Die Esten machen ein gutes Geschäft, sind es die Esten? -oder stecken finnische Ketten und die Fährreedereien dahinter? -wollen die Esten immer der Schnapsladen für Finnland sein? 

Wir verziehen uns in die Altstadt, 500 m entfernt. Das ist einstimmig die schönste Stadt, die wir bisher erlebt haben. Das alte Reval hatte im Mittelalter seine Blüte und ist in der Altstadt später wenig verändert worden, so dass die alten engen Straßenzüge mit den hanseatischen Giebeln erhalten blieben. Es sind aber auch die Esten, die immer freundlich, mit einem Lächeln unterwegs sind. Überall hört man Musik, es war die singende Revolution in Estland, die zur Befreiung und Unabhängigkeit geführt hat.

 

 

Tallinn  Blick vom Domkirchturm auf die Nevski-KathedraleTallinn Straßenbild1Tallinn Straßenbild2

 Tallinn Figur auf Jugendstilhaus NeugierdeTallinn Fassade Theater

 Tallinn Animiermädchen vor Gaststätten überall

 

 

 

 

Nach zwei Tagen verholen wir uns nach Tallinn-Pirita in den Yachtklub. Hier ist das richtige Segler-zuhause, nicht der Anlegesteg für den Alkoholeinkauf. Statt 45 € Liegegebühr 20 €, Sauna ist angeheizt! Hier liegen wir viel ruhiger und im Grünen. Auch Mathias empfindet die Atmosphäre angemessener. In der Sauna treffe ich zwei Finnen und später zwei einheimische Segler, einer ist Kind, Opti-Segler, wärmt sich hier richtig auf, bevor er nach Hause fährt. Am Rande des Geländes ein nobles Klubhaus mit Restaurant, Klubgarderobe: graue Hose, blauer Blazer mit doppelreihigen Goldknöpfen, blau/gelber dezenter Binder. Wir sind ja nur Gäste.

 

 Tallinn Pirita YachtklubTallin Pirita Hafen

Von hier werden wir nach Finnland segeln. Das Baltikum behalten wir in guter Erinnerung, aber insbesondere Estland. Als wir auf den Inseln ankamen, waren wir sehr angenehm überrascht. Die estnischen Marinas haben eine wesentlich bessere Qualität als die in Lettland (oder auch in Deutschland) . Auf die Frage nach der Ursache bei den Hafenmeistern erhielten wir die zurückhaltende Antwort, dass Estland eben auf maritimen Tourismus setzt. Alle Anlagen sind auf dem letzten technischen Stand und sehr niveauvoll gestaltet. Sie sind in der Regel von privaten Investoren gebaut und bewirtschaftet. Aber auch im Umfeld sieht man neue sehr teure Villen, mit Zäunen, Überwachungskameras und Wachhunden. Hier hat sich sehr viel getan.

 

 

Uns ist noch aufgefallen, dass sich die Esten auf ihrer Vergangenheit aufbauen. Beginnend mit der deutschen oder dänischen Vergangenheit, über Jahre der schwedischen oder russischen Herrschaft, die Sovietrepublik und die Mitgliedschaft als freies Land in der EU. Überall sieht man alte Fotos -auch in ganz privaten Bereichen-, die offensichtlich als Maßstab für heutige Entwicklungen gelten. Das macht die Esten vielleicht so offen für die Nachbarschaft am "Meer in unserer Mitte". Ein Beispiel ist das "Cafe Dietrich" in Haapsalu: Die heutigen Besitzer haben einen Nachkommen der Dietrichs, der noch in der Gegend lebt, gefragt, ob sie den alten Namen verwenden dürften. Sie erhielten die Zustimmung, wenn sie sich der alten Tradition und hohen Qualität des Angebotes aus den früheren Tagen verpflichtet fühlen. In der Gaststätte hängen die alten Bilder und die Qualität der Speisen ist ausgezeichnet.

Tallinn aus der Bucht hart am WindIch hatte in Tallinn bemerkt, dass meine Geldkarte weg ist, vermutlich habe ich sie in einem Bankautomaten gelassen. Um 9 Uhr kann ich die Sparda-Bank anrufen, die Karte sperren lassen (das klappt) und mich erkundigen, wie ich an eine neue Karte komme (da bekomme ich eine blöde Antwort, hätte). 9.30 können wir starten. Hart am Wind aus der Bucht von Tallinn. Nach einer ganzen Weile fragt Mathias, wie das eigentlich ist, ob Kielboote wirklich nicht kentern können, auch nicht, wenn Wasser auf die Genua läuft. Nachdem wir aus der Bucht sind können wir abfallen und es wird gemütlicher. Wir kommen mit fast 8 kn voran und sind um 17.30 fest in der Marina am Stadtzentrum, gute 5,6 kn durchschnittlich von Marina zu Marina. So kann es bleiben. Beim Einlaufen geht es vorbei an alten Wehranlagen, manchmal wird es eng, besonders an der Zollstation für nicht Tschengen-Länder und es beginnt zu regnen. Die Sicht wird schlecht.. Rechtzeitig schläft der Wind ein, so dass es nicht schmerzt, die Segel zu bergen.

Helsinki vorbei an alten Wehranlagen

 

Helsinki Marina

 

 

 

 

 

 

 

 

10.06. Wir waren zwischenzeitlich in Helsinki, 2 Tage in der Stadtmarina. Mir hat Helsinki wieder nicht so sehr gefallen. Diese riesigen protzigen Bauten, sehr unpersönlich.

 

Wir haben aber nette Segler kennengelernt, die uns einen Tip für den übernächsten Tag gegeben haben. 500 m vor dem bekannten Barösund links rein. Da ist lauter Gras und Schilf ein kleiner Graben, da durch! In der Karte ist die Tiefe mit 1m angegeben, fahrt, das ist für die nicht eingeweihten. Wir fahren ganz langsam und kommen durch, dann um die Ecke und es findet sich ein nicht ganz kleiner Hafen an einem noch leeren Zeltplatz mit urigen Holzhäuschen für das Plumsklo und die Holzofensauna zwischen den Bäumen. Wir bestellen die Sauna ab 21 Uhr und gehen uns im Sund abkühlen, dazu singen die Vögel.

 

Helsinki Marina im ZentrumSchäre Skorvan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

An der Marina Helsinki                                                               Schäre Skorvan

 

10.06. Aber vorher stoppen wir unterwegs bei der Schäre "Skorvan", einer kleinen unbewohnten Insel, auf der an der gegenüber liegSkorvanenden Seite sich ein Kanuklub eine Hütte mit Plumsklo und Sauna gebaut hat. Alles offen, im Haus Bücher, Spiele, Holz für den Ofen, Streichhölzer, Petroleumlampen, sogar ein reisefertiges Kanu am Strand. Mathias traut sich zunächst nicht ins Haus, weil er denkt, es seien Leute dort.

Schäre Skorvan (60 02' 3; 24 33'5)

 

An die Schärennavigation müssen wir uns erst gewöhnen, vom äußeren zum inneren Schärenweg sind die Seezeichen dünn gesäht und wir schrammen über einen Buckel. An Skorvan glauben wir zunächst keinen Heckanker zu brauchen, drei Leinen werden auf der Insel an Bäumen und dicken Steinen festgemacht. Als abends der Wind einschläft, alles wieder los, Heckanker, dann gehts.

Das Inselleben ist doch ganz anders, intensiver als in den großen Städten!

 

Anlagestelle hinter dem Barösund

Am nächsten Tag geht es weiter zu unserem Tip, in den Seitenarm des Barösunds, hier ist es vollkommen Windstill. Wir treffen wieder einen alten Segler (Salzbuckel kann man hier nicht sagen, das Wasser ist schon süß), der versorgt uns noch mit einigen Tips für die nächsten Tage und die Mittsommerparty. Als wir am nächsten Tag weiter ziehen, kommen wir an der Marina im Barösund vorbei (Motorboote, Fährverkehr, windig), ach hatten wir das gut! Wir ankern vor der nächsten leeren kleinen Schäre und genießen die Ruhe. Heute am 13.06. früh war es nach einer nebligen Nacht warm, so dass wir die Morgenwäsche im See absolvieren konnten. Mathias versucht zu angeln, das Ergebnis Hechtblinker weg, kein Fisch.

Zuerst der Fischer, dann Motorboote schlüpfen durch eine kleine enge Zufahrt. Als dann auch ein einheimischer Segler hindurchfährt, merke ich mir die Bewegungen der Mastspitze hinter dem Wald und fahre später nach. Langsam bekommen wir das Schärendiplom.

 

Schäre nördl.Skadö

 

 

Schäre nördlich Skedö

Skedö Karte

Jede Schäre ist anders, flach oder hoch aufragend, bewaldet, kahl oder mit wenigen Büschen besetzt. Insbesondere in der Nähe größerer Orte allerdings mit Ferienhäuschen besetzt, PRIVAT, Anlegen verboten. Die Ferienhäuschen reichen von kleinen, sich in die Landschaft einpassenden Hütten, bis zu Palästen, die gewöhnliche deutsche Villen in den Schatten stellen. In der Sauna erfahren wir (wo sonst?), dass es den Finnen lange Zeit sehr gut ging. Zuletzt hat die Wirtschaft aber stark nachgelassen, mehrfach wird betont, wie segensreich die Übernahme von Teilen der Kvärnerwerfrt durch Meyer ist.

 

13.06. Ekenäs. haben uns in die kleine hübsche Stadt verholt, um nochmals Lebensmittel einzukaufen. Die Lage ist toll, die kleine Stadt und die Holzhäuschen "nett", wir treffen jetzt auch viele Segler. Mich zieht es aber in die Schärenwelt, das Abenteuer einen Platz zu finden und fest zu kommen. Also morgen geht es weiter, wir wissen nicht genau, wo wir ankommen werden. Der Wetterbericht sagt Süd Bf 5 voraus, die nächsten Tage West Bf 6, da wäre es schon schön, wenn wir an den Rand der Turkuer Schären kämen. Früh morgens legen wir los, ohne uns noch von den Hamburgern "Bottle ..." verabschieden zu können. Tanken und los.

 Ekenäs HolzhäuserEkenäs Hafenpavillon

14.06. Auf dem Weg stoppen wir kurz in Källviken an der "Dagmarquelle", ein Tip von Jörn Heinrich (übrigens habe ich die 1. Auflage, 2006 und die Kartenangaben sind präziser als das aktuelle Hafenhandbuch vom DSV, aktualisierte AuflaDagmarquellege 2014!). An dieser Stelle nochmals ein großes Lob für die aufwendige Recherche und das große Bedauern, dass das Küstenhandbuch nicht mehr aktualisiert wird.

Die Dagmarquelle war ein beliebtes Ausflugsziel des Zaren Alexander III. und seiner Frau Dagmar. Mit dem Bug erreichen wir gerade den Steg und können an der Quelle Trinkwasser aufnehmen. Es nieselt diesen Morgen und es herrscht eine eigenartige Stimmung an der Quelle, ganz anders in der Sonne der quirligen Stadt Ekenäs.

Weiter geht es vorbei an Hanko an den Rand der Turkuer Schären. In einem kleinen Fjord zwischen Synderstön und Runsö finden wir einen geschützten Ankerplatz auf halbem Weg nach Helsingholmen. Auf der Schäre kommt uns vor, wie im Jurassic Park, verkrüppelte Kiefern, Flechten, Moose, in Wasserlöchern Sumpfporst und Sphagnum. Wir versinken in den Moospolstern fast bis zum Knie und grillen auf den Klippen neben dem Boot in Höhe der Saling, haben einen herrlichen Ausblick auf den Fjord.

 

Skadö am Felsen

Skadö Vegetation

 

Skadö Vegetation1

15.06. es hat wirklich kräftiger Westwind eingesetzt und wir beschließen in Högsara zu bleiben und am nächsten Tag hinaus nach Helsingholmen zu segeln. Wir haben Zeit, wollen zur Sommersonnenwende auf den Inseln südl. Turku bleiben. Auf den Inseln sollen die Midsommarfeiern schöner sein als in der Stadt, je weiter draußen, um so besser. Högsara ist ein sehenswerter mit Liebe und Geduld ausgebauter kleiner Hafen. Am Nachmittag treffen wir den Vater, er erklärt uns, dass man auf den Inseln mehrere kleine Beschäftigungen braucht, um dort leben zu können. Er arbeitet in der Forst und erledigt alle Holzarbeiten im Hafen, der Stück für Stück ausgebaut wird, so wie das Geld reicht. Der Sohn betreibt den Hafen und vermietet einige Ferienhäuschen, sie haben auch Kühe auf der Insel, die Schwiegertochter hilft ihrem Mann und betreibt ab 19.06 (Midsommar die Hafenbar. Wieder ein Hinweis, dass erst dann die Saison beginnt. Abends kommen sie um die Sauna für uns anzuheizen, allerdings nicht unentgeltlich, wie in manchen Häfen. Überhaupt kann man die Preise "seit Jörn Heinrich" gut verdoppeln.

Högsara Hafen

 

Högsara Türöffner3

 

 

 

 

 

Högsara Cafe

 Högsara Hafenplatz

 

 

 

 

 

 

 

 

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16.06. Helsingholmen, eine sehr schöne kleine Insel mit familienbetriebenem Anleger in einer geschützten Bucht. Im Hafen-Aufenthaltshaus gibt es eine sehr kleine aber sehr schöne Fotoausstellung. Die Fotos sind als Postkarten gedruckt, die wir kaufen und verschicken. Es gibt Räucherfisch, morgens kleine gebackene Brötchen und einen blinden Schimmel, der langsam über die Insel grast. Das wäre eine Insel für Midsommar, aber es sind ja noch ein paar Tage, wir haben kein Brot mehr und lange keine Internetverbindung. Das bekommen wir in Stormälö am Rand des Fahrwassers nach Turku und hier werden wir über die Sommersonnenwende bleiben.

 

17.06. Stormälö bis dahin hart segeln mit Aufkreuzen in den Schären, damit man es nicht verlernt. Es wird ohnehin viel in den inneren Schären mit Motor gefahren. Airisto Marina ist ein moderner kleiner Hafen, 100 Liegeplätze am Rand einer Ferienanlage, Restaurant, kleiner Kiosk beim Hafenmeister und natürlich Sauna (im Preis inbegriffen). Von einem Finnen erfahren wir, was finnische Sauna ist: max. 70 Grad, man sitzt, redet, trinkt sein Bier, Geselligkeit. Das hat nichts mit "Finnischer Sauna" in Deutschland zu tun, die er aus eigenem Erleben kennt. 100 Grad viel zu heiß zum plaudern und verweilen und dann kommt ein "Saunameister" und wedelt mit dem Handtuch und stört! Wir fragen nach der "Steinsauna", die werdet ihr an der Küste und jetzt kaum finden. Eine gute Steinsauna braucht sehr viel Zeit! Im Saunaraum aus Stein wird ein Holzfeuer abgebrannt. Das dauert fast den ganzen Tag, damit die Steine richtig heiß werden. Dann wird die Asche mit viel Wasser entfernt, alles ist sauber, die Sauna hat die richtige Temperatur. Jetzt werden die Sitzbänke aufgestellt und das Saunieren kann beginnen. Ein schwarzes, von Asche und Holzkohle gefärbtes, Gesäß gibt es nicht, vielleicht für Touristen?

lange nicht mehr ins Internet gekommen!

 

Felsmalerei

Stormälö geflaggt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Störmälö haben sich viele Boote an der Felswand im Hafen verewigt. Na, wo wir einen Maler an Bord haben, ein Leichtes. Außerdem wird zur Sommersonnenwende über die Toppen geflaggt. Dies ist auch der einzige Nacht, an der die Nationalflagge nicht gestrichen wird. Wir zeigen wenigstens unsere Gastlandflaggen und es bricht Beifall und Jubel bei den umliegenden Booten aus. Anerkennung, wir sind dabei.

In Störmälö haben wir nun drei Tage gelegen, Sommersonnenwende erlebt, leider nicht erhebend. Vermutlich war dies der schlechteste Ort, den wir uns hätten aussuchen können?

 

Aufbruch nach Turku. Es ist nicht mehr weit 9 Uhr gehts los 13 Uhr sind wir dort. Turku gefällt mir sehr gut (obwohl es regnet), wesentlich besser als Helsinki. Es gibt eine Bischofsburg am Eingang zum Fluss und der Marina, ein großes maritimes Museumsgelände mit vielen Exponaten im Wasser und an Land. Auf der anderen Flussseite werden Wohnbauten errichtet oder alte Industriegebäude in Wohnbauten umgewandelt. Die Stadt hat einen ordentlichen Marktplatz, ansehenswerte Holzhäuser neben modernen Kauftempeln, Straßencafe's und eine Promenade mit vielen verschiedenen Gaststätten am Flussufer, schließlich die Fähre Föhri, die kostenlos Passagiere von einem Flußufer zum anderen befördert.

Turku hat ca. 180 Tausend Einwohner, ist etwas kleiner als Rostock, hat aber so viel am Wasser zu bieten! Da sollte sich Rostock Inspirationen für die Warnowuferbebauung holen!

Abends gehen wir essen und geraten in ein Tango-Lokal, d.h. es spielt ein Trio und schon ist die Tanzfläche voll. Finnland, die Tangohochburg im Norden.

 

Turku Marinum Suomen Joutsen

 Turku Hafen Forum Marinum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Turku EspositoTurku Tangolokal

 

 

 

TurkuTurku Holzhäuser im Zentrum

 

Turku Industriehafen

 

21.06. Ablegen Richtung Alands.  Wir kommen bis Enklinge und machen dort am Felsen fest.  Sonnenuntergang

Uns kommen die Rückkehrer von der Midsommarparty entgegen.

Am späten Nachmittag sind wir wieder allein auf dem Wasser.

 

 

 

22.06. Bomarsund, der alten russischen Befestigung, die nicht lange hielt. Eigentlich hatten solche Befestigungen schon zu Zeiten des Baues 1830 ausgedient, es waren wohl eher Repräsentationsbauten. Im Krimkrieg wurde die Festung mit kleinen wendigen motorgetriebenen Kanonenbooten angegriffen und fiel.

Geblieben ist die Seestraßenmarkierung, die die Russen in Finnland eingeführt haben. Neben Tonnen sind überall Richtmarken, die entspanntes Segeln trotz enger Fahrwasser ermöglichen.

 

 

 

 

 

                                                                                                                                                                                      Sonnenuntergang bei Enklinge

 

 

Bomarsund Ankerplatz

 

 

Der Steuerautomat geht nicht mehr, Fehlersuche, Kabelsuche, Reparatur des Kabelbruchs. Immerhin haben wir jetzt so viel Seeweg hinter uns, wie sonst in zwei Jahren (1.400 sm).

Weiter geht es mit einem Besuch in Kastelholmen. Sehr beeindruckend und ein sehr interessantes Freilichtmuseum. Beim Schmied ersteht Mathias zwei Wikingermesser für uns. Alles deutet daraufhin, dass hier die ultimative Midsommarparty stattgefunden hat. Das bestätigt die Hafenmeisterin. Merken!

 

23.06. Abends kommen wir dann in Mariehamn an. Wir hatten einen langen Weg von Osten um die Ecke zum Westhafen. Falsche Planung? Ich hatte mir hierher den aktuellen schwedischen Hafenführer schicken lassen und der Hafen ist zünftiger, nicht nur wegen der Pommern.

Mariehamn, wir wollen beide zum Frisör. Mittlerweile sind fast zwei Monate um und die Haare werden immer länger. Ich breche früh auf in die Stadt, habe schnell den richtigen Frisör gefunden, zwei Kunden im Laden warten, einer sitzt auf dem Stuhl. Besser als ein leerer Salon. Ich gehe erst einmal eine Runde durch die Stadt, aber es wird nicht leerer, also setze ich mich und warte. Die Haare werden sehr sorgfältig geschnitten, wenige Haare, denn die Leute scheinen hier oft zum Frisör zu gehen. Es wird auch für finnische Verhältnisse sehr viel geredet, das kommunale Informationszentrum. Ich bekomme den besten Haarschnitt ever! Erst werden die Haare (feucht) grob gekürzt und wieder getrocknet, damit sie sich aufrichten können. Dann kommt der eigentliche Schnitt, super. Am Ende werden alle losen Haare mit einer befeuchteten Kammbürste entfernt, nicht ein Haar im Kragen! Ich zahle gern 30 €.

Dann setze ich mich zum Mittagessen auf den Boulevard und beobachte die Kreutzfahrtgäste eines englischen Schiffes, viele Deutsche, die gut kenntlich, auf der 800 m langen Einkaufsmeile promenieren. Mir fällt auf, dass sie alle unzufrieden aussehen. Wir haben zwar nicht das beste Sonnenwetter aber es regnet auch nicht. Offensichtlich sind sie unglücklich, wenn man sie von ihrer all-inklusiv Betreuung abschneidet.

 

Mariehamn Hafenhaus

 

Mariehamn reger Schiffsverkehr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

25.06. Mariehamn – Seglinge

Mariehamn war sehr schön, aber nach zwei Tagen Stadt -und hier mit Kreuzfahrern, manchmal sind es drei- zieht es uns wieder auf einsame Inseln. Auf Seglinge wollen wir allerdings einen Bekannten von Mathias besuchen, Ernesto Baltiswiler, ein Schweizer, ein Maler, den es auf Umwegen auf diese Insel verschlagen hat. Ein toller nachdenklicher Mann, der dort sehr einsam lebt, um die Ruhe und Konzentration für seine künstlerische Arbeit zu finden. Er erzählt uns viel über das Leben in Finnland, speziell auf Alands Inseln, z.B. dass jede Familie für sich lebt. Man grüßt sich auf der Straße auch nicht. Erst ab 1,8 Promille werden die Insulaner freundlich und fangen an zu reden. Am nächsten Tag eisiges Schweigen. Ernesto zeigt uns, nachdem wir seine selbst gefangenen Fische gegrillt (Holzfeuer anmachen, warten bis es durchgebrannt ist) mit leckerem Salat und Pommes, seine beeindruckenden großformatigen Bilder.

Übrigens, wir persönlich haben diese Erfahrungen nicht gemacht, aber wir sind auch „Bootstouristen“, die nur einen oder ein paar Tage da sind. Wir können ihnen gar nicht zu nahe kommen.

Es ist früher Morgen, als wir schlafen gehen, eine kurze Nacht. Um 7.45 Uhr legen wir wieder ab zur Leuchtturminsel Isokari.

 

Seglinge Anfahrt

 Isokari Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Seglinge                                                                                                                                                                                                                                 Leuchtturm Isokari

 

26.06. um 17 Uhr kommen wir in Isokari an. Die Hafenmeisterin, eine junge Frau, hat noch auf uns gewartet, lädt uns in ihre Butike (2 x 3 m) und schenkt uns Kaffee ein und erklärt uns die Insel. Viel gibt es nicht zu erklären, Plumsklo, Richtung zum Leuchtturm. Morgen Leuchtturmbesichtigung, da sind wir aber schon wieder weg. Wir wollen nach Rauma einkaufen. Mit dem Einkaufen klappt es noch nicht so richtig, zu wenige lagerfähige Lebensmittel.

Die Insel ist aber eine Wucht! Riesige glattgeschliffene Felsen unterhalb des Leuchtturms, eine interessante Pflanzenwelt und die possierlichen Gryllteisten, die in der Hafenmole genistet haben und jetzt ihre Jungen füttern, an der Ostseite Sandstrand. Leuchtturminseln sind für mich besonders beeindruckend und ich besuche -wenn möglich- immer den Leuchtturm, aus Dankbarkeit, sind sie es doch, die uns den Weg weisen. Bei uns an Bord setzte einige Male der Plotter aus (Feuchtigkeit im Gehäuse), wie dankbar ist man dann, wenn man zusätzlich einen Leuchtturm zur Orientierung hat.

 

Isokari Steinlandschaft unterm Leuchtturm

 Isokari Steinlandschaft unterm Leuchtturm2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

27.06. Eigentlich sind wir etwas widerwillig nach Rauma gesegelt, wieder einmal wegen der ausstehenden Einkäufe. Wir wollen mehr Inseln und endlich nach Norden, aber Raumas Zentrum mit den mittelalterlichen Holzhäusern beeindruckt wirklich. Die Marina „Syväraumanlahtis“ allerdings hält nicht das, was sie verspricht. Es gibt keine Sauna (wie im Hafenhandbuch ausgewiesen), kein Internet und erstmalig versteht das anwesende Personal kein englisch.

Das historische Rauma lässt alles vergessen, 600 Holzhäuser in einem Kerngebiet von 28 ha. Das Gebiet war im 17. Jh. durch einen Zollzaun begrenzt. 1682 gab es einen Großbrand, nachdem die Häuser wieder aufgebaut wurden. Die Hauptstraßen wurden etwas begradigt, sonst musste aber im alten Raster wieder gebaut werden, daher gab es später keine Neubauten mehr. Stattdessen wurden prächtige Fassaden errichtet und renoviert. Heute ist das Gebiet –zurecht- Unesco-Kulturerbe und eine Reise wert.

 

Rauma FassadenRauma Fassaden1

Rauma Skipper beim Knutscher erwischt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

28.06. Jetzt geht es aber nach Norden, 7.15 Uhr Ablegen, 8.30 Uhr freies Wasser, Segel setzen für 132 sm bei zunächst flotten Westwinden, später Südwind mit nachlaufender Welle, dolle Schaukelei. Am nächsten Tag sind wir auf Bergö (Anleger hinter der Fähre) fest, 15 sm vor Vaasa. Die Insel ist wieder sehr lehrreich, was die finnische Mentalität betrifft und ergänzt die Erzählung von Ernesto auf Seglinge. Im Auto (Castle) sind alle so freundlich und grüßen, wenn sie aussteigen, sich schutzlos fühlen, werden sie verschlossen. Ich setze mich früh ins Cafe, das von der Kaufhalle betrieben wird. An jedem Tisch sitzt ein einzelner Mann. Neuankömmlinge grüßen nicht, versuchen die anderen zu ignorieren, nehmen sich ihren Kaffee (den gibt es gratis, wenn man irgendetwas in der Halle gekauft hat – das Morgenbrötchen, ein Stück Kuchen z.B.). Alle Anwesenden ignorieren den Neuankömmling auch. Das Gespräch (wenige Worte) wird sporadisch geführt und da bringt sich plötzlich auch der Neuankömmling mit ein. Ich werde an die Flens-Werbung im NDR erinnert. Übrigens gibt es hier (nur) zwei Typen Mann (Familienabstammungen?). Der erste ist massig, rote Gesichtsfarbe, Haare behalten Farbe, werden dünner, der Hals so dick wie der Kopf, dick! Bauern und Fischer. Der Zweite feingliedriger, im Alter graue volle Haare, Fährleute, Händler?

 

Bergö Liegeplatz vom Glillen

Bergö liegt am südlichen Eingang zu den Kvarken. Das ist ein sehr flaches Gebiet mit großen Findlingen und Felsen. Man fährt in den Fahrwassern scheinbar über offene See, sieht die Inseln kaum. Wir halten bei steifer Brise und Strom 20 Grad vor, um den Kurs zu motoren. Beeindruckend ist schon, dass auf diesem Gebiet eine 3 km dicke Eisdecke lag und das Land „untergedückert“ hat. Nach dem Schmelzen hob es sich um 40 cm jährlich (heute ca. 8 mm). Die Leute glaubten zunächst, dass das Wasser sinke, in Erdlöchern verschwinde. Ich finde, zum segeln aber nicht optimal.

 

Wir sind jetzt übrigens 1.622 sm gesegelt, mit Nordkurs schaffen wir auch die Breitengrade, am 26.06. den 60., am 28.06. den 62. Und am 04.07. den letzten, den 65. Der Wetterbericht verspricht Wind aus Nord zunehmend, kein Vorankommen.

Bergö Bootsschuppen mit Boot

Bergö Saunalandschaft

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Anlegeplatz Bergö                                                                     typisches Bootshaus im Fischerhafen                                        Sauna

 

 

So weit wollen wir gar nicht, zum Nordpol sind es 5.971 km, wir segeln 15 sm, ca. 27 km.

Bergö Bootshafen Entfernungen

 

 

 

Wir verholen 15 sm nach Vaasa, wettern dort in der Marina ab. Auch hier klappt es in der Marina mit dem Internet nicht, wieder Achselzucken, Finnland. Nachhilfe aus Estland wäre angebracht.

Die Stadt aber ist schön und wir haben den ersten richtigen Sommertag, t-shirt-Wetter. Die Einheimischen liegen in den Anlagen in der Sonne oder sitzen in den Straßencafe’s. Im Zentrum auf der Straße findet gerade ein Rockkonzert statt. Tolle Stimmung. Ich besichtige auch die Uni und das Technologiezentrum in den Gebäuden eines alten Fabrikgeländes, super Standort! Mittagessen gibt’s für 5 Euro im Cotton Club, der Mensa.

 

Wir sitzen abends mit Rainer Wäsch auf seiner „Swantje“ mit Tobias Schmidt mit der Charteryacht „Julius“ bei Rum-Cola von Rainer und tauschen unsere Erfahrungen aus.

Vaasa Fahrtensegler

Tankar in der Nacht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

02.07. Rainer und auch wir wollen nach Tankar, einer Leuchtturminsel draußen so etwa vor Jakobstad, während Tobias mit der "Julius" nach Jakobstad segelt, um dort ein Ersatzteil abzuholen. Eine kleine Ansammlung von Häusern unterhalb des Leuchtturms, ein kleines Freilichtmuseum. Wir wollen außerhalb des Schärenweges ca. 110 sm segeln und nehmen den längeren Weg in Kauf. Aber der Wind ist flau und schläft am Ende ganz ein. Wir kommen erst 24 Uhr an, sind um 4.30 Uhr gestartet! Rainer hatte den inneren Schärenweg gewählt und ist viel motort. Er schläft schon, als wir ankommen.

 

Abendstimmung

alter Schuppen auf Tankar

 Tankar Leuchtturm

Tankar Hütten

 

 

Tankar Maler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neue Hiobsbotschaft, statt „kein-Wind“ soll er in den nächsten Tagen auf Wind aus Nord drehen. Wir sollten also versuchen, so weit wie möglich nach Nord zu kommen. Maaskalla wollen wir, wenn möglich, nicht anlaufen und stattdessen gleich nach Hailuoto segeln.

 

Der Wind schläft immer mal ein, dann motoren wir 1-2 Stunden, dann haucht er wieder, wir lassen uns treiben, mitten in der Nacht ankommen lohnt auch nicht. Als Mathias mit dem Abendessen kochen fertig ist und auffüllen will, erwischt uns eine Front, in „windeseile“ hat uns eine Böenwalze überrollt. So schnell bekomme ich den Autopiloten gar nicht aus, dass die erste Bö uns auf die Seite legt. Die Teller fliegen. Nach kurzer Zeit ist es wieder vorbei. Langsam geht es an der Ansteuerun Raahe vorbei, wo riesiger Kohlefrachter seine Ladung auf enen zweiten Frachter leichtert. Langsam zieht Nebel auf und es sieht zunächst wie eine große Bohrinsel aus. Wir haben viele Kohlekraftwerke an der Küste sehen können. Überhaupt erkennt man Ansiedlungen in Finnlands Küste immer an großen Fabriken.

 

04.07. Wir haben jetzt aber guten Wind und können den Gasthafen „Marjaniemetie“ auf Hailuoto anliegen. Tolle Versorgung, Bierzelt auf dem Steg (kassiert auch das Hafengeld), zwei Restaurants im Hafen (wir gehen frühstücken, Bufett), noch ein Cafe‘, Fischerei mit frischem Fisch (riesige Lachse). Der Service ist hier allerdings "freundlich-zurückhaltend" (Man bestellt im Restaurant ein Bier und die Speisekarte, beides kommt promt, man muss dann aber zum Tresen gehen, um mitzuteilen, dass es mit dem Essen ernst gemeint ist und, da man ja zunächst abwartet und das Bier schon getrunken ist, ein neues bestellen. Die Sauna ist ganztägig geschlossen, weil der Hafenmeister sie selbst mit seinen Freunden für ein Trinkgelage belegt.

 

 

Hailuoto Leuchtturm

Hailuoto Wanderweg1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir warten auf passenden Wind für Haparanda, Montag soll‘s auf NO drehen. Inzwischen mache ich eine Inselwanderung. Der zentrale Ort liegt 8 km entfernt. Straße gehen ist langweilig, aber ein Wanderweg zum Nordstrand mit Leuchtturm und von dort vorbei an einem See und Saunahütte in den Ort ist ausgeschildert. Ich schätze 24 km. Der erste Abschnitt zum Strand (feiner Sand) zum Leuchtturm ist sehr entspannend. Ich finde Elchspuren und Losung. Vom Leuchtturm zum See durch die Wildnis, in deren Mitte sich die Sauna befindet. Alles ist vorbereitet, Holz gehackt, Streichhölzer, Kaffee; Tassen. Wasser ... Weiter wird es allerdings nass. Schuhe und Strümpfe aus, Hose hoch gekrempelt geht es weiter durch Wasser und Torfmoos, Hose weiter aufkrempeln. So geht es langsam voran und man ist den Mücken ausgeliefert. Auf den trockenen Abschnitten liegen Kiefernzapfen, da geht es auch nicht schneller voran. Dann kommt die Härte, auf dem ausgewiesenen Wanderweg reicht es nicht mehr mit dem Aufkrempeln der Hose, sie muss ausgezogen werden. Das tue ich auf einem kleinen Hügel, den ich aber mit Ameisen teile. Von oben die Mücken, von unten die Ameisen! Mitten im Wasser merke ich, dass es nicht reicht. Wieder zurück, Unterhose auch aus, alles hochgerafft und durch. Der zentrale Ort, den ich dann erreiche ist finnisch, ein Straßendorf, die einzelnen Häuser versteckt, mindestens 500 m auseinander und 100 m von der Straße entfernt. An der Straße gibt es, wie im wilden Westen Amerikas, nur den Supermarkt weit entfernt die Schule und noch weiter entfernt die Kirche. Am Ende bin ich 32 km "gewandert". Na, da schmeckt das Bier doch am Abend.

 

06.07. Früh gehts nach Norden, nach Haparanda, dem magischen Ort. Optisch zeigt es sich nach Hailuoto am schwarzen Wasser. Offensichtlich steht hier das Wasser aus den Flüssen, die die Hochmoore entwässern. Wir fahren an Torneo vorbei nach Haparanda Hafen. Die Städte sind ja mittlerweile durch die Landhebung von der Küste entfernt. Wir absolvieren die Zeremonie im Vereinshaus, hängen die Flaggen unserer Vereine "Schnatermann" und "Museumshafen" auf. Es ist schon ein besonderer Ort. Wir treffen auch Rainer Wäsch wieder und "Partner" aus Hamburg. Mit Rainer sind wir gemeinsam in der Kultstätte und am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Haparanda, aber da ist nichts los, wir gehen auf die finnische Seite, da ist etwas mehr los (Einkaufscenter), aber es ist ja auch das Ende der Ostsee.

 

 Haparanda HafenHaparanda Hafenhaus3

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Haparanda Hafenhaus

Haparanda unsere Flaggen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Jetzt wollen wir auch noch in den nördlichsten Hafen der Ostsee, nach Toerehamn. Da machen die anderen deutschen Segler, Rainer und die "Partner" aus HH, Michael und Gisela, nicht mit. Wir sagen uns aber, wir sind fast 2000 sm in den Norden gesegelt, dann leisten wir uns auch diesen Tag (oder zwei, wir müssen ja wieder zurück). Der Zeltplatz am Hafen ist eine Katastrophe, wie viele Zeltplätze hier. Sie sind für Wohnmobile ausgelegt, Schotterplätze -der erste Eindruck Schrottplätze. Essen bekommen wir in 1,5 km Entfernung, nicht im Ort Toere, aber an der Straßenkreuzung hinter der Tankstelle, Motel. Hier trifft man sich im hohen Norden.

 

 

Toere Tonne bemanntToere Tonne

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von Toere segeln wir nach Lulea. Das erste Mal geht es nach langer Zeit Richtung Süden. Bisher hat überall, wo wir ankamen, der Flieder geblüht. Vom Naturverlauf ist die Zeit nicht voran gegangen. Jetzt wird es doppelt so schnell gehen.

Der Hafen ist proppen voll, es findet ein Stadtfest statt. Der Hafen ist sehr eng, die Gästeplätze alle belegt. Wir zwängen uns in eine enge Box, wohl für kleine Motorboote, geben nochmal Gas und es passt. Von hier sind es bis zur einzigen Toilette, für mehr als 200 Boote, 5 min Weg/Umweg. Vorbei geht es am großen Bootsausrüster, wo wir gleich einkaufen, eine kleine Bilgepumpe, die unter die Welle passt. Die Stadt ist toll, viele freundliche Leute unterwegs, obwohl es Strippen regnet. Mehrere Bühnen, Musik und Imbissstände. Wir gehen zum Blueskonzert.

 

Von Lulea aus segeln wir nach Vargön. Heiko hatte in seiner Seekarte eingetragen, dass es hier einen Seglerhafen gibt. Ich hatte mir schon am Südende der Insel eine Ankerbucht vorgemerkt. Wir landen am Steg des "Seglerhafens" als drittes Boot. An Land Toilette und Sauna. Das erste Mal, dass wir allein die Sauna anheizen. Es dauert eine Stunde, inzwischen Grillen wir und sorgen für folgende Gäste für den Holzvorrat. Auf der Insel gibt es mit Bohlen ausgelegte Wege zu mehreren Stellen der Insel, u.a. ein Infozentrum mit hochwertigen gebundenen Heften bzw. einem Buch von der Gemeinde.

 

Vargön Boote am AbendVargön spät

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von hier wollen wir zu Bjuroklubben. Ich habe 22 sm aufgeschrieben, ein Fehler/Übertragungsfehler? Es sind 52 sm! Am Anfang trödeln wir noch an der Insel Vargön rum, inspizieren die Ankerbucht, es sind ja nur 22 sm. Für Bjuroklubben wird es zu spät, als wir es nach einem halben Tag merken, so suchen wir uns eine kleine Insel auf halbem Weg (Hamnskäret am Eingang zum Furuösund) mit einem kleinen Steg. Zwei kleine Motorboote liegen schon dort, wir gehen mit Heckanker auch an den Steg. Auf der Insel sind ca. 10 Jugendliche, die die Herberge gemietet haben und feiern. Sie entschuldigen sich schon mal, dass es laut werden könnte. Wird es aber nicht, Grillen, Bier trinken (das normal gekaufte Bier hat hier im besten Fall 3,5 %), Sauna, Baden.

Über Nacht legt der Wind zu und dreht, so dass wir die Welle als Breitseite bekommen. Wir bringen noch ein paar Leinen aus und drehen das Boot etwas in den Wind, da wird es aber auch schon flach. Am Morgen, als wir segeln wollen ist schon alles vorbei. Wir müssen kurz nach dem Start den Motor bemühen. Dafür kommen wir schon am frühen Nachmittag in Bjuroklubben an (es sind ja nur noch 27 sm) und die Sonne scheint dazu. Es ist richtig warm. Bjuroklubben ist ein exponierter Standort, in der Bucht haben früher die Segler abgewettert. Viele Wracks künden davon, 35 sind auf einer Karte aufgeführt. Am Fuß des Berges mit Leuchtturm befindet sich ein kleiner Hafen. Mit 5 Segelbooten und 3 Motorbooten ist er schon voll (3-Pack).

Hier teffen wir Rainer wieder, der gerade ausläuft. Mit unserer Verständigung ist es schwierig. Wir hatten keinen Saft mehr auf dem Handy und WiFi gabs sowieso nicht.

 

 

 

Hamnskäret FelsenHamnskäret

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Felseninseln sind alle sehr karg hier, Steine, wenig bewachsen und doch lebend.

 

 

Hamnskäret Felsen leben

Hamnskäret

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben von oben

 Bjuroklubben

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben HafenBjuroklubben Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben I

Bjuroklubben II

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben Boote im Hafen

 

 

Bjuroklubb Leuchtturm

TrysundaZ

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bjuroklubben Leuchtturm                                                                                                                                                                 Trysunda, Höga Küsten

 

 

13.07. Von Bjuroklubben aus segeln wir zu einem weiteren Highlight: Ratan. Ratan wird durch die vorgelagerte Insel Ratanskäret geschützt. Ein enger Sund trennt Festland und Insel. Ab 1767 war Ratan/Norrhamn der wichtigste Hafen in Norrland zwischen Stockholm und Tornio. Noch heute künden Seezeichen, Leuchtturm und Lotsenstation von der Tradition. Der Ort ist sehr liebevoll gepflegt, überall Blumen, ein ausgezeichnetes Restaurant, an dessen Bufett wir uns richtig voll(fr)essen.

 

Ratan Rataskäre

Ratan Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ratan Mareograf

 

14.07. Nach Ratan müsste man nochmal fahren. Überhaupt gibt es mehrere Orte, die man nochmals aufsuchen könnte. Wir müssen weiter. Unsere Frauen kommen nach Sundsvall und dann wollen wir natürlich schon dort sein. Und dazwischen liegt Höga Küsten, die wir uns ansehen wollen. Außerdem müssen wir wieder einkaufen.

 

 

Umeahamn Patholmsviken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

historischer Mareograf

 

 

Umea hamn ist unser Ziel, der Gasthafen Patholmsviken. Das Umfeld ist nicht sonderlich schön (Hafengelände und Öltanks in der Siluette), aber man kann einkaufen und mit dem Bus nach Umea fahren. Die Stadt war 2014 EU-Kulturhauptstadt -und das zurecht. Besonders hat uns die Uferbebauung beeindruckt. Wie schön könnte Rostock sein! Die Sonne scheint, die Stadt ist voller Leute. Bald ist es wieder dunkel, da muss man die Gelegenheiten nutzen.

Umea Ufergestaltung

Umea Rathaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Rathaus in Umea                                                                         Trysunda Kirche                                                                                                 Ufer als Flaniermeile

 

 

15.07. Als nächsten Stopp haben wir uns Trysunda vorgenommen (ca. 60 sm), so dass wir, nach dem Tanken (5 Uhr!), früh starten und den direkten Weg über See nehmen. Ein Glückstreffer, der Wind ist so gut, dass wir den Tag segeln können und auf der Leuchtturminsel Hördagshällan, die wir sehr dicht ansteuern, treffen wir eine Seehundkolonie von 30-40 Tieren an. Hier sind eine Reihe von Felseninseln, nicht oder wenig bewachsen aus rotem und grauen Granit zu bewundern. Um 18 Uhr kommen wir auf Trysunda an und treffen Rainer wieder. Er hat sich in die letzte Ecke an einen Privatsteg verkrochen. Wir finden den Platz in der ersten Reihe an diesem wunderschönen und viel besuchten Ort. Hinter mächtigen Felsen (im Zentrum von Höga Küsten) liegt der idyllische Ort am Ende eines kurzen Fjords. Neben der Kirchentür ist der Schlüssel aufgehängt, so dass jeder die Kirche betreten kann. Früh verabreden wir uns mit Rainer zum Frühstück im Hafenbistro, weil zumindest Mathias ihn nicht mehr treffen wird. In Sundsvall kommen unsere Frauen an, Mathias wird dann absteigen. Ich werde die nächsten 6 Wochen mit Heidi weiter segeln. Aber zuerst wollen wir ihren Sohn Ole und die Familie in Schweden besuchen.

 

Trysunda 

 

16.07. Wir kreuzen durch die Inselwelt Höga Küsten, durchfahren den Ulvönsund, fahren in die kleine Bucht von Mjältön, setzen dann Segel gen Süden, vorbei am höchsten Leuchtturm auf Högbonden. Danach wird das Bild schon bald wieder flacher. Als Ziel haben wir Lustholmen bei Härnösund gewählt, ein kleiner Hafen im Inneren der Schären, sehr geschützt. Abends heize ich mir wieder die Sauna an, später gesellen sich Finnen dazu, als "Gastgeschenk" gehacktes Holz und es wird ein heißer Abend.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Härnösand enge Wasser

Härnösand Mac float

 

 

 

 

 

 

17.07. Es soll nach Sundsvall gehen. Zunächst wollen wir durch die Stadt Härnösund motoren, aber wann öffnen die Brücken? Wir schnappen auf, dass es 9.30 Uhr sein könnte, also Hebel runter. Wir sind pünktlich, nur der Brückenwärter nicht. Man soll ihn anrufen, aber unsere Handys sind tod. Ich finde einen schwedischen Segler, der für uns anrufen will, da öffnet sich die erste Brücke. Wir gestikulieren, dass wir auch durch die zweite Brücke wollen. Das wird zum Glück verstanden, sonst wären wir in der Stadt gefangen. Ob die Brücke an dem Tag ein zweites Mal geöffnet wird weiß niemand. Es ging viel Zeit verloren, aber die enge Durchfahrt hat sich gelohnt. Der Wind ist uns wieder holt und unter Segeln geht es gen Sundsvall.

 

Allerdings landen wir in Timra, eher ein Versehen, ein winziger Hafen, neben uns wohnt eine Seeschwalbenfamilie mit winzigem Küken, das mit Fisch gemästet wird. Wenn wir auftauchen, gibt es großes Gezeter und Angriffe, dann tritt aber wieder der Seeschwalbenalltag ein.

Timra ist so etwas wie Lütten Klein zu Rostock, Hochhäuser, Schlafstadt.

 

Timra IITimra

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Timra Industrie                                                                                                                                                                                   Timra auslaufendes Schiff

 

 

18.07. Sundsvall dagegen ist sehr schön, eine pulsierende Stadt. Abends erleben wir eine ausgelassene Feier (Betriebsfest?), viel Bier und Sekt und laut, am Ende stehend auf den Stühlen und die Lieder mitsingend, Stimmung! Wir klaren das Boot noch ein bischen auf, Mathias schafft seine Sachen ins Hostel, sein und Antjes Weg führen weiter über Land.

Das war eine schöne Zeit, gerade am Anfang, im Mai und Juni, als es noch so kalt war, ist es angenehm, wenn mann nicht allein ist und sich mal zurückziehen kann.

 

Zum Abschluss haben wir noch eine Hitliste aufgestellt:

angenehmstes Land: Estland, moderne Marinas mit finnischem Standard, Gastfreundschaft im wahrsten Sinne des Wortes. (Wir haben uns nie über Funk angemeldet. Die Hafenmeister waren überrascht, wenn wir auftauchten, rannten in ihr Office die deutsche Flagge zu holen, zu hissen, um uns dann am Steg die Leinen abzunehmen und uns zu begrüßen.

schönster Hafen/schönste Insel: Ruhnu, Estland, des geschlossenen historischen Dorfes und des Insellebens wegen. Der "Konsum" wurde unseretwegen geöffnet!

beste Kneipe: Hel, Polen, Käpt'n Morgan, urig, gutes Essen, Lifemusik nur für uns.

Auffälliges: unkomplizierte und freundliche Abfertigung in Königsberg

häßlichster Hafen: Königsberg Marina, dicht gefolgt von Ventspils, Lettland

emotional beeindruckend: die Hilfsbereitschaft in Königsberg, insbesondere Viktor, der uns unentgeltlich half.

Wir haben natürlich längere Rangfolgen aufgestellt und waren uns nicht immer sicher, ob in der weiteren Rangfolge nicht auch äußere Umstände die Wahl beeinflussten (z.B. Wetter).

Für einige Fragen, z.B. bestes Essen, konnten wir keine Entscheidung treffen, weil es keine Unterschiede gab (z.B. Essen war überall gut).

 

Wir werden zum Grillen in die Familie von Heidis Sohn  (Senioren) eingeladen, die "Kinder" sind dabei. Typische schwedische Gastfreundschaft, der Tisch biegt sich und typisches schwedisches Leben in den Familien. Nach dem gegrillten Fleisch wird Kypp gespielt (Bewegung, die deutsche Mannschaft gewinnt), dann Fika (Süßigkeiten, Kuchen, Süßspeisen). Am nächsten Tag, Mathias hat mit seiner Antje hektisch die Stadt verlassen (was so weit bis Trelleborg!), Abendessen bei den Juniors, natürlich mit den Eltern. Essen-Kypp-Fika. Uns geht es gut.

 

Sundsvall hinter Ole Bro

Sundsvall Architektur

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22.07. Jetzt geht es weiter nach Süden in kleinen Schritten auf die Insel Brämön mit meinem Bootsmann Heidi. Erst einmal ein kleines Etmal zum Eingewöhnen und Erholen. Urlaubsbeginn für Heidi und die Nächte in Sundsvall waren kurz. 

Der Anleger ist total vergammelt, die Brücke halb eingebrochen, aber wir kommen gut fest. Auf der Insel sammeln wir Blaubeeren, Walderdbeeren, finden Birkenpilze und wandern in den Ort auf der Ostseite, einkleiner idyllischer Ort.

 

Brämön Deep Blue

 Blaubeerzeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brämön Kirche im Ost Dorf

Brämön ElchwegeHier haben Elche Vorfahrt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

23.07. In kleinen Schritten geht es weiter, wieder 20 sm nach Stocka. Der Wirt ist Belgier, die Kunsthändlerin Deutsche, WiFi, wie im Hafenführer versprochen, gibt es nicht, schon bestellt! -aber noch nicht da -Schweden! Es gibt Bechamel-Kartoffeln und beim Fischer frisc geräucherten Fisch (Kasse des Vertrauens).

 

Stocka Rönnskär

Stocka Rönnskär Fischer

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

vorgelagerte Insel Rönnskär                                                                                                                                  Fischer auf Rönnskär, Selbstbedienung, Kasse des Vertrauens

 

24.07. Von Stocka in den Fjord auf der Insel Agön, Naturhafen, nur Klo und Abfallsammelstelle sind angegeben. Es gibt aber auch eine Sauna, eine Inselbibliothek und viele Informationen. Auf der anderen Seite der Insel gibt es Fischerhütten, die während der Saison genutzt wurden, heute Ferienhäuser und eine kleine Kapelle, schwedische Idylle.

 

Agön StegAgön Bibliothek

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Agön Fischerhütten auf der anderen SeiteAgön in der Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf Agön treffen wir die "Stella Maris" aus Kiel. Sie erkundigen sich bei einheimischen Seglern nach einem sicheren Hafen für die kommende Starkwindlage. Die Empfehlung: das ist ein Fischerhafen! Natürlich sind Fischerhäfen sicher.

 

25.07. Wir verziehen uns nach Sandarne, einem kleinen Ort am Festland. Es gibt Diesel, Duschen, Internet und einen Bus in die nächste Stadt. Jetzt soll der Wind kommen!

Der Ort ist typisch für die schwedische Provinz. Das Zentrum des Ortes ist die Tankstelle an der Durchgangsstraße, daneben auf dem Schotterplatz ein kleiner Supermarkt und eine Pizzeria. Der Anleger ist von Gänsen vollgeschissen. Gekonnt steigt der Hafenmeister darüber, um das Geld zu kassieren. Die satten, lieben Schweden. Es weht dann in der Nacht wirklich und es regnet in Strippen, man schickt keinen Hund von Bord.

In Sandarne stinkt es, eine Chemiefabrik (Arizona). Der Rohstoff sind Kiefern, daraus werden Zuschlagsstoffe für Farben, Gummi etc. hergestellt. Wir haben zwei Tage aufgehalten. Nach der Wetterbesserung flüchten wir. Auch aus dem Nachbarort mit Chemiefabrik zieht ein unangenehmer "Duft" aus See, aber bald haben wir auch den hinter uns gelassen.

 

27.07. Axmar Brygga. Vor Axma Brygga gibt es ein kleines aber schönes Schärengebiet. Der Hafen wurde für eine Eisengießerei gebaut. Nachdem dort zunächst aus örtlichen Erzvorkommen und Holzkohle Eisen hergestellt wurde, ist 1861 eine neue Eisenhütte mit Gießerei gebaut worden, die das Erz und die Kohle per Schiff bezog, viele Wracks im Umfeld zeugen davon. Heute ist das aus Schlacke gebaute Gebäude Museum und Veranstaltungsgebäude, am Hafen, dierekt hinter dem Anlegesteg ein feines Restaurant.

 

Axmar BryggaAxmar Brygga EisenGießerei

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Axmar Brygga1Axmar Brygga Abendstimmung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übrigens einen Tag später legt hier Tobias mit der "Julius" an, den wir schon in Turku und Vaasa getroffen haben.

 

Von dort segeln wir in den Naturhafen Lövgrund. Der Schwedische Seglerverband hat hier zwei Ankerbojen ausgelegt. Wir nehmen die erste, später wird die zweite auch von einer deutschen Jacht aus Kiel besetzt. Auf Lövgrund gibt es wieder eine Ansammlung von ehemals Fischerhütten, die in der Saison genutzt wurden. Dazu gibt es eine kleine Kirche, hier mit Barometer ausgestattet. Heute sind es wieder Ferienhäuser. Die Schweden haben sich hinter Hecken verschanzt, es gibt keine richtigen Wege, es scheint, Fremde sind auch nicht erwünscht. Immerhin ist ein Segler aus Pitea unter den Sommerbewohnern, der unser Boot gesehen hat und interessiert ist, mit uns zu sprechen.

 

Lövgrund HausLövgrund Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lövgrund an der AnkerbojeLövgrund in der Kirche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.07. Heidi möchte warm duschen, wir segeln 6 sm nach Huseliiharen, kurz vor Gävle. Der Hafen gehört dem ältesten Segelverein Schwedens 1880 gegründet, so steht es an der Tafel.

Wir werden von zwei älteren Herren am Steg empfangen, die uns den Rat geben gegenüber auf die Insel zu fahren, dort gibt es auch Duschen und eine Sauna. Der Gasthafen bleibt auch leer bei 200 SEK, 5 Kronen für 3 min Dusche, ein teures Restaurant im Vereinshaus, keine weitere Infrastruktur, kein Wunder. An das schwedische Preis-Leistungsverhältnis muss man sich gewöhnen.

 

 

Huseliiharen Vereinshaus1Huseliiharen Vereinshaus

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Huseliiharen BlaubeerenHuseliiharen Kinderwagen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

In Huseliiharen treffen wir einen Italiener aus Sizilien, der das Grundstück pflegt, er ist mit einer Schwedin verheiratet und wohnt bereits 50 Jahre dort. Er erzählt uns, dass der Ort um 1830 von Russen angelegt wurde. Ein Haus steht noch aus der russischen Zeit. Auf dem Rückweg sammeln wir Blaubeeren und Pilze am Weg, die gibt es hier in Massen.

 

30.07. In Ängskär Bryggan, kurz vor Öregrund, werden wir wieder mal von einem Hafenmeister empfangen, der die Leinen annimmt und uns kurz einweist. 50 m neben der Anlegebrücke ist ein Restaurant mit Terasse, wo wir ein frisches Anlegebier trinken. Dann geht es auf einem sehr schönen Rundwanderweg um die Inselspitze. Blaubeeren wieder satt. Eine sehr schöne Landschaft, die man mit dem Dingi erkunden müsste. Wenige Caravan-Camper, die nicht so sehr stören. Trotzdem passt es irgendwie nicht Segelbootanleger mit Caravan-Stellplätzen zu kombinieren, aus der Sicht der Segler bzw. aus meiner Sicht. Für die sich langweilenden Camper mag es ja interessant sein, umgekehrt, sich von in Jogginghosen gekleideten, auf Klappstühlen sitzenden, Bierdosen haltenden Campern sich begaffen zu lassen, ist nicht so toll.

 

31.07. Öregrund wurde uns schon wärmstens empfohlen. Ein kleiner Urlauberort mit Holzhäusern, rund um den Hafen viele Kneipen. Es sollen 1.600 Einwohner hier neben der größeren Stadt Östhammar sein. Im Sommer aber mindestens doppelt so viele. Der Ort ist ursprünglich, hier gibt es keine Industrie, die den Ort wachsen ließ. Als wir ankommen, kommt wirklich Urlaubsfeeling auf. Im Hafen ist ein riesiges Konzertzelt aufgebaut, der Soundcheck läuft. Zum Glück erst für den nächsten Tag, Sonnabend. Die vielen Besucher flanieren durch den Ort, die vielen Cafe's rund um den Hafen haben geöffnet und sind gut besucht. Neben der Kaufhalle gibt es auch wieder einen Systembolaget und wir können unsere Weinvorräte für die folgenden Inseln auffüllen. Später treffen wir auch Rainer mit seiner Svantje wieder und nun mit Freund Gerd. Wir setzen uns in das Hafenbistro, es gibt live-Musik und schwedischen Akvavit. Wir verabreden uns für den nächsten Tag auf Arholma.

 

Öregrund

 Öregrund am Abend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

01.08. Arholma. Das liegt auf unserem Weg, Richtung Stockholm und ist eine der lieblingsinseln von Rainer, unbedingt! Wir kommen 18 Uhr an, ca. 10 Boote ankern in der Bucht, 15 Boote quetschen sich am Steg. Wir genießen den Sommerabens, windstill, Abendrot. Ich tauche unter das Boot (18 Grad) und besichtige meine Opferanoden, wie neu in dem Süßwasser, keine Seepocken. Die Bucht und die Insel sind wirklich sehr schön und bei dem Wetter stimmungsvoll. Abend kommen noch mehr Boote dazu.

Am nächsten Tag gehen wir auf einen kleinen Rundgang und einkaufen, da der Kaufmann (12 Uhr) erst nach dem Cafe (11 Uhr) öffnet, warten wir dort bei einem Bier. Danach geht es weiter über die Insel. Dann kommt der Anruf von Rainer, Deep Blue hat eigenständig den Standort in der Bucht gewechselt (Anker auf Slip), aber es liegt jetzt, dank eines Motorbootfahrers, der den Heckanker ausgebracht hat, fest am anderen Ende der Bucht. Auf dem Rückweg zum Hafen verpassen wir eine Weggabelung und machen riesige Umwege.  Schnell das Boot zurück auf den alten Platz, der Motorbootfahrer ist schon weg, so dass wir uns nicht einmal bedanken können. Wir brauchen drei Versuche, bis der Anker richtig fasst. Danach geht es gleich in die Sauna, Rainer und Gerd schwitzen schon. Von dort beobachten wir unsere Boote in der Bucht. Ich bin unsicher, Gerd: die Peilung steht, prost. Als Heidi vom Boot aus winkt flitze ich mit dem Schlauchboot rüber. Rainer ist die Ruhe in Person, allerdings ist die Svantje jetzt dabei die Deep Blue bei der Drift zu überholen. Wir kommen aber alle rechtzeitig. Anker auf, und siehe da, die Ankerspitze steckt in einer anderen, zurückgelassenen Ankerkette, NIRO, nicht schlecht, ein Anker ist sicher auch noch dran. Als ich zufassen will, rutscht sie allerdings ab. Zur Sicherheit lege ich den Heckanker neben dem Boot auf Grund. An der Leine will ich erkennen, ob der Anker hält und zur Not kann dann der Anker noch halten. Als ich ihn am nächsten Morgen aufhole steckt er in einem alten Brett. Da können die Anker ja auch nicht halten.

Am Abend sitzen wir erst bei Rainer auf der Svantje bei Rotwein, danach auf der Deep Blue bei Rum, es ist der letzte gemeinsame Tag. Er wwill jetzt Meilen nach Hause machen, wir und wir wollen in kleinen Schritten weiter nach Stockholm.

 

Arholma Ankerbucht

Arholma Deep Blue umgeparkt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arholma Ankerbucht Svantje in der Abendsonne

Arholma Ankerbucht Deep Blue in der Abendsonne1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arholma Leuchtturm

Arholma Warten auf den Kaufmann1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arholma Batterie

Arholma Klo und Abfallinsel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

03.08. Wir legen relativ früh ab, fahren noch einmal zur schwimmenden Klo und Abfallinsel und dann Högmarsö im Furusund in die Nordbucht. Da passiert die große Aufregung! Wir wollen mit dem Bug an der eingelagerten Insel vor Heckanker festmachen. Die Leine vom Heckanker ist zu kurz (für die Zukunft Gurtrolle), ein zweiter Anlauf, zurück, Heidi holt die Leine vom Heckanker dicht, damit sie nicht in die Schraube gerät. Dabei rutscht das Auge von der Klampe und bei der Vorausfahrt verlieren wir den Anker. Wieder zurück, Buganker als Heckanker, nun klappt es, wir haben einen herrlichen Platz für uns, allein in der Bucht.  Schwimmend und tauchend versuche ich den Anker zu finden. Die Sicht reicht nicht. Stimmungstief, mein schöner Anker! Heidi: Wir kaufen im nächsten Hafen einen neuen. Tauchanzug an, Flaschesuchen. Nach kurzer Zeit habe ich keine Luft mehr. Zwei Flaschen im Frühjahr gefüllt, aber die dritte leere mitgenommen. Abreagieren ist jetzt notwendig. Wir wandern über die Insel zur Südseite. Dort befindet sich ein Kaufmann mit Bootstankstelle, ein Restaurant, eine Werft (eher Abwracke). Der Kaufmannsladen ist gut sortiert, die Abwracke ein Chaos, zwischendrin ein stylisches Restaurant, ein echter Hingucker. (59 38,814N; 18 50,641E)

Am Boot zurück versuche ich es mit dem Blinker, beschwere die Schnur mit einem schweren Hammer, ziehe meine Bahmen und ... finde den Anker! Alles wieder gut. Der Anker bekommt auch gleich eine neue längere Leine.

 

Högmarsö Ankerbucht

geliebter Heckanker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Högmarsö Süd

Högmarsö Süd im Restaurant1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am Morgen ist die Bucht spiegelglatt, die Sonne scheint, ein Haubentaucher fischt neben dem Boot. Wir lassen uns Zeit, frühstücken draußen in der Sonne, lesen, baden und fahren dann los zum Kaufmann und zur Tanke auf der Südseite. Weiter geht es Richtung Stockholm bis Nykvarn. Wir wollen Strom, Handy und Labtop aufladen. Auch dies ist eine alte Reparaturwerft, ein Sammelsurium von alten Booten, Autos und Krimskrams, ein freundlicher cooler rundlicher Chef. Vermutlich haben einige Stockholmer hier für rel. wenig Geld ihre Boote hier liegen, längere Zeit auch ein Holländer. Wir nehmen es als Etappenhafen nach spätem Start. Morgen Vaxholmen, übermorgen Stockholm, man soll ja relativ früh an den Häfen sein, um Platz zu bekommen.

 

Nykvarn StegNykvarn Halle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

05.08. Was Vaxholm angeht, ist die Sorge um einen Liegeplatz übertrieben. Selbst am Abend sind noLiegeplätze frei. Vielleicht liegt es am Preis 375 SEK + 100 für die Waschmaschine. Die Stadt ist aber wirklich sehr schön. Sie kommt mit auf die Hitliste, noch vor Öregrund. Ein kleiner Ort mit Busverbindung zu Stockholm, städtischer als Öregrund, Kneipe an Kneipe, dazwischen maritime Läden. Wir finden Pullover zu erschwinglichen Preisen und geraten fast in einen Kaufrausch. Mittagessen: Tagesmenü für 85 SEK. Im Hafen weist flottes personal ein und nimmt die Leinen an. Uns gefällt der Ort sehr und die Festung neben dem Hafen beeindruckend. Die Festungen stammen aus dem 16. Jahrhundert und schützten Stockholm. Bis zu dem U-Boot-Zwischenfall in den 1980-igern wurde die Festung militärisch genutzt, dann nutzte sie nichts mehr.

 

 

Vaxholm BurgVaxholm1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vaxholm HafenterrasseVaxholm Kunstausstellung auf der Brücke

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

06.08. Stockholm

Stockholm ist wirklich beeindruckend. Wir liegen im Wasa-Hafen direkt im Stadtzentrum. Die Bedenken, einen Liegeplatz zu bekommen waren bisher immer unbegründet, aber wie in Vaxholm sind hier eine Reihe von Plätzen frei und es bleiben auch einzelne Plätze über Nacht nicht belegt. Zuerst fallen uns die vielen über die Toppen geflaggten Boote im inneren Teil des Hafens auf, auch deutsche Boote sind darunter. Ich erkundige mich bei einem deutschen Seglerpaar und erfahre, dass hier das Seglertreffen der ICCY (International Council of Cruising Yachts) stattgefunden hat. Das finde ich erst einmal sehr interessant. Dann kaut mir die Frau auf dem Teilnehmerboot aber ein Ohr ab (der Mann möchte auch gern, kommt aber nicht zu Wort), erzählt von dem Programm: Empfang in der Villa Godtherm, Drinks, Bufett, Drinks, Bufett, Empfang in der Residenz des schwedischen Commodore „Steminge Castle“, Drinks, Bufett, dann gockelt auch noch ein Herr in weißen Hosen und blauem Blazer bei hochsommerlichen Temperaturen über den Steg (der Chef der deutschen Abteilung), ich will weg, jetzt wird mir die Speisefolge erklärt und wie schön es doch sei, sich zu treffen und auszutauschen (zwischendurch auch in den nationalen Gruppen, auf Schloss Bla bla bla oder in der Stadt so und so). Die hatten das ganze Wochenende zum Austausch, warum muss ich mir die Geschichten alle anhören. Höflich verabschiede ich mich, ich muss jetzt aber, meine Frau wartet schon, tut sie wirklich. Mein Interesse am ICCY ist erloschen. Und noch eins: man sagt ja, hüte dich vor Einhandseglern! Sie lieben die Einsamkeit, sind aber am Steg überaus mitteilungsbedürftig. Noch einnehmender sind Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben und regelrecht auf ein vermeindliches „Zuhöropfer“ lauern.

Stockholm ist spannend, wir erkunden die Stadt, treffen Freunde von Heidi, die in Stockholm leben. Unser Bild von den Schweden rundet sich weiter ab. Am nächsten Tag nochmal, Wachablösung im Schlosshof, eine echte Show (schade, dass wir kein Königshaus haben, das ZDF könnte hier was lernen), Souveniers kaufen, bummeln. Tobias von der „Julius“ meldet sich. Er ist im Wasa-Hafen eingelaufen und hat unser Boot entdeckt. Wir verabreden uns für einen kleinen Plausch.

 

Stockholm Stadtbild

Stockholm Zentrum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am ersten Tag haben wir uns im Museum für historische Boote in der Marina kurz umgeschaut, sehr ansehenswert (wir fanden auch ein Buch über die Eigenheiten der Schweden in Deutsch, das wir erwerben wollten: „Das Jahr in Schweden“ vom Bökförlaget Max Ström, 2010), und planten, uns am nächsten Tag dafür mehr Zeit zu nehmen. Leider war es morgens noch nicht uns abends nicht mehr geöffnet. Auf dem Steg traf ich eine Dame, die ein Abzeichen der Veteranbotsföreningen trug. Es stellte sich heraus, dass der Verein das Museum betreibt, von der Stadt kostenlos übertragen. Die Dame schloss mir das Museum nochmals auf, verkaufte mir das gewünschte Buch und wir hatten noch ein interessantes Gespräch über alte Boote. Am nächsten Tag fand dann auch ein Treffen alter Motorboote aus Holz, Petterson-Bauten im Hafen statt, echte edle Schönheiten. Am Außensteg der Marina lagen als Kontrast inzwischen eine Reihe von „Affenfelsen“ ab 18 m. Immerhin haben sie den Schwell etwas gedämpft, der mir meine Scheuerleiste am Bug, über die die Vorleine geführt war, abgebrochen hat.

 

Stockholm Wachablösung

Stockholm Treffen hist. Petterson Boote

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus dem Buch: „Die Schweden zeichnen sich durch Geduld aus. Man leidet schweigend, bis das Tageslicht nach einem ewigen Winterschlaf wieder zurückkehrt. Man wartet in einer langen Schlange an der Kasse ohne zu klagen.“ Eine echte Geduldsprüfung in der Kaufhalle oder beim Kaufmann eine schwedische Familie vor sich zu haben! Ein Teil des Warenkorbs liegt auf dem Band, die Familie im Gespräch, was vielleicht noch gebraucht wird, die Verkäuferin wartet freundlich, sie führen ein nettes Gespräch, dann wird weiter ausgepackt und der Einkauf abgeschlossen. In deutschen Großstädten hätte der nachfolgende Kunde sicher schon den Einkaufswagen auf das Band gekippt.

Aus dem Buch: „Einladungen. Bei Einladungen sind die Schweden sehr förmlich. Hier sind die Regeln: Seien Sie sehr pünktlich. Bringen Sie Blumen oder eine Flasche Wein mit. Ziehen Sie die Schuhe aus (Haben Sie die Hausschuhe vergessen? Oje, oje.) Trinken Sie niemals mehr als Ihre Gastgeber. Verabschieden Sie sich vor Mitternacht.“

Kein Wunder, dass sie nur in den Familien zusammen glucken!

Sockholm ist echt sehenswert, auch die vielen alten Schiffe, die Wohnschiffe, die selbstverständlich im Stadtzentrum neben edlen Bars und Restaurants liegen (Hallo Rostock!). Trotzdem reichte es dann, es war heiß und die Schären lockten wieder.

 

Gotland der logische Weg

 

Stockholm Wind Surf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

08.08. Ablegen und der logische Weg: den Sund nach Süden, vorbei an „Napoleon Bay“, es sind viele Masten zu sehen (noch zu früh, der Wind ist gut), Ornö (auch noch zu früh) also Utö, Südhafen. Abends waren hier noch eine Reihe von Plätzen am Steg frei (Nordhafen natürlich voll). Annehmlichkeiten des Hafens, mehrere Gaststätten, Sauna, Bäcker mit richtigem Brot! Ungesüßt!!

Am nächsten Tag noch im Nordhafen tanken (Tankanzeige funktioniert nicht mehr). Nur 26 l bis Schaum im Entlüftungsschlauch, 14 Motorstunden seit Nykvarn, merken und weiter rechnen!

Dann verholen in die Kyrkviken, ankern. Wir sind das einzige Boot. Grillen auf dem Felsen zum Südhafen. Eine einheimische große Jacht fährt vom Südhafen durch in die Wiek (auf der Utö-Seite der Markierungstonnen), zur ehemaligen Werft (Anleger).

 

Utö Kyrkvik Varf

Utö Kyrkvik Grillen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

10.08. weiter auf dem logischen Weg nach Landsort, Öja. 14 Uhr sind wir dort und finden gut Platz am hinteren Steg vor Heckanker. So weit wie möglich durchfahren sagt Sailing-Rainer, vorn gibt es Schwell. Am Abend ist der Hafen proppen voll. Zwei Jachten liegen vor dem Hafen, warten bist das Versorgungsboot ablegt, dann ist der Platz bis 10 Uhr frei. Landsort kommt mit auf die Hitliste der Reise, die Insel, der Ort. Dicht gedrängt stehen die Häuser in den Fischer-/Lotsenhäfen im Süden, Kaufmannsladen mit Bar am Pier, super Essen. Überhaupt ist es erstaunlich und anerkennenswert, wie gut und kreativ das Essen in diesen kleinen Sommerorten ist. Es liegt wohl an den jungen Leuten, die hier im Sommer beschäftigt sind. Wir sind die ersten, die den Hafen verlassen!

 

Landsort Öja am Nachmittag

Landsort Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Landsort Hafen SW

Landsort Kunst im Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

11.08. Harstena soll unser Absprung nach Gotland werden. Wir gehen in die Lagune ankern. Inspiriert hat uns die Beschreibung von Parczyks. Den haben viele gelesen (bei Sailing-Rainer ist es auch ein Tipp), die Bucht ist voll, wir nehmen den besten Platz ganz hinten vor den Felsen.

Auch Harstena kommt in die Hitliste, die Bucht, aber auch der Hafen in der Nachbarbucht, der Ort, Bäcker, das Restaurant im Hafen. Heidi kränkelt, Erkältung. Wir bleiben einen weiteren Tag, Morgen soll es auch etwas mehr Wind geben. Ich gehe zum Kaufmann, der auch den Räucherfisch verkauft, auf dem Rückweg sammle ich eine gute Mahlzeit Pilze (Steinpilze, Maronen, Rotfußröhrlinge, Birkenpilze, einen Schirmpilz; andere Pilze lasse ich stehen, weil kein Pilzbuch zum Versichern). Zwischendurch Blau- und Preiselbeeren.

 

Harstena beliebte Lagune

Harstena auf dem Weg mit roter Mütze

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Harstena Pilze auf dem Weg

Harstena Pilze im Topf Achtung Kochlöffel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

13.08. Heidi geht es besser, der Wind ist günstig, 60 sm nach Gotland, Likershamn. Am Anfang sind es 15 kn Halbwind in Böen 22 kn, es geht gut voran mit allen Segeln (Genua, Groß und Besan), später lässt der Wind etwas nach, von Hafen zu Hafen im Schnitt 6,5 kn, besser geht es nicht mit Deep Blue.

Am Morgen fahren wir mit dem Bus 25 km über die Insel nach Visby. Die Insel ist relativ langweilig, Visby nicht, eine echte Perle, das Zentrum des alten Ostseehandels, verbündet mit Lübeck. Wenn man sich ein Bild von den mittelalterlichen Zeiten machen will, sollte man nach Visby fahren!

In Likershamn bleiben wir noch, wegen der interessanten Küste, der Raukas und vielleicht finden wir auch noch einige Fossilien.

Einige Fossilien? Wir wandern von Likershamn nach Ireviken, ein Tipp von dem europaweit anerkannten Fossilienexperten Folka (das Silur auf Gotland) und dem Klomann in Likershamn. Man muss nicht suchen, man latscht praktisch auf dem urzeitlichen Gewürm. Wenn ein Stein keine Fossilien zeigt, muss man ihn umdrehen, dann sind sie da.

Bisher waren wir mit 4 Booten im Hafen und haben längsseits an der Pier gelegen. Heute, am Sonnabend 15.08. füllt sich der Hafen, so dass wir die Heckboje nutzen.

 

auf dem Weg nach GotlandLikeshamn Deep Blue

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

nach Gotland

Likeshamn

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Am Anfang 7 kn (Von Hafen zu Hafen 6,5)                                                                                                                                      Lickershamn, Gotland

 

 

Likeshamn Abendlicht

Likeshamn Anker

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lickershamn Abendstimmung                                                                                                                                                                                                                  So geht Anker auch! 

 

 

 

gar nicht schwedischGotland Visby

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 gar nicht schwedisch! -war aber auch nicht ernst gemeint                                                                                                                                   Visby

 

Gotland Visby1

Gotland Ruine Visby St.Karin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Gotland Visby Hafen mit Fregatte

 

 

Fregatte im Hafen von Visby

 

16.08. Wir segeln von Gotland nach Öland, das sind rd. 60 sm also geht es früh los und wir planen an die Nordspitze, nach Grankalleviken zu segeln, weil wir dort zur Not auch ankern können. Es hat sich ein Starkwindfeld aus O-NO angekündigt. Wir gehen davon aus, dass der Hafen Byxelkrok abends voll sein wird, weil die Segler nach Gotland dort festhängen. Das war ein Irrtum, die schwedischen Segler sind verschwunden, am 18.08. ist Schulanfang, die Häfen sind leer.

 

Im aktuellen schwedischen Gasthafenverzeichnis steht: Hafen Nabbelund, Duschen, E-Versorgung, Gasumtausch, Toiletten, Wasser, Trailerrampe. Der Hafen ist aber wegen Bauarbeiten geschlossen, ein Bagger (Hopper liegt an dem alten Fähranleger und wartet auch auf besseres Wetter. Es gibt keinerlei Versorgung, aber wir sind willkommen, bleibt und wartet bis das Wetter besser wird. Ein schwedischer Segler, der nach uns kommt wird abgewiesen. Wir schlendern in den Ort, dort soll es ein Retaurant geben, geschlossen, steht zum Verkauf. Überhaupt scheint es das Ende der Welt zu sein. Heidi sagt "EndzeitstimmunAlso wandern wir in die andere Richtung zum Leuchtturm "Langer Erik", 1845 gebaut, 32 hoch. Die Dame, die die Besichtigungskarten verkauft, schenkt auch Kaffee und Kuchen aus, immerhin der Weg lohnt sich. Draußen tobt die Brandung und unsere Lagune -es gibt hur eine enge Zufahrt-bietet uns Schutz. Strom produziert unser Windrad, dass ich lange gefesselt hatte, weil es Lärm macht und wir keinen Strom brauchten.

 

Nabbelund Langer Erik1

Nabbelund Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 18.08. lässt der Wind nach und wir nutzen früh die Gelegenheit nach Byxelkrok zu verholen, es ist ja nur um die Ecke. Nur mit dem Großsegel laufen wir 6 kn, es ist immer noch reichlich Wind, aber aus der richtigen Richtung und bald sind wir in der Abdeckung von Öland. Und wie gesagt, der Hafen ist leer. Drei deutsche Boote, die nach unserem Einlaufen Mut fassen und gen Süden losziehen, und ein schwedisches. Abends kommen dann doch noch6 Boote zusammen.

 

Der Hafen ist sehr schön, Versorgung, Waschmaschinen, Trockner, W-LAN bis zum Boot, sehr schönes Service-Gebäude, und das nur für uns allein. Mit der Anmeldung bekommen wir einen Gutschein "Zwei essen, einer bezahlt" (Herbstangebot?) Im Hafen gibt es mind. 6 Restaurants, 3 sind geschlossen bzw. machen nur noch am Wochenende auf. Bei mir kommt plötzlich Herbststimmung auf. Die Saison ist vorbei, In einer Woche ist auch Heidi weg. Na, daran werde ich mich gewöhnen. Heute ist erst einmal Wäsche und Einkauf angesagt.

 

 

 Byxelkrok HafenByxelkrok der Kneiper lehnt sich schon zurück Saisonende

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dummerweise haben wir gleich für zwei Tage bezahlt. Mit zwei Waschmaschinen und drei Trocknern ist die Wäsche schnell erledigt. Wir hätten weiter segeln können. Also leihen wir Fahrräder aus und radeln zur Ostküste, feiner Sandstrand, wie auf Usedom. Wir fahren die Küste entlang nach Böda Sand, einem riesigen Campingplatz, aber auch hier ist die Saison zuende, viele Läden und Bistros und der Frisör (den hätte ich wieder nötig) geschlossen. Heidi möchte ein Eis. Es sind nur noch Restbestände der Ladenhütersorten verfügbar, nachbestellt wird nicht mehr. Der Hafenmeister in Byxelkrok sagt uns, dass der Hafen im September noch offen gehalten wird, um die Schweden langsam an eine Saisonverlängerung zu gewöhnen, aber es sind nur noch wenige Boote.

 

Öland Ostseite

Byxelkrok vom Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nordöland-Ostseite, Superstrand                                                                                                                                                                  Byxelkrok vom südl. Leuchtturm aus

 

 

Öland Windmühlenjpg

Byxelkrok das letzte Boot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Windmühlen auf Öland                                                                                                                                                                        Das letzte Boot

 

 

Byxelkrok Herbstschwalben

unsere Ostsee

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schwalben sammeln sich schon                                                                                                                           Das Meer in unserer Mitte, abgestorbene Algen, wie lange geht das gut?

 

 

20.08. wir segeln nach Figeholm, nicht in den Vereinshafen des Figeholm Bootsklub sondern auf deren vorgelagerter Insel Ragholmen. Es sind nur 15 sm und wir sind mittags dort, es ist warm, die Sonne brennt, Baden ist angesagt. Wir sind das einzige Boot am Vereinssteg der Insel. Der Tipp stammt von Palczyk, 1990. Endlich wieder in den Schären (auch wenn es nur kleine Inselchen sind).

 

 

Ragholmen Vereinsinsel

Ragholmen Vereinsinsel1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ragholmen Vereinsinsel und abends kommen die Gänse

Fiegeholm Ragholmen Morgenhimmel1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese verfluchten Gänse, sch.... alles voll

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

21.08. Verholen nach Figeholm Dusche, Restaurant, Kaufmann über den kleinen Fluß mit dem Dingi zu erreichen. Alles sehr "nett" und windgeschützt.

 

 Fiegeholm HafenFiegeholm Hafen1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Hafen

 

Fiegeholm BäckerFiegeholm Raststätte auf dem Weg zum Kaufmann

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ein richtiger Bäcker mit ungesüßtem Brot!                                                                                                                                                                     Rastplatz auf dem Weg zum Kaufmann

 

Fiegeholm SchifffahrtsmuseumFiegeholm Bootstypen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Natürlich hat Figeholm ein Schifffahrtsmuseum, 750 EW

 

Seit dem 15. Jh. werden "Storboots" (30, max. 36 ft), "Storöka" (22-27 ft), "Millaöka" (17-22 ft) bis zu "Roddsump" (13-16 ft) gebaut. Die Storboots

konnten 5,5 t Fisch plus Besatzung und Proviant transportieren. 

 

 

 

 

22.08. Wir genießen die Schären! Sonne, Wassertemperatur 21 Grad, abends windstill und auch sonst still. Also segeln wir so lange es geht in den Schären Richtung Süden. Irgendwann müssen wir raus in den Sund, an Oskarshamn vorbei, ein Pullover über das Tshirt ist angesagt. Dann geht es wieder in die Schären, an die Insel Fläskö. Auf dem Weg dorthin ist schon irgendwie auf jeder Insel eine Familie mit Motorboot, Campingstuhl, Sonnenschirm und Grill. Auch an der Insel Fläskö sind am besten Platz schon junge Leute mit einem kleinen Motorboot, wir nehmen den zweit besten. Davon gibt es aber viele mit Ringen im Fels. Kurze Zeit später (Spätnachmittag) fahren die Schweden mit dem Motorboot zurück in die Stadt, wie es die meisten Motorbootfahrer machen. Wir sind wieder allein. Wir machen es wie die Schweden, grillen. Nachts ist es schon richtig dunkel, so dass wir einen super Sternenhimmel über uns haben.

 

Fjäskö unser Felsen2Fjäskö die Insel im Innern

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fläskö, Westspitze mit Ringen, um die Ecke im Norden sind auch welche                                                                                                                                                    Die Insel im Innern

 

Seeadler beobachtet uns

Paskallavik im Vorbeifahren

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                                                                                                                                          Paskallavik im VorbeifahrenPaskallavik im Vorbeifahren

 

 

 

 

Seeadler am Schärenweg, ihr Stammsitz, mehrere Horste                                                                                                                                 

 

23.08. Borgholm auf Öland oder noch eine Schäre? Wir entscheiden uns für Borgholm (Systembolaget, Wein ist alle) und danach wieder eine Schäre (Mäsö). Von Fläskö geht es südwerts durch ein super enges und verwundenes Fahrwasser, auch hier überall Segelboote an den Felsen. Der Wind ist wie immer gut (wir haben wirklich Dusel) am frühen Nachmittag sind wir m fast leeren Hafen Borgholm (2 schwedische, 4 deutsche und ein dänisches Boot). Wir treffen ein Seglerpaar aus Rostock, die Frau ist wieder sehr mitteilungsbedürftig (analog Eintrag Stockholm), ein Glück, dass sie mit den anderen deutschen Booten am ersten Steg liegen, 200 m weit weg, so trfft man sich nur bei den Serviceräumen. "Wir müssen heute noch zur Burgruine, morgen ändert sich der Wind, da müssen wir früh los!" Es ist Ostwindund 15 kn und

wir liegen auf der Westseite von Öland.

 

Borgholm Liegeplatz

 Borgholm Stadtbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klasse Liegeplatz                                                                                                                                                                                         Fußgängerzone durch die Stadt zum Hafen

 

 

Borgholm Stadtrandvillen

 

Borgholm Burgruine

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Holz-Villen am Stadtrand                                                                                                                                                                                Innenhof der Burgruine

 

Wir gehen also am Morgen zur Anlage der Burgruine, die noch nicht geöffnet, aber auch nicht abgeschlossen ist. Also eine einsame Burgbesichtigung der imposanten Anlage. Nur im Museum treffen wir eine Putzfrau und schleichen uns vorbei.

Dann geht es zum Systembolaget, der um 10 Uhr öffnet. Wir trödeln auf dem Weg, damit wir nicht so versoffen aussehen und schon gewartet hätten. Der Laden ist aber schon proppen voll. Einfach Einkäufer, wie wir und auch sehr "bedürftige" Kunden.

 

Borgholm Herrscher1

 Kalmar von Nord

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

einmal Herrscher sein!                                                                                                                                                                              Unter der Brücke geht starker Strom

 

24.08. Mittags legen wir dann auch ab, sicher ist sicher und nicht zur Insel Mäsö (ein Tipp von Rainer). Wir gehen auf Nr. sicher, Kalmar. Von dort fährt Heidi am Freitag zurück.

Es wird eine rauschende Fahrt bei zuerst halbem Wind unter Genua und Großsegel, die Ölandküste entlang 7-7,5 kn. Später nach Kalmar rüber mehr achterlich noch 6,5 kn, da macht Segeln doch Spaß! Wir tanken gleich noc und rechnen (Anzeige geht nicht): 29 Motorstunden, wir tanken 37 l bis Schaum im Überlauf sichtbar wird. Das sind 1,3 l/h. Es war ausschließlich Motorfahrt in den Schären, wo der Motor mitlief, um in den sehr engen Schären manövrieren zu können.

Nach 3 Stunden waren wir im Hafen fest. Von Hafen zu Hafen, inkl. tanken 5,6 kn im Durchschnitt, ha!

 

Kalmar HafenKalmar Stadtbild

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Hafen legen wir uns hinter die Bootshallen, wenn der Wind wirklich so stark aus Süd kommt?                                                                         

 

 

 

                                                                                                                                                                                                                       Kalmar

 

 

Kalmar ist eine sehr interessante, lebhafte Stadt. Die Universität Uppsala hat hier, wie in Visby, eine Außenstelle. Es scheint Studienbeginn zu sein, überall Studentengruppen. Für mich wird es Zeit, endlich mal wieder zum Frisör zu gehen. Ich nehme den ersten besten Laden, eine süße Frisörin schneidet mir die Haare gekonnt, 40 € ist doch ein angemessener Preis? Und ich dachte die 30 € in Mariehamn wären schon viel.

Auf Kalmar war ich auch wegen des "Meeres in unserer Mitte" gespannt. Kalmar war schon immer ein bedeutender maritimer Ort, ein Tor, der Ostsee. Und immerhin wurde hier die Kalmarer Union und der Kalmarer Frieden besiegelt, von Margareta der dänisch-norwegischen Königin, die als ihr Sohn, der zukünftige König, starb, den Sohn ihrer pommerschen Nichte Erik adoptierte und krönen ließ. Eine scheinbar moderne emanzipierte Frau. Leider hielt der Frieden nicht sehr lange.

 

Die Schlossanlage ist sehr beeindruckend.

 

Kalmar SchlossKalmar Schloss1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Heute besuchen wir das Seefahrtsmuseum, ein Museum in einer Wohnung, aber sehr interessant.

Das Haus am Hafen hat ein Kachelofenhersteller 1889 erbaut und in jeden Raum einen imposanten

Kachelofen gestellt. Die allein sind sehenswert. Aber das Museum ist vollgestellt mit vielen maritimen

Produkten aus aller Welt. Mich erinnert es an die Ausstellung im Teepott Warnemünde von Käpt'n

Karstensen. Dazu gibt es eine sachkundige Auskunft. Wir entdecken die LLoyds-Schiffsregister des 20. Jh

und Flaggentafeln, sowie Kapitänsbilder. Konny hätte seine Freude, zumal die Aufsicht alle Schränke aufschließt und uns in den Büchern blättern läßt. Klein aber fein!

 

27.08. letzter Tag in Kalmar. Morgen fährt Heidi von hier (praktisch aus dem Hafen, dort ist der Bahnhof gegenüber nach Trelleborg und dann mit meinem Ole auf der Mecklenburg-Vorpommern nachhause. Na, da weiß ich sie in guten Händen. Ole hat alles organisiert, inkl. Kabine, das Wetter wird auch gut sein.

Ich ziehe dann auch gleich nach der Abfahrt los. Zwei Tage soll der Wind aus SW oder SSW wehen und so kann ich nach Süden vorankommen. Am ersten Tag ca. 30 sm bis Kristianopel und am zweiten Tag ca. 25 sm bis in die Schären östl. Karlskrona. Ole hat sich schon hämisch gemeldet: "ab jetzt wird geknüppelt!" Denkste, ich habe Zeit und bei Südwind wird es dann langsam weiter durch die Schären Richtung Oskarshamn gehen.

 

Als Mathias abgefahren ist, haben wir ein kleines Resümee gezogen, schönste Häfen, beeindruckendste Erlebnisse usw. Jetzt, wo Heidi fährt sind viele Erlebnisse dazu gekommen. Am bedeutendsten, seit sie da war hatten wir Sommer! Fast immer schien die Sonne, es war warm, Wassertemperaturen jetzt 21 Grad, bei südlichen Winden immer warm. So haben wir die Schären genossen.

Zu der schönsten Stadt Tallinn sind Visby und Kalmar hinzu gekommen, Turku war im Rennen und auch Sundsvall hat uns gefallen, Stockholm ist natürlich eine Klasse für sich.

 

Hier in Kalmar merkt man schon den Süden, Kristianopel liegt dann schon in Blekinge. Die Stadt Kalmar ist bis in die Nacht belebt, die Gaststätten voll, die jungen Leute flanieren in den Fußgängerzonen. Die Stadt hat etwa 50.000 EW und etwa 15.000 Studenten. Das zeigt sich deutlich im Stadtbild.

 

 Kristianopel auf dem Weg2Kristianopel auf dem Weg1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

28.08. Kalmar, heute reist Heidi mit dem Zug ab. Früh aufstehen kommt mir entgegen, ich möchte dann auch gleich los. Kurz vor 9 Uhr fährt ihr Zug, wir kaufen noch gemeinsam die Fahrkarte, dann trennen sich die Wege. Während sie noch auf den Zug wartet, lege ich ab mit dem Ziel Kristianopel. Es wird eine rasante Fahrt, zunächst hart am Wind mit Fock und Großsegel, ich bin auf meiner ersten Etappe allein vorsichtig. Der Motor läuft zunächst noch mit, damit ich mich im Fahrwasser halten kann. Dann kann ich etwas abfallen, der Wind legt zu, die Segel stehen gut, Motor aus. Der Wind weht jetzt mit 18-19 kn, in Böen sind es 22 kn, meine Beseglung passt. Um 14.30 Uhr bin ich fest in Kristianopel, im Schnitt sind das 5,8 kn! Der Hafenmeister nimmt die Vorleine an, alles klappt super. Ich bin begeistert von meinem ersten Solo-Segeltag. Mit dem Hafenmeister spreche ich länger, er kennt die ganze Ecke. Als er hört, dass ich am nächsten Tag gleich weiter Richtung Süden segle, fragt er, aber doch nicht nach Karlskrona? Das ist langweilig. (Kristianopel gehört zur Gemeindeverwaltung Karlskrona) Es wehen die schwedische und die dänische Flagge, um auf die Historie aufmerksam zu machen. Blekinge, so heißt die Gegend von Kristianopel bis Karlshamn, war lange in dänischem Besitz und gerade um Kristianopel, der östlichsten Festung Dänemarks gab es viel Streit. Ich bekomme auch noch ein kühles Anlegebier im Hafencafe, dann schließt das Cafe aber. Langsam trudeln die anderen deutschen Segler aus Kalmar ein und jammern, die See war so ruppig. Schön, dass ich ein altersgerechtes Boot mit Mittelplicht habe, in der ich geschützt unter der Sprayhout und relativ schaukelfrei segeln kann.

Der Hafenmeister kommt mit auf die Hitliste!

 

Kristianopel Hafenmeisterbude

Kristianopel Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kristianopel Hafencafe

Kristianopel Blüse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

29.08. Jetzt habe ich das alte Heft der Revierbeschreibung von Blekinge zu Rate gezogen und mich für einen Felsenliegeplatz in Öppenskär, direkt westlich von Torhamn entschieden. Der Wind weht wie am Vortag, also wieder hart an den Wind und vor Hammenabben Wende ins Innenfahrwasser. Es ist sehr eng und ich streiche vorsichtshalber die Fock. Beim Anlegen am Felsen hält der Heckanker nicht und das Boot driftet mit dem Bug an der Felsnase vorbei, bevor ich vorne bin und mit der bereitgelegten Leine an Land springen kann. 2. Versuch: Nun komme ich am Felsen fest (Ringe), aber achtern hält der Anker wieder nicht in dem dichten Kraut. Ein anderes schwedisches Boot wollte in der Bucht ankern, hat es nach drei Versuchen aufgegeben und ist weiter gefahren. Also mit dem Dingi raus, bei vollen 36 m Ankerleine den Anker fallen lassen und vorsichtig wieder eingeholt. Nach gut 10 m fasst der Anker endlich. Das ist gegen 13 Uhr und ich kann aufbrechen, die Insel zu erkunden. Hier leben Schafe und Rinder und offensichtlich hat der Naturschutz im Frühjahr Bäume (Birken) und Büsche (Wachholder) abgesägt.

Gegen 19 Uhr schläft der Wind endlich ein und es wird ein herrlicher Abend an einer unbewohnten schwedischen Schäre. Hier und da sieht man ein anderes Boot an den umliegenden Schären.

 

Öppenskär am Felsen

Öppenskär Inselwanderung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Öppenskär Abendhimmel1

Öppenskär Abendrot

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

30.08. Die nächste Etappe soll mein Lieblingssund östlich von Karlskrona sein. Zwischen den Inseln Knösö und Säljö gibt es einen engen Sund mit masthohen Felsen und Ringen. Hier lagen früher U- und Schnellboote am Felsen mit Tarnnetzen versteckt. Hierher fahren wenige Boote, weil es nur eine Stunde von Karlskrona entfernt ist und der moderne Segler, die Marinas vorzieht. Diesmal bin ich ganz allein und suche mir den besten Liegeplatz an Knösö aus, es herrscht absolute Ruhe. Auf den Felsen haben viele Bäume Herbstfärbung und die ersten Blätter fallen, Indian Summer. Es liegt wohl an der Trockenheit, es hat schon lange nicht mehr richtig geregnet.

 

Knösö Lieblingsankerplatz

Knösö hinterm Felsen versteckt

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus langer Weile rudere ich mit dem Dingi weiter in den Sund zu einem Anleger für mehrere Ferienhäuser, ein Mann (Alter Schwede) werkelt dort und ich frage ihn, ob es in der Gegend wohl einen Kaufmann gäbe. Nein, aber an der Anlegestelle am Anfang des Sundes steht sein Auto, das könnte ich benutzen, um zu einem Supermarkt zu fahren, ich hole nur schnell die Schlüssel. Ich bin baff, will aber nicht mit einem fremden Auto in der Gegend herum irren. Es sollen 3 km sein, easy, die gehe ich zu Fuß. Um keinen Preis, viel zu weit, warte eine Stunde, dann fahren wir zusammen dorthin, ich muss auch noch einkaufen. Nach einer Stunde kommt er wirklich und wir fahren mit seinem alten VW-Pick up einkaufen. Er erklärt mir, dass man hier nur alte, nicht so wertvolle Sachen stehen lassen könne, seit es die Fähre in der Nachbarschaft (Verkö) nach Polen gibt. Es ist ihm peinlich, dass zu sagen, aber ihm wurden schon 3 Außenbordmotoren, 2 Boote gestohlen und 3-mal in seine sehr teuren Autos eingebrochen, um Radios und Ersatzteile zu entwenden. Jetzt hat er ein altes Boot mit einem alten Anbaumotor und eben diesen hässlichen Pick up und ist glücklich.

Übrigens kennt er die gesamte Küste bis Haparanda, sein Vater war Minen-Spezialist der Armee und sie haben an verschiedenen Standorten gelebt. Der Vater hat dann auch das Grundstück auf Säljö gekauft und mehrere Ferienhäuser gebaut, die er jetzt erhält.

Da ich nun schon mal einkaufen bin, kaufe ich nicht nur Butter, die ich in den nächsten Tagen gebraucht hätte, sondern dies und das und Fleisch zum Grillen. Auf dem Felsen wird gegrillt, in absoluter Stille, auch der Wind kommt hier nicht her.

 

Knösö Indian Summer gegenüber

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abends überlege ich noch, welches mein nächstes Ziel sein könnte. Der aktuelle Wetterbericht sagt Wind aus O –SO, ich könnte es gut bis Tärnö oder Karlshamn schaffen, aber es ist ja noch August und ich habe eigentlich viel Zeit. Also entscheide ich mich für die Ankerboje bei den kleinen Inselchen Bollö.

 

31.08. Der Tag beginnt anders. Zuerst will ich mit dem Fotoapparat und Stativ auf den Felsen am Boot, um ein Foto von dem Sund zu schießen. Bei langen Belichtungszeiten reicht das geringste Schaukeln des Bootes, um die Bilder unscharf werden zu lassen. Zum Glück überlege ich es mir anders. Dann will ich aber an Land auf Toilette. Wie ich so übersteigen will, denke ich noch, was für ein bequemer Anleger, Vor- und Achterleine hängen schlaff, als hätte man sie gar nicht benötigt. Dann kommt der kleine Satz und ich rutsche auf den feuchten Flechten am Stein aus und fliege mit voller Montur ins Wasser. Na da kann man doch gleich auch richtig baden gehen. In den Frühstückskaffee gibt es einen Schuss Rum, gegen ansteckende Krankheiten und sonstige Unbill.

Dann geht’s los nach Bollö, die Ankerboje der schwedischen Kreuzerabteilung ist aber nicht da, ich bin falsch. Das letzte Stück verträumt dem Lotsenboot hinterher gefahren und auf der falschen Seite von Bollö gelandet. Hier gibt es den Hafen Garpahamnen auf Hasslö, na gut. Hier ist absolute tote Hose, keine weiteren Boote, aber Strom, um das Handy wieder aufzuladen und die Wäsche zu trocknen.

 

Garpahamnen bis dann

Garpahamnen auf Hasslö1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es war eine Eingebung, auf Bollö wird am nächsten Tag Krieg gespielt. Zwei Kommandoboote liegen in der Bucht, in die ich eigentlich wollte und schießen aus Maschinengewehren. Von Land Maschinengewehrfeuer, draußen patrolliert ein „Warship“. Ist es Teil des großen NATO-Manövers von dem ich gehört habe? Zumindest gerate ich in dem vergammelten Hafen nicht in die Feuerlinie und bin versorgt.

Trotzdem flüchte ich in einer Feuerpause (der/unser Feind ist besiegt, die NATO liegt mit dem Schweden Rasmussen in guten Händen!) Richtung West. Es soll noch ein paar Tage wehen und so ist Tärnö die richtige Insel zum Abwettern. Ich kenne die geschützte Bucht von früheren Besuchen.

 

01.09. Auf dem Weg aus dem Kriegsgebiet besichtigt mich erst einmal ein Armeehubschrauber. Ich werde als unverdächtig eingeschätzt und kann meinen Weg unbehelligt fortsetzen. Ich bin so froh die Entscheidung getroffen zu haben, mich aus diesem tristen Hafen zu verholen und feiere das mit einem „Sommergetränk“. Nachmittags bin ich am Anleger auf der Ostseite „Kroken“. Ich hatte auf die Ankerboje der schwedischen Kreuzerabteilung spekuliert, die liegt aber so dicht am Steg (das letzte Mal lag sie weiter draußen in der Bucht), dass ich gleich dort als einziges Boot längsseits gehe. So kann ich bequem an Land, z.B. zu den Toiletten, die jetzt echte, schicke WC’s sind, und das alles kostenlos! Im Ort gibt es auch noch ein „Badehaus“ mit kostenlosen Duschen! Das Barometer ist unter 1000 mbar gefallen, der Himmel hat sich verändert, aber es ist immer noch sonnig und warm. Badewetter.

 

 

Tärnö Liegeplatz Kroken

 

Tärnö Liegeplatz1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tärnö liebevoll gestaltete Häuser

Tärnö liebevoll gestaltete Häuser1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tärnö liebevoll gestaltete Häuser2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Tärnö Blekingebock

Tärnö Leuchtturm

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der sehr scheue Blekinge Bock, eine Wildkreuzung aus Reh und Rentie

 

Am nächsten Tag wandere ich zur kleinen Marina in der westlichen Ecke der Bucht, alles leer, ich lade mein Handy und das eBook auf und denke noch, hier hätte ich auch liegen können. Dann kommt ein Boot in Greifswald gechartert mit 4 netten jungen Lübecker Seglern (2 sind Ärzte, 2 Ingenieure, alle von der HS Lübeck). Wir unterhalten uns, ich gebe ihnen meine Tipps für die Gegend und sie revanchieren sich mit einer „echten“ (hier würde man sagen: Starköl) Bierauswahl. Dann wird plötzlich der Hafen voll und eine unfreundliche „Bewirtschaftung“ kommt kassieren. Sie verbietet auf dem Steg Alkohol zu trinken, so dass wir 3 m weiter aufs Boot, eine Hanse 37,5 wechseln. Ich verziehe mich wieder an meinen Steg und bin so froh hier zu liegen. Das Liegegeld spare ich mir auch noch!

Auf dem Weg treffe ich zwei schwedische Herren, beim Vorbeigehen bemerken sie, dass die Arbeitskräfte, die an den Häusern arbeiten, polnische Schwarzarbeiter sind. Daher kommt das Problem des Diebstahls. Die Polen klauen! Sie fragen mich noch aus, ob das in Deutschland auch so ein Problem ist. Naja, in manchen Gegenden schon, aber wenn sie ordentlich bezahlt werden, brauchen sie auch nicht zu klauen. Abends, nachdem die schwedischen Herren mit dem Motorboot abgefahren sind, will ich meinen Grill vom Grillplatz einsammeln, er ist weg! Es waren nur die beiden schwedischen Herren da, keine Polen!

 

Den Tag darauf kommen plötzlich 2 schwedische Boote an den Steg, Platz ist immer noch genug. Ein drittes macht an der Ankertonne fest. Ich will nett sein und ziehe mich auch mit dem Heck an die Heckboje. Als ich Platz gemacht habe, verschwinden alle wieder. Über Nacht dreht der Wind und ich habe die Wellen am Heck. Das hat man davon.

 

 

Übrigens ich sinniere über das Ein-Hand-Segeln. Ich bin jetzt eine Woche unterwegs und es gefällt mir sehr gut, es klappt auch alles hervorragend, selbst an den Schären. Ich ströpere jetzt viel mehr in den Häfen und Orten herum. Meine Bekanntschaft von Knösö, frag mal ob es hier einen Kaufmann gibt, obwohl ich nichts dringend brauchte, ist ein Beispiel, man lernt interessante Leute kennen. Trotzdem empfinde ich es als schön, ab und an in Häfen Segler zu treffen, mit denen man sich mal austauschen kann. Z.B. treffe ich einen Holländer Uvo, der auch Solo unterwegs ist. Er hat Forstwesen in Holland studiert. Da wo ich in Holland war, gab es nur Pappeln. Er hat stattdessen auch in der Behindertenbetreuung gearbeitet und eine große Einrichtung geleitet. Bis zu diesem Jahr, er hat gekündigt, zu viel Einmischung durch die Politik. Es ist Zeit mal etwas ganz anderes zu machen. Seit Kalmar treffe ich auch einen anderen Holländer mit einem winzigen Boot unterwegs. Er holt sich immer Tipps ab und wir tauschen Wetterinformationen. So haben wir auf der Hintour auch immer wieder eine Reihe von Ein-Hand-Seglern getroffen, interessante Leute und Geschichten.

 

 

 

Hanö1

Hanö Himmel

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorbei geht es an Hanö, am Himmel tut sich was!

 

05.09. Das Windfeld ist vorbei, heute morgen soll es Westwind geben, bevor der Wind um 11 Uhr wieder auf SW-S dreht, also los. Noch vor 7 Uhr laufe ich aus der Bucht. Ich entscheide, nicht erst nach Hällevik, sondern gleich nach Simrishamn zu gehen. Dort habe ich mehr Möglichkeiten wieder auf besseres Wetter zu warten. Der Wetterbericht stimmt, 11 Uhr dreht der Wind auf SSW, um 12 Uhr schläft er völlig ein, um dann 14 Uhr mit Gewitter aus West mit quer fliegendem Regen und schlechter Sicht, Donner und Blitz zurück zu kommen. Als ich 15 Uhr vor der Einfahrt von Simrishamn ankomme, ist zunächst alles vorbei. Im Hafen liegen schon zwei deutsche Boote, ich und zwei weitere und zwei Holländer kommen noch dazu und warten auf den Nordwind.

Schade 4 sm fehlen noch an 3.000 sm. Die nächste Etappe soll Käseberga sein, der richtige magische Ort, um 3.000 sm zu feiern.

 

 

 Simrishamn Stadtbild GlycinieSimrishamn Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Simrishamn Stadtbild

Simrishamn Stadtbild Gaststätte mit Blick zum Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

07.09. Bei Wind und Regen habe ich bis heute gewartet, jetzt um 8 Uhr scheint sich das Wetter zu bessern. Der Wetterbericht sagt, langsam nachlassende Winde aus nördlicher Richtung und ich will nach SW, das passt! Mit Genua und Besan schaffe ich 7 kn und die Sonne scheint wieder dazu. Beim heißen der Genua bei achterlichem Wind passierte ein Missgeschick, die Luvschot war zu lose und rutschte unter den Bug, bei der Geschwindigkeit sie wieder unter dem Boot rauszubekommen, ohne sie auszufädeln, brachte mich ins Schwitzen. Es gab aber direkt danach Grund ein Bier aufzumachen, 3.000 sm sind vor Skillinge insgesamt auf dem Törn gesegelt. Prost!

Vom Ablegen in Simrishamn bis zum Anlegerbier nach dem Festmachen in Käseberga (24 sm) waren 3,5 Stunden vergangen, das sind gute 6,8 kn Durchschnittsgeschwindigkeit, inkl. Hafenmanöver!

 

Nach Käseberga wollte ich unbedingt, weil es ein magischer Ort ist. Über dem Hafen auf einem Plateau befindet sich die große Schiffssetzung Ales Stenar, ein heidnischer ritueller Ort, vielleicht das Pendant zu Arkona. Von dort kann man weit auf die Ostsee hinaus blicken. Nach Bornholm wäre ich besser und vermutlich genauso schnell gekommen, Käseberga war mir für diese Reise aber wichtiger.

Und bei Sonnenuntergang gehe nochmals mit einem holländischen Segler, Uvo, zu den Steinen, die jetzt in der Abendsonne mit langen Schatten wirken. Der Holländer hat eine Auszeit genommen, ist fast so lange unterwegs, wie ich. Er hat Forstwirtschaft studiert, aber es gibt fast nur Pappeln in Holland. Dann hat er eine große Gesellschaft zur Betreuung Behinderter aufgebaut und geleitet. Er hat aber die Lust verloren, weil sich die Politik immer mehr eingemischt hat und nicht immer zum Besten. So hat er gekündigt und sucht Abstand auf dem Segelboot.

Außerdem ist Käseberga ein kleiner Fischerhafen mit den besten Fischläden an der Ostsee, mit einem riesigen Angebot. Es gab Brathering mit Stampfkartoffeln und ein echtes Fischerbier. Der Hafenmeister war nicht aufzutreiben und der Geldautomat nicht zu finden, also auch noch sehr preiswert.

In Käseberga treffe ich auch Freunde eines weiteren Ein-Hand-Seglers, die ihn einige Tage begleitet haben. Das Boot hatte ich schon in Simrishamn gesehen. Später treffe ich ihn, den Beamten bei der Bundesbank, der eine Auszeit genommen hat und einem burn out zuvor gekommen ist. Er hat 3 Monate seiner vorzeitigen Pensionierung geopfert, um den Kopf wieder klar und den Körper gesund zu bekommen.

 

 

Käseberga Hafen1

Käseberga am magischen Ort1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Käseberga Steinsetzung am Abend

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Käseberga Steinsetzung bei Sonnenuntergang

 

 

 

 

 

 

 

08.09. Weiter westwärts nach Smygehamn, dem südlichsten Punkt Schwedens. Diesmal mit Genua und Großsegel bei 19-20 kn Wind aus N, mit Spitzen von 25 kn, die etwas westlicher einfallen. Wieder Rauschefahrt, um 13 Uhr drehe ich eine Ehrenrunde im Hafen, nur Platz an der Steinpier. Der Hafen ist dreckig, voller Algen und stinkt, überall steigen Blasen von Faulgasen auf. Zum Glück treibt der Wind sie fort. Den Hafen hatte ich wegen seiner südlichsten Lage gewählt -immerhin waren wir schon im nördlichsten Hafen Schwedens- und weil das innere Hafenbecken ein ehemaliger Kalksteinbruch gewesen ist. In der Gegend wurde viel Kalk gebrannt. Direkt neben dem Hafen steht noch ein solcher Brennofen. Direkt über dem Hafen wieder eine Fischräucherei mit Imbissangebot.

Trotzdem werde ich den Hafen nicht noch einmal besuchen.

 

 

 

Smygehamn am südl. Punkt in Schweden

 

 

Smygehamn südl. Punkt in Schweden

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Smygehamn Kalkbrennofen

Smygehamn Kaufmannsmagazin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kalkbrennofen                                                                                                                                                                                                  Kaufmannslager

 

09.09. Am Morgen habe ich im wahrsten Sinn die Nase voll. Schnell weg, nach Skare. Motor muckst sich nicht, die Spannung bricht sofort zusammen. Ich klemme das Ladegerät auf den Anschluss der Batterie, nichts passiert, kein Ladestrom. Als ich an den Klemmen wackle funkt es schön, es gibt einen kurzen Ausschlag, dann fällt das Amperemeter wieder auf 0???? Einfach noch mal starten und der Motor springt sofort an.

Skare ist auch so ein kleiner Fischerhafen auf der anderen, westlichen Seite von Trelleborg. Vielleicht stinkt es dort genauso, also gleich nach Klintholm, Dänemark, das letzte Land auf der Rundreise. Ein schöner sonniger Tag, aber wenig Wind. Am Nachmittag muß ich den Motor laufen lassen, um überhaupt anzukommen. Vorbei an den Kreidefelsen in den ordentlichen Hafen. Liegegeld 12 € mit Strom, Wasser, Dusche, Internet. Merken!

Hier treffe ich viele Segler wieder, den Franzosen mit seiner winzigen Benneteau, den Bundesbanker ... Sie zieht es nach Westen und der Wind ist günstig. Ich bleibe und werde eine Fahrradtour zu m Klint unternehmen, nochmal ein Stück Dänemark gedanklich und bildlich aufnehmen.

 

 

Klintholm Ankommen am Möner Klint

Klintholm Möns Klint

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klintholm Hafen

Klintholm Möns Klint abgerutscht

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Klintholm Möns Klint der RestKlintholm Bauernhaus1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Von hier werde ich nach oder Richtung Hiddenssee segeln und langsam schließt sich der Kreis. Bei mir verstärkte sich der Eindruck nochmals in Blekinge, dass man wirklich die Aussage von Christoph Neidhardt "Das Meer in unserer Mitte" beobachten und nachvollziehen kann: Die Menschen passen zu diesem Meer und sie ähneln sich. Ich hatte den Eindruck, in Blekinge waren die Leute schon sehr dänisch. Ich fragte nach ungesüßtem Brot, die Verkäuferin sah mich mitleidig an, wir haben nur ungesüßtes Brot! Die Lebensmittel: Süßes Brot, rot gefärbte Wurst, lange haben wir nach einem Lidl gesucht, um feste Salami zu kaufen. Hier, in Blekinge, gab es das, aber auffallend weniger blonde Menschen. In Skane war es dann gänzlich wie in Dänemark oder auch in Deutschland. Jetzt im Süden Dänemarks fühle ich mich wie zuhause angekommen. Es ist ja auch nicht mehr weit und die Vergangenheit ist eine gemeinsame, wenn man sich z.B. in der Kirchengeschichte umsieht. Und so war es beim Start, Polen und auch die Stadt Klaipeda unterscheidet sich kaum noch von Deutschland. In Lettland fühlt man sich schon ein wenig in Russland. In die Vergangenheit taucht man auf den estnischen Inseln, deutlich wird der Unterschied zwischen den von Schweden beeinflussten protestantischen Inseln und den mehrheitlich christlich orthodox Inseln. Insgesamt ist mein Eindruck, dass sich das Land sehr an Finnland angelehnt hat. In den Marinas findet man modernste finnische Technik und man spührt dann auch kaum einen Unterschied, wenn man nach Finnland segelt. Beeindruckend war allerdings die besondere Gastfreundschaft der Esten. In Finnland und Schweden haben wir viele gute freundliche Gespräche und von den Seglern wertvolle Insidertipps bekommen. Je weiter es nach Norden ging, um so fröhlicher und ausgelassener kamen mir die Menschen vor. Es waren die langen hellen und warmen Tage, die auf den Straßen genossen wurden. Die Verständigung war nie ein Problem. Überall konnte man sich auf englisch, nach einem "Warmwerden" auch oft auf deutsch verstehen. Im Gegensatz zu dem gewöhnungsbedürftigen Lebensmittelangebot in Schweden, war die Küche immer excellent. Selbst auf den kleinen Inseln gibt es saisonale Cafe's/Bistro's, die sehr geschmackvolle und modern zubereitete Gerichte anbieten. Dort sind es vor allem sehr junge Leute, die dort in der Saison arbeiten und ihre Kreativität sieht und schmeckt man. Super!

 

Heimatkurs Abschied von Mön1

 

11.09. Aufbruch nach Hiddensee und Reise nach Rostock.

In Klintholm liegt man zwischen den Ferienhäusern sehr geschützt, alles Notwendige ist vorhanden und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt, aber noch länger dort liegen wollte ich doch nicht. Irgendwie erwacht auch der Wandertrieb, wie bei den Zugvögeln, die sich sammeln und unruhig werden. So geht es jetzt den Seglern, die bei Ostwind nach Westen segeln wollen.

Der Wetterbericht ist für mich nicht so toll. Der Wind soll ab heute und in den nächsten Tagen von Ost auf SO drehen. Am Dienstag Süd und Mittwoch SW. Nach Hiddensee geht es nur noch heute und dann wieder am Mittwoch. Also los, den Rest Ostwind nutzen. 7.00 Uhr ablegen und das Boot umdrehen, damit ich schon im Hafen das Großsegel setzen kann. 7.30 Uhr bin ich unter Segeln aus den Molen, mal sehen, was der Wind erlaubt. 140 Grad wären notwendig, um östlich Hiddensee einlaufen zu können. Ich versuche das hinzubekommen, aber es läuft nicht gut. Es steht eine riesige Welle in der Enge zwischen Mön und Rügen, die das Boot immer wieder stoppt. Der Steuerpilot wird mit diesen Verhältnissen auch nicht richtig fertig, also 10 Grad abfallen und Richtung Barhöft. Als ich den Motor abstellen will, der nur noch mitgelaufen ist, ist die Spannung der Starterbatterie auf unter 12 V gefallen. Bei dem Seegang kann ich den Fehler - vermutlich eine lose Kabelverbindung- nicht suchen. Wenn ich den Motor jetzt abstelle, bekomme ich ihn vielleicht nicht wieder an. Also Motor weiter mitlaufen lassen.

Um 9.30 Uhr bin ich am Verkehrstrennungsgebiet, der Wind dreht langsam südlicher und nimmt noch zu. Es sind jetzt 23-25 kn und segle unter Fock und ungerefftem Großsegel. Ich fange an über den Hafen Darsser Ort nachzudenken. Bei SO könnte ich dann am nächsten Tag, wenn ich mein Energieproblem gelöst habe, zurück nach Hiddensee segeln. Nach einer weiteren Stunde, jetzt wird die Welle kleiner und kommt günstiger, 7 kn sind auf dem Log, siegt der Zugtrieb in mir. Nochmal 10 Grad westlicher und vorbei am Darsser Ort gehts in der Wind- und Seeabdeckung nachhause. Jetzt kann ich auch das Besansegel noch bei Halbwindkurs setzen. Plötzlich tauchen hinter mir noch drei Boote auf meinem Kurs auf -der Vogelzug!

 

 

 

 

17 Uhr bin ich fest im Museumshafen in Rostock und genehmige mir ein Bier. Am Ende ging alles schneller als gedacht. Ein bisschen bin ich traurig, aber nach der Reise ist vor der Reise!

Insgesamt sind es 3.150 sm, die ich abgesegelt bin. Fast 2.300 sm waren es gemeinsam mit Mathias, zum allergrößten Teil unter Segel, nur in den Schären und am Abend haben wir den Motor mitlaufen lassen, um noch ans Ziel zu kommen. Mit Heidi waren gemeinsam ca. 600 sm, hier ging es in den Schären in kleinen Etappaen (15-20 sm) langsamer voran. Jetzt schlief regelmäßig abends der Wind ein und in den engen Schärenfahwassern war es schlicht sicherer den Motor mit einsetzen zu können. 300 sm bin ich dann allein gesegelt und der Motor kam nur für die Hafenmanöver zum Einsatz. Zum Glück hatten wir meist ideale Winde mit Halbwindkursen oder raumer und auch meist sonniges Wetter, wenn es auch bis Mitte Juli immer sehr kalt war.

 

 

 

 

 

 
















Reisebericht 2018

Es ist Herbst 2017

Ich habe mir einen Hafentrailer gekauft, einen alten Traktorenhänger, auf den mein Bootgenau passt.

So konnte ich am Schnatermann aus dem Wasser gehen. Jetzt stehe ich auf unserem kleinen, von Hecken geschützten Parkplatz und habe alle Zeit der Welt für die Winterarbeiten. Vorher bin ich mit dem Museumshafen auf der Haedge-Halbinsel aus dem Wasser gegangen. Ein kalter, windiger Platz.

Winterarbeiten: Und die haben es in sich!! Eine kleine Faulstelle, schon im letzten Jahr beobachtet: der Ablauf aus der Plicht - eine Kleinigkeit, dachte ich. Der Umstand ist nur, dass ich zuerst die Steuersäule mit Steuerhydraulik,elektrischer Kontrolltechnik und mechanischer Motorenschaltung abbauen musste. Danach war die Bodenplatte in der Plicht auszubauen.

Jetzt komme ich an die Faulstelle und die ist größer als gedacht. Stechbeitel, Stichsäge, Karosseriesäge ran. Ursache erkannt: Der Ablauf von der Sitzbank war nicht richtig an den Plichtablauf angeschlossen. Kleine Ursache - große Folgen!

23.11. Heute habe ich mich entschlossen, auch noch den Dieseltank auszubauen, um mehr Platz und Baufreiheit zu haben. Also erst einmal Diesel abpumpen und dann den Tank raus. Danach: Stechbeitel, Stichsäge, Karosseriesäge.

 

Ach und ich bin Mitglied in der Kreuzer-Abteilung geworden! Ich hoffe auf Anregungen, insbesondere zum besseren kreuzen ;-) Das ist auf der "Hanse Boot" passiert.

 

20.01.2018  Ein Problem war das Sperrholz für die Reparatur zu besorgen. Entweder man kann ganze Sperrholzplatten kaufen, obwohl man nur kleine Stücken braucht, und hütet dann mit dem Rest. Oder man geht zu Bootsbauern, die aber auch kein Sperrholz vorhalten. Oder man kauft im Internet Stücke, die dann genau so teurer sind als ganze Platten beim Großhändler.

Die Lösung war für mich das Polyester-Zentrum Lübeck. Zunächst etwas sonderbar, der Internetshop ist total veraltet, am Telefon hieß es: komm einfach her, dann schneiden wir dir die Stücke raus. Kurz gesagt: zuerst haben wir in den dort vorhandenen Resten gesucht, dann weitere Stücke aus Platten herausgeschnitten. Der Preis: benötigtes Stück x Preis/m 2. Also merken: Polyester-Zentum Lübeck!

Die Vorbereitung dieser Segel-Saison hatte es in Sich!

Ich hatte eine faule Stelle im Rahmen des Plichtbodens am Wasserablauf entdeckt und wollte diesen sanieren. Das heißt: Steuersäule mit allen Verbindungen abbauen, Plichtboden ausbauen und loslegen. Die Faulstelle dehnte sich aber bis hinter den Dieseltank aus; also auch den ausbauen. Jetzt hatte ich Baufreiheit, aber die Kälte ließ ein Einkleben der Passteile nicht zu.

Also erst einmal den neu erworbenen Kleingarten mit Laube auf Vordermann bringen.

Am Ende konnte pünktlich Ende April gekrant, der Mast gestellt und alles wieder segelklar gemacht werden. Auf die Schönheit kam es in diesem Jahr nicht an, die erste Reise war für den 10. Mai mit Freunden in die Schlei angesetzt.

Aufregend wurde es noch einmal als der Motorenschlosser „Rübe“ bei einer Routinewartung der Einspritzdüsen defekte Gewinde entdeckte und diese sanieren musste. Aber auf „Rübe“ (Rüdiger Albrecht) ist Verlass. Am 10. Mai lief der Motor sauber und trocken.

10.Mai: 6 Uhr Ablegen Richtung Fehmarn-Belt Brücke, Heiligenhafen. Ab 10 Uhr schien die Sonne, allerdings kam der Wind genau von vorn. So konnten wir den Motor gleich mal testen (und die Seefestigkeit meiner Mannschaft, meinen Matrosen Rainer und Volker).

Die kleine Marina östlich des Stadthafens hat uns sehr gefallen, waren wir doch mitten in der Stadt und nahe der Restaurants. Der erste Segeltag der Saison soll doch stilvoll ausklingen, allerdings dann bei sinnflutartigem Regen, trocken in der Kneipe.

11. Mai: Nochmal hatten wir ca. 40 sm bis Schleimünde zurückzulegen, also wieder früh raus.

15 Uhr kamen wir dann in Schleimünde an, kurz nachdem Rainer Wäsch (sailing-rainer) mit seiner „Antje“ und Gert dort eingelaufen waren. Neben Ihnen war noch ein Platz frei und so kam das Treffen (Nordsee trifft Ostsee) auch gleich direkt zustande.

Hafen bei der Giftbude klein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

12. Mai: Weiter geht die Reise nach Haitabu, das Ziel der Reise mit meinen Matrosen, Rainer und Volker (Steg des Segelvereins Fahrdorf). Der Bildungs- und Kulturteil beginnt Wir besuchen Museum und Siedlung und wandern um das Noor und beenden die Bildungsreise auf Wikingerart in der Traditionsgaststätte „Odin“.

Am nächsten Tag verlässt uns Rainer (zuhause warten 80 Küken und weiteres Vieh. Volker bleibt noch einen Tag, den wir mit Ankern bei Missunde, Baden, Sonnen und Faulenzen verbringen.

Brücke Kappeln klein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nachdem ich Volker wieder nach Fahrdorf zum Bus gebracht habe, geht es wieder auf einen Ankerplatz auf der „Großen Breite“. Die Schlei ist wirklich ein super abwechslungsreiches Familienrevier, wo man sich immer einen geschützten Ankerplatz suchen kann und ein Restaurant ist auch nicht weit, mit dem Schlauchboot zu erreichen.

Allerdings reagieren einige Schleianreiner seltsam, als ich einen Stammlieger nach der Tauchtiefe am Liegeplatz frage, zuckt er die Achseln und verweist mich auf die Seekarte; als wir die Kellnerin eines Restaurants am Schleiufer nach Hornhecht fragen, glaubt sie, wir machen einen Scherz. Bei dem Hinweis Fisch mit grünen Gräten, sagt sie: sowas gibt es hier nicht. In Kappeln essen wir dann Hornfisch aus der Schlei. Aber sonst sind die Leute hier sehr freundlich und relaxt.

Am Abend trifft dann auch Rainer am Ankerplatz auf, nachdem er Gert in Kappeln abgesetzt hat. Wir genießen die ruhige Stimmung auf der Schlei, die vorbei ziehenden Boote und die Abendsonne. Mann, haben wir ein Glück mit dem Wetter!

16. Mai: gehen wir auf große Schleifahrt, 2 Std. bis Arnis und legen in der Traditionswerft Matthias Paulsen an. Wir werden freundlich vom Altgesellen begrüßt, der uns schon mal stolz die „Schätzchen“ in der Werfthalle zeigt. Hier liegen mehrere Holzkutter in Top-Zustand hergerichtet, u.a. der A&R Segelkutter „Meteor“. Dann treffen wir den Werftbesitzer, der uns begrüßt und die Gegebenheiten erklärt: Toiletten, Duschen, Müll etc.; In der Werfthalle fotografieren? Na klar, wir müssen nichts verstecken, macht ruhig Reklame für uns!

Am Abend ist „Mittwochregatta“, eine große Teilnahme, 5 Starts und viele Zuschauer an Land, alle kennen sich in der kleinsten Stadt Deutschlands.

IMG Fahrdorf klein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schleswig vo Fahrdorf

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Treffen auf der Großen Breite

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Arniss klein

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Werft Matthias Paulsen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Noch ein Wort zu Arnis: Die Wikinger machten auf der unbewohnten Insel Rast auf dem Weg nach Haitabu. 1666 hat Detlef von Rumohr die Herrschaft über die Gegend übernommen und wollte den Eid seiner Untertanen erzwingen (Leibeigenschaft). 62 Familien aus Kappeln verließen daraufhin Kappeln, nachdem der freundliche Herzog Christian Albrecht ihnen die Erlaubnis zum Siedeln auf der Insel erteilte und gründeten den Ort Arnis. Offensichtlich war dies die Creme der Angelsachsen, denn nach kurzer Zeit gab es hier mehr Schiffe als in Eckernförde oder Flensburg. Dazu siedelte sich das entsprechende Handwerk an. Später wurde ein Damm zur Insel erbaut, so dass Arnis sich heute aufeiner HI befindet.

Geblieben ist das Handwerk des Holzbootsbaus, was man an den vielen gepflegten Holbooten sieht.

Übrigens erklärte mir der Altmeister der Matthias Paulsen Werft, dass man Holboote immer wieder zu neuem Glanz verhelfen kann. Das geht mit vielen GFK-Yachten nicht, wenn das Material gealtert ist. Und er scheint Recht zu haben und beweist es mit dem eigenen Boot, an dem er 30 Jahre gearbeitet hat, um es jetzt in Bestzustand zu präsentieren.

Boot des Altgesellen von M.Paulsen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17. Mai: Die Schlei verwöhnt uns weiter, der Wind dreht auf West, so dass wir nach Maasholm segeln können. Rainer schreibt, dass wir auf der Schlei schleichen, weil Heidi kommt. Hinter Maasholm ankern wir wieder und fahren mit meinem Schlauchboot an Land, um Maasholm zu erkunden.

Am nächsten Tag geht es zurück nach Kappeln, wo Heidi ankommt, meine Liebe, und über Pfingsten bleibt. So ein tolles Revier und Wetter möchte man doch teilen. Rainer erkundet die Gegend in der Zeit mit dem Fahrrad.

Bevor Heidi kommt starten wir eine Einkaufsorgie. Rainer kauft einen Fotoapparat, den er mit all seinen digitalen Medien vernetzen kann, sogar aus 20m Wassertiefe und ich kaufe mir die Atlassammlung vom NV Verlag für die Ostsee, inkl. CD und App für Handy und PC. Endlich kommt in Deutschland die praktische Lösung an, die es in Finnland und dem Baltikum schon lange gibt.

Ein Muss ist die Bierakademie in Kappeln mit Essen bis zu Abwinken.

18. Mai: Nochmal die Schlei hoch bis Lindaunis, Ankern, Sonnen, Relaxen mit Heidi und Boote gucken, am Steg in Arnis Hafenkino vom Feinsten. Eine moderne 50 Fuss-Yacht, die Frau am Vorstag, der Mann am Ruder, Verständigung mit Schreien, hat schon drei Ehrenrunden gedreht, Bug- und Heckstrahlruder, hecktische Kommandos, Frau hält das Boot auf Kommado mal Bb mal Stb von den Pfählen bzw. dem Nachbarboot ab. Das Ganze hat die Länge eines Spielfilms. Was will man mehr, nach einem schönen ruhigen Segeltag auf der Schlei?

Dann gibt es Segler, die mit full speed bei achterlichem Wind an den Stegen vorbei brausen, je moderner, je schneller natürlich und solche, die die Schlei aufkreuzen und sich die Zeit nehmen.

Bis jetzt schreibe ich übrigens rückblickend, weil mein Labtop wieder mal seekrank wurde und mir den Zugriff verweigert hat. Mein PC-Doc gab einige Hinweise, so dass es jetzt holprig geht. Leider kann ich die Fotos noch nicht einstellen. Außerdem fehlt mir die Zeit auf der schönen Schlei.

21. Mai:  Wir sind von unserem Schleitörn zurück in Kappeln, tanken das Boot auf (40 l Diesel) Rainer hat in der Zwischenzeit die ultimative Kneipe gefunde,, "Palette". Die Kellnerin wirkt ein wenig wirr, ist aber sehr nett und geschmackvoll gesteilt. In der Kneipe treffen wir den Patron, loben das Ambiente und er klagt über den Nieddergang der Kneipenkultur: "Die Leute reden nicht mehr miteinander, sondern sitzen nebeneinander und glotzen ins Handy. Wir verabschieden uns von Heidi. Morgen geht es endlich wieder auf die Ossee, leider Wind von Ost, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als den Weg über die dänische Südsee zu finden.

auf der Nehrung zur Giftbude

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

22. Mai: Heute ging es früh los (7.30 Uhr) ich hoffte auf einen Winddreher auf NO, so dass wir Aerö südlich runden können. Aber leider, 20° bei wenig Wind trieben uns durch die dänische Südsee an Svendborg vorbei in die Thuroe-Bucht. Für viele Segler das Ziel, für uns ein Umweg aus der schönen Schlei zum schönen Rügen. Immerhin ist die Wassertemperatur hier 18° C und ich gehe öfter baden.

dänisch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Richtig segeln geht immer noch nicht, Großsegel und Motor. Immerhin haben wir tolles Sommerwetter und so kommen wir in den Grönsund. Von dort entschließen wir uns zu einem schönen Segeltag vor Möns Südküste, bleiben aber in Klintholm. Nach Rügen/Hiddensee passt der Wind noch nicht. Immer noch Sommer. Sogehen wir einkaufen, um zünftig zu grillen. Gibt es Schöneres?

segeln südlich Moen

Ein langer Schlag raus und dann Wende, Krs. Klintholm. Dort kommen wir 15 Uhr an, gehen Einkaufen, um den schönen Tag mit Grillen zu beenden. Wir brauchen Kraft für den nächsten Tag, Krs. Hiddensee.

Unter der Dusche fällt mir ein Spaß ein: Ich schreibe einen Beitrag im Segelforum und stelle die Titulierungen in Frage. Mit der Anzahl der Beiträge bekommt man dort Titel verpasst, vom Leichtmatrosen bis zum Großadmiral. Wer aber viel schreibt, hat wenig Zeit zum Segeln. Ich stelle eine irrsinnige Formel auf: Vereinfacht gefahrene Meilen /Bootslänge durch 10 / Anzahl der Beiträge im Forum. Wer eien Zahl unter 10 erhält ist ein Schnacker. Ich bat um Meinungen und Verbesserungsvorschläge. Das war der Hit, innerhalb von 2 Tagen über 1000 Klicks. Einige hatten den Nonsens nicht erkannt und hatten Bedenken (AIS-Prüfung der Angaben) andere witzelten mit.

 

 

 

 

 

 

 

25. Mai: 8 Uhr Auslaufen aus Klintholm, eine Buckelpiste nach tagelangem Ostwind, zweimal Vorsegel gewechselt, dann mit der Genua eigentlich zu viel Tuch, aber nochmal zu wechseln hatte ich keine Lust mehr, Deck waschen und abends 30 l Wasser in der Bilge.

16 Uhr waren wir in Kloster fest. Anlegebier bzw. Sommergetränke und erst einmal erholen. Dann habe ich Rainer doch noch den Ort gezeigt.

Rainer vor Klint

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

26. Mai: Rundwanderung auf dem Inselnorden. Ich habe Rainer meine Lieblingsecken gezeigt: Die Hütte von Farben & Lacke mit Blick auf den Bodden, Grieben mit der alten Kneipe Enddorn, Dornbusch, Klausner, Uwe Gohlkes Hedins Oe. Rainer hat es sehr gut gefallen. Zur Belohnung gab es bei Rainer RumCola, Gerts Lieblingsgetränk. Dann Baden in der See, Katrin hatte uns gewarnt, 11°C. Jo war kalt. Dann ging es nach Vitte in die Seebühne (Volles Programm).

Heute ist Sonntag und wir haben uns das Frühstück im Hotel Hitthim gegönnt. Dort konnten wir mit EC-Karte bezahlen. Das Kleingeld ist uns ausgegangen und der einzige Geldautomat der Insel in Vitte ist out of order. Also verlegen wir uns heute Nachmittag aufs Festland. Da gibt es auch keinen Geldautomaten, aber wir können mit Geldkarte bezahlen. Für morgen früh habe ich schon Brötchen in Vieregge bestellt.

16 Uhr geht es los, das Wetter ist nicht mehr so toll, bewölkt und diesig, eigentlich sollte nach dem Mittag schon wieder die Sonne scheinen, und dies bis zum Freitag.

Rainer hat auf sein offenes Gesicht von einer Verkäuferin, 50 € geborgt bekommen, er überweist dies per online-banking zurück. Ich gebe mein letztes Bargeld aus.

Kaum sind wir in den Breetzer Bodden eingelaufen kommt eine Nebelwand auf uns zu. Ich denke noch, dass wir da schnell durchkommen und dahinter scheint die Sonne wieder. Leider wird der Nebel immer dicker, z.T. 20m Sicht bei Wittower Fähre. Rainer ist dicht hinter mir und dahinter hängt sich noch ein Motorboot und vertraut meiner Navigation. So dichten Nebel in engen Fahrwassern und dann noch die Charterbasis mola in Breege vor uns mit den Fritzen, die im Hafen nicht einmal aus einer Box kommen – erhöhte Wachsamkeit ist angesagt.

18 Uhr sind wir in Vieregge am Anleger von Rolli Reeckmann und wenig später im Bistro. Wir leben auf Bierdeckel und rechnen am Ende ab. Die Wirtin, Ulrike Frank, kennt mich noch vom Vorjahr.

Abends kommt dann plötzlich die Sonne heraus und nach einigen Böen schläft der Wind wieder ein. Sommerabend. Sonnenuntergang. Man, ist das schön!

An der Stelle muss ich noch einmal Werbung für die deutsche Ostseeküste machen. Ob Schlei oder Rügen, überall nette Menschen in den Häfen, persönliche Ansprache, kleine Preise, gutes Essen …

Hier in Vieregge ist es wieder ganz besonders: Obwohl wir am Reeckmannschen Außensteg liegen und dafür nicht bezahlen, steht uns der freundliche Service zur Verfügung. Auf der Brötchentüte steht mein Nahme und „Guten Morgen“ und ein Smiley. Frau Frank ist auch Inhaberin von Wellmare und verbreitet, strahlt Freude aus.

Rainer ist begeistert. Ich werde ihm hier noch viele solcher Orte zeigen können, aber heute werden wir erst einmal durch die schöne, abgelegene Natur über Neuenkirchen nach Liddow wandern, um Rolli Reeckmann einen Besuch abzustatten und „Brückengeld“ (Wir haben eine Flasche Whisky eingepackt) zu übergeben. Vermutlich werden wir die dann aber auch gleich gemeinsam austrinken.

29. Mai: Jo es war ein langer Tag, bei Rolli. Auf dem Weg waren wir bei Kaufmann Bunge, einem Dorfladen, der eigentlich nur morgens und abends öffnet, weil in der Zwischenzeit ohnehin niemand auf der Straße ist. Wir sehen ihn aber wir entdecken ihn an seinem Boot und gerne verkauft er uns Flaschenbier, dass wir auf der Treppe vor dem Laden trinken. Es ist Mittag und sehr heiß. Durstwetter, zuhause werfen die Obstbäume die Früchte ab.

Leider hat das Wirtshaus Montag Ruhetag, inzwischen hat der Kaufmann auch geschlossen und als wir in Vieregge ankommen ist auch das Hafenbistro geschlossen. Wir gehen an die Reserven.

30. Mai: Wir haben beschlossen, auch noch nach Ralswiek zu segeln. Von Haitabu nach Ralswiek, die bedeutendsten Wikingerorte an der deutschen Ostseeküste!

Leider findet man davon nichts in Ralswiek, hier ist alles Störtebeker. Dafür gibt es ein gutes Restaurant (Ochsenbäckchen) und ein Schiff, dass meiner früheren Mutafo sehr ähnlich ist:

Knapp 20m, 5m breit, 1905 in Komposit (Eisen genietet, Kolzboden) in Hamburg erbaut.Meine Mutafo war 22m lang, auch in Komposit 1908 erbaut.

31.Mai: Wir lassen das Ankern hinter dem Gellen ausfallen. Wetterwelt hat stärkere Winde angesagt. Durchsegeln bis Stralsund. Hafentag. Morgens erschrecke ich Rainer, als ich die Maschine anwerfe, um aus dem Hafen zu fahren. Er hatte sich wieder an seinem Lieblingsspielplatz, Computer, vergessen. Erst guckt er wie ein Erdmännchen, dann kommt Bewegung auf. Ein herrlicher Segeltag: Sonne bis 6 Bf, keine Wellen. In Rauschefahrt geht es mit allen Segeln, Genua, Groß und Besan Stralsund bei fast halbem Wind entgegen. In Böen läuft die Deep Blue über 7 kn, da heißt es sich in den engen Fahrwassern zu konzentrieren. 15.30 Uhr bin ich in der Marina in Stralsund, Nordmole fest. Auf Rainer muss ich 1 172 Stunden warten. Zeit Pellkartoffeln mit Mattjes vorzubereiten.

In Stralsund sind gerade die Hafentage, Stralsunder Woche mit Musik vor den Speichern. Regatten. Der Hafen ist gut gefüllt, wir liegen am Steg 3, Segelverein, mit dem besten WLAN, also schreibe ich mal schnell und versuche Fotos hochzuladen. Morgen Ankern in der Glewitzer Wiek.

01. Juni: Bei dem guten WLAN versuche ich noch meinen Explorer für die Telefonverbindung zum Handy in Gang zu setzen, klappt nicht.

Um 12.20 Uhr nehmen wir die Brückenöffnung und segeln zur Glewitzer Wiek. Die Badetemperatur ist 21°C, die Luft bei kühlendem Wind 23°. Baden, baden, Sonne, kühle Drinks bei Rainer, warme bei mir. Mit Rainers E-Motor fahren wir mit seinem Beiboot auch noch ans Ufer. Am nächsten Tag geht es mit meinem Beiboot nach Puddemin in das Restaurant "Luv". Mein kleiner Motor schafft die Strecke hin und zurück (4 sm) miteiner Tankfüllung. Zum Glück hat die Gaststätte geöffnet (Öffnungszeiten waren im Internet nicht herauszubekommen, Essen ist prima!

03. Juni: Anker auf, weiter geht es zunächst nach Lauterbach. Rainer ist gespannt, der Produktionsort der Vilm, die Stelzenhäuser in der Marina im Jaich. Mein Entusiasmus hält sich in Grenzen. Nach dem Besuch bin ich bestärkt, Lauterbach lohnt sich nicht. Das Beste war das Essen in einer Bude am Hafen (Fish & Ships und frisch gezapftes Bier). Die Marina im Jaich hat sich zu einem Getto auf Stelzen entwickelt. Sie bewirtschaften auch den Ortshafen, Liegegeld ist in der Marina im Jaich zu entrichten, wenn nicht kostet es 5 € extra. Eine Frechheit. 

03. Juni: In der Nachbetrachtung zu Putbus hat der Ort im Verhältnis zu den anderen besuchten Orten sehr verloren. Budenkultur im Hafen und Gettokultur im Jaich. Man sollte dem Gesundheitsministerium das Pfahlbautengetto für den Fall empfehlen, dass eine schlimme Seuche ausbricht. Dort könnten die Infizierten separiert genesen.

Auch Rainer hat schnell sein Interesse an dem Ort verloren und so segeln wir nach dem Mittagessen in die Zicker See auf den Ankerplatz. Rainer ist früher dort und ankert auf dem ausgewiesenen Ankerplatz. In der Vergangenheit habe ich das auch so gemacht und beobachtet, wie größere Boote am dort stehenden Dalben festgemacht haben. Das mache ich auch und liege total sorgenfrei. Wir machen mit Rainers Beiboot eine kurze Reise (50m) nach Klein Zicker und wandern auf den Hügel.

Am nächsten Tag nehmen wir mein Beiboot, um in den Fischereihafen Thiessow zu gelangen. Der Hafen bietet erstaunlich viel Platz und eben den rustikalen Charme eines Fischereihafens. Hier ist mehr zu besehen, als in Lauterbach! Wir wandern, kaufen im Ort ein und gehen schließlich im Hafenrestaurant Hornfisch essen, für 9,90 €! Es wird wohl der letzte der Saison. Nebenan befindet sich noch eine Fischräucherei, alles arbeitet dort Hand in Hand.

04.Juni: Jetzt verholen wir uns nach Seedorf. Der Wind ist frisch und der Greifswalder Bodden zeigt, was er kann. Ich komme kaum gegen den Wind aus der Einfahrt, kurze steile Wellen. Ab der Ansteuerungstonne läuft es schräg zu den Wellen besser und bei der Einfahrt in die Having läuft das Boot mit der gleichen Motoreinstellung 6 kn. Um 16 Uhr sind wir beide gut an den Pfählen vertäut und wir können den ersten Landgang zur Weinbar unternehmen und viele Bekannte treffen.

05. Juni: Wanderung über Moritzdorf-Baabe-Sellin-Neuensien, zurück zum Boot. Rainer behauptet, es wären 25 km Wanderweg gewesen. Wir verziehen uns gleich aufs Boot, genug gelaufen. Morgen will ich Rainer das Jagdschloss Granitz zeigen.

Also geht es am nächsten Tag wieder los, aber der Weg ist nicht so weit und es gibt mehrere Raststätten auf dem Weg: Kirche Lanken-Granitz, Biergarten der Haltestelle Garftitz des „Rasenden Roland“, Biergarten am Kavaliershaus vom Jagdschloss Granitz. Rainer besteigt den Turm. Ich schenke mir das dieses Mal und frage statt dessen den Aufsichtsmann, der aber keine Ahnung über die Historie hat. Zurück geht es den gleichen Weg mit Fotostop am „Rasenden Roland“. Jetzt weiß Rainer auch das eigenartige Heulen richtig zu deuten. Den Weg über die Steingräber lehnt er aber ab, tote Steine. Wir nehmen uns Räucherfisch und Fischsalat von der Fischräucherei in Seedorf, mit, Der Inhaber, Liedke, ist mit dem Ritter Carlos von Liddow verwandt.

07. Juni: Da segeln wir noch einmal nach Thiessow. Der Ort hatte uns gut gefallen und heute ist Bauernmarkt im Hafengelände. Es ist wirklich großer Trubel. Wir treffen noch einen 82-jährigen Segler aus Tönning, alte Schule: als wir ihn ansprechen, bittet er uns auf Boot. Dann nehmen wir noch mein Schlauchboot mit, das ich dort bei den Fischern deponiert hatte und segeln zurück nach Seedorf.

Morgen geht es zum Blues nach Binz. 11 Uhr wandere ich los, Rainer fährt einen anderen Weg mit dem Bordrad. Wir treffen uns im Kurpark, auch Heidi ist schon dort und der Blues beginnt.

Wieder eine schöne Veranstaltung mit interessanten Musikern und immer noch dieses tolle Sonnenwetter.

Am 10. Juni bringt Heidi mich zurück zum Boot, sie hat den neuen Windgenerator „Rutland 504“, mein Regress (der alte hat nur ein Jahr gehalten) dabei. Eigentlich komme ich mit dem Bordstrom sehr gut aus, die Batterien sind voll und Handy, Kindle und Computer werden sicher geladen. Heidi fährt nachmittags und ich bau das Gerät gleich an. Anfangs denke ich, dass der Anschluss nicht korrekt ist, weil er trotz Lauf nicht lädt, aber, wie soll er auch, wenn die Batterien voll sind. Alle Verbraucher an und siehe da, er schaltet sich mit ein.

Rainer kommt abends durchnässt am Boot an. Am Nachmittag hat es auf dem Festland Gewitter gegeben, hier kommt auch Regen an und den hat Rainer aufgesammelt. Einige Spezialkakao erwärmen ihn dann wieder.

11. Juni: Eigentlich wollten wir heute weiter nach Freest, aber der Wind kam kräftig und böig genau aus der Richtung, also einen Tag warten im schönen Seedorf. Und nun nach dem Regen ist es auch in der Sonne wieder auszuhalten.

12. Juni: Der Wind hat zu unseren Gunsten gedreht und weht mit 4 Bf, so können wir direkt von der Having in den Peenestrom mit Backstagskurs laufen. 8 Uhr ging es los 11 Uhr waren wir im Hafen Freest. Der Hafenmeister hat uns einen Platz im Fischereibecken zugewiesen. Wir kaufen im Laden am Hafen ein besuchen den Segelverein Freest und die Bootsbauwerft. Hier ist richtig Betrieb und wir schauen uns an, wie eine Planke gedämpft und dann an einer Jolle angepasst wird.

13. Juni: Wir sind noch einen Tag in Freest geblieben. Das Wetter passt nicht, um nach Lohme oder Arkona zu segeln, Rainer möchte Kröslin sehen, nachdem er Lob von einem Vereinskameraden gehört hat, und ich würde gerne Ingo Beier, meinen Museumshafenfreund besuchen, wo sich auch Walter aus Lübeck aufhalten soll.

Also auf nach Kröslin. Der Ort ist tot, das Zentrum ist jetzt die Marina, aber auch die ist tot. Boote aus ganz Deutschland liegen hier, aber die Eigner sind noch nicht da. Die Stege sind 300 m lang (ein weiter Weg zu den Toiletten), an ihnen liegen 120 Boote. Wir sind die einzigen Gäste in der Hafenbar und Rainer beim Friseur. Ich fand die Marina immer ein Ungeheuer und Rainer ist auch total enttäuscht, wie kann man das gut finden?

Abends geht es in die andere Richtung nach Spandower Hagen, wo Ingo auf einem Forsthof mit seiner Bootsbauwerkstatt, Segelmacherei und maritimem Service residiert. Jetzt hat er Wasser- und Landflächen im Lubminer Hafen gepachtet und dort sein Marine Service Unternehmen angesiedelt. Er zeigt uns den Hafen, wo ich auch Walter aus Lübeck wieder treffe.

Am 14. Juni passt der Wind für den Kurs aus dem Greifswalder Bodden, Rügens Ostküste hoch. Herzliche Verabschiedung von Horst, dem Hafenmeister, Liegegeld mit Rabatt, Kumm man eins wedder! Die ganze Zeit waren dort Fischer unterwegs, man konnte Frischfisch kaufen oder nur zusehen, das hat Flair!

Für mich ist das schon der Start zur Langfahrt nach Schweden. Südlich Thiessow schläft der Wind fast ein. Rainer wirft die Maschine an (immer, wenn die Geschwindigkeit unter 4 kn fällt), ich dümple erst einmal weiter und höre die Aufzeichnung von „Zwischen Hamburg und Haiti“, NDR vom 25.05.: Die Entdeckung der Langsamkeit, Rügen und das besondere Gefühl für Zeit. In Lohme komme ich auch noch an (es stinkt mal nicht!) und wir beschließen den Abend im Fischrestaurant, nehmen bei einem Rum bei Rainer Abschied. Hier trennen sich unsere Wege. Er segelt zurück nach Bremerhaven und ich nehme Kurs auf Bornholm.

15. Juni: Frühstücken, Duschen, Haare waschen, 8 Uhr Ablegen nach Bornholm, Halbwindkurs, Genua, Großsegel und Besan, es geht flott voran. Die Großschiffe machen einen gehörigen Bogen um mich. Um 11 Uhr bin ich beim Windfeld Wikinger, das will ich mir genau ansehen, also dicht ran, werde aber vom Guard Vessel verjagt 2 sm Abstand. Haben die Geheimnisse? Es läuft so gut, dass ich gleich an die Nordspitze von Bornholm segle und vor Sandvig ankere. 65 sm in 11 Stunden. Auf dem ganzen Törn habe ich viele Frachter und Fähren gesehen, aber nicht einen Segler. Schon weit vor Bornholm habe ich super Empfang mit dem Handy und kann mit Heiko (Mecklenburger Yachtklub) telefonieren, der im Kalmarsund segelt.

Das nächste Ziel ist Utklippan. Da bin ich immer vorbei gesegelt, obwohl dies ein besonderer Ort, ein Vorposten in der Ostsee ist. Auch hier ein starkes Netz 4G. Der Wind ist schwächer als erwartet, so dass ich teilweise mit Motor fahre und bei wenig Verkehr die Möglichkeit nutze meinen Maschinenraum zu überwachen, wo kommt das Wasser in der Bilge her? Endlich entdecke ich, dass es aus dem Schnüffelventil auf einen Schlauch tropft, von dort über die Schallisolierung in die Bilge sickert. Das soll man finden! Mit einem Bleistiftstummel ist der Schwanenhals verstopft und die Bilge trocken.

Utklippan hat wieder einen agilen Hafenmeister, der hilft, wenn erforderlich. Ich bin zu schnell, um so netter beantwortet er alle meine Fragen.

Utklippan

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

17. Juni Früh schnattern die Enten so laut und eigenartig am Boot, dass ich glaube es seien Windgeräusche. Ich wollte früh los, weil der Wind kräftig zulegen soll (Wetterwelt macht immer richtige Voraussagen!). Also 6 Uhr Ablegen und Kurs Kalmarsund. In Kalmar wollte ich frisches Brot kaufen und eigentlich noch weiter. Dann habe ich allerdings den allerbesten Platz, direkt vor der Touristinfo bekommen und bin eine Nacht geblieben. Abends Fußball im Straßencafe, die Hälfte waren Deutsche oder Sympathisanten, aber es hat nichts genutzt, 0:1 gegen Mexiko. In der Sauna danach treffe ich einen Holländer, dem die Schären nicht so gut gefallen, weil da zu viele Bäume draufstehen.

Ich bin total ausgeruht, um 5 Uhr bin ich jetzt immer das erste Mal wach und frühstücke. Auf geht es in die Schären. Auf dem Weg wird schon der Heckanker klargemacht. 11 Uhr Einfahrt ins innere Schärenfahrwasser hinter der Insel Runnö. Kurz danach ein bestialischer Gestank: Kormoransiedlung!

Ich habe mir eine völlig geschlossene Bucht ausgesucht, „Solbergnäset“, weil es Dienstag wieder heftig aus West wehen soll. In der Einfahrt macht es einen Knick um 90°, so dass man wie auf einem kleinen See liegt. 12.30 Uhr bin ich schon vor Heckanker am Felsen fest und kein anderes Boot ist in Sicht, meine Insel Näset. Der Rundgang offenbart, dass die ganze Insel ein großer Steinbruch mit Steinmetzen war. Als es mit den Steinen im ersten Weltkrieg schon zu Ende war (Beton), kamen die Aufträge aus Deutschland für die 1000-jährigen Granitbauwerke und Denkmäler. Der Steinbruch gehörte sogar der Stadt Berlin.

Solberganäse

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solberganäse Steinbruch

Solberganäse Berlin

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

19. Juni: Was tun am Schärentag? Der Heckanker hält, also Wanderung nach Oskarshamn, Stadt erkunden und fehlende Seekarte und Gastlandflagge kaufen. 11 km. Kurz gesagt, die Stadt und die Marinas sind Sch… Es gab nicht ein Straßencafe, in das man sich setzen mochte, das Zentrum ist klein und heruntergekommen. Rundum sind schwedentypisch Genossenschaftssiedlungen ohne Infrastruktur. Als Fußgänger nach 11 km fällt einem das besonders auf die Füße. Immerhin habe ich Karten und Gastlandflagge bekommen und habe die Stadt schleunigst verlassen. 11 km

Auf dem Boot wieder angekommen habe ich erst einmal im Salon aufgeräumt und meine alte schwedische Gastlandflagge wiedergefunden. Wer jetzt noch eine braucht…

20. Juni: Der Wind lässt zwischen 11 und 15 Uhr nach 4-6 Bf, statt 5-7. Die Zeit will ich nutzen, um ein kleines Stück weiter zu kommen. Ich habe mir Stora Kättelsö ausgesucht, direkt am Weg und nach SW gut geschützt. Also nur kurz nördl. Oskarshamn.

Anker auf war anstrengend, neben dem Gewicht des Ankers hatte ich einen riesigen Bart mit Kraut und Schlamm zu hieven. 12.30 wieder fest am Felsen, diesmal brauche ich keinen Heckanker. Hier habe ich wieder einen rundum unverbauten Blick, auch auf den Kalmarsund. Baden bei jetzt 10°C fällt kurz aus.

21. Juni: Weiter geht es nach Norden, aber in Schärenschritten, so um die 10 Meilen. Ich habe mir Orrholmen ausgeguckt, der halbe Weg nach Klintemala. Den Platz habe ich nur in dem Buch von Parczyk gefunden (nicht angegeben im schwedischen Detailführer des schwedischen Kreuzerklubs). Ein Abzweig vom Krakelundfjord in N-S-Richtung, also guter Schutz vor westlichen Winden. Kurz vor der Einfahrt in den Fjord sind mehrere Yachten unterwegs, aber alle segeln vorbei, ich bin wieder ganz allein und kann mir den passenden Platz am Felsen aussuchen.

Schärennavigation, meine Erfahrungen: 1. Vor den Einfahrten in die Schären bläst immer ein kräftigerer Wind als auf See. Segel rechtzeitig wegnehmen! 2. In den Schären ändert sich die Windrichtung nach dem Injektorprinzip, Wind von West reißt hier den Wind aus Nord mit. 3. Wenn du einen windstillen Anleger am Felsen gefunden hast, eine Leine am nächsten Baum, und willst den Anleger trinken, kommt ein schwedischer Motorbootfahrer mit Höchstgeschwindigkeit vorbei und du überdenkst deine Mooringsituation neu.

Ich habe, trotz Landkontakt, das Beiboot zu Wasser gelassen und einen Anker ausgebracht, um mich gegen den Fels/ die irren Motorbootfahrer zu sichern.

Netz ist hier schlecht, also Handy in die Overboard-Hülle und am Mast geheißt, schon klappt es (nicht mit dem Telefonieren, aber Nachrichten).

Da ich das Beiboot nun mal schon im Wasser habe, fahre ich eine Runde im Fjord und finde bestätigt, dass ich den besten Platz an den Felsen gefunden habe. Dann genieße ich die Ruhe und die Landschaft. Darüber hinaus gibt es aber auch nichts sehenswertes und nun nach 3 Tagen Schären… Ich bewundere die Buchschreiber, z.B. die Parczyk’s, die jetzt offensichtlich den gesamten Fjord mit Beiboot und Lot vermessen haben, um dieses hervorragende Buch zu schreiben und mir diesen Platz zu empfehlen. Hut ab und danke!

 

22. Juni: Midsommar: Ich war mal wieder früh wach und habe nach dem ersten Kaffee schon mal das Deck klariert, eine jetzt nutzlose Leine (der Wind hat nördlicher gedreht) zum Land eingesammelt. Ich will auch früh los nach Klintemala, bevor alles geschlossen und im Rausch ist. Im Fjord ist es total windstill. Den Anker muss ich ausfahren, das geht gut und er ist sauber, also kiesiger Grund. Langsam geht es mit Motor voran, draußen pfeift der Wind, dass ich von Hand steuern muss, weil die Automatik es bei dem böigen strahlenden Wind oft nicht schafft. Segelboote sind mal wieder nicht unterwegs, es ist lausig kalt (Segelanzug). Klintemala hat nur 12 Gastliegeplätze, hoffentlich bekomme ich einen (heiße Dusche wäre schön), aber man kann rundum auch ankern.                   

Der Hafen ist dann sogar ziemlich leer, kein Problem, auch nicht mit dem Anlegen mit Heckbojen, der Wind kommt genau von vorn. Der Hafenmeister erklärt mir, dass Klintemala das Outback wäre, ähnlich dem hohen Norden. Den Hafenmeister macht er nur, weil sich kein anderer gefunden hat und gleichzeitig ist er Köpman und Cafe’-betreiber. Seine Leidenschaft sind Jagen und Fischen, deshalb ist er hier. Unter dem Ladentisch bekomme ich richtiges Bier.

Klintemala

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Midsommar Klintemala

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Midsommar Floss

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich werde zur Midsommarparty auf der Festwiese eingeladen. Ansonsten ist hier bis Mittag reger Motorbootverkehr. Die Motorbootfahrer (und die sich mit Motorbooten befördern lassen) feiern offensichtlich auf einer Insel (Vinö?). Ich genieße eine ausdauernde heiße Dusche.

15 Uhr steigt hier die Midsommerparty bei Sonnenschein auf einem Dorfplatz mit geschmücktem Baum (midsommarstangen), Musik und Reigentanz. Alle Frauen mit Blütenkranz und meist weißen langen Sommerkleidern. Die Männer beschwören mich, dass dies die lebenswerteste Region und Gemeinde ist. Nach einer Stunde ist das Meiste vorbei und die Leute verpieseln sich.

Neben mir liegt eine wunderschöne dt. Yawl, vielleicht 13 m, aber die Eigner sind nicht da. Danebeneine 70 Fuß-Yacht aus Gernsey mit Verwandten (Vater und Sohn) aus Südafrika, die deutsch sprechen. Sie sind etwas unglücklich, wollen was erleben und sind falsch in den Schären. Wo kommt man hier auch mit einem 70-Fuß-Schiff unter. Sie wollen nach Stockholm. Um einen Liegeplatz zu finden, brauchen sie einen Makler, teuer!

Am nächsten Mittag lege ich ab, der Wind soll gegen 14 Uhr noch zu meinen Gunsten drehen. Mit Großsegel (bei der Ausfahrt noch zur Sicherheit mit Motorunterstützung geht es langsam zur nächsten Schäre, Händelöp huvud. Die stellt sich dann als Highlight heraus. Mein Plotter, der mir bisher immer geholfen hat, steigt aus. Ganz langsam (Leider kein Matrose am Bug) geht es zwischen Felskante und großen Steinen hindurch, auf jeder Seite vielleicht 1 – 2 m Platz an den Felsen.

Händelöp Huvud

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Händelöp Fischerhafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übrigens, es ist ja Midsommar-Sonnabend und plötzlich sind relativ viele Boote unterwegs. Unterwegs treffe ich auf fast allen Schären lagernde Gruppen und es ist auch wieder warm.

24. Juni: Genauso langsam wie hinein fahre ich auch wieder hinaus, bis ich in den Schärenweg einsteuern kann. Dann geht es durch den Spärö-Sund, indem sich gerade zwei Segelboote begegnen können und links und rechts 20 m hohe Felsen aufragen nach Västervik.

Ich gehe in die Pampas-Marina, weil sie am dichtesten am Stadtzentrum liegt und ich auch einkaufen will. Wieder eine gute Wahl, nette Bootseigner mit Hang zu Aussteigern, interessante Boote. Natürlich schaue ich mir bei einem ausgedehnten Stadtrundgang auch den großen Gästehafen gegenüber an, aber wie schon in Kröslin, riesig und tote Hose. Die Gaststätte ist geöffnet, aber es sitzt dort nur ein Paar und ich ziehe es vor, schleunigst wieder in das sehenswerte und auch lebendige Stadtzentrum zurückzukehren.

Västervik ist übrigens die „neue“ Stadt. König Erik von Pommern hat die Burger von Gamleby aufgefordert, sich hier, näher an der See, anzusiedeln und ihnen dafür drei Jahre lang die Steuer erlassen. Ich rede mit mehreren Leuten und alle beteuern, dass dies die schönste Schärenküste ist, vielleicht bis Stockholm.

Nach einem Stadttag habe ich wieder Lust auf die Schären. Ich will mich morgen mit Heiko vom MYC treffen, der sich hier schon längere Zeit aufhält (heute war er noch in Valdemarsvik).

25. Juni: Um 7 Uhr geht die Arbeit in der Marina los. Ich gebe ihnen 15 min und versuche dann in der Marina/Werft/Volvowerkstatt ein neues Schnüffelventil zu bekommen. Haben sie nicht, haben aber auch keinerlei Ahnung, suchen an falschen Stellen im Volvo-Katalog. Ich verabschiede mich, zahle aber auch keine Liegegebühr.

Es geht gut voran, z.T. mit Großsegel und Fock, z.T. aber nur mit dem Groß als Stützsegel + Motor.

12.30 Uhr komme ich an der Tonne in Jungfruskär an. Dort liegt Heiko mit seiner Orisby mit der Mitgliedschaft in der schwedischen Kreuzerabteilung und einer riesen Erfahrung in dem Gebiet. Er ist jetzt das dritte Jahr hier in den Schären und kennt sich wirklich aus. Mit meinem Schlauchboot erkunden wir die Felsen, es ist eine Schäre, die schon relativ weit draußen in der See liegt und einen anderen (nackteren, felsigeren) Charakter hat, als die zuletzt besuchten (bewaldeten) hat. Es ist sehr angenehm einen Freund auf See zu treffen.

Jungfruskär

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir verabreden, am nächsten Tag gemeinsam einen Ankerplatz bei Stora Slipholmen aufzusuchen. Ich versuche es erst bei leichtem achterlichen Wind nur mit dem Großsegel voran zu kommen, aber ich kann nicht mit Heiko und seiner leichten Hiddensee unter Genua mithalten, also setze ich auch die Fock und ziehe nun an ihm vorbei. Es geht durch ein sehr engen Nebenfahrwasser. Das Boot habe ich fest an einem Felsen, als auch Heiko ankommt, so dass er bei mir längsseits festmachen kann. Mein Anlegemanöver wird interessiert von einem Seehund beobachtet, der auch am Abend noch einmal nach uns sieht. Heiko ist erstaunt, wie schnell ich mit meinem Anlegemanöver fertig bin.

Mein System: Zunächst natürlich die geeignete Stelle am Felsen finden (Abstieg, Baum, Felsbrocken oder Spalten für Felsnägel zum Festmachen). Dann Anfahrt auf den Felsen, Heckanker mit 5 m Kette und ca. 40 m Leine steht bereit und wird 2 Bootslangen vor dem Felsen ausgebracht. Dann kümmere ich mich nur um die Annäherung an den Felsen, gehe an Land und mache den Bug mit einer Leine an Land fest. Dann wird die Heckankerleine dicht geholt. Meist sind es 4-5 m Wassertiefe und ca. 20 m Ankerleine, das hält. Notfalls, wie in diesem Fall eine zweite Bugleine an Land festgemacht, um den Ausstieg zu erleichtern. Fertig. Natürlich darf man nicht auf einen in irgendeinem Revierführer ausgewiesenen Super-Platz festgelegt sein, wenn es mit dem Wind nicht passt und stärkerer Wind bei engem Raum von der Seite weht. Karte lesen und Platz aussuchen. Hier in den Schären sind die Möglichkeiten unerschöpflich.

Wir haben hier nochmal einen schönen Abend mit Grillen, Sonnenuntergang, Seehundbesuch und Klönschnack. Auf der anderen Seite der Schäre (200 m) ist ein Steg, vier Boote liegen daran und abends ist die Sonne weg.

St.Slipholmen

 

27.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Juni: Nun heißt es Abschied nehmen. Heiko wird sich noch den Sommer hier herumtreiben, ich will langsam zurück nach Hause. Wir trennen uns am Ankerplatz wie im Film, Heiko fährt in die eine Richtung und ich in die Entgegengesetzte. Der Wind kommt von vorn und ich muss mit dem Motor fahren, am Ende geht es auch mit Segel, aber ich will mir eine gute Ausgangsposition für den angekündigten frischen Wind aus Nord verschaffen, der mich durch den Kalmarsund bringen soll. Nach drei Stunden Motoren gegenan habe ich die Nase voll und wähle die erste und einfachste Option, Anleger an Idö, mit Restaurant auf der Anhöhe. Für 160 Kr. Inkl. Dusche kann ich auf den passenden Wind warten.

Idö Hafen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Reisebericht 2014

 

 

2014 - fing zwar gut an, es gab früh warme Tage, aber dann war es lange kalt oder windig. Wir hatten das Boot im Wasser gelassen und uns vorgenommen im Frühjahr einen Decksbelag aufzukleben, für mehr Standsicherheit. Bei der Gelegenheit sollte die alte, oft geflickte, Scheuerleiste aus Eisenholz und Teak entfernt und erneuert werden. Alte Scheuerleiste ab, ging schnell.

Alte Farbe (mit Quarzsand gemischt) runter, war leicht gedacht aber sehr mühsam. Ich dachte, ich könnte die Decksfarbe mit einer Heißluftpistole weich machen und abschieben. Leider löste sich dabei auch der Kleber der unterlegten Glasmatte. Quarzsand schleifen geht auch nicht gut. Es dauerte also. Aber, wenn schon, denn schon: Schwachstellen im Deck ausbessern, dann eine Lage Gewebe mit Harz aufkleben, danach der Belag. Anker für die Scheuerleiste (Messingdübel), Scheuerleiste ankleben und verschrauben. Hat alles bis Mittsommer gedauert! Boot erst fertig, wenn die Tage kürzer werden!

ganze Arbeit

Sommersonnenwende war auch noch kalt!

 Sommersonnenwende kalt1

Dann aber los, alles ausprobieren, segeln nach Kühlungsborn, es ist Juli.

Danach mit Heidi in unser „Hausrevier“ nach Gedser, in den Guldborgsund, Nysted und zurück nach Rostock (zur HanseSail). Wir haben Gedser bisher immer links (rechts) liegen lassen, zu steril die Anlage. Jetzt versuchen wir es einmal. Der Wind weht kräftig aus West und wir sparen uns die Weiterfahrt. Die Marina in Gedser hat, wie der gesamte Ort, keinen Charme aber der Service ist ok, abgesehen von dem unpersönlichen Bezahlautomaten. Am nächsten Morgen brechen wir zu unserem Lieblings-Ankerplatz hinter Flatö auf und genießen die Ruhe. Seit Langem sind wir hier allein, Ankern scheint aus der Mode gekommen zu sein? Für den nächsten Tag wollen wir uns in eine gute Ausgangslage für den Rücktörn bringen, SW ist angesagt. Von Nysted können wir Rostock anliegen. Die kleine Stadt ist niedlich, aber auch hier stehen immer mehr Häuser leer. Dänemarks Randlage, die Ostsee trennt immer noch mehr, als sie verbindet. In der gesamten Region (Gemeinde Guldborgsund) wird mit Plakaten für die Haikutterregatta nach Rostock, anlässlich der HanseSail, geworben. Während der HanseSail selbst haben wir die Haikutterregatta nie so wahrgenommen. Bei der Abreise ist ein großes Festzelt im Hafen aufgebaut.

Im August (nach der HanseSail) besuche ich die Orte wieder mit Segelfreund Mathias und Freundin Antje aus dem Museumshafen. Sie kennen diese Region „vor der Haustür“ noch nicht. Wind aus SW 5-6 Bf, in Böen 8. Flottes Segeln, Wellen werden größer, nicht Jeder verträgt das. Wir segeln mit einem Reff im Groß und der Fock. Nach der Überfahrt muss wieder das Groß genäht werden, diesmal eine Lattentasche. Der erste Hafen wird angelaufen, Gedser. Am nächsten Tag verpassen wir die Brückenöffnung in Nyköbing und fahren zurück zum Ankern hinter Flatö. Ein Fischer kommt vorbei, wir reichen ihm ein Rostocker Bier rüber und erklären, dass wir aus Rostock kommen. Er zeigt, wo wir noch besser ankern könnten. „Hast Du einen Kieker? Dann siehst Du einen roten Ball. So weit kann man gehen.“ Man lernt immer dazu, wenn man mit den einheimischen Fischern schnackt. Am Nachmittag setzen wir mit dem Beiboot und Grillzeug zum verfallenen Anleger über, der Wind schläft etwas ein, ein magischer Ort. Ein alter Tingplatz? Gute Entscheidung hier wieder zu ankern! Weiter nach Nyköbing, dann ankern (festmachen) an der ausgelegten Ankertonne im Sund, hier kommt der Wind aus West nicht an. Auch die Ankertonne der dänischen Seglervereinigung ist immer frei, bequemer geht es eigentlich nicht. Von hier kommen wir am nächsten Tag auf einem Bug nach Femö. Abends finden wir den Kro nicht, zurück zur „Bordbar“. Zurück durch den Guldborgsund, Stop an der Ankertonne. Wir erkunden das Land, suchen ein interessantes Motiv für den Maler, finden Topinambur, Anischampignons und Äpfel. Topinambur soll das Beste für die Darmbakterien sein, stimmt. Nysted steht noch auf der Wunschliste von Mathias und Antje. Der Wind weht immer noch mit 6-7 Windstärken aus SW, Sturmfock, ein Reff im Groß. Wir brauchen für die 12 Meilen 5 Stunden. Anlegen unter einer Gewitterbö macht es nicht einfach. Nicht der beste Hafen bei SW, achtern platschen die Wellen gegen den Rumpf. Segel nähen ist wieder angesagt (eine gern getane, meditative Beschäftigung). Antje und Mathias gefällt die beschauliche kleine Stadt sehr und suchen nach einem passenden Haus (auch hier schon viel Leerstand). Antje ist auf Einkaufstour. Abends werden wir vom Touristbüro im Hafen zu Rotwein und Plausch eingeladen. Dort gibt es eine Laien-Kunstausstellung. Mathias zeigt seine auf der Reise entstandenen Bilder und es entsteht der Plan einer Ausstellung im nächsten Jahr anlässlich der Haikutterregatta. Uns wird erklärt, dass sich die Gemeinde um engere Verbindungen zur Region Rostock bemüht und Antrag auf Städtepartnerschaft gestellt hat. Für den nächsten Tag sind wieder 6-7 Bf angesagt, nach Mittag soll der Wind etwas nachlassen. Das warten wir ab, Antje wird auf die Fähre geschickt und wir segeln 14 Uhr nach Hause. Als wir aus dem Fahrwasser beim Windfeld sind, tauschen wir die Sturmfock gegen die große Fock und es geht flott voran. Eine schöne Reise!

September steht Hiddensee auf dem Plan. Am 03.09. ist Ausstellungseröffnung von Mathias Buss. Wir (Jimmy Rathge und ich) wollen dabei sein. Abreise am 01.09. Der Wind passt gar nicht, SO 3-4 sind angesagt, stimmt aber nicht, ab 10 Uhr NO 5-6 Bf. Egal, wir kreuzen voll besegelt gegen Wind und Strom. Vor Darßer Ort an der Westküste reißt ein Gatchen am Hals der nagelneuen Genua aus, war sowieso zu viel. Fock setzen. Es wird dunkel und wir können den Nothafen nicht mehr anlaufen. Es sollen Pricken in dem schon wieder eingeengten Fahrwasser gesteckt sein, die wir nicht sehen können. Das soll ein Nothafen sein? Vor Hiddensee ist der Strom aus dem Gellenfahrwasser so stark, dass wir das Windfeld Baltic 1 auf der Kreuz gleich zweimal an der gleichen Stelle erreichen. Damit ist ankern vor Hiddensee auch nicht mehr sinnvoll, weiter direkt nach Kloster. Als wir in der Fahrwasserenge den Motor starten, stottert er und verabschiedet sich mehrmals. Erst geht es auch mit den Segeln allein. Im Hafen hilft er uns, wenn auch störrisch beim Anlegen. Um 10 Uhr nach 25 Stunden machen wir dort fest und sind noch vor dem Künstler dort. Wir helfen beim Aufbau der Ausstellung, tragen Plakate in einige Kneipen aus, sehr anstrengend, abends Vernissage, das dauert auf Hiddensee bis 3.30 Uhr! Am nächsten Tag Inselrunde, abends Treffen beim Inselwirt Uwe Gohlke in Hedins Oe. Die Gerichte und der Art der Zubereitung konnten wir nicht widerstehen. Auch hier wird es bei Inselgeschichten Mitternacht. Der Wind soll noch einen Tag länger aus Ost wehen. Das gibt uns die Gelegenheit noch die Vorstellung in der Seebühne zu sehen, Der Sturm nach William Shakespeare. Am Tag reinige ich noch die Dieselfilter und siehe da, der Motor läuft wieder zuverlässig. Am Sonnabend legen wir 7.30 Uhr ab, nachdem wir unser Liegegeld beim Hafenmeister in den Kasten gesteckt haben und uns über angefressene Brötchen unter der Spray hood gewundert haben, trauen sich Möven das? Angesagt sind 3-4 Windstärken aus Ost, zuerst sind es knapp 2 Bf bei Sonnenschein, baden und sonnen sind angesagt. So dümpeln wir bis 14.30 Uhr zum Darßer Ort, danach frischt der Wind endlich auf und bei nun halbem Wind laufen wir 7 kn und sind 21 Uhr fest am Schnatermann. Einige Vereinsmitglieder erwarten uns schon mit Lagerfeuer, aber wir sind zu müde und fahren lieber nach Hause.

 

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